Hallo Frank,
um die Zugfahrt, die ich gerade habe, sinnvoll zu nutzen, äußere ich mich auch noch zu dem Thema.
Zu deiner eigentlichen Frage, würde ich als kurze Antwort folgendes geben: es kommt darauf an
Bei Hornby gibt es (auch weil es den Namen in diversen Konstellationen schon länger als Bachmann gibt) halt vieles an Altmaterial. Das ist von der Detaillierung her halt..... der Zeit entsprechend um es mal diplomatisch zu sagen. Dazu hat Hornby im UK wohl auch ein wenig den Ruf als Hersteller relativ billiger Modelle (aus der Firmengeschichte heraus bedingt), bzw auch als Hersteller von Startersets, mit denen der britische Modellbahner in das Hobby einsteigt.
Durch die Übernahme von Lima bekam Hornby auch deren Formen; die meisten Modelle aus diesen Formen, die für ihre Zeit nichtmal allzu schlecht waren, sind weitestgehend in der billigeren Einsteiger/Anfängerreihe Hornby Railroad angekommen. Bei einigen der Modelle kann man aber schon sagen, dass es besser ist, je weniger man zu ihnen sagt .
Bachmanns schönere Modelle gibt es grob gesagt seit der Jahrtausendwende, auch wenn einige Modelle ihren Ursprung auch in Mainline Modellen der 80er haben. Zwischenzeitlich ein wenig überarbeitet, aber das bezieht sich meist auf den Antrieb und weniger auf den Rest. Entsprechend hat man aber auch "Altlasten" im Programm, die man sukzessive auch mal überarbeiten könnte/müsste/sollte (GWR Collett coaches fallen mir da spontan ein....)
Gerade für Güterwagen der Grouping Ära (1923-1948) und British Railways (1948-1994) kommt man kaum an Bachmann vorbei. Die BR Neubaureisezugwagen Mk1 gab es bis vor kurzem in vernünftiger Ausführung auch nur von Bachmann (Formen aber auch schon aus den frühen 2000ern). Die späteren Bauarten (Mk2, 3 usw.) sind für mein Interessensgebiet zu neu und dann fängt es mit Unterbauten an, die es dann nur bei einem der Hersteller oder noch gar nicht gibt.
Im Hauptprogramm hat Hornby, seit man Mitte der 2000er in China produzieren ließ, an sich auch gute und schön detaillierte Modelle; auch viele Reisezugwagen der letzten 10/15 Jahre sind schön gemacht (bspw. LNER Gresley Teaks, LMS Stanier, diverse SR Designs, GWR Hawksworth und Collett bow ended Wagen, die dürften auch alle Kupplungskulissen haben).
Güterwagen sind nicht unbedingt Hornbys Stärke (viel altes Zeugs, das auch nur bedingt maßstäblich ist), wobei es auch da schöne Sachen gibt, wenn die Konstrukteure wollen/können/dürfen.
In den letzten Jahren hat sich Hornby unter britischen Modellbahnern durch verschiedene Aktionen nicht gerade beliebt(er) gemacht. Man hatte wohl in den vergangenen Jahren etwas Probleme mit der Qualität, dazu Lieferschwierigkeiten, die zu einem plötzlich angekündigten (und wohl teilw. undurchsichtigen) Ranking der Händler aber nicht unbedingt zur Besserung der Situation führte und das etwas aggressive/latent beleidigte Auftreten bei angekündigten Doppelentwicklungen, weil man meint, bestimmte Modelle "gehörten" ihnen. Wobei ich das - einschränkend gesagt - aus einem britischen Modellbahnforum habe, wo ich zumeist nur mitlese und wo die Mitglieder in Teilen auch mal etwas überkritisch sind (da tummeln sich auch einige EM und P4 00-Bahner). Muss man eben im Zweifelsfall schauen, was man davon für sich selber mitnimmt.
Grundsätzlich vielleicht sei noch erwähnt:
1.) Der britische Markt ist kleiner und etwas abgesteckter. Während hierzulande (also für den deutschen Markt) viele Hersteller meinen, die Highlights zum x.-ten Mal zu bringen (bspw dürfte jeder Hersteller sich mal an den DB Einheits-E-Loks veruscht haben), ist es im UK eher die Ausnahme, dass Hersteller Doppelentwicklungen bringen.
