Moin Kollegen,
Ich beschäftige mich mit der Epoche I und der Aufstellung von Signalen im Königreich Preußen und dem Großherzogtum Mecklenburg, dazu habe ich umfangreiche Recherchen betrieben mit den nachfolgenden Ergebnissen.
Nicht alles läßt sich aus den bekannren Publikationen der S.O. = Signal Ordnung und der EBO = Eisenbahnbau- und Betriebsordnung entnehmen, auf welche man sich gerne beruft, das greift zu kurz.
In dem Fachbuch ,,Das Eisenbahnbau der Gegenwart" mit Drucklegung im Jahr 1904 (vermutlich vor der Publikation der S.O., MBO und EBO aus dem selben Jahr) der Autoren von Borries, Blum und Barkhausen beschreibt Scholkmann die Unterschiede von Signal- und Sicherungsanlagen an Hand von Beispielen verschiedener Länderbahnen in deren praktischen Anwendung bei der Planung von Bahnhöfen.
Gemeinfreie Textauszüge aus dem Fachbuch ,,Der Eisenbahnbau der Gegenwart" von 1904 von Barkhausen, von Borries und Blum bearbeitet von Scholkmann bezüglich der Signal- und Sicherungsanlagen
Wie man an Hand der nachfolgenden Planzeichnung sehen kann, ist es auch zulässig, Armsignale in Gruppen zusammengefaßt, rechts vom Gleis aufzustellen, wenn der Gleisabstand zu gering war, dort ein einzelnes Signal aufzustellen, sie die Signale B und C.
Gemeinfreie Abbildung aus dem Fachbuch ,,Der Eisenbahnbau der Gegenwart" von 1904 von Barkhausen, von Borries und Blum bearbeitet von Scholkmann bezüglich der Signal- und Sicherungsanlagen
In der praktischen Anwendung für meine geplante ,,Gleisverjüngung" würde das so aussehen...
Vorsignalfarben gültig bis 1910
In diesem Plan wird gezeigt, wie man auch eine Gruppe von ASigs auf einem Signalgerüst zusammenfassen kann.
Gemeinfreie Abbildung aus dem Fachbuch ,,Der Eisenbahnbau der Gegenwart" von 1904 von Barkhausen, von Borries und Blum bearbeitet von Scholkmann bezüglich der Signal- und Sicherungsanlagen
Mehrarmige Flügelsignale
Befassen wir uns nun mit mehrarmigen Signalen, die in Gleisplänen wie folgt dargestellt werden.
Gemeinfreie Abbildung aus dem Fachbuch ,,Der Eisenbahnbau der Gegenwart" von 1904 von Barkhausen, von Borries und Blum bearbeitet von Scholkmann bezüglich der Signal- und Sicherungsanlagen
Signale mit mehr wie einem Flügel wurden früher zur Wegesignalisierung als Einfahr-, Wege- und Ausfahrsignale angewendet, wo bei der oberste Flügel den Hauptfahrweg und die darunter angebrachten Signalflügel davon abweichende Sekundär- oder Tertiärfahrwege signalisierten, waren in größeren Bahnhöfen mehrere vom Hauptfahrweg abweichende Fahrwege zu signalisieren, verwendete man nachfolgende Wegesignale, welche auch über mehrarmige Signalflügel verfügen konnten, nicht selten wurden an Wegesignalen auch Signale der entgegengesetzten Fahrtrichtung mitangebracht.
Gemeinfreie Abbildung einer Signalbrücke aus der Zeitschrift ,,Organ" des VDEV
Im Großherzogtum Mecklenburg regierte der Großherzog Friedrich Franz zu Schwerin, er hatte ein besonders ,,gestörtes" Verhältnis zum preußischen Königreich und er erkannte die Ausrufung von Kaiser Wilhelm als Kaiser für Deutschland nicht an. Somit hatten in Berlin erlassene Gesetze und Vorschriften bezüglich des Eisenbahnwesens, für ihn in Mecklenburg, keine Gültigkeit, was sich in technischer Beziehung zur Eisenbahn negativ auswirkte.
Auf Grund der schwachen Finanzlage, wurden nötige Modernisierungen ewig lange ,,hinten angestellt" und aufgeschoben. Den preußischen Eisenbahnen wurde die Durchfahrt durch Mecklenburger Gebiet verwehrt und auch im Signalwesen ging man ,,eigene" Wege.
So gab es Grenzbahnhöfe auf preußischen Gebiet entlang der Grenze zu Mecklenburg, wo Schutzwagen und Lokomotiven umgespannt wurden, so lange der Großherzog noch nicht Mitglied im deutschen Zollverein war, endeten auch Güterfrachten an den Grenzbahnhöfen und wurden nach der zollamtlichen Behandlung erneut verladen und weiter transportiert.
Das Signalwesen war abweichend zu dem in Preußen seit 1892 geltenden System, man verwendete in Mecklenurg noch Signale aus der Zeit um 1878 aber erst nach dem 1. WK mit der Schaffung der DRG wurden auch die Mecklenburger Friedrich Franz Eisenbahn der DRG beigesteuert und letztlich auf deren Standard modernisiert.
Gemeinfreie Abbildung aus dem ,,Organ" des VDEV von 1878 bezüglich Mecklenburger Signale
Gemeinfreie Abbildung aus dem ,,Organ" des VDEV von 1878 bezüglich Mecklenburger Signale
Gemeinfreie Abbildung aus dem ,,Organ" des VDEV von 1878 bezüglich Mecklenburger Signale
Ab Mitte der 1880er Jahre begann man auch die Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg zu modernisieren, die von einer Tochtergesellschaft der Mecklenburger Friedrich Franz Eisenbahn betrieben wurde und den Bahnverkehr über Mecklenburger Gebiet führte.
Man verwendete eine leicht modifizierte Version dieser Signale von 1878 und behielt diese noch recht lange bei, auf preußischem Gebiet allerdings ,,unterwarf" man sich aber den dort geltenden Signalvorschriften, weswegen auf dieser Bahnstrecke zwei verschiedene Signalsysteme Anwendung fanden, sehr zum Leidwesen dort beschäftigtem Eisenbahnpersonals.