UK-Modelle Hornby und Bachmann: Erfahrungen?

#1 von train bleu , 10.11.2022 21:19

Hallo!
In letzter Zeit interessiere ich mich verstärkt für Modelle britischer Vorbilder. Ich habe mich mal bei den üblichen Verdächtigen Hornby und Bachmann UK umgeschaut, die ja beide Modelle in 1:76 anbieten. Ich habe mir schon mal einen Vorort-Elektrotriebzug von Bachmann bestellt. Der musste aus sentimentalen Gründen her, denn der Hammersound und die etwas staubigen Plüschsitze habe ich aus meiner Kindheit in Erinnerung. Meine Frage ist nun folgende: Wie sieht es mit der Qualität bei den beiden Firmen aus? So rein vom Feeling in den Katalogen ist Bachmann vielleicht detaillierter? Ich möchte nur soundlose Modelle kaufen. Mich interessiert vor allem, ob die Lokmodelle ein Fahrgestell aus Guss haben, oder ist alles Plaste?
Vielen Dank für eure Erfahrungen!
Liebe Grüssse
Frank


 
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RE: UK-Modelle Hornby und Bachmann: Erfahrungen?

#2 von MU5T4N6 , 11.11.2022 00:45

Servus Frank,

vielleicht kann ich von der Insel aus etwas helfen.
Hornby und Bachmann sind generell völlig in Ordnung.

Aber: Bachmann ist (meiner Erfahrung nach) deutlich besser. Die Modelle sind deutlich detailierter, die Ausstattung ist umfangreicher und allgemein ist das Preisleistungsverhältnis besser.

Hornby verwendet für viele ihrer Modelle noch die alten Lima-Formen aus den 80er bis 90er Jahren, wenn auch angepasst. Die Modelle haben größtenteils keine Beleuchtung (ja, keine Spitzenlichter), kaum NEM-Schächte, von Kurzkupplungskulissen ganz zu schweigen.
Bachmann hingegen entwickelt laufend neue Werkzeuge, stattet seine Modelle regelmäßig mit ESU oder Zimo Sound, Spitzenbeleuchtung, Führerstandsbeleuchtung etc aus. Auch NEM-Schächte sind seit ein paar Jahren Standart, auch Kurzkupplungskulissen kommen gerade bei Reisezugwagen immer häufiger vor.

NB: Britische Dampflokmodelle haben vorbildbedingt generell extrem selten Beleuchtung.

Auch die Fahreigenschaften sind sehr unterschiedlich, Hornby mittelmäßig, Bachmann hingegen meist sehr gut.

Ich habe ein paar Hornby-Modelle, die können sich aber nicht an entsprechenden Bachmann-Modellen messen.

Disclaimer: Ich habe natürlich auch nur ein paar wenige Modelle der Hersteller, ich kann deshalb selbstverständlich keine allgemeine Auskunft geben. Beide Hersteller haben gute und schlechte Modelle.

Meine Empfehlung? Wenn du die Wahl hast, greife zu Bachmann, da hast du mehr von.

Metallfahrgestelle findet man eher bei Bachmann als bei Hornby.

Außerdem sind das natürlich nicht die einzigen Hersteller, spontan fallen mir noch ein: Dapol, Heljan, Accurascale, Oxford Rail 00 & Rapido Trains UK. DJ Trains gab es auch bis vor Kurzem, außerdem natürlich extrem viele historische Firmen.


Gruß, Max


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RE: UK-Modelle Hornby und Bachmann: Erfahrungen?

#3 von train bleu , 11.11.2022 05:47

Hallo Max!
Vielen Dank ! Dann werde ich mich auf Bachmann konzentrieren.
Liebe Grüße
Frank


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RE: UK-Modelle Hornby und Bachmann: Erfahrungen?

#4 von Atlanta , 11.11.2022 08:06

Moin Kollegen,

wenn es preiswert bleiben soll, könnte ich Dapol auch empfehlen, die bieten nich einfach Bausätze an.
Auch bieten die über Peco vertriebenen Firmen Ratio Plastics Ltd und Will's Kits Ltd, gemeinschaftlich in einem Katalog und Website zusammengefaßt, nicht nur günstige Gebäudemodelle recht guter Qualität an, sondern auch Wagenmodelle als Bausätze, nach dem Wagenkartenstecksystem diverser Seitenwände und unterschiedlicher Dächer auf unterschiedliche Wagenchassies.
Die Laufräder gibts traditionell in der NMRA Qualität der USA als RP25 Radsätze mit besonders niedrigen Spurkränzen und metallernen Achslagern aus Messing.

