Moin!
Zitat von Muc1966 im Beitrag #7
Interessant ist noch die Anmerkung dass in den anderen Ländern bis 1952 keine Elektro-Lokomotiven im Regelbetrieb unterwegs waren und das Ausbesserungswerk München-Freimann das einzige E-Betriebswerk in ganz Deutschland war. Erst 1957 bzw. 1959 kam als zweites E-Lok-AW Opladen hinzu, allerdings konnten die nur Neubauloks und Neubau-Triebwagen (also alles was ab 1952 gebaut wurde) unterhalten.
Das ist jetzt aber eine ausschließliche Fixierung auf die gebrauchten Bundesländer. AW/Raw fanden sich noch in Lauban und Dessau.
Noch ein Wort zur Ellok-Farbgebung bzw. Beschriftung. Die Farben der Elloks waren anfangs eine reine Firmengeschichte. Erst nachdem die ganze Sache aus dem Versuchsstadium heraus war, legten die Bahnverwaltungen mehr oder weniger die zu verwendenden Farben fest. Nach der Kapitulation verwendete (so die Legende, denn ic hkenne keine Primärquelle) Preußen für die Elloks überflüssige Reichswehrfarben, in Schlesien grün, in Mitteldeutschland das grau. Bayern nutzte spätestens seitdem Wechmann-Plan braun für seine Bügeleisen. Im Zusammenhang mit der Vereinheitlichung wurdne zwar neue Farben vorgeschrieben, ab 1927 RAL4h, aber die Ausbesserungswerke durften noch die alten Farben aufbrauchen. Was dem Modellbahner eine Hintertür läßt.
Für Schlesien gibt es Bildbelege, wie die Elloks in der Zwischenzeit beschrieben wurden. die alte preußische Loknummer wie auch das Gattungszeichen blieb, änderte bei Neuanlieferungen mitunter die Postion. Nach dem Kriege fuhren einige Elloks ohne Eigentumsmerkmal rum (Das Gußschild verschwand), bei der EP 211/212 wurde mit Farbe Pr.St.EV. angeschrieben, später kam ein Gußschild mit "Deutsche Reichbahn" dazu (E 50.3, E 91.8).
Meien Anlage spielt im Sommer 1928, kurz vor der Abschaffung der 4. Klasse und dem Ende der Umschilderung der preußischen Elloks (1926 - 28)
Beispiel, die Chrome-Nutzer wieder nicht sehen:
Zitat von Muc1966 im Beitrag #7
Ein glaubhafter "Mischbetrieb" der Epochen 1 und 2 sollte daher zwischen 1922 und 1927 problemlos möglich sein. Bitte keine Diskussion ob Epoche 1a, 1b, 1c, 1d etc. das geht zu tief in die Materie.
Wenn man die NEM-Einteilung der Epochen nimmt, geht die I bis 1925. Schwierig, schwierig.
Zu den Waffenstillstandsbedingungen gehörte nach der Abdankung der Fürsten auch die Löschung des "Königlich" und der anderen Bezeichnungen. Diener ist da sehr ausführlich. Das wurde auch schnell und konsequent umgesetzt, eine sehr eigene Version des
Damnatio memoriae bzw für die jungen Leser der "cancel culture".
Möglich und wahrscheinlich, daß einige Royalisten nicht ganz so gründlich waren und Bahndienstwagen weiter das Königswappen trugen, aber grundsätzlich waren 1919 die alten Zeichen der Macht gelöscht.
Zur Farbgebung der Güterwagen: Ja, der bunte Länderbahnpark sieht nett aus. Aber schon ab 1909 wurden alle neu gelieferten Verbandswagen im preußischen RAL 8012 ausgeliefert. Die Verbandswagen wurden in großer Stückzahl und bildeten nach kurzer Zeit den Großteil der eingestellten Güterwagen. Länderbauarten wurden natürlich nicht sofort ausgemustert, aber gerade die 10- und 12,5-Tonner wurden in großer Menge zu Bahndienstwagen umgebaut.
1909 wurde auch die Farbgebung reichsweit vereinheitlicht, Restbestände an Farben durften aufgebraucht werden. Welche mengen vorhanden waren und ob Lokalpatrioten die bayerischen Restfarben lieber auf Güterwagen oder auf präsentative Loks schmierten, wer weiß?
Güterwagen in bunt halte ich für die Zeit nach 1920 für unglaubwürdig.
Die Umzeichnung der Güterwagen auf Deutsche Reichsbahn geschah überraschend schnell. Zu bedenken ist, daß ein Reichsgesetz jedem Soldaten nach seiner Rückkehr aus dem Felde den alten Arbeitsplatz zusicherte. Nur waren diese inzwischen durch Frauen oder den Nachwuchs besetzt. Die Frauen, sofern nicht Kriegerwitwen, zogen sich gern zurück an den Herd, trotzdem war ein enormer Überhang an Arbeitskräften, auch bei der Bahn. Somit standen für solche Aktionen wie das Umzeichnen genügend Menschen zur Verfügung.
Zitat von Muc1966 im Beitrag #7
Wann die bayerischen Elektrolokomotiven ihre zumeist braune Farbe verloren haben - dürfte bei der jeweils fälligen Hauptuntersuchung erfolgt sein aber sicherlich nicht "gleich" in 1921. Bei den Dampfloks dürfte es sich genauso verhalten haben.
Das nicht. Aber waren Qualität und Material der Kriegsausführung oft so schlecht, daß die Fristen inoffiziell verkürzt wurden. 1927 noch eine braune Ellok zu sehen - nicht ausgeschlossen. Diese ist dann aber so abgewrackt dazustellen, daß man ihr die ersehnte Neulacklierung sofort ansieht.
So hatte ich mal meine kurz vor der Ausmusterung stehende EP 211/212 im Jahre 2004 zurecht gemacht.
Noch eine Anmerkung, wem das alles noch nicht zu bunt ist: Erst ab 1925 (WIMRE, Buch ist woanders) wurden die Packwagen grün lackiert, das bringt dann solche Varianten hervor:
Andreas