Hallo alle, insbesondere Klaus-Dieter,
zunächst einmal mein Mitgefühl für den Nadelwurf:
Wir haben im Garten eine ca. 70jährige Kastanie, die dank Miniermottenbefall so ab Mitte August gerne vorherbstlich laubt, überhaupt im Herbst nur noch mit massivem Saugeinsatz überhaupt Grasnabe sehen lässt. Den Rest des Jahres über nadeln die asiatischen Zierkiefern des benachbarten Parks... schöööön immer mitten in die Weichen, jawoll!!! Und ach ja, die klebrigen Kastanienblüten. Und die noch klebrigeren Blattknospen. Und die kleinen, miesen, stacheligen, vertrockneten Minikastanien... 
Nein, im Ernst, tatsächlich reinige ich auch das ganze Jahr über, aber meine Frau sagt, seit ich die Bahn im Garten habe, bin ich viel mehr draußen
.
Stimmt, und natürlich mag ich den alten Baum und auch das Drumherum. Es macht Mühe, aber einen sterilen baumlosen Garten hätte ich nicht gern. Man muss sich als Mensch auch mal der Natur fügen können, oder? Oder wie Ihr Rheinländer so treffend sagt: Man muss auch jönne könne, auch einem Baum seinen Laub- und Nadelwurf...
Zurück zum Thema: Die Bilder fand ich sehr treffend, danke auch für das mit den offenen Wagen, denn so eins wollte ich heute auch noch schießen, ging aber nicht mehr wegen einsetzendem Regen. Im Folgenden ein paar Eindrücke meiner Vergleiche.
Ich habe die DB-Epoche IV-50er erstanden.
Um es mal gleich vorweg zu nehmen. Beim und nach dem Auspacken war in mir nur ein: UIIIIIIII!!!! OOOOHHHHHH!!! AAAAHHHHH!!!
Eine wirklich ganz wundervolle Lok. Klar, für den Gartenbahnmaßstab adaptiert, darunter wollen wir mal gar nicht diskutieren. Also jede "Einser-Erbsenzählerei" verbietet sich von selbst.
Mein Eindruck und Resümee:
Optik
Die Proportionen stimmen einfach. So stellt man sich eine 50er vor. Länglich aber massiv, schlank aber kräftig. Ein Führerhaus, das den Lokkörper mit dem Kessel passend abschließt (konnten kleinere Maßstäbe jahrzehntelang so nicht umsetzen!) und genügend Details, um sich mal hier und dort vergucken zu können, aber stabil genug, dass einem nicht gleich was abbricht, wenn man die Lok schief anguckt.
Ein paar Handräder und andere Kleinteile wie z.B. Griffe zum Ansetzen separat in der Tüte, und wer auf großen Radien fährt, bekommt auch die Kolbenschutzrohre unter.
Fahreigenschaften und Sound
Die Lok fährt super. Ich habe sie mit der IB plus Daisy Funk und mit dem Manhart Funky (hab ich gerade zum Testen bekommen) gefahren, der Manhart kann wegen "Ballistik" des Endlos-Drehreglers noch etwas feinfühliger, die Lok bewegt sich bei 1% Fahrleistung zehntermillimeterlangsam.
Wer Purist ist, wird sich an dem Lokgeräusch aus dem Tender stören (was ja aber bei den ölleren Märklins, die ich habe, auch so ist, neue kenn ich nicht). Aber im Garten ist man ja meist so mindestens 1m von der Lok entfernt, da fällt auch das gar nicht mehr auf. Wer ganz doll will: Die Lok ist für gepulsten Verdampfer vorbereitet (ob ich mir das auch noch gönne? Normalerweise fahre ich ohne Dampf...).
Licht und Funktionen
Die Beleuchtung ist ziemlich hell, aber das kann man ja in den CVs anpassen. Entgegen der Werbung auf manchen Händlersites (aber NICHT bei Piko direkt) gibt es offenbar keine Triebwerksbeleuchtung bei dieser Version (aber bei anderen? Weiß nicht... hab bei Piko nachgefragt, aber noch keine Antwort bekommen), dafür Führerhauslicht und Glutflackern, außerdem natürlich die coole Kohlenverbrauchsfunktion (der Kohlevorrat senkt sich je nach Last und Geschwindigkeit per Servo. Ist er unten, fährt die Lok nur noch mit Mindestgeschwindigkeit. Mit F7 "fährt" man den Kohlevorrat wieder hoch. Lässt man F7 aktiv, bleibt die Kohleabsenkung unwirksam). Was für ein Spaß
! An beiden Streckenenden fahre ich die Lok auf ein Behandlungsgleis und "bekohle" sie frisch! Viel authentischer als das "gedachte" Bekohlen bei anderen Loks. Super!!!
Fahrbetrieb mit Spur 1
Natürlich, ich bekenne mich "schuldig" (oder "schludrig"?
) allen "ernstzunehmenden" Modellbahnern gegenüber, die nieeeee G und 1 zusammen fahren lassen würden, das IST ein anderer Maßstab. Aber hey, für den Preis einer "echten" Spur 1-50er bekäme ich fast drei Piko-50er (nicht dass ich die bräuchte...) aber könnte sie mit meinen Radien unter 1m nicht mal fahren lassen. Ja bitte? Wozu denn dann?
Also, eigentlich kommt es, wenn man nicht mit einem Messschieber im Hirn herumläuft (was einer extremen Spaßbremse bei der Modellbahnerei entspricht), eher auf die Anmutung an. Es gibt so gewisse Richtwerte, finde ich, die etwas gut aussehen lassen oder dann doch stören.
Im Falle Piko-G und 1:32 betrifft das einige Höhenwerte. Ein paar Beispiele, verglichen mit Vorbildphotos aus diversen Veröffentlichungen, bezogen auf die 50er:
Oberkante hohe O-Wagen = Oberkante Wasserkasten.
Dachscheitel G-Wagen/Umbauwagen = Kesselscheitel
Dachrinne Personenwagen = ca. 1/3 der Höhe des Kohlekastenaufsatzes
Das geht natürlich hier nicht. Klaus-Dieters Bilder zeigen es schon: Die 1:32 O-Wagen sind niedriger; die Dachrinnen sind unter der Wasserkastenkante und alle Dachscheitel etwa 3cm zu niedrig. Piko kann natürlich die Schultern zucken und sagen: Na und? Ist doch nicht unser Maßstab.
Recht haben sie und ich würde dasselbe sagen; wenn meine 50er Umbauwagen ziehen soll, zieht sie die, ist mir egal ob die zu niedrig sind. Dennoch hier einige Eindrücke, die kritischere Gemüter vielleicht gütlich stimmen mögen:

