Hallo zusammen,
nachdem die Probefahrten zufriedenstellend verlaufen sind, kann die weitere Gestaltung folgen.
Als Nächstes wurden die Schienen und Schwellen farblich behandelt. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, die Gleise mit Isopropylalkohol zu entfetten. Da ich auf Grund der räumlichen Verhältnisse nicht mit einer Airbrush arbeiten kann, musste ich zum Pinsel greifen. Zuerst wurden die Schwellenroste gestrichen, anschließend die Schienenprofile in mehreren Durchgängen. Zum Abschluss habe ich die Holzschwellen mit einem sehr hellen Hellgrau und einem trockenen Borstenpinsel graniert. Ich verwende(te) die Farben von vallejo.
Meine Farbmischungen:
- Für Holzschwellen: 2 Teile Braun + 1 Teil Schwarz + 1 Teil Grau
- Für die Schienenprofile: 2 Teile Gelb + 1 Teil Braun
Von diesem Vorgang gibt es keine Bilder, aber diese Technik ist ja sehr einfach und letztlich auch sehr wirkungsvoll. Kontaktprobleme habe ich nicht - natürlich müssen die Laufflächen der Schienen sauber sein.
Bevor die Kiesbettung aufgebracht werden konnte, mussten die Bahnsteigkanten (Auhagen) gesetzt werden, da sie den Bettungskörper beeinflussen. Zunächst musste dafür ein Untergrund hergestellt werden. Dazu habe ich Streifen der Korkbettung mit der Oberseite nach unten aufgeklebt. Geklebt wurde wieder mit Sekundenkleber-Gel. Ich habe mich für die Auhagen-Bahnsteigkanten entschieden, weil
- auf zeitgenössischen Aufnahmen fast nur die Kantensteine zu erkennen sind,
- mir ein exakter Verlauf der Bahnsteigkanten in den engen Bögen wichtig war und
- ich zügig vorankommen wollte.

Zwischen Bahnsteigkante und Gleis sorgte ein 2,5 mm breiter Kunststoffstreifen für einen gleichbleibenden Abstand. Er wird nach dem Aushärten der Klebung mit Sekundenkleber-Gel zwischen Bahnsteigkante und Korkunterlage wieder entfernt.

Die Bahnsteigkanten des Inselbahnsteiges wurden mit einem Steingrau (mit Braun gebrochenes Hellgrau) gestrichen. Der Verlauf der Bahnsteigkanten ist "preußisch exakt". Die Kante des Hausbahnsteiges fehlt noch.

Zeit für Bettungsexperimente! Wie auf altem Bildmaterial zu erkennen ist, lagen vor allem die Gleise abseits der Hauptstrecken noch lange Zeit in Kies. Das genügte bei den im Vergleich zu heute geringen Achslasten. Im Bahnhofsbereich verschwanden die Schwellen unter dem Kies, so dass nur die Schienen erkennbar waren. Diesen auf vielen Bildern dokumentierten Zustand wollte ich nachempfinden. Aber womit? Im Idealfall ist das Material feinkörnig, massenhaft verfügbar und preiswert. In größeren Maßstäben (0n30) habe ich gern zu selbst ausgesiebtem Sand aus der Elbe gegriffen. Das war hier viel zu grob und farblich unpassend. "Du hast doch früher mal mit Vogelsand gearbeitet...", ging es mit durch den Kopf. Ein Besuch im Tierfutterladen endete nicht mit dem Kauf von Vogelsand, sondern mit dem Kauf von Chinchillabadesand. Feinster Sand in einem neutralen Hellgrau!

Links außen Versuche mit Elbesand. Links oben Elbesand mit Chinchillabadesand überdeckt. Vorn und am Stumpfgleis eingefärbter Chinchillabadesand.

Das Hellgrau lässt sich mit Hilfe von Kreidestaub in eine schöne Kiesfarbe ändern.


Dieser "Bettungskies" kann jetzt verarbeitet werden. Es empfiehlt sich, mindestens in zwei Lagen zu arbeiten, um sich schrittweise dem Ziel zu nähern. Gerade im Bereich der Bahnsteiggleise und der Weichen war es wichtig, nicht zuviel Material aufzubringen. Ich habe mich immer in 20 cm-Schritten vorgearbeitet: Kiesbettung trocken modellieren, mit entspanntem Wasser durchnässen (Wichtig, sonst schwimmt der Kies auf dem Kleber auf!!!) und mit entspanntem Wasser-Leim-Gemisch beträufeln. Weil der Kreidestaub wesentlich feiner ist als der Chinchillabadesand, wird er beim Durchnässen mit Wasser und Leim leicht ausgespült. Dadurch wirkt die Kiesbettung nicht langweilig. Der Effekt lässt sich durch schrittweisen Schichtaufbau und ggf. eine Behandlung mit Pigmenten abmildern.

Ich habe nicht jeden Bauschritt bildlich festgeghalten. Auf dem letzten Bild ist zu erkennen, dass ich den Bereich zwischen den Bahnsteigkanten mit Sandspachtel (gesiebter Elbesand mit etwas Wasser und Weißleim) verfüllt habe. Darauf kommt dann Bettungskies, der mit einem Lineal abgezogen worden ist. Das ergibt eine wirklich ebene Oberfläche. Geklebt wurde wie oben beschrieben.
Erkenntnisse aus diesem Bauabschnitt:
- Auf meiner Anlage habe ich keinen Gips benutzt. Wenn es etwas zu verfüllen/zu verspachteln gab, habe ich dazu den erwähnten Sandspachtel genutzt. Ist nahezu kostenlos.
- Dank des Chinchillabadesandes benötige ich keine (vergleichsweise teuren) Modellbausande mehr und kann die Farbe auch noch selbst kontrollieren.
- Zum Verkleben von Bettungsmaterial ist kein Spezialkleber erforderlich. Preisgünstiger (No-Name-) Weißleim aus dem Bastelshop, stark verdünnt und mit einem Tropfen Spülmittel entspannt, hinterlässt auch eine feste, matte Oberfläche.
- Zum Durchnässen des Sandes eignen sich gut ausgediente Pumpsprayflaschen aus dem Kosmentikbereich.