RE: Grundsatzfragen zu Sounddecodern

#1 von BigDee , 15.11.2020 17:32

Moin zusammen,

ich bin ganz neu hier und habe auch seit 35 Jahren keine Berührung mehr mit Modellbahnen gehabt. Jetzt, im zarten Alter von 50+, ist mir das Thema plötzlich wieder vor die Füße gefallen. Und da man ja bekanntlich klotzen und nicht kleckern soll, will ich gerne digital einsteigen.

Ich habe mir jetzt wieder ein kleines, größtenteils gebrauchtes, Sammelsurium an Fleischmann Piccolo (das System meiner Jugend) angeschafft - bislang alles analog. Daraus soll keine riesige Anlage werden, sondern vielmehr einige "über dem Schreibtisch Gleise". Die Gleise sollen auf Brettchen montiert werden, die ich direkt an der Wand befestige. Dazu kommen auf die Gesamtlänge von knapp 5 Metern, noch ein paar Weichen, so, dass ich wenigstens etwas spielen kann.

Einige Loks würde ich gerne mit Sound ausrüsten, den Rest mit "geräuschlosen Decodern". Das Ganze will ich mit DCC++ auf Arduino Basis als Basestation realisieren. Das soll dann per Rocrail oder JMRI (da bin ich noch unschlüssig) angesteuert werden. Wenn das Ganze irgendwann funktioniert, habe ich hier noch einen Raspi übrig, der dann als Server fungieren könnte. Ich bin zwar kein Elektroniker, aber das ist nicht das erste Projekt dieser Art, angefangen von Quadrocoptern vor ca. 15 Jahren, über eine CNC Fräse, bis hin zu 3D Drucker und Home Automation, habe ich schon einiges in dieser Richtung erfolgreich realisiert.

Ohne irgendeine Ahnung von Decodern zu haben, würde ich nach längerer Lektüre verschiedener Quellen im WWW, momentan Döhler und Haas, Esu oder Zimo als Decoder anstreben (falls jemand einen besseren Vorschlag für mein Vorhaben hat oder mir die Wahl erleichtert: Nur zu... )

Jetzt würde ich mich gerne vergewissern, dass meine bisherigen Erkenntnisse richtig sind:

DCC ist ja ein Standard, d.h. mit dem o.g. Setup sollte es problemlos möglich sein, Decoder zu manipulieren (CVs auslesen bzw. schreiben). JMRI z.B. bietet den DecoderPro an, der das alles können soll. Ist die Annahme das alles mit JMRI und dem Arduino mit DCC++ zu können, so richtig?

Angenommen, ich würde einen leeren Sounddecoder kaufen und lade die entsprechende Programmer Software des Herstellers herunter, kann ich dann mit der o.g. Hardware auch die Sounds in den Decoder bringen oder brauche ich dazu von jedem Decoder Hersteller einen passenden Programmer (was ich, da es ja ein Standard ist, kaum glauben mag)?

Für sachdienliche Hinweise bin ich mehr als dankbar. Falls jemand irgendwelche Links hat (vorzugsweise welche, die ich noch nicht kenne... ), freue ich mich auch über die.

Vielen Dank für's lesen und hoffentlich weiterführende Kommentare,
Dieter


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RE: Grundsatzfragen zu Sounddecodern

#2 von vikr , 15.11.2020 19:25

Hallo Dieter,

Zitat

will ich gerne digital einsteigen.
...


Du bist im optimalen Alter die Überschrift ist aber eigentlich irreführend.

Zitat
einige "über dem Schreibtisch Gleise". Die Gleise sollen auf Brettchen montiert werden, die ich direkt an der Wand befestige. ...
Gesamtlänge von knapp 5 Metern, noch ein paar Weichen, so, dass ich wenigstens etwas spielen kann.


in N reicht die Schreibtischlänge für ein erstes Testbrett völlig aus.

Zitat

Einige Loks würde ich gerne mit Sound ausrüsten, den Rest mit "geräuschlosen Decodern". Das Ganze will ich mit DCC++ auf Arduino Basis als Basestation
realisieren. Das soll dann per Rocrail oder JMRI (da bin ich noch unschlüssig) angesteuert werden.


grundsätzlich geht das.