NEM Kupplungen und Kupplung Kulissen Mechaniken sollten das Überpuffern verhindern, Federpuffer haben nicht alle mehrachsigen Wagonmodelle.
Drehgestellwagen sind auch nicht mit den in Deutschland und Festland Europa gewohnten Standards zu vergleichen.

Bei Lokomotiven gibt es aber wegen der Laternen Codes kaum Loks mit Frontbeleuchtungen, je nach dsrgestellter Bahngesellschaft und Eisenbahnepoche bzw. Ähra, in Großbritannien gibts davon mittlerweile die 12. Ähra, gibt es unterschiedliche Spitzensignalbeleuchtungen der Lokomotiven mit mehr wie einer Frontlaterne auf unterschiedlichen Seiten und Höhen.

Man sollte Wissen, daß es beim britischen Signal- und Sicherungswesen der Eisenbahntechnik Unterschiede bei den Zugkategorien gab/gibt und daß besonders auf mechanischen Stellwerken, die jeweiligen Zugkategorien auch unterschiedlich in der Signalisierung und Streckenblockung behandelt wurden.

Des Weiteren verwendeten Güterzüge in Großbritannien verschiedenfarbige Fahrzeuge und Schlußwagen mit der ZS Beleuchtung.
Man machte Unterschiede bei den Bremsarten, so ähnlich wie bei uns, trennte aber Luftgebremste und mechanisch gebremste Züge voneinander auch gab es Wagen ohne Bremsen oder nicht passenden Bremsen, die von den Güterzügen aber auch behandelt werden mußten.
Der Brake Van bzw. Schlußwagen hat in Großbritannien eine spezielle Bedeutung.

In Großbritannien verwendet man zwei verschiedene Arten der Saugluftbremsen bzw. Vakuumbremsen, datüber hinaus aber auch zwei unterschiedliche Systeme der Druckluftbremsen und diverse mechanisch gebremste oder ungebremste Fahrzeuge.

Das Thema der unterschiedlichen Fahrzeugbremsen war bei uns in Festlandeuropa von Epoche II bis IV an den sogenannten ,,Bremsecken" durch weiße oder schwarze Markierungen an Güterwagen ersichtlich.

In Großbritannien klassifizierte man die Bremsarten durch unterschiedliche, einheitliche Grundfarben der Rahmenfarben bzw. der Aufbauten.

Grau wird für luftgebremste Fahrzeuge verwendet und Braun für die übrigen Bremsarten.

Je nach dargestellter Epoche oder Ähra wird das unterschiedlich kompliziert.

Die Modellbahnhersteller sollen aber darauf reagieren und die Modelle entsprechend anbieten, das können nur wenige Firmen garantieren, so gibt es deutliche Qualitätsunterschiede.

Hornby und Bachmann aber auch Peco, Dapol und Heljan und viele andere Hersteller tun ihr Bestes, dem Gerecht zu werden.

Unterschiedliche Spitzensignale britischer Bahngesellschaften

(Bildertafel kann nicht gezeigt werden, da die Forensoftware es ablehnt in der Höhe zu hoch skalierte Bilder anzuzeigen und ich mir die Mühe erspare die Bildertafel horizontal zu zerteilen.)

Daß das System bereits schon mal geändert wurde zeigt dieses Spitzensignalkodetafel älteren Datums.


Dieses veranschaulicht das Dilemma für die Modellbahnhersteller, welche Frontbeleuchtung des Spitzensignals sollen sie darstellen?
Alle Laternenpositionen zu bestücken ist nicht vorbildlich, umsteckbare Laternen anzubieten wäre eine Möglichkeit, vermutlich aber zu teuer?


LG Ingo

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RE: UK-Modelle Hornby und Bachmann: Erfahrungen?

