Hallo Stummis,
ich trage heute mal alle vier mir bekannten Methoden zusammen, wie man Märklin-Loks mit den klassischen Kollektor-Motoren auf digital umbauen kann. Dabei konzentriere ich mich in erster Linie auf den Motorumbau, weniger auf die vollumfängliche, dann dafür geeignete Decoder-Auswahl. Allerdings nenne ich auch einige Beispiel-Decoder, mit denen ich in der Praxis bereits Erfahrungen sammeln konnte. Ebenfalls bewerte ich die Umbauten nach der (subjektiv gefärbten) Kategorie Fahrverhalten und dem finanziellen Aufwand für den Umbau. Auf diese Weise möchte ich jedem Digitalinteressierten und auch jedem Digitalfahrer einen schnellen Überblick geben, welche Möglichkeiten er für den Umbau seiner Loks hat.
Kategorie 1: Allstromdecoder
Die einfachste Methode der Digitalisierung ist, den analogen Fahrtrichtungsumschalter durch einen Digitaldecoder zu ersetzen, der Allstrommotoren ansteuern kann. In diesem Fall wird nur das Umschaltrelais ausgebaut und die Lok im Inneren neu verkabelt, wobei der Decoder die Stromversorgung aller Verbraucher übernimmt. Dabei ist zum einen zu beachten, dass das Fahrverhalten je nach verwendetem Motor und Decoder stark schwanken kann. Ebenso ermöglichen manche möglichst einfache Decoder wie Märklins alte Delta-Decoder kein digitales Ansteuern der versorgten Funktionen. Bei den Delta-Decodern werden die Lichtausgänge synchron mit der Fahrspannung gespeist, sodass eine angeschlossene Lampe erst mit zunehmender Geschwindigkeit an Helligkeit zunimmt.
Die Decoderauswahl ist ebenfalls deutlich spärlicher als im Segment der Decoder für Gleichstrommotoren. Neben den alten c80- und Delta-Decodern und Märklins modernem Allstromdecoder 60906 stellt meines Wissens nach aktuell nur noch die Firma Tams Decoder für den Wechselstrombetrieb her (deren zwei, die bei mir verbaut waren, aber nach ein paar Jahren, in denen die Loks ein Schrankdasein fristeten, die Grätsche gemacht haben).
Digitalumbau mit Märklin c80-Allstromdecoder in einer V200 (3021).
- Fahrverhalten: durchwachsen, von durchaus gut (Märklin c80-Decoder mit großem Scheibenkollektor) bis nicht berauschend (Märklin Delta-Decoder, Tams-Wechselstromdecoder)
- Kosten: mittel bis gering (gerade alte Märklin-Decoder vom Typ c80 und Delta sind bereits für wenige Euro erhältlich).
Kategorie 2: Gleichstromdecoder
Ohne Motorumbau:
Die zweite Methode macht sich die bereits in den 70er Jahren angewandte Methode zum Dreileiter-Gleichstromfahren zunutze: der Motor bleibt unverändert, aber die Feldspule erhält zwei in entgegengesetzer Richtung verbaute Dioden, die zusammengeführt und auf den einen Motoranschluss des Decoders gelegt werden. Der andere Anschluss wird auf den freien Anschluss des Motorschildes gelegt (der zweite Kontakt der Motorschlides bleibt mit der Feldspule verbunden). Auf diese Weise wird die Feldspule wie ein Permanentmagnet angesteuert. Ich nutze 1000 V/1 A-Dioden für meine Umbauten.
Der User @SAH hat diesen Umbau in einem Dokument genau beschrieben (https://www.sheyn.de/Modellbahn/Elektronik/Regelung.php). Die Lastregelung mittels zweier Kondensatoren konnte ich selbst allerdings noch nicht nachvollziehen. Nach eigenen Erfahrungen fahren Loks mit diesem Umbau aber mit vielen verschiedenen Gleichstromdecodern wie Märklin c90, 60760, Tams-Gleichstrom oder auch ESU fast so gut, wie mit einem Hamo-Magneten (siehe nächster Abschnitt).
Aus eigener Erfahrung rate ich allerdings dennoch zum Permanentmagneten.
Digitalumbau mit Dioden und Märklin Mini-c90 in einer 212 (3072).
- Fahrverhalten: gut, allerdings nicht auf dem Niveau mit einem Hamo-Magneten.
- Kosten: verhältnismäßig gering, es fallen faktisch nur die Kosten für den Gleichstromdecoder an. Die Dioden fallen preismäßig nicht ins Gewicht (Centpreise). Und - was auch für den Hamo-Magneten gilt - auch mit einem alten c90-Decoder von Märklin erhält man auf diese Weise eine Lok mit akzeptablen und betriebstauglichen Fahreigenschaften.
Mit geringem Motorumbau:
Diese Methode lässt sich in wenigen Sätzen abhandeln: In diesem Fall wird die Feldspule des Motors durch einen Permanentmagneten ersetzt. Der Motor wird zum Gleichstrommotor und der Gleichstromdecoder wird mit den beiden Motoranschlüssen an die Kontakte des Motorschildes gelötet. Der Name des Magneten rührt übrigens daher, dass Märklin in seiner früheren Hamo-Reihe für Zweileiter-Gleichstromfahrer die Feldspule durch exakt solche Magneten ersetzt hatte.
Digitalumbau mit Hamo-Magnet und ESU LoPi V4 in einer 24 (3003).
- Fahrverhalten: gut, doch darf man nicht vergessen, dass weiterhin nur ein dreipoliger Magnet im Motor werkelt. Für den normalen Streckendienst jedoch meist völlig ausreichend.
- Kosten: mittel. Seitdem ESU mit Einstellung des LoPi V4 seine praktischen all-in-One-Sets eingestellt hat, liegen die Kosten auf einem Niveau mit dem einfachen 60760-HLA-Set von Märklin.
Mit komplettem Motorumbau:
Diese Methode dürfte die Bekannteste sein: beim Umbau auf den Hochleistungsantrieb (HLA) werden die Feldspule gegen einen Permanentmagneten, der dreipolige Anker gegen einen fünfpoligen sowie das Motorschild getauscht. Die Verkabelung ist ansonsten identlisch mit der beim Hamo-Magneten. Durch die zwei Ankerpole mehr fährt die Lok spürbar ruhiger, selbst wenn die Ansteuerung durch einen einfachen Decoder mit nur 14 Fahrstufen wie dem 60760er erfolgt.
Übrigens ein Tipp: Loks aus Märklins 35xxer-Serie verfügen ab Werk über einen fünfpoligen Motor mit Feldspule. Ersetzt man diese durch einen Hamo-Magneten, haben auch diese Loks einen HLA.
Digitalumbau mit Märklin 60760-Set in einer 141 (3037).
- Fahrverhalten: sehr gut. Natürlich, besser und feiner geht immer. Doch mit einem hochwertigen Decoder sind auch die Langsamfahreigenschaften nichts, worüber man klagen könnte.
- Preis: hoch. Mit Umbausatz und einem guten Decoder ist man mit Sicherheit über den fünfzig Euro. Die einzige Ausnahme bildet das Set 60760, was aber mit einer alten Decoder-Konstruktion ohne mfx oder DCC und nur 14 Fahrstufen erkauft wird. Nichts für den Kriechgang.
Ich hoffe, ich kann dem einen oder anderen mit diesem Beitrag eine Übersicht und Entscheidungshilfe an die Hand geben.