103 118 (DB) - die schnelle 103

#1 von blauer klaus , 28.02.2023 19:14

Im ICE-Zeitalter mit Geschwindigkeiten von 300 km/h soll dieser Umbaubericht zur schnellen 103
118
daran erinnern wie alles begann.

Das Zeitalter der Hochgeschwindigkeit begann mit dem Vorhaben der Deutschen Bundesbahn eine Ellok, genauer gesagt eine 103 für 250 km/h zu beschaffen.

Schon bei den ersten bekanntgegebenen Meldungen der Planung kursierten Gerüchte und die Phantasien liefen Amok. Relativ schnell wurde klar gestellt, dass es sich bei den Zeitungsmeldungen - wie so oft - um ins Kraut schießende Phantastereien sensationshungriger Journalisten handelte.

Aber es gab natürlich genau eine 103, die 250 km/h fahren konnte - die VersA-Lok 103 118 . Die guten Fahreigenschaften der Vorserienloks 103.0 ließen den Schluss zu, dass die künftigen Serien-Loks der Baureihe 103.1 durchaus für höhere Geschwindigkeiten als die nominellen 200 km/h geeignet sein könnten. Exakt berechnen konnte man das allerdings nicht, da es Ende der 60er Jahre dafür überhaupt noch keine theoretischen Modelle und Rechenmodelle gab. Die in der Literatur gelegentlich zu findende Formulierung, die 103.1 sei fahrtechnisch für 265 km/h ausgelegt gewesen, halten viele Kenner deshalb für eine rückwirkende Glorifizierung. Wie dem auch sei, die für die Fahrtechnik zuständige Versuchsanstalt (VersA) in Minden erkannte die Chance und ließ deshalb aus der laufenden Serie die 103 118 bereits ab Werk mit einer geänderten ("längeren") Getriebeübersetzung ausstatten, die es ermöglichte, ohne Erhöhung der maximalen Motordrehzahl die Höchstgeschwindigkeit der Lok auf 250 km/h anzuheben. Mit dieser Lok wurde dann ab 1971 systematisch der Geschwindigkeitsbereich zwischen 200 und 250 km/h unter aller Aspekten untersucht, um damit die Grundlagen für eine langfristig angestrebte weitere Erhöhung der allgemeinen Reisegeschwindigkeiten zu erforschen.

Es begann am 22.04.75 im Bahnhof Brackwede, von wo aus die VersA in der Regel ihre Schnellfahrversuche nach Neubeckum startete. Anfang 1983 verlor die 103 118 ihren Sonderstatus, da die DB händeringend Loks für den IC-Verkehr mit 200 km/h benötigte (die Bestellung der Serien 120 hatte sich bekanntlich um Jahre verzögert). Mit Bauteilen der verunglückten 103 125 wurde die Lok in den Normalzustand umgerüstet, d.h. mit regulärer Getriebeübersetzung für vmax = 200 km/h versehen. Ihre Radsatzgetriebe, also hauptsächlich Ritzel und Großrad, wurden an die Vorserienlok 103 003 weitergegeben, die damit auf ihre alten Tagen noch einmal eine deutliche Geschwindigkeits-Steigerung erfuhr.

Soviel die Vorgeschichte zum Baubericht.


Fleischmann bot viele Jahre ein H0-Modell der 103 118 an. Für den nachfolgenden Umbau kann aber grundsätzlich jedes andere Modell der "kurzen" 103 genommen werden. Da sich im Lok-Fundus des "Aw Bonn" u.a. auch eine Fleischmann-Lok befindet, entschied sich der Aw-Leiter für diese ...


... und schon fingen die Probleme an. So, wie Fleischmann sich den Dachaufbau einer 103 vorstellt, sieht er in der Realität nicht aus. Aber das "Aw Bonn" hat ja schon Erfahrungen beim Dachumbau einer 103 gesammelt.

Also erst einmal Alles runter vom Dach ...


... und mit zusätzlichen Isolatoren, Ms-Draht und anderen Bauteilen den Dachaufbau nach Vorlage wieder neu aufbauen ...




Damit ist das Dach unserer 103 118 akzeptabel und wir können die Gehäusesektion beiseite legen und uns dem dem Fahrwerk widmen.
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(wird fortgesetzt, Umbau Fahrwerk und Messlanze)


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RE: 103 118 (DB) - die schnelle 103

#2 von Schwanck , 28.02.2023 19:34

Moin Wolfgang,

du hast die Vorgeschichte zur 250 km/h - 103 sehr gut dargestellt. Ganu so war es; ich kann es bestätigen, weil ich bei etlichen Meßfahrten von Brackwede nach Neubeckum und zurück dabei war - zwar nicht auf der Lok aber im Meßwagen zur Kontrolle eines von mir entwickelten Online-Auswertegerätes.


Tschüss

K.F.


