Die leider traurige Wahrheit

#1 von Lokpfeife , 17.03.2023 13:18

Moin alle zusammen,

interessanter Artikel: https://www.focus.de/finanzen/arno-luik-..._188509561.html

Auch ich meide seit Jahren die Bahn und erinnere mich noch wehmütig an die guten alten Bahnzeiten vor über 50 Jahren ...

VG Thorsten


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RE: Die leider traurige Wahrheit

#2 von Varg , 17.03.2023 14:23

Zitat von Lokpfeife im Beitrag #1


Auch ich meide seit Jahren die Bahn und erinnere mich noch wehmütig an die guten alten Bahnzeiten vor über 50 Jahren ...

VG Thorsten


Da kann man noch weiter ausholen, die Bahn steht doch geradezu als Spiegelbild für den Zustand der ganzen Republik !

Aber, wen wundert es ?
Für die Bahn wird vom Autor in dem Artikel die fehlende Sachkompetenz z.B. eines studierten Politikwissenschaftlers verantwortlich gemacht.

Für die ganze Republik sitzt da aktuell an Stelle des Zuständigen für die Wirtschaft nach meiner Kenntnis ein ehemaliger Kinderbuchautor.


Also, wer will sich da noch wundern ?

Bahn ist eine feine Sache für mich - so lange sie sich in 1:87 darstellt.


Gruß
Varg


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RE: Die leider traurige Wahrheit

#3 von 8erberg , 17.03.2023 14:36

Hallo,

naja.

Erst einmal: die Zahl der Fahrgäste im ÖPNV hat sich seit den 70er Jahren (also vor 50 Jahren) steil nach oben entwickelt.
Noch nie fuhren soviele Personenzüge und noch nie haben soviele Reisende die Bahn als System genutzt.

Die Zeichen vor 50 Jahren war: Stillegung von Strecken, Ausdünnen vom Angebot, Niedergang des Bahnverkehrs in ganzen Landstrichen.
Vor 49 Jahren endete in meinem Heimatkaff der Personenverkehr auf der Strecke von Isselburg über Bocholt - Borken bis nach Coesfeld. Die Strecke geht weiter nach Münster und bis weit in den 80ern schwebte das Damoklesschwert auch darüber.
Heute ist die Strecke von Coesfeld bis Münster fit gemacht, der Verkehr beschleunigt und selbst im 30 Minuten-Takt sind die Züge gut gefüllt. Was wäre es schön wieder weiter nach Bocholt zu fahren... aber der "Rest der Strecke" wurde abgebaut obwohl Prognosen bis zu 4000 Reisende am Tag andeuten - das wird nix mehr.

Das System Bahn hat wenige Freunde in der Politik, Straßen sind bequemer und flexibler für den Gütertransport und viele Autofahrer wissen nicht einmal wie schön und entspannend es ist mit der Bahn zu reisen.

Im Augenblick siehts es ganz duster aus weil überall gebaut werden muss (seit den 60er Jahren wurde nur gespart, gespart und nochmals gespart) und man muss sehen das wenigstens auf dem bischen Netz was zur Verfügung steht einen guten Verkehr anbieten zu können.

Ich hoffe das die Politik endlich einmal gescheit wird obwohl bei DEM Verkehrsminister in Berlin wie bei den Kollegen in den Ländern sehe ich eher schwarz.

Schade.

Peter


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RE: Die leider traurige Wahrheit

#4 von Olli 66 , 17.03.2023 14:53

Zitat von Varg im Beitrag #2
Da kann man noch weiter ausholen, die Bahn steht doch geradezu als Spiegelbild für den Zustand der ganzen Republik !

Das hast Du leider Recht. 👍

Marode Straßen und Brücken, riesige Lücken im Bildungswesen nebst maroder Schulen, .....
Der immer größer werdende Sanierungsstau wird uns eines Tages "erschlagen". Manche Straßenzustände kannte man früher eher aus der DDR und hat sich darüber lustig gemacht, nur die sind jetzt auch bei uns Realität und es lacht kaum noch einer. Selbst Bundesstraßen gleichen mancherorts eher befestigten Feldwegen.

Unser Bundesverkehrsminister will noch mehr Geld in den Aus-/Neubau der Autobahnen stecken und somit noch mehr Güter auf die Straße verlagern. Man sollte erstmal das vorhandene Straßennetz sanieren und den Güterverkehr auf die Schiene verlagern, denn insbesondere immer mehr und schwerere LKW's zerstören massiv Straßen und Brücken, die ja überhaupt nicht für diese Belastungen ausgelegt wurden.

Aber die Autolobby bzw. Autoindustrie hat hier im Land halt sehr viel Macht und Einfluss auf die Politik.


Liebe Grüße
Olli
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RE: Die leider traurige Wahrheit

#5 von Eckhart , 17.03.2023 14:53

Hallo Peter!