#5 von Br50_Kab , 11.11.2022 08:53

Hallo Frank,

um die Zugfahrt, die ich gerade habe, sinnvoll zu nutzen, äußere ich mich auch noch zu dem Thema.
Zu deiner eigentlichen Frage, würde ich als kurze Antwort folgendes geben: es kommt darauf an

Bei Hornby gibt es (auch weil es den Namen in diversen Konstellationen schon länger als Bachmann gibt) halt vieles an Altmaterial. Das ist von der Detaillierung her halt..... der Zeit entsprechend um es mal diplomatisch zu sagen. Dazu hat Hornby im UK wohl auch ein wenig den Ruf als Hersteller relativ billiger Modelle (aus der Firmengeschichte heraus bedingt), bzw auch als Hersteller von Startersets, mit denen der britische Modellbahner in das Hobby einsteigt.
Durch die Übernahme von Lima bekam Hornby auch deren Formen; die meisten Modelle aus diesen Formen, die für ihre Zeit nichtmal allzu schlecht waren, sind weitestgehend in der billigeren Einsteiger/Anfängerreihe Hornby Railroad angekommen. Bei einigen der Modelle kann man aber schon sagen, dass es besser ist, je weniger man zu ihnen sagt .

Bachmanns schönere Modelle gibt es grob gesagt seit der Jahrtausendwende, auch wenn einige Modelle ihren Ursprung auch in Mainline Modellen der 80er haben. Zwischenzeitlich ein wenig überarbeitet, aber das bezieht sich meist auf den Antrieb und weniger auf den Rest. Entsprechend hat man aber auch "Altlasten" im Programm, die man sukzessive auch mal überarbeiten könnte/müsste/sollte (GWR Collett coaches fallen mir da spontan ein....)
Gerade für Güterwagen der Grouping Ära (1923-1948) und British Railways (1948-1994) kommt man kaum an Bachmann vorbei. Die BR Neubaureisezugwagen Mk1 gab es bis vor kurzem in vernünftiger Ausführung auch nur von Bachmann (Formen aber auch schon aus den frühen 2000ern). Die späteren Bauarten (Mk2, 3 usw.) sind für mein Interessensgebiet zu neu und dann fängt es mit Unterbauten an, die es dann nur bei einem der Hersteller oder noch gar nicht gibt.

Im Hauptprogramm hat Hornby, seit man Mitte der 2000er in China produzieren ließ, an sich auch gute und schön detaillierte Modelle; auch viele Reisezugwagen der letzten 10/15 Jahre sind schön gemacht (bspw. LNER Gresley Teaks, LMS Stanier, diverse SR Designs, GWR Hawksworth und Collett bow ended Wagen, die dürften auch alle Kupplungskulissen haben).
Güterwagen sind nicht unbedingt Hornbys Stärke (viel altes Zeugs, das auch nur bedingt maßstäblich ist), wobei es auch da schöne Sachen gibt, wenn die Konstrukteure wollen/können/dürfen.
In den letzten Jahren hat sich Hornby unter britischen Modellbahnern durch verschiedene Aktionen nicht gerade beliebt(er) gemacht. Man hatte wohl in den vergangenen Jahren etwas Probleme mit der Qualität, dazu Lieferschwierigkeiten, die zu einem plötzlich angekündigten (und wohl teilw. undurchsichtigen) Ranking der Händler aber nicht unbedingt zur Besserung der Situation führte und das etwas aggressive/latent beleidigte Auftreten bei angekündigten Doppelentwicklungen, weil man meint, bestimmte Modelle "gehörten" ihnen. Wobei ich das - einschränkend gesagt - aus einem britischen Modellbahnforum habe, wo ich zumeist nur mitlese und wo die Mitglieder in Teilen auch mal etwas überkritisch sind (da tummeln sich auch einige EM und P4 00-Bahner). Muss man eben im Zweifelsfall schauen, was man davon für sich selber mitnimmt.

