Heute ein besonderer Gruß an die US-Bahner:
seit einiger Zeit suchte ich nach einer modernen US-Diesellok und fand im Internet u.a. Berichte über eine General Electric ET44AC von Intermountain, welche meinen Vorstellungen entspricht. Da ich weiß, das US-Modelle große Radien verlangen, versuchte ich erfolglos die notwendigen Daten zu bekommen. Ich nutze 480 mm im Innenkreis meiner Rampen, da ich maximal 120 cm Anlagenbreite nutzen kann.
Letztendlich fragte ich bei einem bekannten Händler nach und erhielt die niederschmetternde Nachricht: 55 cm, empfohlen: 60 cm - Radius, nicht Durchmesser
Wie ein trotziges Kind zog es mich dann doch in den 60 km entfernten Laden, um mir die Lok - oder eben eine andere - in Augenschein zu nehmen. Möglicherweise sind ja nur Aufstiege im Weg, die man geringfügig bearbeiten kann, oder aber die Auslenkung der Drehgestelle wird am Rahmen blockiert und man kann durch geringfügiges Abschleifen der Rahmen oder Getriebe die notwendige Freiheit erlangen. Trotz Beisein meiner Regierung verblieb das Maschinchen nicht beim Händler
Vorbild
Nach Wiki ist die ET44AC die aktuelle Version der Evolution Serie von GE mit 4400 PS, die von einem V12 mit ca 190 l Hubraum auf 6 Achsen elektrisch übertragen werden.
Oben die rechte Seite des Modells, unten die linke im Profil
Modell - Detaillierung
Die Detaillierung finde ich sehr gut.
Feine Gravuren im Bereich der Lüfter.....
wie auch im Bereich des Gehäuses, z.B. hinter der Fahrerkabine...
...den Aufstiegen...
aber auch im Besonderen im Bereich des Fahrwerks:
Gelungen finde ich zudem die bei den aktuellen UP Loks obligatorische US-Fahne:
Auch die Kupplungsbereiche mit Kadee Kupplungen sind mit vielen Details versehen:
Wichtig: alle Teile sind schon montiert!
Die fein detaillierten Kunststoffgeländer sind biegsam und Formstabil. Im Bereich der Aufgänge an den Enden wirken sie jedoch sehr weich. Dennoch hatte ich nie das Gefühl, etwas abbrechen zu können. Greifen lässt sich diese Lok zudem sehr gut an den Seitentanks.
In der Verpackung liegen zwischen den Geländern und dem Lokkasten zum Schutz dennoch Styroporplatten. Die Lok selbst ist auf dem Boden angeschraubt und wird vorn, unten und hinten fest umschlossen, gestützt durch durchsichtige Formteile auf den Seiten.
Die Seitenfenster sind abgedunkelt, vorne transparent und der Führerstand einfach eingerichtet. An die Inneneinrichtung kam ich noch nicht heran, vermutlich muss ich dazu den Umlauf vom Gehäuse entfernen (traue ich mich noch nicht :-) )
Seitenscheiben und Wind/Regenabweise sind unbeweglich. Dafür sind die feinen Scheibenwischer angesetzt.
An Bedruckung und Farbfinisch habe ich nichts auszusetzen.
Technik
Das Modell besitzt ein Kunststoffgehäuse auf einem Metallfahrwerk. Angetrieben wird es von einem Mittelmotor mit zwei Schwungmassen auf 6 haftreifenlose Achsen. Mit 730 g Reibungsgewicht schaft sie einen über 4,5 m Langen Zug, je zur Hälfte aus Containertragwagen (Metall) bzw Roco Tankwagen (Kunststoff) ohne jegliche Mühe.
Das Modell soll Radien ab 55 cm (22") bewältigen, der Hersteller empfielt 60 cm.
Schon im Laden habe ich die Lok auf einen 490 mm Radius aufgestellt und die Drehgestelle hatten noch immer Spiel! Also ab nach Hause und auf meinem 480er Radius (Roco R4) des inneren Hauptgleises gestellt: ohne Zwängen durchfährt sie auch diesen Radius:
Zuletzt dann noch in die Kehre geschickt, die mit ca 450 mm Flex-Gleis-Radius. Auch hier keine Probleme. Auch für die Kupplungen scheint es mit der Auslenkung zu reichen, ich habe jedoch keine S-Kurven getestet. Direkter Gleiswechsel von Roco 15° Weichen klappen ebenso problemlos.