Ein direkter Vergleich: Märklin 56er, Piko 50er, Piko Schienenbus. Wie auch schon auf den Bildern von Klaus-Dieter fällt auf, dass Piko in seiner Produktlinie G eher auf individuelle Stimmigkeit setzt, nicht auf vergleichbare Maßstabswerte: Der Schienenbus ist doch überproportional massig im Vergleich zur 50er. Die 56er dagegen wirkt nun zugegebenermaßen mickrig. Das stört mich allerdings gar nicht so. Eher empfinde ich die 50er als echte "Größe", als Bereicherung.


Wirklich kritisch kann man das mit der Kombi von Personenwagen sehen. Die sind im Vergleich eben zu schmal, zu niedrig und auch die Fahrwerkshöhe/Pufferebene stimmt überhaupt nicht. Ach ja man sieht ein wenig meinen Umbau auf Märklin-Standardkupplung: Einen langen Kupplungskopf aus einer D-Zug-Kurzkupplung habe ich unter die Kuppeldeichsel geschraubt, mit Originalschraube - keine Veränderung an der 50er war nötig.


Mit Güterwagen, deren Proportionen man nicht "auswendig" weiß, sieht das aber schon anders aus. Für mich sehen diese Bilder schon fast normal aus. Einen Flachwagen oder Kesselwagen hinter der Lok und G-Wagen erst weiter hinten würde ich empfehlen, wenn man sich an den Größenunterschieden eher stört.


In der Perspektive eines ganzen Zuges oder im Gleisfeld beim Rangieren ist der Eindruck nochmal ganz anders. Gerade beim letzten Bild würde ich sagen: Na, so klein sehen die Wagen doch garnicht aus. Klar kann man erwidern dass das die Kameraoptik hergibt, aber das eigene Auge passt sich ebenso in der Natur leicht an. Am Ende unserer Photosession hätte ich mich vielleicht doch gewundert, wenn mir jemand gesagt hätte, meine 50er sei doch eigentlich 20cm zu lang für Spur 1...
Also ich kann Klaus-Dieter nur zustimmen, man muss es hier wirklich nicht zu eng sehen und selbst wenn man nicht alles akzeptieren mag, kann man die 50er unter Inkaufnahme von Kompromissen mit Spur 1-Wagen fahren. Ich bin jedenfalls sehr froh über das Modell, besonders auch wegen seiner Zugkraft und stimmigen Optik. Ich kann nur immer wieder betonen, wie schade es ist, dass die Hersteller in 1:32 sich nicht in der Lage sehen, solche Modelle unter der 2000er (oder 3000er oder mehr...)-EUR-Schwelle zu produzieren. Da bleibe ich eben lieber "Spielbahner", wenn man das so nennen will, und freue mich an meinem mir möglichen Betrieb.
So, das war mein Abgleich und kleine Produktkritik. Falls das jemand bei Piko liest: Gut gemacht, ein wirklich tolles Modell.
Viele Grüße,
Guido