Grundsätzlich vielleicht sei noch erwähnt:
1.) Der britische Markt ist kleiner und etwas abgesteckter. Während hierzulande (also für den deutschen Markt) viele Hersteller meinen, die Highlights zum x.-ten Mal zu bringen (bspw dürfte jeder Hersteller sich mal an den DB Einheits-E-Loks veruscht haben), ist es im UK eher die Ausnahme, dass Hersteller Doppelentwicklungen bringen.
Heißt also: je nachdem was für Modelle man möchte, landet man meist nur bei einem Hersteller, also auch Hornby. Gerade bei großen Schnellzugloks
2.) Britische Modellbahner sind konservativ. Der kontinentaleuropäische eher sicher auch, aber wie schon beschrieben sind so Sachen wie Kupplungsschächte usw. etwas, was nur sehr langsam kommt. Kurzkupplungen sind auch eher etwas aus den letzten 10 Jahren und nicht flächendeckend durchgesetzt. Man hält an der Fallhakenkupplung fest, oder fährt Kadee (einige Reisezugwagen beim Vorbild hatten auch solche Kupplungstypen). Oder baut eben gleich finescale.
Bedenke auch: Steigungen mögen britische Loks (gerade Dampfloks) überhaupt nicht gerne. Britische Loks kommen mit dem Motor in der Lok daher und ohne Haftreifen (muss wohl auch an leicht traumatischen Erfahrungen mit Hornby und anderen in den 70er/80er Jahren gelegen haben oder so, aber seitdem sind Haftreifen und Tenderantrieb dort verpönt). Dadurch, dass in den oftmals kleinen Loks aber wenig Gewicht untergebracht werden kann, sind die etwas schwach auf der Brust. Dieselloks (oftmals ja nur ein fahrender Kasten) sind da besser, weil man mehr Gewicht unterbringen kann und das auch besser auf die Räder drückt. Verglichen mit kontinentalen Modellen (was zieht eine Roco Br 50 z.b. nicht alles weg, auch auf Steigungen) aber m.M.n. eher the worst of both worlds....
3.) Etwas als Konsequenz aus 2.): der unterschiedliche Maßstab. Finde ich nicht so das Problem, aber alles ist eben etwas wuchtiger. Nur direkt nebeneinanderstellen sollte man H0 und 00 nur bedingt.

Beim Vergleich von Dampfloks beider Hersteller finde ich, dass Bachmann das BR grün besser als Hornby getroffen hat (Hornbys müsste * eigentlich * etwas zu hell sein). Gewisse Unterschiede wird es aber beim Vorbild auch gegeben haben und ich kann damit leben.
Bei modernen Loks geben sich die Hersteller nicht viel, Bachmann wirkt - so ganz genau warum kann ich gar nicht sagen - aber wertiger. Vom Preis her gibt sich das beides nicht viel. Eine große analoge Dampflok ist im UK auch inzwischen jenseits der 200 GBP Grenze angekommen, Reisezugwagen ab 60 GBP aufwärts, Güterwagen (die kleinen der Dampflokzeit) meist zwischen 20 und 25 GBP; Kesselwagen sind teurer, die Bremswagen je nach Typ zwischen 30 und 50 GBP (Bachmann).
Wenn man aber die Preisentwicklung für britische Bahnen kennt, ist der Zuwachs aber mehr als happig (2010 habe ich noch im UK Güterwagen für um die 7-8 GBP/Stück gekauft, heutzutage kosten Wagen aus derselben Form eben mehr als das doppelte). Mag daran liegen, dass vorher die Preise viel zu niedrig waren, aber das macht in reinen Zahlen die Steigerung auch nicht besser. Aber gut, die Preise sind, was sie sind.

Die von Ingo erwähnte farbliche Unterscheidung von gebremsten Wagen (braun für Wagen mit richtiger Bremse bzw Bremsleitung "fitted", grau für lediglich mit "Feststellbremse" gebremste "unfitted" Wagen) ist, soweit ich weiß, ein reines BR-Ding. Vorher gab es das eher nicht (lag auch daran, dass erst unter BR in den 1950ern massiv in richtig gebremste Wagen investiert wurde, um die Höchstgeschwindigkeit erhöhen zu können. Rein ungebremste Züge waren auf 25 bzw 35 mph begrenzt). Und irgendwann in den späten 1960ern/1970ern wurde das auch wieder aufgegeben, weil man bis auf die Flotte an Wagen für den Kohleverkehr keine ungebremsten Wagen mehr hatte.

War dann doch mehr als ich anfangs geplant hatte, schreiben zu wollen. Vielleicht hilft es dir aber doch ein wenig weiter

Gruß,

Bendix


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zuletzt bearbeitet 11.11.2022 | Top

RE: UK-Modelle Hornby und Bachmann: Erfahrungen?