Zitat
Ohne irgendeine Ahnung von Decodern zu haben, würde ich nach längerer Lektüre verschiedener Quellen im WWW, momentan Döhler und Haas, Esu oder Zimo als Decoder anstreben (falls jemand einen besseren Vorschlag für mein Vorhaben hat oder mir die Wahl erleichtert: Nur zu... )


unter "Decoder programmieren" versteht man eigentlich zwei verschiedene Dinge.
1. die Parameter des Decoders (Adresse etc.) auf die eigenen Anforderungen anpassen (Konfigurieren).
2. die grundsätzlichen Möglichkeiten des Decoders durch das Laden einer neuen Decoder-Firmware
ändern.
Für das Konfigurieren (1) gibt es Standards, z.B. nach NMRA für DCC oder nach Herstellervorgaben z.B. für Motorola oder mfx von Märklin usw.
Es gibt aber für das Konfigurieren auch Hersteller spezifische Möglichkeiten, z.B. für den ESU-Programmer.
Das Updaten der Firmware eines Decoders (2) ist meistens Hersteller spezifisch und bedarf entweder spezieller Hardware und passender Softeare, oder geht über eine übliche Computerschnittstelle mit einem speziellen Programm.

Für das Aufbringen eines neuen Sounds ist herstellerspezifisch und erfordert eine spezielle Software ist i.d.R. ebenfalls eine spezifische Software meistens auch Hardware.

In N würde ich durchaus mit D&H anfangen. Dort kannst Du dir das Gerät zu Firmwareupdate und Ändern des Sounds ggf. auch ausleihen!

Zitat
Ist die Annahme das alles mit JMRI und dem Arduino mit DCC++ zu können, so richtig?


Steuern (Fahren etc.) und Konfigurieren ja, Firmwareupdate und Sound laden i.d.R. nicht!

Zitat

Angenommen, ich würde einen leeren Sounddecoder kaufen und lade die entsprechende Programmer Software des Herstellers herunter, kann ich dann mit der o.g. Hardware auch die Sounds in den Decoder bringen oder brauche ich dazu von jedem Decoder Hersteller einen passenden Programmer (was ich, da es ja ein Standard ist, kaum glauben mag)?


Deine Skepsis ist berechtigt.

Ich würde für die ersten Erfahrungen eher zu einer weisen z21 mit Router raten, um nicht zuviele Baustellen auf einmal zu haben.Konfigurieren zunächst per z21 über das zugehörige PC-Programm (Maintenance-Tool) oder nach WLAN-Freischaltung per Z21 APP mit dem Handy.

Später kannst Du dann für beliebige automatisierte Abläufe irgendein PC-Programm nutzen, natürlich auch Rocrail.

Für das Sound-Thema kannst Du dann unabhängig ausprobieren, ob Du mit D&H glücklich bist.

MfG

vik


im Übrigen - Märklin am liebsten ohne Pukos, z.B. als Trix


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RE: Grundsatzfragen zu Sounddecodern

#3 von BigDee , 16.11.2020 00:34

Vielen Dank vik für die ausführliche Antwort.

Mir ist aufgefallen, dass ich die DCC Terminologie noch nicht ganz verinnerlicht habe. Das mit der Firmware und CV parametrieren ist mir klar, ich habe mich da nur nicht richtig ausgedrückt. Aber jeder Input hilft natürlich, das alles besser zu verinnerlichen und klarer zu sehen und zu sprechen.

Zitat
in N reicht die Schreibtischlänge für ein erstes Testbrett völlig aus.



Das soll kein Testbrett werden, sondern tatsächlich meine gesamte "Anlage". Ich möchte einfach nur ein paar Züge fahren lassen und mich daran erfreuen und wenn dann eine BR218 mit Silberlingen oder Bm 234* und passendem Sound über meinem Schreibtisch plötzlich hinter dem Monitor auftaucht, wird sich wahrscheinlich ein Gefühl tiefster Zufriedenheit einstellen.
Darüberhinaus mag ich einfach das Basteln, deswegen auch der Arduino...

*Die Loks und Züge, die mich in meiner Jugend und Kindheit begleitet haben:
Triebwagen: BR515 und VT 98 (hauptsächlich fuhr der Akku Triebwagen durch mein Heimatdorf, gelegentlich auch Diesel - mit dem bin ich dann 2 Jahre lang zur Berufsschule nach Husum gefahren. Dann kam der Führerschein...)
Rangierloks: Köf II und Köf III, sowie V60 und V100 (die V100 fuhr, wenn ich nicht irre, sogar gelegentlich mit dem Personenzug nach Sylt)
Fernzugloks: ausschließlich BR218, da wir nirgendwo elektrifiziert waren
Und wenn ich mal nach Hamburg kam, dann war es natürlich die E103, die mich in ihren magischen Bann zog...

Zitat

Das Updaten der Firmware eines Decoders (2) ist meistens Hersteller spezifisch und bedarf entweder spezieller Hardware und passender Softeare, oder geht über eine übliche Computerschnittstelle mit einem speziellen Programm.


