Umschaltverhalten bei DB-Lichtsignalen

#1 von DENON-FAN , 15.06.2021 19:36

Hallo,

kann mir einer von euch sagen, ob beim Umschalten der Lichtsignale im Bereich der DB (Ep. III und IV) Besonderheiten zu beachten sind?

Z.B. Wechsel Rot --> Grün oder Gelb/Grün werden die Lampen da gleichzeitig Ein- und Ausgeschaltet oder übergeblendet oder gibt es da einen Zeitversatz.

Z.B. 4-begriffiges Ausfahrsignal: Umschalten von HP00 --> HP0/Sh1, werden da die rechte rote Lampe aus- und gleichzeitig die beiden weißen Lampen eingeschaltet oder gibt es auch da vorgegebene zeitliche Abläufe.

So etwas interessiert mich.

Herzliche Grüße
Jens


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RE: Umschaltverhalten bei DB-Lichtsignalen

#2 von jimknopf , 16.06.2021 15:10

Hallo Jens,

(ein Tag später, zwei Berichtigungen )

eine Kurzfassung: eine "Signalgruppe" (Kasten, der in das Gestell eingehängt wird und über Systemkabel mit anderen Gruppen verbunden ist) bei Spurplan-Stellwerken hat 50 (nein) hat 15 Einzelrelais der Type "K50" und ist eine "kleine Gruppe". {Die große Gruppe für Weichen hat 35 Einzelrelais der Type "K50".} Da wird vieles abgefragt, vor allem Weichenstellungen und Gleisfreimeldung, und wenn irgendeine Bedingung nicht erfüllt ist (=Relais zieht nicht an) bricht die ganze Funktion ab; das Signal kommt nicht in Fahrtstellung. Auch wichtig ist in diesem Zusammenhang die Prüfung des Vorsignals, weil dessen Signalbild ja mit dem des Hauptsignals übereinstimmen muß.
Außerdem muß am zugehörigen Vorsignal unbedingt zuerst das Vr0 aufleuchten; funktioniert das nicht, bricht der Stellvorgang ab. Ein Vr1/2 erscheint erst dann, wenn das Hauptsignal in die Fahrtstellung gekommen ist. Damit wird verhindert, daß bei einer Störung schon Vr1/2 erscheinen würde, obwohl das Hauptsignal noch Halt zeigt - dann würde ein Zug nämlich ohne Vorwarnung (und entsprechend ohne Indusi-Beeinflussung!) auf Hp0 zurasen. Böse, böse.

Ein "Überblenden" gibt es nicht. Glühlampen sind träge und der Glühfaden glimmt einfach nur aus, das ist alles. Entsprechend muß der Glühfaden der nächsten Lampe erstmal heiß werden, bevor er mit voller Leuchtkraft strahlen kann. Wegen der Signaloptiken, die wie ein Fernglas wirken, sieht es so aus, als ob einer am Dimmer drehen würde, aber das ist Quatsch. Bei Modellbahnzubehör wird so eine Funktion eingebaut, damit die trägheitsfreien LEDs so echt wie möglich wirken, aber das hat NICHTS mit der Vorbildtechnik zu tun.

Außerdem gibt es Unterschiede zwischen Siemens und Lorenz. Lorenz durfte die Technik nicht einfach nachbauen, das hätte Ärger wegen der Siemens-Patente gegeben. Also sind die Schaltreihenfolgen bis zum Ergebnis unterschiedlich.

Die einzelnen Schaltschritte erfolgen nacheinander, also werden die Lampen auch nacheinander ein- bzw. ausgeschaltet. Damit heißt die Antwort auf Deine Frage "Zeitversatz".

Ich habe irgendwo den bekannten GDED (nein) GDBA-Ratgeber für SpDr-Technik, den muß ich mal raussuchen, da steht einiges drin. Dann melde ich mich am Wochenende nochmal.


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Viele Grüße, Reiner


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RE: Umschaltverhalten bei DB-Lichtsignalen

#3 von faraway , 16.06.2021 15:39

Um unsinnige und gefährliche Signalbilder auszuschließen wird der Signalbildwechsel immer so gestaltet, dass über Zwischenstufen die in sich wieder sicher sind umgeschaltet wird. Oft geht es über HP0 / HP00 zum Ziel.
z.B. wird bei Übergang von HP2 auf HP00 im ersten Schritt nicht "einfach" gelb abgeschaltet. Dann wäre HP1 das Signalbild wenn es danach zu einer Störung kommt wird es gefährlich.

In den roten Büchern zu den DR Stellwerken der DB ist das in den Stromlaufplänen sehr detailliert erläutert. https://www.bahn-fachverlag.de/shop/


Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Peters


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RE: Umschaltverhalten bei DB-Lichtsignalen

#4 von Frank 72 , 16.06.2021 17:07

Die Bundesbahn hat auch Reichsbahn-Stellwerke verbaut?