#6 von Guardian71 , 11.11.2022 10:27

Zitat von train bleu im Beitrag #1
Mich interessiert vor allem, ob die Lokmodelle ein Fahrgestell aus Guss haben, oder ist alles Plaste?


Moin Frank,

deine Faszination für britische Bahnen kann ich völlig nachvollziehen - vor 15 Jahren hat mich der Virus "british model railways" in der Unterform "Grouping and pre-grouping", also Epoche II und Epoche I befallen und auch nicht mehr ganz losgelassen.

Zu der Eingangsfrage kann ich mitteilen, dass jedenfalls alle normalpreisigen Dampflokomotiv-Modelle der letzten etwa 15 Jahre von Hornby, Bachmann, Dapol, Oxford Rail, DJH/EFE, Rapido definitiv Metallfahrwerke des Lokteils aufweisen. Tenderfahrgestelle sind dagegen schon gerne mal aus Kunststoff, selbst bei teureren Modellen.

Dampflokmodelle von Bachmann, Dapol und Rapido jüngerer Konstruktion weisen stets feine Metall-Spritzgussräder auf, Hornby und Oxford Rail haben dagegen Kunststoff-Radsterne.

Die Antriebe sind mal mit, mal ohne Schwungmasse gestaltet, mal sind es 5-polige, mal 3-polige Motoren. Neukonstruierte Schlepptender-Dampfloks haben in den letzten 15 Jahren immer Lokantrieb. Davor, in den Achtzigern und Neunzigern, hatte Hornby teilweise Tenderantriebe, die keinen guten Ruf hatten. Dazu kann ich nichts berichten, solche Modelle habe ich nicht.

Die Grundkonstruktionen der Dampflokmodelle sind - von den ganz frischen Dapol-Modellen abgesehen - grundsätzlich einfacher als bei kontinentaleuropäischen Modellen. Wie Atlanta schon ausführte, sind keine Lichter verbaut. Lok-Tender-Kupplungen sind meist nicht kulissengeführt und basieren auf starren Konstruktionen. Viele Fahrwerke auch kurzer Dampfloks sind steif konstruiert, d.h. keine federnden Radsätze oder gar Kippradsätze (Ausnahme: Dapol LSWR B4 class). Die Kupplungsaufnahme - immerhin NEM - ist seltenst kulissengeführt. Haftreifen findet man auch nur an Modellen, die ganz ohne Haftreifen gerade mal sich selbst ziehen würden. Insbesondere an zweifach gekuppelten Schnellzugloks der Zeit um 1900, deren kleine Lokgehäuse mangels Volumen auch als Metallmodelle einfach zu wenig Gewicht für ausreichend Traktion haben (z.B. Bachmann LNWR Improved Precedent class, Hornby T 9 "Greyhound" class).

Trotz dieser vereinfachten Konstruktion sind die Fahreigenschaften vieler Modelle, sofern fehlerfrei gefertigt, ordentlich bis sehr gut, jedenfalls digital. Die Zugkraft gerade großer Dampfloks entspricht mangels Haftreifen leider nicht kontinentalen Maßstäben. Dazu muss man allerdings wissen, dass viele Züge in UK schlicht kürzer waren als unsere.

Personenwagenmodelle, die ab ca. 2003 neu konstruiert wurden, weisen technisch und optisch kontinentalen Standard auf. Die Bedruckung ist stets tadellos und aufwändig, Normschacht mit Kulissenführung Standard. Allerdings ist die Position der Kupplungsschächte etwas weiter zur Wagenmitte, so dass sich z.B. bei Hornby-Wagen keine Fleischmann-Kurzkupplungen verwenden lassen, da diese nicht ineinander greifen. Aber: die Hornby-KK entspricht derjenigen von Roco, allerdings mit längerem Schaft. Bei den wenigen Modellen kurzer Wagen (2- und 3-achsige Abteilwagen von Hornby und Hatton's) sind bei jüngsten Konstruktionen unverständlicherweise keine Kulissenführungen verbaut.

Güterwagen der Vorkriegsbauarten sind leider stets ohne Kulissenführungen.


Beste Grüße,
Mark


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RE: UK-Modelle Hornby und Bachmann: Erfahrungen?

