Ach ja, wie ich diese Verallgemeinerungen liebe. Klar - in Modellbahngeschäften findet sich der Bodensatz der Arbeitsagentur - das Arbeitsamt gibt es ja schon seit fast 20 Jahren (!) nicht mehr. Dass allerdings in den meisten Fällen der Fisch vom Kopf her stinkt sieht man wohl am besten an der Märklin Lok 39160, welche seit mehr als 21 Jahren in der falschen Farbe auf der Märklin-Website zu sehen ist. Nach mehr als 50 Versuchen, Märklin über das Impressum darauf hinzuweisen, hab ich mittlerweile aufgegeben...
Bei Kleinigkeiten ist es allerdings vollkommen normal, dass man da betriebsblind wird. Habe das selbst schon erlebt bei Fotos für eBay, dass verbogene Trittstufen von Loks oder Waggons mir weder im Original noch auf dem von mir gemachten Foto aufgefallen sind, sondern erst nachdem der Käufer sich bei mir gemeldet hat. Wenn man sich dann die Bilder im nachhinein anschaut, war der Mängel dort schon ersichtlich. Ist mir (und dem Käufer) allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgefallen. Und da vermutlich Katalogfotos nicht so gut bezahlt werden wie Fotostrecken im Playboy, wird auch die Postproduction nicht ganz so penibel ausfallen.
Und um zum Anfangsthema zurück zu kommen. Da frag ich mich, was hier einige tatsächlich für eine Beratung erwarten? In der Regel weiß der geneigte Modellbahner doch eh alles besser - zum Teil gefühlt sogar als der Hersteller des Produktes, was man regelmäßig hier im Forum bei manchen Beiträgen heraus zu lesen scheint. Ich habe selbst im Verkauf gearbeitet, wenn auch nicht bei der Modellbahn sondern im Fachbereich Computer. Ich bin sogar gelernter Kaufmann. Und ich bin in einem Alter, wo man sich noch daran erinnern kann, wie viele Geschäfte es früher gab speziell bei mir in meinem Geburts- und Wohnort und wie wenig davon noch übrig geblieben sind. Wo sind die ganzen Plattenläden geblieben? Videotheken? Waren die auch alle selber schuld?
Ist natürlich auch eine Art Selbstschutz, die Schuld bei anderen zu suchen. Ich selbst muss zugeben, dass ich eventuell auch eine Teilschuld dafür trage, dass unser Spielzeugladen vor Ort sein Modellbauangebot komplett eingestellt hat, wenn auch Mitte der 2000er Jahre viele der Hersteller damals wohl selbst dazu beigetragen haben. Ich habe bei meinem Wiedereinstieg ins Modellbahnhobby in das damals für mich vollkommen neue eBay vertraut, die Verkaufspreise dort mit der Hersteller UVP verglichen und für mich entschieden, dort mein Geld auszugeben. Für fast den selben Preis hätte ich auch bei meinem Spielzeughändler vor Ort einkaufen können, allerdings weil dieser aufgrund von Mindestumsatzvorgaben von den Herstellern schon einen Räumungsverkauf durchführte. Allerdings kann ich zumindest bei den Plattenläden und Videotheken meine Hände in Unschuld waschen, da diese bei uns schlossen, bevor ich überhaupt einen Internet-Anschluss hatte.
Ach, wie habe ich das früher genossen, während der zwei- bis dreimaligen Einkaufstouren pro Jahr in Bremen bei Barlage, Saturn-Hansa, Karstadt, JPC oder Brinkmann in den Tonträger-Abteilungen Stunden über Stunden zu verbringen. Habe sogar die Schule geschwänzt, um vormittags in der "Schallplatte" in Bremen die neueste Single meiner Lieblingsband als Erstauflage in rotem Vinyl zu kaufen. Sorry für Off-Topic, aber das musste ich jetzt mal loswerden.
Wie heißt es so schön - wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Wer also noch nie online Modellbahn-Artikel bestellt hat, der mag sich über fehlende Beratung oder schlechte Ausbildung der Verkäufer beschweren. Alle anderen sollten vielleicht mal darüber nachdenken, ob sie nicht eventuell Teil des Problems sind.