Hallo liebe Modellbahnfreunde,
heute möchte ich einfach mal eine wahre Geschichte erzählen.
Wer mag, der besorge sich also etwas Popcorn und lese dann den Text im folgenden Spoiler.
Es ist so etwa 55 Jahre her, da war der Schreiber hier zarte 4 oder 5 Jahre alt.
In der Vorweihnachtszeit bastelten meine Eltern heimlich, wenn alle Kinder bereits im Bett waren,
an einem Geschenk für meinen älteren Bruder: Eine Märklin-Modelleisenbahn.
Ich erinnere mich noch in etwa daran, wie das liebevoll gebastelte Resultat aussah:
Es bestand aus einer Grundplatte von ca. 200 x 100 cm, am Rand etwas erhöht mit Holz eingefasst.
Darauf waren H0-Schienen von Märklin montiert, ein größeres Oval, ich glaube zweispurig, bin mir da aber nicht mehr so sicher.
Das Wort "digital" gab es in unserem Sprachgebrauch noch nicht, daher thronte ein dicker, blauer Trafo mit schwarzem Knauf am Rand der Platte.
Neben der - natürlich exakt parallel zum Plattenrand verlaufenden - Hauptstrecke gab es noch mindestens eine Weiche, die zu einer Nebenstrecke führte.
Es gab zwei Lokomotiven: Eine V200 ("Esmeralda") und eine kleine Dampflokomotive ("Emma"), die so ähnlich aussah, wie diese hier:
https://www.maerklin.de/de/produkte/details/article/3000
Was es an Wagen dazu gab, weiß ich leider nicht mehr so richtig, aber ich erinnere mich an einen Trafowagen und einen Wagen mit einem drehbaren Kranaufsatz,
der über eine kleine Handkurbel an einem Faden einen Haken senken und heben konnte.
Der Trafowagen sah so ähnlich aus wie der hier:
https://www.maerklin.de/de/produkte/details/article/4617
Der Kranwagen war glaube ich der "Märklin 6804" oder der "Märklin 4611" in blauer Farbe.
An einer der vier Ecken der Grundplatte befand sich ein Tunnel, selbstgebastelt, der lose auf die Tischplatte aufgesetzt werden konnte.
Da oben auf dem Tunnel eine kleine Glühlampe herausragte, auf die eine kleine Kapelle gesetzt werden konnte, gab es an einem der Tunnelenden zwei kleine Drähte
mit Ministeckern, die in zwei fest in die Platte integrierten Ministeckdosen gesteckt wurden.
Wie diese Kapelle aussah, daran kann ich mich leider nicht mehr erinnern.
Aber sie war garantiert auch von Faller.
Es gab auch einen Bahnhof und ich bin mir ziemlich sicher, dass es dieser hier war:
"Faller H0 B-103 Großer Bahnhof Schönblick 50er/60er Jahre"
Neben dem Bahnhof stand eine Bahnhofshalle, sehr wahrscheinlich diese hier:
"FALLER B-186 Bahnhofshalle"
Es gab für alle Gebäude einen festen Platz auf der Platte (immer direkt neben den zwei zugehörigen Ministeckdosen), mit denen dann die Beleuchtung erreicht wurde.
Auf der Nebenstrecke gab es einen beschrankten Bahnübergang, der wohl mechanisch ausgelöst wurde.
Ich erinnere mich noch gut an eine Miniglühlampe in roter Farbe in den Andreaskreuzen.
Dann gab es noch eine Mühle, die tatsächlich noch mit echtem Wasser befüllt war.
Das war diese hier:
"HO Wassermühle mit Wasserpumpe, Artikel-Nummer: 130225, Marke: Faller"
Dadurch, dass alle Gebäude nur lose aufgesetzt waren, begann diese Mühle durch die Vibration der eingebauten Wasserpumpe, auf der Platte herumzuwandern.
Das war immer echt lustig und gab auch meist ein bisschen Sauerei, wenn das Wasser überschwappte.
Später blieb sie dann meistens leider deaktiviert.
Es gab auch ein tolles Café mit anliegender Tankstelle, das auf dem runden Dach ein motorbetriebenes Logo hatte, welches sich kontinuierlich und langsam drehte.
Das war dieses Modell hier:
"Faller AMS H0 B-4914 Shell Café Rundcafé Café mit Tankstelle 50er/60er"
Der größte Clou für mich, den kleinen Bruder, war aber ein Kran von Märklin, dieser hier:
"Märklin 7051 (451 2/G) Kran"
Er wurde elektrisch betrieben und konnte sich um 360° drehen und einen Elektromagneten absenken bzw. anheben.
Der Elektromagnet konnte natürlich auch ein- und ausgeschaltet werden.
