Ich mache schon seit über 20 Jahren mit bemfv (back-EMF-voltage) herum und habe unendlich viel darüber gelesen, aber noch nie einen Hinweis darauf, daß die bemfv grundsätzlich Rotor-drehrichtungsabhängig sei und überdies in diesem Umfang. Das heißt nicht, daß ich es negieren würde, wenn es so wäre, anscheinend ist es ja,warum auch immer, so, aber mir fehlt jeder auch nur ansatzweise Beleg, jede Erklärung hierfür.
Es ist auch nicht so, daß der Motor in der "schlechten" Drehrichtung merkbar schlechter laufen würde. Weder lauter oder rauher noch ohne Leistung.
Natürlich: Sollte die bemfv tatsächlich signifikant drehrichtungsabhängig sein, dann sind unterschiedliche Geschwindigkeiten die zwingende Folge, und auch keine Decoderfehlfunktion, das habe ich ja schon ganz oben skizziert. Aber wenn das so, wenn das - in diesem Umfang, also sehr sehr auffällig - typisch wäre, bei jedem Motor auftreten würde, dann hätte schon von vorneherein jeder Decoderhersteller notwendigerweise eine entsprechende Kompensationsmöglichkeit vorgesehen, sei es durch eine manuell zu parametrisierenden Korrekturvariable, sei es hardwaremäßig wie ich es nachfolgend beschrieben getan habe.
Ich habe gleichwohl den Motor jetzt einige Stunden aufgebockt in der "schlechten" Drehrichtung laufen lassen - das ist vermutlich länger als die Lok bis zu meinem Lebensende hier laufen wird -, um dem Gedanken des "Einlaufens" Rechnung zu tragen. Für mich nicht gänzlich überraschend hat dies nichts gebracht.
Mangels griffiger Erklärung bzw. Klärung der Ursache und weil ich nicht die geringste Lust habe, alles auseinanderzureißen und über den Motor zu meditieren, und da es nach allen Beobachtungen nur mit der bemfv zusammenhängen kann, habe ich die pragmatische Lösung gewählt und den "richtigen" (herausgefunden der Einfachheit halber nicht durch Nachdenken und Messen sondern durch trial&error) der beiden bemfv-Rückführ-Widerstände (jeweils 10k) verringert.
Da es viel einfach und auch problemlos reversibel ist habe ich den betreffenden 10k-Widerstand auf der Platine nicht ausgelötet/ersetzt sondern einfach einen passenden Widerstand parallel geschaltet/gelötet. Konkret habe ich ein dünnes Kabel an den betreffenden Eingangspin des PIC gelötet und zu den Motorspulenanschlüssen geführt und dort den Widerstand angelötet - das ist einfacher und bequemer als auf der Dekoderplatine herumzulöten und auch leichter änderbar, falls wider Erwarten irgendwann erforderlich.
Entsprechend des obigen Beispiels, das auf ca. 20% Unterschied (je nachdem, von welcher "Seite" man rechnen) gelangt, und weil die bemfv vom Grundsatz her äquivalent der Drehzahl steigt/fällt, habe ich gleich mit 47k angefangen, um einen zweifelsfrei erkennbaren Effekt durch Verringerung des einen 10k-Widerstand auf ca. 8k2 zu erzielen. Und siehe da, nunmehr läuft die Lok in beiden Richtungen mit annähernd der gleichen Geschwindigkeit, und dies nicht nur "am Anschlag" sondern in allen Bereichen/Fahrtstufen. Der verbleibende Unterschied ist marginal, sofern nicht ohnehin meßtechnisch bedingt.