Roco V60 Digitalisierung mit Loksound 5 und Digitalkupplung

#1 von Draisine , 27.11.2022 16:46

Servus!

Nachstehend möchte ich den Umbau meiner älteren V60 von Roco beschreiben (43830). Dies insbesondere auch deswegen, weil zwar einige V60 mit nacträglich ausgerüstetem Sound in Youtube (natürlich nicht nur dort) unterwegs sind, die verfügbaren Beschreibungen vom Umbau allerdings rar gesät sind. Den Schwierigkeitsgrad des Umbaus möchte ich als mittelschwer einstufen, insbesondere deshalb, weil in der Lok eigentlich überhaupt kein Platz ist. Eigentlich ... aber, wie so oft, irgendwas geht immer. Machbar war das in meinem Fall allerdings nur mit einigen Fräsarbeiten am Ballastgewicht und mit Verzicht auf die Schwungmasse. Wobei letzteres sich wider Erwarten nicht merklich auf das Fahrverhalten auswirkt, da die Schwungmasse recht klein ist und dort wo es eigentlich den meisten Sinn ergeben sollte, nämlich im Langsamfahrbereich, die Drehzahl des Motors niedrig und damit auch gespeicherte kinetische Energie niedrig ist. Ich hatte die Lok vor dem Umbau mit angepasstem Fahrwerk und nach Umbau ohne Schwungmasse getestet. Ich konnte keine signifikanten Unterschiede feststellen. Und das bei Piko-Weichen ohne polarisierte Herzstücke. Hier fährt die Lok mit unrealistisch niedriger Geschwindigkeit in Fahrstufe 1 einwandfrei drüber. Saubere Schienen und saubere Räder und Schleifer allerdings vorausgesetzt.

Und so komme ich auch schon zum Fahrwerk. In der Ursprungsausführung der besagen Lok mit Artikelnummer 43830 in Buchsen starr gelagert. Das Fahrverhalten ist, na ja, verbesserungsfähig.
Also als allererste Maßnahme ist die Verbesserung der Stromaufnahme durch eine Dreipunklagerung erforderlich. Ausgangspunkt dabei war ein Bericht von Lutz K in

https://projekte.lokbahnhof.de/forum/ind...e-v60-von-roco/

der dort die Maßnahmen ausführlich beschrieben hat.

Bei der V60 gibt es verschiedene Ausführungen der Radsatzlagerung. Bei mir war es eine Version mit Messingbuchsen, die beidseitig abgestuft sind und damit in den Radführungen des Rahmens befestigt sind. Die Buchsen haben einen Außendurchmesser von 4 mm, der abgestufte Teil beträgt 3 mm. Die Radachse hat einen Durchmesser von 2 mm. Um eine Pendelachse zu realisieren ist es erforderlich die Achsführungen (Buchse) im Rahmen um einen mittleren Drehpunkt links und rechts höhenverschiebbar zu machen (pendeln). Mit den 4 mm Buchsen hat das platzmäßig nicht funktioniert. Also entschloss ich mich die Buchsen der 1. und der mittleren Achse durch 3mm-Messingröhrchen zu ersetzen. Innendurchmesser 2,05 mm. Paßt hervorragend.







Die Rahmenführungen der 1. und 2. Achse habe ich nach oben (in Richtung Gehäuse) um ca. 1 mm aufgefräst. Damit schaffe ich das notwendige Spiel zu Pendeln bzw. zum Einfedern bei der mittleren Achse. Nach unten hin (in Richtung Gleis) brauchte ich nichts anzupassen. Durch die kleineren Messingröhrchen statt der 4 mm Buchse besteht ausreichend Spiel. Unter die erste Kuppelachse habe ich einen Messingstift mit 0,8 mm geklebt. Die Höhe ergab sich aus dem Abstand der Ursprungsausführung mit 4 mm-Buchsen von 0,3 mm + der Differenz von 0,5 mm zwischen Buchse 4 mm und Buchse 3 mm. Damit bleibt die ursprüngliche Höhe Achse des Radsatzes erhalten. Der Stift dient als mittlere Abstützung zum Pendeln. Bei der mittleren Achse habe ich mittig eine Bohrung von ca. 3 mm Durchmesser und ca. 2 mm Tiefe erstellt. Darin sitzt eine Feder aus der Bauteilekiste, die die mittlere Achse federnd abstützt. Die 3. Achse mit dem Zahnrad habe ich unverändert gelassen, d. h. diese ist fest gelagert.

Die ersten Fahrversuche waren erfolgreich. Das Fahrverhalten hatte sich deutlich gegenüber der Ursprungsausführung verbessert. Allerdings ein kleiner Patzer ergab sich doch. Um die Buchsen einzubauen musste ich jeweils eine Radscheibe abziehen. Beim Wiederaufpressen des Rads habe ich leider einen kleinen Seitenschlag mit eingepresst. Was ich allerdings erst gesehen habe, nachdem alles fertig war. Die Lok taumelt nun leicht. Bei der nächsten Revision werde ich das noch beheben. Aber kein Problem, das Taumeln hält sich in Grenzen.
Ergänzung: wie ich dem Video (Link am Ende des Berichts) deutlich entnehmen kann, ist das Längsspiel in der Radführung des Rahmens zu groß. Hier habe ich in der Führung wohl etwas zuviel weggefräst. Also aufpassen, daß man hier nicht zuviel des Guten macht. War halt mein erster Test mit meiner neuen Proxxon-Fräse. Bei der nächsten Revision werde ich wohl von innen noch ein kleines Messing- oder Brozeblech einkleben, um das Längsspiel zu verringern. Dann sollte das Taumeln weg sein. Aber wie bereits gesagt, das Taumeln hält sich in Grenzen.