Zitat von 8erberg im Beitrag #3
Erst einmal: die Zahl der Fahrgäste im ÖPNV hat sich seit den 70er Jahren (also vor 50 Jahren) steil nach oben entwickelt.
Noch nie fuhren soviele Personenzüge...


Woher kommen diese Zahlen? Kann man das irgendwie evaluieren?

Mal im Detail und ganz präzise: ÖPNV heißt ausgeschrieben Öffentlicher Personen Nah Verkehr! Damit ist alles bis Regional Express und darunter gemeint. Nicht InterCity, nicht EuroCity und schon gar nicht ICE! Letzt genannte haben sicherlich mehr Volumen als damalige TEE und D-Züge, aber darum geht es beim ÖPNV ja nicht!

Die Frage ist also, haben die Zugklassen bis RE wirklich mehr Fahrgäste als Ferkeltaxen, S-Bahn, Nahverkehrs- und Eilzüge der 1970er Jahre? (inklusive der damals noch nicht stillgelegten Strecken)

Gruß, Eckhart


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RE: Die leider traurige Wahrheit

#6 von iwii , 17.03.2023 15:16

Zitat von Lokpfeife im Beitrag #1
Auch ich meide seit Jahren die Bahn und erinnere mich noch wehmütig an die guten alten Bahnzeiten


Naja, da ist aber auch ordentlich romantischer Weichzeichner dabei. Ich kann mich noch lebhaft an Fahrten in überfüllten Zügen zu meiner Oma oder ins Ferienlager erinnern - keine Sitzplätze, brütend heiß und aufs Klo sollte man besser auch nicht gehen. Verspätungen waren freilich noch kein großes Problem, da die Wartezeiten auf den Anschluß gerne mal planmäßig in Stunden bemessen wurden. Ich hatte irgendwann eine "Kraxe" mit ausklappbaren Sitz. Das machte sehr vieles sehr viel angenehmer.

Gruss, iwii



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RE: Die leider traurige Wahrheit

#7 von Djian , 17.03.2023 19:11

Moin,

in den seligen guten alten Zeiten wurde die Weichen für die Bahn derart gestellt, dass wir hinsichtlich der Infrastruktur das heutige Ergebnis sehen. Den Tiefpunkt markierte für mich die Zeit vor der Regionalisierung des ÖPNV Ende der 80er, Anfang der 90er, als die einzige Idee der damals Verantwortlichen zu dem Thema "Angebotsumstellung" hieß.
Das was wir heute sehen und ernten ist lediglich das, was vor 60 Jahren gesät wurde. Das heute auch noch gravierende Fehler gemacht werden soll nicht unterschlagen werden, folgt aber der oben genannten Tradition.
Dennoch hat sich im Vergleich zu vor 30 Jahren einiges zum Positiven entwickelt. Und anhand der Bahn kann man gut erkennen, dass es ungleich schwieriger und langwieriger ist, gravierende Fehlentscheidung zu revidieren, als sie zu treffen.

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Die leider traurige Wahrheit

#8 von Sinerb , 18.03.2023 10:40

Grüß Euch

Also in den Sechzigern kam mal der Verkehrsminister Leber auf die Idee
Güter und Personenverkehr zu trennen um beides schneller zu machen,
dazu sollten die Strecken 4 Gleisig ausgebaut werden je zwei für Güter und Personenverkehr.
Leider gibt es in DE soweit mir bekannt nur eine Teilstrecke die ausgebaut wurde. Alle die Verkehrsminister
die nachkamen waren Autolobbyisten. Und auch damals hatte die Bahn ein Pünktlichkeitsproblem
bis man sich entschied mal die realen Fahrzeiten im Fahrplan abzubilden, und schon war man pünktlicher als
im Traumfahrplan und auch die Reisenden konnten sich darauf einstellen. Heut will man besser als das Flugzeug
sein und entwirft Fahrpläne die an der Realität der maroden Gleis und Brückeninfrastruktur scheitern.
Seit dem Börsengang des Herrn Mehdorn wird nur noch auf Quartalszahlen gewirtschaftet um schön immer eine Dividende
auszuzahlen, dabei gehört Bahn zur Daseinsvorsorge des Staates, genauso wie Gesundheit ,Polizei und Feuerwehr aber da wird
überall zu Tode gespart.
Sollte Österreich und die Schweiz mit ihren klagen gegen DE wegen nicht Erfüllung der Verträge zum Ausbau der Strecken
recht bekommen wird wieder der Steuerzahler bezahlen und nicht die Autolobby. Den Ländern nervt es das sich der Güterverkehr
bei ihnen staut, denn bei ihnen heißt es Güter und LKW auf die Bahn, es wäre ja schön die LKWs aus Italien und den Balkan an der Grenze
auf die Bahn und dann erst in Rotterdam, Dänemark oder Schweden wieder runter.
Und wie die Schweiz letztens mitteile wird sie nicht mehr auf verspätete ICEs aus DE warten, vielleicht klappt es ja 2070
wenn der Deutschlandtakt endlich starten kann.

