Liliput DE 2500 schaltet ab

#1 von Raildriver , 26.03.2023 14:14

Hallo Stummis,

ich möchte Euch von meiner „Odyssee“ mit meiner Liliput HENSCHEL-BBC DE 2500 (L132055) „Weißer Riese“ berichten, vielleicht habt Ihr schon mal ähnliche Probleme gehabt…

Ich hatte also die Lok in den Fingern und habe den Decoder – ESU Lokpilot 4 M4 – etwas umgemappt. Abschließend noch ein Test auf dem Rollenprüfstand – und nach wenigen Sekunden Vollgas blieb sie stehen und blinkte nur noch vor sich hin. Nach Strom aus und wieder an ging wieder alles. Bis zur nächsten Vollgasfahrt... Mist, dachte ich, irgend etwas stimmt da nicht.

Also erst mal die Decoder-Einstellungen geprüft, an den Motoreinstellungen, Regelfrequenzen, Lastregelung rumgetüftelt, auch den Motor eingemessen, aber nix half. Immer wieder schaltet die Lok früher oder später ab. Zwischendurch dachte ich, oh, prima, geht wieder, da ich die Lok auf der Anlage getestet habe. Hier hat sie nicht abgeschaltet – tja, zu früh gefreut, nach einer Vollgas-Bergauf-Fahrt die Gleiswendel hoch, wieder aus und blinken. Toll, also immer noch irgendeine Überlast, der ESU Decoder ist ja vor Überlast geschützt und blinkt dann auch, merkwürdigerweise fuhr die Lok aber erst wieder, nachdem sie kurz Stromlos war. (Ja ja, eigentlich Spannungsfrei...)

Hmm, also muss etwas organisches...ähh mechanisches vorliegen. Irgendwo klemmt da wohl was. Ich also die Lok geöffnet, und den Antrieb überprüft. Nix zu sehen. Also mal die Kardanwellen abgeklemmt, so dass der Motor frei drehte. Hmm, auch nach längerer Zeit kein Abschalten. Dann muss wohl was an den Drehgestellen sein. Also die ausgebaut und geöffnet, aber alles unauffällig. Nur eine Interessante Konstruktion bezüglich der Stromabnahme mit vielen Schleifern an den Radinnenseiten und vom Drehgestell zum Gehäuse, auch hier wird der Strom per Schleifer übertragen.
Durch das viele Testen hat sich dann auch ein Käbelchen von der Platine zum Motor verabschiedet, also auch den Motor ausgebaut und neue Kabel angelötet. Der Motor alleine dreht nicht besonders „schön“, aber das ist eher subjektiv. Dann alles wieder zusammengebaut, was mit diesen Kardanwellen irgendwie keinen Spass macht. Dann wieder getestet – ahhhh, nix geht mehr, kein Licht, gar nichts. Hmm, wieder alles überprüft und auch die Platine mit einer Schraube fixiert, ah ha, geht wieder. Merkwürdig, zur Platine (darauf sitzt dann der LoPi) gehen zwei schwarze und zwei rote Kabel, also B und 0 für mich Märklinist, zwei gehen zum Motor, Plus und Minus. Warum geht das ganze dann erst, wenn ich die Platine anschraube? Grübel, grübel, also gemessen. Das Metall-Unterteil der Lok hat keine Verbindung zu den Rädern. Also keine „Masse“? Was soll da das Anschrauben der Platine bringen. So langsam gesellte sich zur Ratlosigkeit die Verzweiflung.