#7 von HennerSr , 11.11.2022 10:31

Guten Tag,
meine Hornby und Bachmann Dampfloks habe ich auf Multifunktionsdekoder von Kuehn umgerüstet und mit MS 2 sind die Fahreigenschaften bei allen gut bis sehr gut. Was gerade die Farbgebung und die Detailierung angeht halte ich mich zurück da ich die original Loks nur von Bildern kenne. Bei der Gleisauswahl sollte man vorsichtig sein - ich habe mit PIKO A Gleis Weichen Probleme. Die Ècke` zwischen Spurkranz und Lauffläche ist anders als bei`uns`. Am besten mal im Britischen Bahn Forum nachfragen, Adresse hab ich gerade nicht zur Hand. Ansonsten sind die britischen Modelle durchaus interessant und mal was Anderes.
Vies Spass Henner


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RE: UK-Modelle Hornby und Bachmann: Erfahrungen?

#8 von Guardian71 , 11.11.2022 10:39

Moin,

in Ergänzung zu Henner: das größte UK-Forum dürfte RMWeb sein.

Ich fahre übrigens mit meinen britischen Modellen auf Roco Line, das macht keine Probleme.


Beste Grüße,
Mark


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RE: UK-Modelle Hornby und Bachmann: Erfahrungen?

#9 von Bessunger , 11.11.2022 11:27

England ist ein wirklich interessantes Interessengebiet, aber es hält schon einige Fallstricke bereit, wie die Kollegen oben ja schon ausgeführt haben.

Eine sehr interessante - und auch britisch-skurrile - Informationsquelle für englische Modelle ist der YouTube-Kanal Sams Trains.

Sam ist ein Modellbahner undefinierbaren Alters, der in seinem ausgebauten Dachboden inzwischen so ziemlich alles gelagert haben dürfte, was der englische Markt so an Modellen hergibt. Er ist überzeugter Teppichbahner mit einer sympathisch-ungelenken Anlage, die teilweise aus Gleisen auf der Auslegware und ein paar eher rustikal gebauten Landschaftsteilen besteht. Auch seine Modellvorstellungen finden knieend in Hausschuhen auf der blauen Polyester-Kurzschlinge statt.

Bei aller Skurrilität muss man aber sagen, dass Sam sehr gute und detaillierte Besprechungen zu den Modellen des britischen Modellbahnmarktes macht, wobei er sich in keinster Weise von einem Hersteller vereinnahmen lässt. Es kann vorkommen, dass er heute z.B. eine Hornby-Lok komplett verreißt, morgen eine andere aber mit gut begründetem Wohlwollen bedenkt.


Ganz liebe Grüße,

Harald

Ironie gegen die Verdummung einzusetzen, ist wie mit Steinen auf einen Panzer zu werfen. Kann man machen, bringt aber nix.


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RE: UK-Modelle Hornby und Bachmann: Erfahrungen?

#10 von train bleu , 11.11.2022 11:51

Hallo!
Vielen Dank für eure ausführlichen und fachkundigen Antworten. Es ist klar, dass das System der britischen Bahnen einige Besonderheiten aufweist, die sich dementsprechend auch in einigen ehemaligen Kolonien wiederfinden. Ich muss mich in dieses Thema mal richtig einlesen. Ich habe auch immer bewundert, wie die Modellbahner auf der Insel es oft schaffen, aus relativ einfachen Modellen durch kitbashing viel rauszuholen. Ich habe diese Fähigkeit nicht, also werde ich eher in Richtung Bachmann schauen.
Ja, die alten Lima-Modelle... Als Jugendlicher habe ich mir mal zwei Dieselloks geholt in dem Glauben, ich könnte sie auf AC umbauen . Wurde aber nix draus. Ich kann mich erinnern, dass da ausser den stromführenden Teilen und einem Bleigewicht alles Plastik war.
Mir schwebt jetzt folgenes vor: Ein Schnellzug der (kontinentaleuropäischen) Epoche 4 mit typischer Diesellok ('bonnet', Deltic o.ä.) mit ca. 4 Wagen (Mk1 und Mk2) und eventuell eine Stromlinien-Dampflok für zwei alte Pullmanwagen von Hornby, die ich noch rumliegen habe.
Liebe Grüsse
Frank


 
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