Zitat von jimknopf im Beitrag #2

Ein "Überblenden" gibt es nicht. Glühlampen sind träge und der Glühfaden glimmt einfach nur aus, das ist alles. Entsprechend muß der Glühfaden der nächsten Lampe erstmal heiß werden, bevor er mit voller Leuchtkraft strahlen kann. Wegen der Signaloptiken, die wie ein Fernglas wirken, sieht es so aus, als ob einer am Dimmer drehen würde, aber das ist Quatsch. Bei Modellbahnzubehör wird so eine Funktion eingebaut, damit die trägheitsfreien LEDs so echt wie möglich wirken, aber das hat NICHTS mit der Vorbildtechnik zu tun.



Das kann aber nicht einfach nur an den Glühlampen liegen. Denn dieses Verhalten ist bei vergleichbaren Situationen nicht zu sehen, also bei anderen Lichtsignal-Typen bei der Bahn oder Verkehrsampeln.


Gruß Frank


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RE: Umschaltverhalten bei DB-Lichtsignalen

#5 von hmmueller , 16.06.2021 17:35

Zitat von Frank 72 im Beitrag #5
Die Bundesbahn hat auch Reichsbahn-Stellwerke verbaut?

Zitat von jimknopf im Beitrag #2

Ein "Überblenden" gibt es nicht. Glühlampen sind träge und der Glühfaden glimmt einfach nur aus, das ist alles. Entsprechend muß der Glühfaden der nächsten Lampe erstmal heiß werden, bevor er mit voller Leuchtkraft strahlen kann. Wegen der Signaloptiken, die wie ein Fernglas wirken, sieht es so aus, als ob einer am Dimmer drehen würde, aber das ist Quatsch. Bei Modellbahnzubehör wird so eine Funktion eingebaut, damit die trägheitsfreien LEDs so echt wie möglich wirken, aber das hat NICHTS mit der Vorbildtechnik zu tun.



Das kann aber nicht einfach nur an den Glühlampen liegen. Denn dieses Verhalten ist bei vergleichbaren Situationen nicht zu sehen, also bei anderen Lichtsignal-Typen bei der Bahn oder Verkehrsampeln.

Ich würde meinen, es liegt an der Induktivität mindestens des in Serie liegenden Lampenprüfrelais, vielleicht sind da auch 2 oder 3 Spulen in Serie in den Stromkreisen - muss ich mir einmal im Detail ansehen.

Und dann gibt es noch die komplizierte Anschalterei der Haupt- und Nebenrotfäden - da werden ja, soviel ich mich erinnere, beide angeschaltet, dann schaltet das Prüfrelais des Hauptfadens den Nebenfaden wieder aus o.ä. (oder ist das erst bei Ks so?).

Muss man wohl im Detail studieren, was da passiert; und je nach Stellwerksbauart und Alter kann das unterschiedlich sein (in Pasing - elektromechanisch, glaub ich - gab's Signale, wo bei Rückfall auf Halt das darunter angebrachte Vorsignal über 10 Sekunden Vr0 zeigte, bis es dunkel wurde - was immer da die Schaltung so lange bedenken ließ ...).

H.M.


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RE: Umschaltverhalten bei DB-Lichtsignalen

#6 von Remo Suriani , 17.06.2021 11:00

Hallo,

technisch wurde ja schon vieles beschrieben. In der Praxis kann man sagen, dass Signale nahezu über dunkel wechseln. Wenn man also von Hp0 auf Hp1/2 wechselt gibt es einen Moment, wo das rot schon fast erloschen und das grün kaum zu erkennen ist. Das machen meiner Einschätzung nach auch die Hersteller der Decoder oft falsch: Sie dimmen zwar, aber aber es geht quasi gegenläufig, so dass die Helligkeit in Summe quasi konstant bleibt. Es müsste aber zwischendurch ein Abfall der Gesamthelligkeit geben.

Schau Dich am besten bei Youtube mal um. Hier ein schönes Beispiel mit aussagekräftigen Signalbildwechseln direkt am Anfang und bei 13:21 sowie 13:37
https://www.youtube.com/watch?v=CsjJaikl4LU

Tipp: Stell die Geschwindigkeit auf 0,25 bzw. drücke Pause und navigiere dich mit Punkt und Komma durch die Einzelbilder des Videos.

Schön sieht man beim Bildwechsel am Anfang was schon geschrieben wurde: Es muss immer über den sicheren fall gehen. Das Hp1 wird daher erst geschaltet, nachdem das Vr0 sicher leuchtet


Viele Grüße
Dirk

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RE: Umschaltverhalten bei DB-Lichtsignalen

#7 von jimknopf , 17.06.2021 20:11

Hallo zusammen,

manche Sachen finden sich schneller wieder als gedacht . Allerdings habe ich zwei Sachen versemmelt, im Beitrag oben ist es berichtigt.
Im ersten Lehrjahr als EiB mußten wir auf die Stellwerke und die Grundlagen lernen, die Stellwerker mußten dafür in Zügen mitfahren. Danach trennten sich beide und ich sah nur noch Loks von innen. Der ganze Zores ist schon weit über 20 Jahre her, deshalb die Löcher im Hirn.