Dann die ultimative Waffe zur Anlayse: Meine Wärmebildkamera. Die hat mir schon einige Dinge gezeigt, die einem sonst verborgen bleiben. Hier im Forum habe ich dann nach dem maximalen Temperaturen eines Decoders geschaut. 80 °C sollten noch OK sein. Also, Lok gefahren bis zum Blinken, dann die Temperaturen gemessen. Der Decoder lag bei um die 60 °C, aaaaaber da war ein Bauteil auf der Lokplatine, das hatte ca. 105 °C. Hmm, was ist denn das, fragte ich mich. Ich habe mir dann die Platine näher angesehen. Da geht eine Leiterbahn von PIN 22 (21MTC Schnittstelle) zu einem Bauteil „W050“, von da zur Schraube, die auf die vermeintliche Gehäusemasse verbindet. PIN 22 ist „Gleis rechts“. Hmm, macht eigentlich keinen Sinn. Bis ich gemerkt bzw. gemessen habe, dass der Mittelschleifer mit der „Gehäusemasse“ verbunden ist. Irgendwie unerwartet, aber das erklärte, warum die Lok erst dann funktionierte, wenn die Platine diese eine Schraube hatte. Nun gut, das wäre geklärt. Aber was ist das für ein Bauteil. In der Nähe des Bauteils war auf der Platine noch „PTC“ aufgedruckt. Dem hatte ich zunächst keine große Bedeutung beigemessen, da ich eine selbstrückstellende Sicherung nicht in einer Lok erwarte. Die Internetsuche nach PTC und W050 ergab dann aber tatsächlich, dass es sich um solch ein Bauteil handelt. Das hat aber dummerweise nur einen sog. „I(hold)“, also die Stromstärke, die die Sicherung noch nicht anspringen lässt von 0,5 A und einen „I(trip)“, also die Stromstärke, ab der die Sicherung anspricht, von 1 A. Ich hatte an der Lok etwas zwischen 0,5 und 1 A an Verbrauch ermittelt. Wenn ich das Bauteil, während es anspricht, also bei ca. 105 °C sperrt und die Lok nur noch blinkt, mit einem Ampermeter überbrücke, habe ich maximal 0,75 A an Strom gemessen. Durch das Überbrücken fuhr die Lok dann sofort wieder weiter. So so, das war also des Rätsels Lösung:

Der PTC ist ganz offensichtlich zu klein gewählt und spricht nach einer kurzen Fahrt bzw. unter Last den Berg hinauf an. Da der Decoder ja unverändert Vollgas geben will, schaltet der PTC wieder ganz kurz ein (der Widerstand des PTC geht ein wenig zurück, so das der Decoder wieder arbeiten kann) und sofort wieder ab, da unverändert viel Strom benötigt wird. Daher das Blinken, das war kein Überlastblinken des Decoders. Somit bleibt die Temperatur des PTC unverändert hoch und der Zustand somit „Stabil“, bis der Strom für einige Sekunden ganz weg ist. Dann kühlt der PTC ab, und der Decoder arbeitet wieder, die Lok fährt wieder los, bis es dem PTC wieder zu warm wird. Tolle Wurst…

Beim Brücken des PTC mit dem Ampermeter habe ich festgestellt, dass die Temperatur des LoPi gar nicht so hoch geht. Selbst nach 10 min. Vollgas wurden knapp 80 °C erreicht. Der LoPi kann ja 1,1 A Motor-Dauerstrom und an den Funktionsausgängen hängen nur ein paar LEDs. Das sollte also kein Problem sein. Ich habe daher einfach den PTC mit einem Draht dauerhaft gebrückt und siehe da, die Lok fährt ohne Probleme dauerhaft bergauf, bergab und waagerecht ohne Unterbrechungen. Auch die Decoder-Einstellungen sind davon unabhängig, so dass die Lok jetzt wieder mit den „optimalen“ Werten fahren kann. Die Messung von außen nach 10 min. Vollgas ergaben keine 60 °C Gehäusetemperatur, also alles im grünen Bereich.

Insgesamt hatte ich einen ganzen Samstag „Spass“ wegen eines kleinen falsch dimensionierten PTC. Vielleicht hilft dem einen oder anderen mein Bericht, weniger Zeit damit zu verbringen…

Viele Grüße

Karsten


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Eine Lok tanzt aus der Reihe....
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