Hallo zusammen,
weiter im Text zum Thema Willy Ade. 1963 kam auf der Grundlage des ELD (Hondekop) der VT 08. Endlich hat sich ein Modellbahnhersteller erbarmt und diesen schönen Zug gebaut. Das Vorbild gab es schon seit über zehn Jahren bei der Bundesbahn. Spätestens mit dem FUSSBALL-WELTMEISTER 1954-Zug war er eine Ikone. 1957 wurde mit diesem Triebwagen das TEE-Zeitalter eingeläutet und die letzten Exemplare erst 1985 ausgemustert.
Ich kann ihn Euch nicht mehr zeigen. Ich hatte mal einen und leider gefiel er mir nicht, so dass ich ihn weggegeben habe. Er fiel wie der Hondekop "pummelig" aus. Dem Hondekop steht das, finde ich, aber der elegante VT 08 kam im Modell meiner Meinung nach wie eine dicke Fleischwurst daher. Wie der Hondekop war der VT 08 teuer und hatte eine schlechte Zugkraft. Meiner war mit einem Zwischenwagen und einem Steuerwagen überfordert. Trix stellte die Produktion des VT 08 bereits 1967 wieder ein und es dauerte bis 1984, bis ausgerechnet Lima sich erbarmte und den VT 08 neu konstruiert und vorbildgerecht elegant ins Programm nahm.
!964 kamen die Silberlinge. Ich hatte sie Euch schon gezeigt. Ich musste sie als Jugendlicher unbedingt haben, weil ich mit ihnen oft von Bergisch Gladbach nach Köln und zurück gefahren bin. Der Steuerwagen war etwas Besonderes. Er war besonders teuer, weil er neben der Innenbeleuchtung auch über eine Beleuchtung der Stirnlampen verfügte. Je nach Fahrtrichtung wechselt das Licht zwischen dem Dreilicht-Spitzensignal und den Schlussleuchten hin und her. Leider hat das hochfrequente Wechselstrom-Mehrzugsystem EMS von Trix alle Lampen hell leuchten lassen und mit dem Wechsel der Beleuchtung war dann Schluss. Egal, ich freue mich jedesmal, wenn ich die Silberlinge sehe, ob im Modell oder im Original. Sie sahen schon gut aus in dem rostfreien Stahlblechkleidchen. Als kleiner Junge habe ich mir das sogenannte Pfauenaugenmuster genau angesehen und festgestellt, dass da wohl jemand ganz viele Kreise in das Blech gebürstet hat. Diese irre Arbeit hat in mir einen gehörigen Respekt erzeugt.
Es gab aber keine standesgemäße Zuglok bei Trix für die Silberlinge. Da hat Willi Ade "mal eben" gleichzeitig mit den Silberlingen 1964 auch die V100 konstruiert. Ich finde, dass diese V100 nahezu das perfekte Modell darstellt. Schwer, alle Achsen angetrieben, gute Zugkraft (8 Haftreifen!), vorbildgerechte Proportionen, freistehende Haltegriffe an den Enden, die nicht bei der kleinsten Berührung abbrechen und der Kardanantrieb zwischen den Drehgestellen ist so laut, dass es sich wie das Wummern eines Dieselmotors anhört. Ein rundum handfestes Modell!
Warum nur nahezu perfekt? Die Lok hat keine wechselnde Beleuchtung zwischen weißen und roten Lampen. Die roten Lampen sind nur aufgemalt. Wie konnte das denn passieren? Da baut man einen komplizierten und schweineteuren Wendezugsteuerwagen mit wechselnder Beleuchtung und die zum Wendezug passende Lok hat keine wechselnde Beleuchtung? Der Blechtriebwagen VT 50 aus den 50er Jahren von Trix hatte diese wechselnde Beleuchtung, im Steuerwagen und im Motorwagen, der 1962 erschienene Hondekop hatte die wechselnde Beleuchtung auch. Ich kann mir gut vorstellen, wie da der Vollblutkonstrukteur Willy Ade über so viel Unverstand bei den Rotstift schwingenden Betriebswirten in die Tischkante, äh, ins Zeichenbrett gebissen hat.
Das Vorbild der V100 wurde 1962 in Dienst gestellt und die letzten Exemplare arbeiteten bis 2003, inzwischen bei der ÖBB. Trotzdem sieht man sie scheinbar noch überall. Das hat den Grund, dass ihre nur etwas anders aussehende Schwester 290 bis heute im Einsatz ist und viele Neukonstruktionen das Bauprinzip der V100 übernommen haben (ein Fahrmotor und ein Steuerstand).
Im Modell wurde die Ade-Konstruktion aus dem Jahr 1964 von Trix bis 1995 angeboten.
Viele Grüße
Paul