Auch die Beleuchtung in dem Führerstand war schaltbar.
Ich erinnere mich an eine graue Zuleitung mit so etwas Ähnlichen wie einem Dioden Stecker an deren Ende.
Das passende Gegenstück befand sich natürlich auch wieder fest in der Grundplatte montiert.
Das schönste für den leicht destruktiv veranlagten kleinen Bruder bestand nach einiger Spielzeit mit der Bahn dann darin, Pfennige oder Groschen mit dem
Elektromagneten aufzunehmen und dann auf die Gleise plumpsen zu lassen, was natürlich einen Kurzschluss nach sich zog und dadurch die ganze Anlage für ein
paar Minuten stromlos war (Überlastschutz im Trafo).
Das war wirklich eine schöne Zeit
Es gab auch ein elektrisch betriebenes Gleis zum Abkuppeln von Wagen.
Das hat stets super funktioniert und man konnte so prima rangieren.
Was die restliche Gestaltung der Grundplatte angeht: Ich weiß gar nicht mehr, ob es auch ein paar Bäume auf der Anlage gab.
Ich weiß nur noch, dass verschiedene Bereiche durch einfarbigen Sand oder ein ähnliches feines Granulat gekennzeichnet waren:
Grün für Wiesen, rot(?) für Straßen, blau für Wasserläufe und braun für Bereiche mit Gebäuden.
Sicherlich könnte man heutzutage mit dieser Anlage niemanden mehr beeindrucken, aber mir ist sie sehr angenehm in Erinnerung geblieben.
Sie stand die meiste Zeit abgebaut in einem Keller und wurde mindestens einmal im Jahr in einem anderen Keller wiederaufgebaut, wobei die Grundplatte
auf zwei Holzböcke gelegt wurde.
Das ist also meine Erinnerung an meinen ersten Kontakt mit einer H0-Anlage von Märklin. Und es ist eine sehr schöne Erinnerung, die 50 Jahre lang
latent schlummernd in mir lauerte.
Jetzt erfolgt ein Zeitsprung in das Jahr 2021, genauer in die Vorweihnachtszeit.
In diesem Jahr gestalteten sich die Weihnachtsmärkte als äußerst schwierig, so sie denn überhaupt Corona-bedingt stattfinden konnten.
Meine Frau und ich waren zu diesem Zeitpunkt beide mindestens zweimal geimpft, was für den Zutritt zu dem Weihnachtsmarkt, von dem ich jetzt kurz erzählen möchte,
seinerzeit absolut unumgänglich war.
Im Nachhinein eigentlich purer Quatsch, da sich die spärlich vorhandenen Buden eh draußen befanden.
Und die Besucher schon von sich aus darauf achteten, sich nicht zu nahe zu kommen.
Es war halt eine leicht beängstigende Situation; denn niemand wollte sich wirklich eine Covid 19-Infektion einfangen.
Bei einer der - wirklich sehr wenigen - Buden hatte der Betreiber in der Außenablage seines Büdchens eine kleine Eisenbahn laufen.
Ein ganz simples, winziges Oval der Größe Spur Z.
Und was soll ich sagen? Es war der Hingucker schlechthin und herzallerliebst anzuschauen.
Mir ging sofort das Herz auf und ich betrachtete die kleine Lok mit ihren Wagen eine ganze Weile lang.
Ich erinnerte mich natürlich sofort auch wieder an die H0-Anlage aus meiner Kindheit, die ich großzügiger Weise nutzen durfte, auch wenn sie mir gar nicht gehörte.
Was dann passierte, muss ich wohl niemandem hier groß erklären: Der Wunsch und der Plan für eine eigene Modelleisenbahn war geboren!
Noch im selben Jahr bestellte ich mir ein digitales Starterset in Spur N, sozusagen als Weihnachtsgeschenk an mich selbst.
Und in meinem Kopf entstand eine Anlage, die - wie die H0-Anlage in meiner Kindheit - natürlich rechteckig aufgebaut sein musste.
Nach und nach kaufte ich mir Zubehör, beginnend mit Modellen von Faller - von wem sonst?
War das doch die Marke, die ich aus meiner Kindheit kannte und die ich dort lieben gelernt hatte.
So versuchte ich mich an vielen Modellen, die anfangs natürlich etwas unprofessionell zusammengesetzt wurden.
Aber ich merkte schnell, dass mir das Spaß macht und das Ergebnis gar nicht mal so schlecht war.
Auch ein Start-Set des Faller Car-System mit einem schönen roten Bus wurde gekauft.
Natürlich die analoge Version, da es die digitale Variante (glücklicherweise?) nicht für Spur N gab.