Nun ging es an die Innereien. Nach vielen Überlegungen habe ich mich dazu entschlossen den Lautsprecher Zimo LS 15x10x11 dort zu plazieren wo normalerweise die Schwungmasse sitzt. Schwungmasse abgezogen, Welle eng abgeschnitten und am Lautsprechergehäuse, dort wo der Wellenstumpf ist, etwas Material abgenommen. Es ist verdammt eng. Nach oben hin habe ich das Gewicht abgefräst, so daß der LS gut rein passt. Die Leiterplatte musste ebenfalls etwas bearbeitet werden, damit ich diese über den Lautsprecher schieben konnte.







Als nächste entschloß ich mich eine Digitalkupplung einzubauen. Meine Wahl fiel auf die Roco-Kupplung. aus preislichen Gründen und weil ich damit gute Erfahrungen gemacht habe. Die Kabel der Kupplungen habe ich durch die vordere Kupplungskammern und über zwei Bohrungen ins Gehäuse geführt. Damit das alles paßt ist es wichtig die äußeren Kanten der Leiterplatten etwas abzufeilen, weil dort das Kabel hochgeführt wird. Desweiteren habe ich den Umlauf von innen in den Ecken ebenfalls ein wenig ausgefräst. Damit klemmt hier nichts. Das ist ganz wichtig, nich daß hier ein Kabel durchgequetscht wird und unmerklich einen Kurzschluß produziert, was u. U. zum Decodertod führen kann.
Hierzu habe ich leider keine Fotos. Bei Unklarheiten einfach fragen, dann versuche ich es besser zu erklären.

Nachtrag: ich wollte die Lok so umbauen, daß eine nachträgliche Öffnung zur Wartung problemlos möglich ist. Durch die von mir vorgesehenen seitlichen Bohrungen in der Getriebeabdeckung zur Durchführung der Kabel der Kupplungen ist das leider nicht möglich. Statt der Bohrungen hätte ich besser zwei Schlitze vorgesehen, so daß man die Getriebeabdeckung abnehmen kann. Wird bei der nächsten Revision gemacht.



Weiter geht es mit der Bearbeitung des Ballastgewichts um Platz für den Loksound micro zu schaffen. Hierzu habe ich das Gewicht unterhalb der Führerstandsattrappe um ca. 5 mm abgefräst. Hier passt der Loksound gerade so rein. Die Attrappe kommt um ca. 1 mm höher, das stört aber nicht.









Zuvor habe ich alle erforderlichen Kabel an die Lokplatine angelötet, auf die entsprechende Länge gekürt und anschließend an den Adapterstecker des Loksounds angelötet. Passt alles gerade so. Auf eine Führerstandsbeleuchtung habe ich erst einmal verzichtet, da ich das Gehäuse nicht in die Verdrahtung mit einbeziehen wollte. Es wäre evtl. möglich über ein dünnes Messingröhrchen, das fest mit dem Gewicht verbunden wird und mit entsprechendem Biegen unter das Dach reicht und mit zwei dünnen Kupferlackdrähtchen und kleiner LED eine Führerstandbeleuchtung zu realisieren ohne diese direkt am Gehäuse befestigen zu müssen. Ob ich das noch mache weiß ich nicht, ich nehme es einfach mal noch mit auf die Revisionsliste.
Für die Stirnbeleuchtung habe ich die Original-Glühbirnen verwendet. Die liefern ein ordentliches Licht bei gleichzeitig niedrigem Strombedarf (ca. 30 mA).

Nach Programmieren und Tests kam das Mittelführerhaus drauf. Das klemmte anfangs etwas. Mit etwas Feilen an der Führerstandsattrappe und etwas Biegen und drücken rastete es dann schließlich ein.

Der restliche Umbau diente dem Anbringen der Geländer und Ansteckteile. Eine fiese Arbeit. Nun gut, so sieht die jetzt aus:



Stört euch nicht daran, daß die eine Kuppelstange etwas nach oben steht und scheinbar aus der Flucht ist. Das ist halt der Dreipunktlagerung geschuldet. Wie man sieht steht im Foto das erste Rad auf den Brett, während die anderen in der Spurrille sind. Da man in der Praxis solche Höhenunterschiede nicht hat, sind auch die Pleuelstangen in Realität nicht so auch der Flucht. Es verdeutlicht aber schön das Prinzip des Kipplagers.

Eine Sache noch: damit die Stromaufnahme ordentlich funktioniert müssen die Radstromkontakte ordentlich Kontakt haben und auf den Spurkränzen laufen. Beim ersten Versuch war dies nicht der Fall, trotz Dreipunktlagerung. Kontakte ordentlich nachbiegen half.

Hier noch ein Youtube-Link zu den ersten Fahrversuchen auf einer improvisierten Strecke auf dem Bastel-Eßtisch.

https://www.youtube.com/watch?v=ZXH7LtqQvQo

Ich hoffe ich konnte einige Anregungen für den Umbau geben. Eine sehr schöne Lok, die mit dem Fahrwerksumbau auch das macht was sie soll, rangieren.

Grüße Thomas


Die Sucht nach Bahn/Modellbahn hat mich nie losgelassen, ich habe sie aber auch nie richtig ausgelebt. Nun erfülle ich mir all die Wünsche der letzten Jahrzehnte.


gruenflaeche, Michael BrocKmann, Beschwa, ET 65 und WiTo haben sich bedankt!
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zuletzt bearbeitet 28.11.2022 | Top

   

Problem mit Kontaktgleis Eigenbau!
Umbau u. Digitalisierung von ROCO H0 04187B E-Lok E 626 ital./jugosl. Staatseisenbahn JZ 361-102

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