Hallo Forum!
Vor 40 Jahren sah es so aus, daß es in H0 eigentlich keine vorzeigbaren landwirtschaftlichen Anhänger gab. Jeder kannte dieses stilisierte Wiking-Modell, eine Art Plattform mit abnehmbarem Aufbau, auf den man eine Art Gitter stecken konnte, dessen Zweck sich mir nie erschlossen hat und für das jegliches Vorbild im echten Leben fehlt. Das Ganze nach damaliger Wiking-Manier äußerst grob und lieblos gestaltet. Sonst gab es so gut wie nichts auf dem Markt, von einer halben Handvoll Nischenprodukten einmal abgesehen. Aber diese Fahrzeuge waren so winzig, daß sie allenfalls hinter einem 16er Hanomag passend ausgesehen hätten. Für die ganz normale landwirtschaftliche Welt der 70er oder 80er Jahre gab es NICHTS. Das verwundert mich insofern, als es durchaus Anlagen gibt, die in dieser Zeit angesiedelt sind.
Nun sind etwa 40 Jahre vergangen. Was hat sich seitdem getan? Ich muß feststellen: fast NICHTS! Nach tagelanger Recherche habe ich festgestellt, daß es in H0 genau einen Anhänger gibt, der so aussieht wie das, was vor 40 Jahren jeder Landwirt hinter seinem Trecker hatte um damit Getreide oder Zuckerrüben zu transportieren. Für Stadtkinder: man fuhr damals auflaufgebremste Anhänger mit einem ZGG von 7 oder 8 Tonnen (größere hätten eine Druckluftbremsanlage erfordert, über die damals die wenigsten Trecker verfügten), einem Kastenmaß von 4,50-5,00x2,00x0,60-0,80 m, wobei die Bordwände in fast allen Fällen durch Aufsatzbretter erhöht wurden. So etwas in der Art habe ich nur bei Weinert gesehen, wobei dieser an sich wunderschöne Anhänger als Luftkipper dargestellt ist und auch eine Druckluftbremse hat, was bei landwirtschaftlichen Anhängern in dieser Größe beides nicht üblich war. Vermutlich hat Weinert die Form aus einem Schnelläufer abgeleitet. Der Anhänger von Weinert ist (zu Recht!) ziemlich teuer, was einem mehrfachen Einsatz auf der Anlage natürlich entgegensteht.
Ansonsten gibt es sehr schöne Anhänger von Busch, die aber fast ausnahmslos Fahrzeuge aus der DDR darstellen. Etwa den äußerst gut getroffenen HW60. Nur leider gab es den in der bundesrepublikanischen Wirklichkeit nicht. Es gibt von Wiking Modelle von Anhängern der Firma Krone, die aber bis auf die grüne Farbe (und noch nicht einmal die paßt richtig!) und den Aufdruck nicht viel mit dem Vorbild gemein haben. Es gibt eine Vielzahl von fetten Muldenkippern mit Tandem- oder gar Tridemachse, mit denen sich die Landwirtschaft im Jahre 2022 sehr schön darstellen läßt. Passend dazu baut Wiking auch lieber parallel die drei größten und einander sehr ähnlichen aktuellen Schleppermodelle von Fendt (Vario 939, 942 und 1050), anstatt sich mal darüber Gedanken zu machen, daß es auf dem Markt nicht ein einziges Modell eines Fendt Farmer oder Favorit aus den 70ern oder 80ern gibt, was neben der D 06-Serie von Deutz (gibt es in H0 auch nur in der Form des D 6206 von Preiser), den IHC aus Neuss (gibt es aktuell von Wiking in Form des 1455 und gab es früher von Preiser als Bausatz als 844) oder die 30er und 40er John Deere (gibt es überhaupt nicht!) der häufigste Trecker war. Die von mir genannten Modelle und Modellfamilien deckten damals gefühlt 80% des Schleppermarktes ab. Aber es geht hier gar nicht um die Trecker, sondern um das, was dahinterhängt. Der "Vorwurf" geht übrigens nicht nur an Wiking, sondern an die anderen Hersteller in gleichem Maße: Für die 50er und 60er Jahre gibt es allerhand Material, für die Jetztzeit ebenfalls, aber dazwischen herrscht im Bereich Landwirtschaft mehr oder weniger Flaute.
Frage an die Kollegen, die eine Anlage oder ein Diorama aus den 70ern oder 80ern bauen, in denen Landwirtschaft ein Thema ist, und hier vor allem in H0: was hängt Ihr hinter Eure Trecker, wenn es darum geht, Weizen oder Rüben zu transportieren? Reicht Euch irgendein stilisiertes Etwas mit vier Rädern, oder achtet Ihr auf ein Mindestmaß ein Detailtreue?
Vielen Dank vorab für die Resonanz!
Gruß
Matze