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RE: 103 118 (DB) - die schnelle 103 (2. Teil)

#3 von blauer klaus , 28.02.2023 20:35

Beschäftigen wir uns nun mit der Modifizierung des Fahrwerks und dem Einbau der Mess-Lanze. Durch den Einbau der Messeinrichtung entfällt vorn, Führerstand 1, die gesamte Kupplungsaufnahme (war beim Original eben so. Daher wurde die Lok auch immer zurück geschleppt) ...







Nun ist es an der Zeit sich um das Kernstück des Umbaus zu kümmern: die Mess-Lanze ...
... so sieht sie aus ....



Das "dicke gelbe Rohr" ist nur der Mess-Systemträger; das eigentliche Messglied ist das dünne Röhrchen an der Spitze, mit dem der Luftdruck (Staudruck) im ungestörten Bereich gemessen wird. Als Hintergrund muss man wissen, dass der Umgebungsdruck bei aerodynamischen Betrachtungen eine große Rolle spielt. In einem Abstand von ca. 5 m vor dem Zug kann man davon ausgehen, dass hier noch ungestörte Umgebungsbedingungen herrschen. Oder, bildlich gesprochen, dass die Luft in dieser Entfernung noch nichts davon merkt, dass sie gleich von einem Zug auseinander gerissen wird.


Eingebaut sieht es dann so aus, eingeschraubt ....


... und mit einer Kontermutter gesichert ...


... und die Lage ist auch richtig ...


Während einiger Messfahrten war für die Ingenieure auch interessant, wie sich die Druckverhältnisse (Strömung), während der Hochgeschwindigkeitsfahrten, an der Außenseite der Lok verteilen. Rückschlüsse dienten der aerodynamischen Formfindung während der Konstruktion der künftigen ICE-Köpfe. Von den Messaufnehmern (Piezo-Druckaufnehmer) führten Leitungen zum angehängten Messwagen hinter der Lok ...




Anlässlich einer Messfahrt konnte die 103 118 im Schlepp einer 215 136 auf einer Nebenstrecke abgelichtet werden ...







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RE: 103 118 (DB) - die schnelle 103 (2. Teil)

#4 von ChefvonsGanze , 28.02.2023 20:50

Hallo Wolfgang,

interessante Informationen und toller Umbau! Nicht alltäglich!

Gruß aus dem Sauerland!

Andreas

PS: @Schwanck: Gerne mehr Infos, und wenn du hast und darfst, auch Bilder!


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RE: 103 118 (DB) - die schnelle 103 (2. Teil)

#5 von d3lirium , 28.02.2023 20:55

Moin!

Ich schließe mich dem Vorschreiber an... einerseits wieder ein tolles Modell von dir und andererseits @Schwanck: gerne mehr Infos dazu!!!

VG
Sascha


We're all stories in the end. Just make it a good one.


 
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RE: 103 118 (DB) - die schnelle 103 (2. Teil)

#6 von Schwanck , 01.03.2023 16:53

Moin zusammen,

das intern kurz "250 km/h - Prgramm" zog sich über mehrere Jahre und diente dazu, alle Bereiche der vom Schnellfahren betroffenen Teilgebiete der Physik der Eisenbahn von A bis Z zu beleuchten - A: wie Aerodynamik und endlich Z: wie Zugkraft- Was interessiert denn hier am meisten?


Tschüss

K.F.


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RE: 103 118 (DB) - die schnelle 103 (2. Teil)

#7 von blauer klaus , 01.03.2023 17:14

Freunde,
könnt ihr dazu einen neuen eigenen Thread eröffnen.
Hier geht es um das Modell der 103, nicht um deren physklaisches Befinden
Danke!


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Wolfgang
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RE: 103 118 (DB) - die schnelle 103 (2. Teil)

#8 von Schwanck , 01.03.2023 19:23

Zitat von blauer klaus im Beitrag #7
Freunde,
könnt ihr dazu einen neuen eigenen Thread eröffnen.
Hier geht es um das Modell der 103, nicht um deren physklaisches Befinden
Danke!


Moin,

wie du meinst. Wenn du genau weißt, was es mit der Messlanze auf sich hat, dann beschreib es doch selbst. Ich freue mich inzwischen über jeden Satz, den ich nicht selbst schreiben muss.


Tschüss

K.F.


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RE: 103 118 (DB) - die schnelle 103 (2. Teil)

#9 von Schwanck , 01.03.2023 19:24

Zitat von blauer klaus im Beitrag #7
Freunde,
könnt ihr dazu einen neuen eigenen Thread eröffnen.
Hier geht es um das Modell der 103, nicht um deren physklaisches Befinden
Danke!


Tschüss

K.F.


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RE: 103 118 (DB) - die schnelle 103 (2. Teil)

#10 von Brumfda , 20.03.2023 22:19

Moin Wolfgang!

Ein fettes Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Was für ein Modell, das schnell Fragezeichen auf viele Gesichter wie meines zaubern würde beim Erblicken. Sir Lanzelott könnte man sie nennen. So wunderbar ungewöhnlich!

Danke für die kurze Erklärung am Anfang. Wieder etwas dazugelernt.


Flauschigfluffige Grüße, Felix



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