Der Ratgeber war von der GDBA und ist nur ein Übungsheft; technische Einzelheiten stehen nicht drin, es geht nur um Bedienbeispiele.
Ich wußte aber, daß ich irgendwo eine Beschreibung gelesen hatte, in der alle Kontakte beim Vornamen genannt wurden. Das war ein damals schon uraltes Buch, welches ich wegen meines tatsächlich vorhandenen Interesses abstauben konnte.

Darin wird die DrS 2-Technik beschrieben. Das ist ein Vorgängersystem von Spurplan 60, bei dem die grundlegende Technik zur Serienreife entwickelt wurde.
Spurplan 60 hat noch mehr Funktionen, noch mehr Sicherheitsüberwachungen und deshalb noch mehr Schaltgruppen mit allem Gedöns drum und dran.
Die Schaltungsprinzipien sind aber ziemlich gleich, weil sie ja von DrS 2 übernommen wurden.

Und dann.... gab es da noch die Firma SEL (Standard Elektrik Lorenz), die gerne ein Stück vom Kuchen abhaben wollte. Schließlich zahlte sie auch Steuern und wollte bei Staatsaufträgen aus Steuermitteln gerechterweise ebenfalls bedacht sein. SEL mußte daraufhin die gleiche Funktionalität bauen, aber ohne Siemens-Technik zu kopieren.
Deshalb gibt es bei Spurplan 60 zwei verschiedene Systeme, die zwar das gleiche Ergebnis (Fahrstraßen und Signalbilder) liefern, aber unterwegs andere technische Wege gehen.
Als Beispiel: beim Einlaufen einer Fahrstraße bei Siemens werden nur Fahrwegelemente (Weichen usw.) gestellt, dann erfolgt die Fahrstraßenfestlegung, und jetzt erst kommen alle Signale - nämlich Sperrsignale und zuletzt das Hauptsignal - in die Fahrtstellung.
Lorenz dagegen stellt Weichen und Sperrsignale auf einmal, macht danach die Fahrstraßenfestlegung und gibt zum Schluß das Hauptsignal frei. Weiterhin gibt es bei Lorenz einen "Meldeweg", also eine Leitung für Kontrollströme, die Siemens überhaupt nicht hat.
Auch diese Feinheiten sorgen dafür, daß sich verschiedene Stellwerke in ihrem Arbeitsverhalten stark unterscheiden, was man an der Außenanlage (= also den Signalen) deutlich sieht.

Ihr könnt nun ein paar Seiten über DrS 2 schmökern, aber bitte nicht beschweren, wenn hinterher die Köpfe rauchen .
Im ersten .zip geht es um den konstruktiven Aufbau von Lichtsignalen, das zweite .zip behandelt "Bilden und Auflösen einer Zugstraße" (bei Spurplan 60 spricht man allgemeiner von "Fahrstraße"). Darin wird beschrieben, wann welche Signallampen erlöschen oder aufleuchten und welche Bedingungen jeweils daran geknüpft sind. Und ja, es ist technisch. Sehr technisch!

Viel Vergnügen bei der Lektüre.


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zuletzt bearbeitet 18.06.2021 | Top

RE: Umschaltverhalten bei DB-Lichtsignalen

#8 von Klaus3 , 04.07.2021 17:11

Beim SpDrS60 ist das alles eine recht komplexe Angelegenheit.

Hier mal der Wechsel von Hp 00 auf Hp2

Erst geht Rot2 Hauptfaden aus
dann kommt Sh1 mit beiden Lampen ( ja wirklich ):-)
dann wird von Sh1 auf die Nebenfäden der Fahrtbegriffe gewechselt und zwar:
erst grün Nebenfaden
dann gelb Nebenfaden
in dem Moment geht dann rot 1 weg
dann kommen grün + gelb Hauptfaden, wobei die Nebenfäden der beiden Funzeln immer noch an sind!
Dann wird festgestellt, daß beide Hauptfäden in Ordnung sind und darauf hin fallen die Nebenfäden ab
Fertig.

Das nur sehr kurz eingeschaltete Sh1 kann man nur sehen, wenn man direkt in die Optik schaut, es glimmt quasi kurz mal an.

Die einzelnen Zustände halten alle nur für einen oder zwei Schaltzyklen, die jeweils rund 25ms lang sind, die Prüfung der Hauptfäden dauert aber etwas länger, da die Relais langsamer ziehen ( Stromüberwachung ).

Das alles kann man den sogenannten Schaltfolgeplänen entnehmen, die es für jede Stellwerksbauart gibt. Für das S60 heißt das Blatt Bs 8510/57. Leider darf ich das hier nicht einstellen..., wie immer die Sache mit de Copyright Die SpDrS60 Simulation stellt die gleichen Schaltfolgen bereit, falls man es dann wirklich auf die Millisekunde genau wissen will :-)

Gruß
Klaus


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