Fahrleitung in der Wendel (Tunneloberleitung)

#1 von Elektrobahner , 01.03.2022 11:44

Meine Lösung für eine Fahrleitung in der Gleiswendel

Ich möchte hier über meine Lösung der Fahrleitung innerhalb der Gleiswendel berichten. Um die Steigung der Wendel möglichst flach zu halten, ist es wünschenswert, den „Höhengewinn pro Runde“ klein zu halten. Deshalb ist es nicht praktisch – wie bei genügender Höhe im Schattenbahnhof – die Stromabnehmer einfach voll ausfahren zu lassen. Der Einbau einer klassischen Fahrleitung (mit Masten) oder einer Tunneloberleitung benötigt ebenfalls eine gewisse Einbauhöhe. Der Gewinn gegenüber den ausgefahrenen Stromabnehmern ist gering. Man könne mit den Stromabnehmern natürlich einfach an der Unterseite der Trassenbretter schleifen. Abgesehen davon, daß das üblicherweise verwendete Sperrholz nicht sehr glatt ist, ergeben sich dabei Probleme an Kanten, z.B. zwischen zwei Trassenbrettern.

Meine hier vorgestellte Lösung basiert auf 0,8 mm Messingdraht, der auf Messingnägel gelötet ist. Die Nägel werden entlang einer z.B. durch ein kleines Hilfsfahrzeug angezeichneten Linie eingeschlagen. Das Verlöten des Drahtes und der Nägel klappt spielend, wenn beide (also die Nägelköpfe und die entsprechende Stelle am Draht) mit einem Löthilfsmittel von der Oxidschicht befreit werden. Ich verwende dazu Phosphorsäure (z.B. 25% H3PO4 von H0fine) und reinige die Lötstellen am Ende mit einem feuchten Tuch. Das entfernt die Phosphorsäure zuverlässig. Am Ende prüfe ich die Glätte der Lötstellen und feile – wenn erforderlich – mit einer Nadelfeile überschüssiges Lötzinn weg. Das ist jedoch nur in Einzelfällen einmal erforderlich.

Diese Methode hat den Vorteil, daß nicht nur einfache Gleise überspannt werden können, sondern auch Weichenverbindungen mit entsprechenden Verzweigungen. Die Stromabnehmer folgen dem Messingdraht. An Übergängen zwischen zwei Trassenbrettern führe ich jeweils den Draht ein kurzes Stück weiter und löte ihn an vorbereitete Nägel, die auf die Seite geführt sind, nach der Montage fest. Das ist zwar etwas fummelig (man muß ja nach der Montage der Trasse noch ein paar Lötpunkte setzen), aber durch die Vorbereitung mit dem Löthilfsmittel kein Problem. Nicht vergessen, auch hier die Phosphorsäure mit einem feuchten Tuch zu entfernen!

Bei mir wird der Schattenbahnhof mit ausgefahrenen Stromabnehmern befahren. An der Ein- und Ausfahrt zur Wendel habe ich den Draht nach oben geführt, sodaß die Stromabnehmer eingefangen werden.

Neben der individuellen Anfertigung der Fahrleitung hat die Lösung den Vorteil, recht günstig zu sein. Der Messingdraht und die -nägel sind sehr günstig, das weitere Material (Lötzubehör) ebenfalls bzw. sowieso vorhanden. Es spricht natürlich nichts dagegen, die Fahrleitung elektrisch funktionsfähig zu machen - ist aber bei mir nicht vorgesehen. Dabei ist lediglich darauf zu achten, daß die Übergänge zwischen Teilen der Trassenbretter auch elektrisch zuverlässig verbunden sind. Hier nun ein paar Bilder und ein Video mit der "Testfahrt".

Das Ergebnis: das fertige Trassenbrett mit dem Messingdraht
Bild entfernt (keine Rechte)

Anzeichnen der Gleismitte mit dem „Hilfswagen“, gebastelt aus einer alten Fleischmann-Kipplore, etwas Polystytol, einem Stromabnehmer, etwas Kupferblech und einem Stück Wachsmalkreide. (Der Speisewagen ist nicht zwingend erforderlich – überbrückt aber kleine Hungerattacken beim Personal.)
Bild entfernt (keine Rechte)

Angezeichneter Verlauf des Drahtes auf dem Trassenbrett
Bild entfernt (keine Rechte)

Beim Einschlagen der kleinen Messingnägel bewährt sich eine Klemmpinzette (und verhindert laute Flüche beim Personal)
Bild entfernt (keine Rechte)

Detail des montierten Drahtes
Bild entfernt (keine Rechte)

Das eine Ende des Trassenbrettes behält etwas überschüssigen Draht, der auf dem nächsten Trassenbrett befestigt wird (s. nächstes Bild). Wenn man die Enden auf 2-3 Nägel lötet, halten sie bei der Montage besser.
Bild entfernt (keine Rechte)

Das Gegenstück mit abgerundetem Drahtverlauf. Man erkennt die vorbereiteten und verzinnten Nägel für den Draht des Nachbarbretts. Der Draht von dort wird seitlich weggeführt, sodaß der Stromabnehmer nie ein Drahtende spürt.
Bild entfernt (keine Rechte)

Blick zwischen in die Wendel nach Montage
Bild entfernt (keine Rechte)

Ein- und Ausfädelung des Fahrdrahts am unteren Ende der Wendel. Ab hier sind die Stromabnehmer ganz ausgefahren.
Bild entfernt (keine Rechte)

Fahrprobe – funktioniert einwandfrei!



