Hallo Paul,
Zitat von Paul60 im Beitrag #75
Der Wagen mit den Gummiwülsten, den Du erwähnt hast, auf der östlichen Seite des Bahnsteigs könnte auch zu einem Zug gehören, der dort am Ende des Bahnsteigs steht. Der Bahnsteig wurde ja einige Zeit beidseitig zum Einsteigen genutzt. Darauf hattest Du ja schon mit einem von Dir gezeigten Bild hingewiesen. Oder war der Teil des Bahnsteigs so kurz, dass dieser nur von kurzen Triebwagengarnituren benutzt wurde oder eben zum Abstellen von Wagen aller Art?
Also auf jeden Fall passte an die Bahnsteigkante ein dreiteiliger VT 624.
Noch etwas Anderes, ein schönes Detail, fiel mir heute morgen wieder ein. Ich hatte schon ganz vergessen, dass es ja auf der Mole, als der Rollkoffer noch nicht erfunden war, Gepäckträger gab, bis weit in die 80er hinein. Ich habe eine Weile gesucht, und ich meine, mal ganz vorsichtig, es könnte auf dem folgenden Bild eine Gepäckkarre zu sehen sein, und zwar neben dem Bahnsteig zwischen der vorletzten und der letzten Leuchte, neben dem Mann, der sich etwas herabbeugt. Es waren die Gepäckträger eigentlich alle hager und bärbeißig aussehende ältere Norddeicher, schweigsame Typen, zwei oder drei standen stets mit ihren Karren bereit. Das waren so längliche einachsige rechteckige Karren mit niedrigem Seitenbord aus Stahlrohr und langer, nach oben gebogener Deichsel, so ähnlich wie riesig große Fahrradanhänger. Da passten sehr viele Gepäckstücke drauf, und natürlich waren diese Dienste nicht für einzelne Reisende gedacht. Die glücklichen Touristen luden ihre Gepäckstücke auf den Wagen, zahlten einen Obolus, und der Gepäckträger (typisch: Olle Schiffermütze mit "Gepäckträger"-Schild über dem Schirm) brachte die ganze Fuhre bis auf die Fähre, wo direkt am Fußgängereingang ein großer Gepäckbereich reserviert war, wo dann alles kreuz und quer stand. Daran kann ich mich gut erinnern, fuhr ich doch als zeitweise Norderneyer jeden Tag mit der Fähre nach Norddeich und weiter nach Norden zum Ulrichsgymnasium. Nach der Rückfahrt mit dem Bus aus Norden konnte man sich das alles während des Wartens immer gut ansehen und wir machten uns oft einen Spaß daraus, während der Fahrt über die Koffer und Taschen auf der Fähre zu turnen... Ein richtiges Bild von so einer Karre habe ich leider nicht gefunden.

Das Bild ist von
dieser Bilderstrecke, auf der auch Züge mit dem uns mittlerweile wohlbekannten Hilfsgepäckwagen MD zu sehen sind. Ein Gepäckträger mit Karren wäre vielleicht ein schönes Selbstbaudetail?
Übrigens, in dem Forumsbeitrag Nr. 5 auf der betreffenden Seite ein kleiner Fehler: Die Züge mit den beiden 012 begegnen sich in Norddeich, nicht in Norden, wie unschwer an den fernbedienten Schranken zu sehen ist, die den Übergang vom Hausbahnsteig zu den beiden sehr schmalen Inselbahnsteigen sicherten.
Damit auch die neuere Traktion hier erwähnt wird: Dieses Bild fand ich noch, eine 140 vor Silberlingen auf der Mole:

(Quelle:
https://www.bahnbilder.de/bild/deutschla...-140-650-2.html)
Die 140er haben zumindest Züge Richtung Hannover bis Leer gezogen, nach Oldenburg ging es ja mangels Fahrdraht damals dann per Diesellok weiter. Da ab Emden bis Norddeich sowieso nur 80km/h gelten, teils noch weniger, waren die 140er dafür ausreichend. Und Wendezüge mit Steuerwagen gab es planmäßig nicht, wieso auch, wo doch ohnehin auf Diesel umgespannt werden musste in Leer. Ich selbst habe in den späten 80ern nur einmal einen Silberling-Steuerwagen auf der Mole gesehen (leider ohne Photoapparat), und dem war auch gleich eine Lok vorgespannt. Vielleicht war das nur ein Ersatz für einen ausgefallenen Halbgepäckwagen BDm?