Ohne Programmierung fährt die Lok rund 160 km/h, beschleunigt in ~ 20 Sekunden auf Vmax und bremst in ~ 10 Sekunden auf 0 herunter. Nichts für die Softwaresteuerung .
Ich habe die Beschleunigung und Verzögerung abgeschaltet und die Vmax auf 130 km/h (Vorbild 120 km/h) getrimmt. Den Bremsausgleich habe ich dann mit 60 km/h auf 150 cm Bremsrampe eingestellt. Das genügt auch bei Vmax, denn meine Software bremst die Lok schon im Vorblock auf die im Bremsausgleich verwendete Geschwindigkeit ab. So bekomme ich effektive Bremsstrecken von 3,5-4,5 m.
Fahreigenschaften
Die Lok fährt seidenweich und sehr leise. Durch niederen Spurkränze rumpelt es in den Weichenherzen, dennoch durchfuhr sie entgleisungsfrei alle bei mir verbauten 15° Roco Weichen, inkl. DWW & DKW, sowie R9 Bogenweichen.
Eine Kostprobe der Langsamfahrt steuere ich bei, wobei dies noch nicht das untere Limit ist. 1-2 km/h ist ohne Probleme machbar, hier deutlich flotter (ca 5 km/h):
Schnittstelle
Das Innenleben wird von einer Platine mit MTC Schnittstelle organisiert:
Das vorliegende Modell hat einen ESU Lokpilot 5 ohne Sound schon eingebaut. Dieses Modell deckt auch die "analog" Version ab. Die Soundversion besitzt hingegen einen ESU Loksound 5 Decoder.
Beleuchtung
Neben dem üblichen Fahrlicht bietet die Lok vorne Dichtlights sowie kleine Leuchten zur die Bühne (Walkway Lights). Die Stirnbeleuchtung ist auf dem Fahrgestellrahmen nach oben zeigend angebracht und scheint ein wenig durch dem Lampenrahmen durch. Die Ditchlights sind hingegen komplett im Gehäuse untergebracht und werden über vier Kontakte am unteren Rahmen - dort liegt auch die Walkway-LED - abgegriffen:
Die Walkway Lights werden durch kleine Lichtleiter nach Außen geführt:
Bei eingeschaltetem Horn (Beim LokPilot wird dazu die entsprechende Funktionstaste eingerichtet) blinken die Ditchlights. Hier die Ditchlights in Aktion.
Die Nummerntafeln über den Cab-Fenstern sind beleuchtet. Bei meinem Modell liegen die Lichtaustritte zu tief, so dass sie wie Neonröhren über den Front-Fenstern wirken.
Da das Herankommen an die inneren Werte dort sehr erschwert ist, belasse ich es zunächst bei er Erkenntnis, dass diese Position fehlerhaft ist.
Wartung
Das Gehäuse lässt sich nach abnehmen der Kupplungen am Ende durch leichtes Spreizen an den Seiten abheben. Hier halten 4 Krallen über Erhöungen im Fahrgestell das Gehäuse fest:
Beim Aus- und Einbau ist etwas Vorsicht geboten, da zu den Platinen am Ende recht wenig Platz ist. Gut platziert gleitet das Gehäuse leicht auf den Rahmen und klipst sich fest.
Videos
Bewegte Bilder sagen oft mehr als Fotos. Somit hier einmal das Fahrwerk in Arbeit:
Fazit
Das Modell ist eine Wucht und den Preis von 240 € eine Ansage! Das Soundmodel kommt für 330 € auf die eigenen Gleise. Toll Detailliert und dennoch robust genug für die Anlage wird es auch den Aufgaben der Zugbeförderung bedingungslos gerecht. Dazu kann sie auch auf kleineren Anlagen zum Einsatz kommen, sofern man Radien oberhalb 450 mm nutzen kann. Kleinanlagen mit Radien darunter (bis hin zu 360 mm) bleiben außen vor - aber da gibt es sicherlich Alternativmodelle
Zu bemängeln habe ich lediglich die falsche Position der Nummerntafelbeleuchtung und eine Führerstandbeleuchtung hätte ich anstelle der Walkway-Lights umgesetzt.
EDIT 05.08.2021: kleine Rechtschreibkorrekturen