So stand für mich sehr schnell fest, dass ich unbedingt zwei Bereiche abbilden wollte: Ein Dorf auf einer größeren Erhöhung, bei der ein Schienenbus fahren sollte,
und eine Stadt in der unteren Ebene, bei der unter anderem ein ICE, aber natürlich auch andere Loks, fahren sollten.
Auch Dampfloks, da es - wie im richtigen Leben - auch mal Aktionen wie "nostalgische Dampflokfahrten" in meiner Miniwelt geben würde.
Blauäugig kaufte ich eine fertige Gleiswendel, um die Unterstadt mit dem Oberdorf verbinden zu können.
Die Worte "Steigung" und "Mindest-Radien" wurden vernachlässigt, da bis dato unbekannt.
Außerdem vertraute ich darauf, dass Vertreiber von fertigen Gleiswendeln dies ja wohl schon berücksichtigt hätten.
Ja Pustekuchen, wie ich sehr bald schmerzlich feststellen musste.
Ich meldete mich hier im Forum an, um noch ein paar kleinere Tipps zu erhalten.
Aber dann kam alles ganz anders.
Ich habe sehr viel sehr gut gemeinte Kritik geerntet, die ich erstmal verarbeiten musste.
Das Schlimmste war für mich die Erkenntnis, dass die gekaufte Wendel so gar nicht eingesetzt werden konnte.
Außerdem war ich ganz schnell davon überzeugt, dass rechteckig nicht immer das Gelbe vom Ei ist.
Alleine schon wegen der Zugänglichkeit der Anlage.
Andere Kritikpunkte, dass zum Beispiel der parallele Verlauf zur Plattenkante ein absolutes "No-Go" ist, habe ich vernommen und auch so abgespeichert.
Aber das ist für mich absolut kein KO-Kriterium.
Ich habe beschlossen, meine erste Anlage hauptsächlich tatsächlich nach meinen Vorstellungen umzusetzen.
Und wenn dabei bloß eine Spielbahn herauskommen sollte, dann ist das eben so.
Ich hatte viel Spaß mit der H0-Anlage in meiner Kindheit.
Die Magie dieser Anlage wirkt auch heute noch in mir, selbst auch dann, wenn ich eine Spur N, Spur Z oder gar Spur IIm (LGB) Lok fahren sehe.
Ich habe noch sehr viele spannende Probleme zu meistern, bevor ich endlich mit der heißersehnten Landschaftsgestaltung meiner Anlage beginnen kann.
Erst die Gleise, und vorher noch der Gleisplan
Im Rückblick auf das, was ich seit meinem Entschluss zur eigenen Anlage gemacht, verbockt und gelernt habe, muss ich sagen, dass ich mittlerweile vieles
anders gemacht hätte.
Die Segmentbauweise, wie ich sie anstrebe, würde ich nicht wieder so gestalten. Die Wahl würde sicherlich zugunsten der offenen Spantenbauweise ausfallen.
Außerdem würde ich die Spur H0 wählen, die eigentlich die Königsklasse ist.
Warum?
Nun, für H0 gibt es alles. Punkt.
Für Spur N gibt es vielleicht die Hälfte, was man basteln und umsetzen kann.
Ich spreche hier natürlich von Bausätzen, nicht von Eigenkreationen. So kreativ bin ich dann doch nicht.
Beispiel: Kirmes. Was gibt es da alles für H0 (Stichwort: Das "Dämonium" oder die "Wilde Maus").
Und wie wenig für Spur N.
Und noch weniger für Spur Z.
Aber das gilt natürlich nicht nur für den Bereich Kirmes: Egal welcher Bereich, H0 hat stets die Nase vorn.
Spur IIm (LGB) ist toll, ohne Frage. Absolut wertige Gleise. Wer die mal in der Hand gehalten hat, wird mir zustimmen:
Wow, da hat man etwas Hochwertiges in der Hand.
Aber LGB ist eben auch sauteuer.
Und wird auch etwas vernachlässigt. Viele Loks sehen alle gleich aus: klobig.
Bis auf wenige Ausnahmen (die dann im vierstelligen Bereich liegen) ähneln die sich irgendwie wirklich alle.
Das ist meine Meinung und meine Erfahrung. Steinigt mich ruhig dafür.
Ich lasse "meine Anlage" (eigentlich ist der Begriff viel zu hochtrabend für das, was erst vorhanden ist) ein wenig ruhen.
Das kommt auch meinem Budget zugute, da mich die ungeplante Reparatur meines Autos Anfang des Jahres einen vierstelligen Betrag gekostet hat,
der mir jetzt andernorts einfach fehlt.
Das heißt natürlich nicht, dass jetzt alles komplett für lange, lange Zeit ruht.
Dafür mache ich doch viel zu gerne Videos
In diesem Sinne beste Wünsche
Randor