Viel Spaß beim Nachbauen!
Christian


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RE: Fahrleitung in der Wendel (Tunneloberleitung)

#2 von fmm , 01.03.2022 14:23

Moin Christian,

schön ausgeführt und erklärt.
Nichts für Ungut, aber die Idee ist nicht unbedingt neu. Haben wir schon Mitte der 70er Jahre des vorherigen Jahrhunderts schon ähnlich gemacht.
Damals Torbögen und Galgen aus Holzresten gebaut, Schlitz-Schrauben reingedreht und Messingdraht mit dem 100W Brateisen angelötet.
Haben damit ganze Quertragwerke im Schattenbahnhof gebaut.
In seinem Hand- und Spielbuch zur Modellbahn hat der Autor B. Kiegeland statt des Messingdrahtes in der Mitte getrenntes Flexgleis verwendet.
Auch die "Fangbügel" für die Stromabnehmer wurden in der einschlägigen Modellbahnliteratur schon mehrfach beschrieben.

Trotzden gut, das es Du es zeigst. Für den einen oder anderen Neuling dürfte es hilfreich sein.

Grüße
Frank


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RE: Fahrleitung in der Wendel (Tunneloberleitung)

#3 von Elektrobahner , 01.03.2022 16:57

Hi Frank,

ich wollte auch kein Patent auf die Idee anmelden! Du hast völlig recht, das gabs in der einen oder anderen Form schon vor vielen Jahren an vielen Stellen. Mit dem 0,8 mm Messingdraht hat man halt die minimale Bauhöhe ziemlich erreicht. Nachdem das Thema der Fahrtleitung in Wendeln aber hier (und in anderen Foren) immer mal wieder aufkommt, habe ich meine Bilder und ein bisschen Text dazu einfach mal hier eingestellt. Manchem (auch mir!) hilft es ja, wenn man etwas "in Bildern" sieht, um es dann bei sich (so oder anders) umzusetzen.

Viele Grüße,
Christian


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RE: Fahrleitung in der Wendel (Tunneloberleitung)

#4 von supermoee , 01.03.2022 17:02

Hallo

Wieso so kompliziert? Lass doch die Pantos auf das Holz der Wendel schleifen. Es muss nur die Holzkonstruktion sorgfältig erstellt werden.

Spart ein Haufen Arbeit.

Gruss

Stephan


Der Trend geht deutlich zur Zweitanlage hin.


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RE: Fahrleitung in der Wendel (Tunneloberleitung)

#5 von fmm , 01.03.2022 18:09

Zitat von Elektrobahner im Beitrag #3
Hi Frank,

ich wollte auch kein Patent auf die Idee anmelden! Du hast völlig recht, das gabs in der einen oder anderen Form schon vor vielen Jahren an vielen Stellen. Mit dem 0,8 mm Messingdraht hat man halt die minimale Bauhöhe ziemlich erreicht. Nachdem das Thema der Fahrtleitung in Wendeln aber hier (und in anderen Foren) immer mal wieder aufkommt, habe ich meine Bilder und ein bisschen Text dazu einfach mal hier eingestellt. Manchem (auch mir!) hilft es ja, wenn man etwas "in Bildern" sieht, um es dann bei sich (so oder anders) umzusetzen.

Viele Grüße,
Christian


Moin Christian,
deswegen schrieb ich ja , das ich es gut finde, das Du es gezeigt hast.

Zitat von supermoee im Beitrag #4
Hallo

Wieso so kompliziert? Lass doch die Pantos auf das Holz der Wendel schleifen. Es muss nur die Holzkonstruktion sorgfältig erstellt werden.

Spart ein Haufen Arbeit.

Gruss

Stephan


Hallo Stephan,
klar, kann man so machen. Dann sollte das Trassenbrett aber ordentlich geschliffen, lackiert und und evtl. noch zusätzlich mit Schmierseife geschmiert sein.
Ich könnte mir nämlich vorstellen, das sonst die rauhe Oberfläche vom Holz in Verbindung mit der vollflächigen Auflage der Schleifstücke die Pantos auf Dauer belastet und diese u.U. mechanisch verformt.
Da ist der Reibungskoeffizient vom Panto am Messingdraht doch um einiges geringer. Und wenn man dann noch den Draht im Zick-Zack (siehe Vorbild) verlegt,
hält sich auch der Verschleiss in Grenzen und man vermeidet ein punktuelles einschleifen von Rillen am Schleifstück.

Grüße
Frank


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zuletzt bearbeitet 01.03.2022 | Top

RE: Fahrleitung in der Wendel (Tunneloberleitung)

#6 von Elektrobahner , 01.03.2022 19:12

Hi Frank,

danke, für beide Antwortteile! Als Ellok-Fan bin ich begeistert, wie filigran mittlerweile die Stromabnehmer umgesetzt werden. Meine alte Fleischmann E44 (Vollmetall mit seitlichem Umschalter im Gehäuse, historisch wertvoll!) würde mit dem Sperrholz-Kontakt à la Stephan wohl zurecht kommen. Aber die feinen Stromabnehmer von aktuellen Altbau-Ellok-Modellen von Roco, Fleischmann oder Piko, oder die Modelle neuerer Loks (z.B. BR 120 von ACME, BR 193 von LS Models) wären mit vielen Metern Holz am Schleifstück sicher nicht einverstanden.

Viele Grüße,
Christian


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