Hallo Stummis,
ich habe mich bisher mit meinem Bahnhof Alpen im Forum "Meine Module und Segmente" rumgetrieben. Alpen ist umzugshalber abgebaut und eingemottet, was aus den Segmenten wird, habe ich noch nicht entschieden.
Eigentlich wollte ich erstmal planen ... Eigentlich. Aber ich bin ein impulsiver Mensch und unser Schreiner fragte kurz vor Weihnachten, ob er mir die Reste von Tischlerplatte überlassen dürfe, mit der er unsere Küchenmöbel auf eine für uns annehmbare Höhe gebracht hat. Und naja, da lag also das feine Holz und das Modellbahnervirus sprach zu mir: Wat willste lange planen, ich seh' genau, dass das Holz für mindestens ein Segment reicht.
Ehe ich mich's versah, hatte ich zwischen den Jahren das erste Modul gebaut.
Das Chaos im Hintergrund bitte ich zu übersehen. Das Haus ist noch eine halbe Baustelle - und der Keller eigentlich noch nicht als Moba-Raum gedacht. Aber impulsiv ... Ihr versteht?
Mir war auch sofort klar, welchen Bahnhof ich nachbauen wollte: Das beschauliche Spyck bei Kleve am Rhein. Ein Dorf Spyck gibt es meines Wissens nicht, vielleicht eine Bauernschaft. In Spyck wurden zwischen 1865 und 1912 die Züge der Rheinischen Eisenbahn bzw. auf eine Trajektfähre verladen, überquerten den Rhein und wurden auf der rechten Rheinseite in Elten (heute ein Ortsteil von Emmerich) wieder angelandet, von wo aus es weiter nach Zevenaar ging, parallel zur bis heute betriebenen Strecke (Oberhausen-) Emmerich - Arnheim (NL).
Von 1912 bis 1926 wurden die Fahrgäste von einem Dampfboot übergesetzt (dazu gab es in Spyck außer dem Bahnsteig am Bahnhofsgebäude noch einen rheinnahen Bahnsteig).
Das ist ein spannender Teil der rheinischen Eisenbahngeschichte (Quelle wikipedia). Für die Darstellung im Modell reizt mich aber nicht das Trajekt, sondern die Tatsache, dass sich am Bahnhof Spyck ein Werk des "Vereins deutscher Ölfabriken Mannheim" angesiedelt hatte, das Pflanzenöle herstellt. Das werk existiert noch heute als "ADM Spyck", gehört also zum US-Konzern Archer Daniels Midland.
Der Personenverkehr konnte sich (mutmaßlich mit einem Alibipersonenzug) bis 1960 halten, dem Güterverkehr stand die Strecke bis 1982 zur Verfügung. Wann tatsächlich der letzte Zug gefahren ist, weiß ich (noch) nicht.
Es gibt im Netz einige Fotos der Ölfabrik (z.B. hier), auf denen sich auch Reste der Gleisanlagen im Werk erkennen lassen.
Und dann gibt es einige ältere Luftaufnahmen, die Werk und Werksbahn zeigen, z.B. im Kle-Blatt Blog. Vermutlich stammt das Bild vom Ende der zwanziger Jahre. Ein weiteres Bild zeigt das Werk vom Bahnhof aus, der Fotograf steht da, wo in der Luftaufnahme unten links die Güterwagen auf dem Abstellgleis zu erkennen sind Kle-Blatt Blog: Gruß aus Spyck.
Von Spyck Richtung Kleve schloss sich an den Bahnhof eine lange Vorflutbrücke (20 Öffnungen) über den Griethausener Altrhein an, die in die eigentlichen Eisenbahnbrücke überging - und heute noch als Kulturdenkmal erhalten ist. Auf dem Bild aus dem Kle-Blatt Blog ist 24 065 des Bw Kleve zu sehen, die Tender voraus aus Spyck kommend Richtung Kleve fährt, am Haken mutmaßlich einen Pz, ich meine eine Donnerbüchse zu erkennen. Lang kann der nicht gewesen sein, lt. Gleisplan war der Bahnsteig gerade mal 53 Meter lang. Während das Bild nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sein muss (die BR 24 war, wenn ich das richtig behalten habe, von 1946 bis 1963 in Kleve beheimatet), ist das andere Bild älter und zeigt einen kurzen Pz, der von Griethausen über die Altrheinbrücke nach Spyck fährt.
Auch wenn ich Spyck für meine Zwecke in die Epoche IV "überführen" werde, ist der 24er-Einsatz Grund genug, meiner 56, die ja auch in Kleve stationiert war) noch eine feine 24er an die Seite zu stellen ...
Vom Bahnhof Spyck selbst habe ich bisher keine Fotos gefunden, aber im Landesarchiv NRW drei Gleispläne (1915, 1937, 1951). Die darf ich allerdings noch nicht zeigen, weil ich noch keine Veröffentlichungsgenehmigung habe - und vorher noch ein bisschen recherchieren möchte. Im Netz gibt es einen Gleisplan von 1940, an dem Ihr euch einen Eindruck verschaffen könnt. Und es hindert mich auch niemand, den Gleisplan abzuzeichnen. Ich habe einen ersten Entwurf gemacht, bin aber mit dem Gleisverlauf noch nicht zufrieden. Beim Vorbild zweigt die Anschlussbahn in die Ölfabrik am Bahnsteigende in einem Rechtsbogen ab und endet 300 Meter später am Rheinufer (in einer Waggondrehscheibe ). Ursprünglich sollten die Segmente so im Raum stehen, dass die Werksgleise im Vordergrund liegen und die Ladestraße und das ehemalige Gleis zum Fährbahnsteig im Hintergrund. Dazu hätten die Bahnhofsgleise verschwenkt und die Gleise der Ölfabrik vom Bahnsteig aus gedacht "geradeaus" fortgesetzt werden müssen. Die Skizze zeigt aber, dass das nicht sehr elegant aussieht. Da muss ich noch rumprobieren. Außerdem möchte ich eigentlich lieber mit dem Programm S21 Modellgleis planen, aber gerade habe ich weder dafür noch für ein anderes Gleisplanungsprogramm Kohle übrig ...
Mit der Testversion von S21 konnte ich aber immerhin den Gleisverlauf für die Einfahrt von der Altrheinseite aus zeichnen und eine dem Gleisplan entsprechende Weiche basteln:
Bild entfernt (keine Rechte)
Die Weiche besteht aus Teilen von Roco und Tillig, was auf der S21-Webseite gut beschrieben ist: Man nehme den vorderen Teil einer Tillig-Weiche und das Herzstück bis zum Ende einer DKW von Roco, dann kommt das dabei heraus:
Die Weiche muss verlötet und mit den nötigen Stromanschlüssen versehen werden. Dann kann ich sie einbauen und mit dem schon eingetroffenen Handantrieb von Martin Meiburg verbunden werden. Vielleicht finde ich über die Karnevalstage Gelegenheit, weiterzumachen.