Daraufhin würde ich gerne noch eine weitere Frage stellen: Sind Firmware Updates zwingend nötig? Wenn ein Decoder funktioniert, ist doch eigentlich alles in Ordnung. Ist durch ein FW Update mit einem größerem Funktionsumfang zu rechnen oder wird z.B. das Regelverhalten verbessert oder ähnliches? Ansonsten würde ich die Updates ein wenig weiter herunterpriorisieren.

Zitat

Für das Aufbringen eines neuen Sounds ist herstellerspezifisch und erfordert eine spezielle Software ist i.d.R. ebenfalls eine spezifische Software meistens auch Hardware.

In N würde ich durchaus mit D&H anfangen. Dort kannst Du dir das Gerät zu Firmwareupdate und Ändern des Sounds ggf. auch ausleihen!



Das Ausleihen ist natürlich eine richtig tolle Variante. Entscheidung ist somit gefällt: Ich werde zunächst mal einen Decoder ohne Sound (PD06A-0/-3) für eine alte Minitrix BR212 anschaffen. Da kann ich nicht allzuviel Schaden anrichten und mich an das Thema herantasten.

Zitat
Ich würde für die ersten Erfahrungen eher zu einer weisen z21 mit Router raten, um nicht zuviele Baustellen auf einmal zu haben.Konfigurieren zunächst per z21 über das zugehörige PC-Programm (Maintenance-Tool) oder nach WLAN-Freischaltung per Z21 APP mit dem Handy.


Das war mein ursprünglicher Plan. Da ich hier aber noch einen Arduino Mega und auch einen Raspi herumfliegen habe, wollte ich es erstmal so versuchen. Ein Motorshield habe ich für 15€ gekauft und ein Netzteil sollte sich auch noch finden. Sollte ich damit scheitern, wird es wohl eine Z21 werden.

Eins ist sicher: Es wird spannend...

Vielen Dank nochmals für die Aufklärung und Tips und schöne Grüße,
Dieter


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RE: Grundsatzfragen zu Sounddecodern

#4 von vikr , 16.11.2020 10:00

Zitat

Zitat
in N reicht die Schreibtischlänge für ein erstes Testbrett völlig aus.




Zitat
Das soll kein Testbrett werden, sondern tatsächlich meine gesamte "Anlage".


ich würde trotzdem kurz, mit 2m und 1 bis vier Weichen anfangen, um praktische Erfahrungen zu sammeln bevor die gesammte Fläche verplant und ggf. sogar suboptimal verbaut wird...

Zitat

Darüberhinaus mag ich einfach das Basteln, deswegen auch der Arduino...


klar, aber es sind trotzdem gleich zwei Baustellen parallel!

Zitat
2 Jahre lang zur Berufsschule nach Husum gefahren. Dann kam der Führerschein...


und die Freundin! Ein nicht untypisches Schicksal

Zitat

Daraufhin würde ich gerne noch eine weitere Frage stellen: Sind Firmware Updates zwingend nötig? Wenn ein Decoder funktioniert, ist doch eigentlich alles in Ordnung. Ist durch ein FW Update mit einem größerem Funktionsumfang zu rechnen oder wird z.B. das Regelverhalten verbessert oder ähnliches? Ansonsten würde ich die Updates ein wenig weiter herunterpriorisieren.


never change a running System.

Zitat

Ich werde zunächst mal einen Decoder ohne Sound (PD06A-0/-3) für eine alte Minitrix BR212 anschaffen. Da kann ich nicht allzuviel Schaden anrichten und mich an das Thema herantasten.


Guter Plan! Noch einfacher wäre natürlich eine verbreitete gebrauchte Minitrix Lok schon mit Schnittstelle ab Werk zu erwerben ... und einen sechspoligen Lenz Gold mini einzubauen, der hat einen brauchbaren Puffer an Board...

Zitat

Zitat
Ich würde für die ersten Erfahrungen eher zu einer weißen z21 mit Router raten, um nicht zuviele Baustellen auf einmal zu haben.Konfigurieren zunächst per z21 über das zugehörige PC-Programm (Maintenance-Tool) oder nach WLAN-Freischaltung per Z21 APP mit dem Handy.


Das war mein ursprünglicher Plan. Da ich hier aber noch einen Arduino Mega und auch einen Raspi herumfliegen habe, wollte ich es erstmal so versuchen. Ein Motorshield habe ich für 15€ gekauft und ein Netzteil sollte sich auch noch finden. Sollte ich damit scheitern, wird es wohl eine Z21 werden.



vielleicht wirst Du nicht scheitern, DCC++ ist noch recht übersichtlich und sehr gut dokumentiert, sogar in deutsch. Aber es wird vermutlich fünfmal so lange dauern, bis Deine erste eigene digital fahrende Lok - auch noch ohne Sound - hinter dem Monitor auftaucht...

MfG

vik


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