Gruß Sinerb


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Friedrich der Große


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RE: Die leider traurige Wahrheit

#9 von 8erberg , 18.03.2023 10:50

Zitat von Eckhart im Beitrag #5
Hallo Peter!

Woher kommen diese Zahlen? Kann man das irgendwie evaluieren?





Ich kenn noch die Zahl von Roman Rossberg aus dem Jahr 1972 der von ca. 1 Mrd. Fahrgästen gesamt sprach.
Die Statistik (Quelle Statistica) spricht für 2021 von 1,8 Mrd. wobei nach 2020 es zum "Corona-Knick" gab und allein der ÖPNV über 20 % Rückgang hatte.
Inzwischen erholen sich die Zahlen wieder

Peter


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RE: Die leider traurige Wahrheit

#10 von katzenjogi , 18.03.2023 11:25

Zitat von 8erberg im Beitrag #9
Zitat von Eckhart im Beitrag #5
Hallo Peter!

Woher kommen diese Zahlen? Kann man das irgendwie evaluieren?





Ich kenn noch die Zahl von Roman Rossberg aus dem Jahr 1972 der von ca. 1 Mrd. Fahrgästen gesamt sprach.
Die Statistik (Quelle Statistica) spricht für 2021 von 1,8 Mrd. wobei nach 2020 es zum "Corona-Knick" gab und allein der ÖPNV über 20 % Rückgang hatte.
Inzwischen erholen sich die Zahlen wieder

Peter


Hallo Peter,

dabei darf man aber nicht vergessen, dass die Zahlen von 1972 nur für die damalige Bundesrepublik galten - also ohne das Gebiet der DDR. Und 2021 war es dann Gesamtdeutschland, das auf mehr Fahrgäste blicken kann. Wenn man allerdings von der Gesamtbevölkerungszahl und deren Anstieg ausgeht, hat sich von 1972 (ca. 58,9 Mio) zu 2021 (82,3 Mio) die Fahrgastsituation eben nicht nahezu verdoppelt. 1972 hat nahezu jeder 60. Bundesbürger die Bahn genutzt, jetzt ist es ungefähr jeder 46. Bundesbürger.

Wenn man dagegen die PKW Zulassungen vergleicht, gab es 1972 ca. 15 000 000 Kraftfahrzeuge in der Bundesrepublik - 2021 waren es dagegen schon über 48 Millionen - da hat sich der Wert also mehr als verdreifacht. Auch wenn eben die DDR 1972 noch nicht mit eingerechnet war.

Da braucht es allerdings niemanden zu wundern, dass sich die Politik eher auf die Seite der Autofahrer stellt - bzw. Autobesitzer, stellen diese doch einen wesentlich höheren Anteil am Wahlvolk dar, als die Bahnfahrer. Auch wenn natürlich in der Statistik nicht aufgeführt wird, wenn ein Bürger mehrere Fahrzeuge besitzt, wenn ich da an meinen Nachbarn denke, der hat allein 8 Autos und das als Privatmann....in unserer Straße gibt es 14 Haushalte in neun Häusern, aber Autos gibt es hier mehr als Menschen. Nämlich 27 Stück. Unser Haushalt mit drei Personen ist übrigens seit 1998 autofrei...

Liebe Grüße


 
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RE: Die leider traurige Wahrheit

#11 von iwii , 18.03.2023 11:32

Die ganzen zurückblickenden Rechenbeispiele sind doch sinnfrei. Unbestritten dürfte sein, dass der Bedarf an nicht individuellen Transportmitteln in Zukunft steigen wird.

Gruss, iwii



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RE: Die leider traurige Wahrheit

#12 von Varg , 18.03.2023 13:41

Zitat von iwii im Beitrag #6
Zitat von Lokpfeife im Beitrag #1
Auch ich meide seit Jahren die Bahn und erinnere mich noch wehmütig an die guten alten Bahnzeiten


Naja, da ist aber auch ordentlich romantischer Weichzeichner dabei. Ich kann mich noch lebhaft an Fahrten in überfüllten Zügen zu meiner Oma oder ins Ferienlager erinnern - keine Sitzplätze, brütend heiß und aufs Klo sollte man besser auch nicht gehen.

Gruss, iwii


Also offen gesagt, ich fand Bahn, also egal jetzt ob Straßen- oder sonstige Bahn, schon immer in erster Linie etwas schmuddelig, entweder überhitzt oder unterkühlt, dazuhin noch je nach Mitreisenden und Jahreszeit verbunden mit Niesen, Husten, Schweiß- oder Knoblauchdämpfen und oft unerträglich eng.

Für mich war das Bahnfahren immer nur Notwendigkeit und nichts was ich, abgesehen von ein paar touristischen Angeboten, wirklich genossen hätte.
Seit dem ich auf dem Land wohne, bin ich über die Notwendigkeit des Autos also wirklich nicht traurig...


Gruß
Varg


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