Heißt also: je nachdem was für Modelle man möchte, landet man meist nur bei einem Hersteller, also auch Hornby. Gerade bei großen Schnellzugloks
2.) Britische Modellbahner sind konservativ. Der kontinentaleuropäische eher sicher auch, aber wie schon beschrieben sind so Sachen wie Kupplungsschächte usw. etwas, was nur sehr langsam kommt. Kurzkupplungen sind auch eher etwas aus den letzten 10 Jahren und nicht flächendeckend durchgesetzt. Man hält an der Fallhakenkupplung fest, oder fährt Kadee (einige Reisezugwagen beim Vorbild hatten auch solche Kupplungstypen). Oder baut eben gleich finescale.
Bedenke auch: Steigungen mögen britische Loks (gerade Dampfloks) überhaupt nicht gerne. Britische Loks kommen mit dem Motor in der Lok daher und ohne Haftreifen (muss wohl auch an leicht traumatischen Erfahrungen mit Hornby und anderen in den 70er/80er Jahren gelegen haben oder so, aber seitdem sind Haftreifen und Tenderantrieb dort verpönt). Dadurch, dass in den oftmals kleinen Loks aber wenig Gewicht untergebracht werden kann, sind die etwas schwach auf der Brust. Dieselloks (oftmals ja nur ein fahrender Kasten) sind da besser, weil man mehr Gewicht unterbringen kann und das auch besser auf die Räder drückt. Verglichen mit kontinentalen Modellen (was zieht eine Roco Br 50 z.b. nicht alles weg, auch auf Steigungen) aber m.M.n. eher the worst of both worlds....
3.) Etwas als Konsequenz aus 2.): der unterschiedliche Maßstab. Finde ich nicht so das Problem, aber alles ist eben etwas wuchtiger. Nur direkt nebeneinanderstellen sollte man H0 und 00 nur bedingt.
Beim Vergleich von Dampfloks beider Hersteller finde ich, dass Bachmann das BR grün besser als Hornby getroffen hat (Hornbys müsste * eigentlich * etwas zu hell sein). Gewisse Unterschiede wird es aber beim Vorbild auch gegeben haben und ich kann damit leben.
Bei modernen Loks geben sich die Hersteller nicht viel, Bachmann wirkt - so ganz genau warum kann ich gar nicht sagen - aber wertiger. Vom Preis her gibt sich das beides nicht viel. Eine große analoge Dampflok ist im UK auch inzwischen jenseits der 200 GBP Grenze angekommen, Reisezugwagen ab 60 GBP aufwärts, Güterwagen (die kleinen der Dampflokzeit) meist zwischen 20 und 25 GBP; Kesselwagen sind teurer, die Bremswagen je nach Typ zwischen 30 und 50 GBP (Bachmann).
Wenn man aber die Preisentwicklung für britische Bahnen kennt, ist der Zuwachs aber mehr als happig (2010 habe ich noch im UK Güterwagen für um die 7-8 GBP/Stück gekauft, heutzutage kosten Wagen aus derselben Form eben mehr als das doppelte). Mag daran liegen, dass vorher die Preise viel zu niedrig waren, aber das macht in reinen Zahlen die Steigerung auch nicht besser. Aber gut, die Preise sind, was sie sind.
Die von Ingo erwähnte farbliche Unterscheidung von gebremsten Wagen (braun für Wagen mit richtiger Bremse bzw Bremsleitung "fitted", grau für lediglich mit "Feststellbremse" gebremste "unfitted" Wagen) ist, soweit ich weiß, ein reines BR-Ding. Vorher gab es das eher nicht (lag auch daran, dass erst unter BR in den 1950ern massiv in richtig gebremste Wagen investiert wurde, um die Höchstgeschwindigkeit erhöhen zu können. Rein ungebremste Züge waren auf 25 bzw 35 mph begrenzt). Und irgendwann in den späten 1960ern/1970ern wurde das auch wieder aufgegeben, weil man bis auf die Flotte an Wagen für den Kohleverkehr keine ungebremsten Wagen mehr hatte.
War dann doch mehr als ich anfangs geplant hatte, schreiben zu wollen. Vielleicht hilft es dir aber doch ein wenig weiter
Gruß,
Bendix