Und noch etwas, das ich zum Thema neulich gefunden habe.
Auf
dieser Bilderstrecke sieht man etliches, von dem hier schon berichtet wurde, obschon die Bilder nicht so alt sind, nämlich aus 1997. Insbesondere sind gut zu erkennen:
a) Stellwerk mit Doppelkreuzungsweiche
b) Gleisverlauf des (bereits einasphaltierten) Ladegleises
c) Anbindung des Schuppengleises in Norddeich
d) den alten östlichen Molenbahnsteig auch mit dem kleinen Treppenaufgang.
und natürlich noch vieles Andere, so die Gebäude usw. Das meiste ist ja leider längst verschwunden.
Die Bilder zeigen auch Bauarbeiten. Seinerzeit wurde die gesamte Anlage verändert, da die Mole erhöht wurde, um sie sturmflutsicherer zu machen - zuvor war ja oft bis zum Bahndamm "Land unter". Außerdem wurden auf der östlichen Seite der Mole weitere Ladebrücken eingerichtet, zuvor gab es ja nur die eine westliche. Dazu wurde die Mole verbreitert und stattdessen die Kainase, die von Osten ins Hafenbecken ragte (auf bereits hier hochgeladenen/verlinkten Luftaufnahmen zu sehen), entfernt.
Seither ist der alte östliche Bahnsteig, der bis heute im Kern noch vorhanden ist, oberflächenplan zum Pflaster der Mole. Wer einmal in Norddeich ist, kann die alte Höhe der Mole noch erkennen, wenn man ganz zum Molenkopf geht. Da gehen ein paar Treppen hinunter zur Molenspitze, die nicht erhöht wurde. Und wenn man im Herbst/Winter/Frühjahr dort ist, kann man auch sehr gut sehen, wie oft bei bereits leicht erhöhter Flut die Wellen fröhlich über die Kante plantschen.
Auch auf
dieser Bilderstrecke sieht man viele Details, die heute unwiederbringlich verloren sind. Es ist sozusagen der vorletzte Zustand, die Bilder sind von 2010. Manche Gebäude stehen auf den Aufnahmen noch, dafür ist die Mole schon im jetzigen Zustand.
Und, sieh mal an, hier auf dem Forum gefunden,
Bilder vom Abriss des EG. Schade drum. Vielleicht hat der Autor noch Bilder aus der Vergangenheit? Dem Text nach war ja sein Vater bei der Bahn.
Noch mehr Bilder aus jüngerer Zeit
auf dieser niederländischen Seite. Ebenfalls ein "Zwischenstand"; der westliche aktuelle Bahnsteig ist mittlerweile ja renoviert. Kein Waschbeton mehr, sondern helle Platten dienen jetzt als Verkleidung des Bahnsteigdaches.
So, das soll es dann mal wieder gewesen sein.
Es macht mir viel Freude, mal wieder über das Thema nachzudenken und mich zu erinnern.
Übrigens hat der
Modellbahnclub Norden den Molenbahnhof nachgebaut. Nicht alles ist stimmig, aber vielleicht kann man nach Anfrage noch das eine oder andere von den Mitgliedern erfahren? Auf der Homepage habe ich leider keine Bilder vom Norddeich Mole-Segment gefunden und erinnere mich nur an einen Besuch vor mehreren Jahren.
Ich wollte seinerzeit auch einen Nachbau, allerdings in N, unternehmen, habe mich dann aber für eine Anlage ohne konkretes Vorbild entschieden und stattdessen alle möglichen Vorbildsituationen umgesetzt. Man kann eben, wenn man eine breit aufgestellte Sammlung hat, in Norddeich nur wenig fahren lassen - vor allem im Güterwagenbereich, und das war für mich schon ein Hinderungsgrund. Das ist in Spur 1 ja ganz anders. Man spezialisiert sich in der großen Spur eher, nicht wahr.
Viele Grüße,
Guido