Zitat von lupus51 im Beitrag #53
moin,
ich hatte ja schon anfangs geschrieben "system-immanent" :
was kann eine einzelne Person in welcher Position in einem so komplexen System
bewirken bzw falsch machen ?
Wo sucht man einen Schuldigen oder mehrere Schuldige ?
Sind diese(r) ggf überhaupt noch herbeiziehbar bzw belangbar ?
Hallo roehnwolf, hallo zusammen,
vieles, was hier geschrieben wurde, halte ich nicht für zutreffend. Aber ich habe bereits meinen Senf dazu getan und möchte mich nicht wiederholen.
Ich habe nicht studiert, aber 30 Jahre Erfahrung als Lokführer und inzw. über 10 Jahre im Werk, wenn auch ohne Schraubenschlüssel. Zu Bundesbahnzeiten, als die Bahn noch aus einem Guss war, hatte man auch viel Kontakt mit anderen Bereichen, ob nun Fahrdienstleiter, Werkstatt, Fahrleitungskolonne oder Bahnmeisterei, und konnte vieles mitnehmen, was häufig einen anderen Blick auf die Dinge erlaubt hat.
Einige Punkte möchte ich noch kurz ansprechen, bevor ich - aus meiner Sicht - deine Fragen beantworte:
Irgendjemand hatte gesagt, dass die Zug- und Stoßeinrichtung einen großen Einfluss auf das Laufverhalten habe. Dem ist nicht so. Sie macht das, was der Name schon sagt - Zug- und Druckkräfte übertragen. Mehr nicht. In einer meiner vorherigen Beiträge, habe ich versucht, das zu verdeutlichen.
Daher fällt auch die Antwort, wie die DB bei Verspätungen umgeht, folgendermaßen aus: Bei Verspätung habe ich alles gegeben, was die Lok oder der Zug zu geben in der Lage war: Mit voller Leistung beschleunigt und gebremst - sofern es erlaubt war - und kein Laub auf den Schienen ;)
So wurde und wird es auch gelehrt.
Generell habe ich hier an einigen Stellen den Eindruck, dass theoretisiert und mit Kräften "jongliert" wird, ohne diese in Relation zu den wirklich vorhandenen Kräften zu setzen: Wie groß ist die Masse der Fz? Wie groß sind die Radien? Wie groß sind die Geschwindigkeiten? Wie groß sind die Zug-/Druckkräfte? Und in welchem Größenverhältnis stehen die Kräfte zueinander? Ohne das Wissen um die Kräfteverhältnisse kann doch nicht wirklich abgeschätzt werden, ob Situationen beherrschbar sind oder nicht - oder? Und welche Rolle haben die unterschiedlichen Schienenprofile? ...und die Radprofile? Da gäbe es auch noch unterschiedliche Bauarten der Drehzapfen, unterschiedliche Bauarten der (Schwingungs-) Dämpfung usw....
Aber trotzdem wird sich nicht gescheut, und versucht, einen unsicheren Zugbetrieb zu suggerieren.
Ich möchte zu diesem Punkt aber auch nichts mehr sagen.
Nun aber zu deinen 3 Fragen - bewusst allgemein gehalten, da ich von dem besagten Unfall zu wenig Infos habe.
Zu 1) Im Eisenbahnbetrieb kann eine einzelne Person durchaus erheblichen Schaden verursachen. Sei es der Lokführer, der Fehlhandlungen durchführt (zB zu schnell, zu große Druckkräfte, Fehlhandlung bei Signalstörung oder -verfehlung), der Fahrdienstleiter ebenso (Fehlbedienung im Störungsfall, zB Zs1 unzulässig bedient), aber auch die fehlerhafte Instandhaltung der Fahrzeuge oder die Instandhaltung des Gleises kann einen Unfall verursachen.
zu 2) Die Antwort ergibt sich aus der ersten Antwort. Und glaube mir, ein Staatsanwalt weiß, wonach und wo er suchen muss.
In den letzten Jahren wurde aber von den Gerichten immer öfter auch gefragt, warum derjenige denn einen Fehler gemacht hat. Warum es zB keinen internen Prozess gibt, der das verhindert - oder warum es den Prozess gibt, er aber nicht beachtet wurde. Ich hoffe, dass das künftig bei den Gerichten immer eine Rolle spielen wird....
zu 3) Sowohl der Lokführer, als auch der Fahrdienstleiter, als auch deren Disponenten (Ruhezeiten eingehalten?) sind bekannt. Und in den Werken wird z.B. jede einzelne Arbeit dokumentiert: Wer hat mit welchem Drehmomentschlüssel welche Schraube mit welchem Drehmoment angezogen, und war der Drehmomentschlüssel kalibriert. Daher ist die Antwort in den meisten Fällen: Ja.