Hallo René,
Zitat von Richrath im Beitrag #10
1. kann ich ohne Verdünnung sprühen und was macht der Verdünner?
Der Verdünner stellt die Farbe auf eine sprühfähige Konsistenz ein. In der Literatur wird als Beispiel oft die Konsistenz von Kaffesahne oder Kondensmilch genannt, aber, nunja - die letzte Kondensmilch habe ich vor 20 Jahren bei meiner Omma (=Ruhrgebietsschreibweise...) gesehen, insofern verlasse ich mich da eher auf meine Erfahrung. Da die Konsistenz auch immer im Zusammenspiel mit Druck und Düse gesehen werden sollte, ist hier für Anfänger ohne jede Erfahrung vor dem Gang ans Modell ein bisschen rumprobieren angesagt. Einige Farben werden ja direkt als Airbrushfarbe angeboten, aber auch hier ist selten mal eine dabei, die sofort sprühfähig ist; einzige Ausnahme, die mir da bisher über den Weg gelaufen ist, sind die
Klarlacke von Bergswerk. Auch hier die Empfehlung, sich mal die Miba-Hefte zum Thema anzusehen - da werde auch die Fehler im Sprühbild ganz gut beschrieben und was bei welchen Effekten gemacht werden kann.
Zitat von Richrath im Beitrag #10
2. welchen Einfluss hat die Sprühstärke bzw. Wenn ich bei geringer Sprühstärke auf eine Stelle halte, dann wird es doch auch ein dicker Farbauftrag.
Ich mutmaße, mit Sprühstärke ist der Druck gemeint? Erstens: Beim Airbrushlackieren hältst Du nur dann auf eine Stelle, wenn Du einen Lackkrater mit Laufnase haben möchtest, ansonsten gilt: In gleichmaßigen Bewegungen und in einigermaßen gleichbleibendem Abstand über das Modell gehen beim sprühen. Der Druck hängt, wie oben bereits geschrieben, auch mit dem Verdünnungsgrad der Farbe und der Düse zusammen. Hier kann man keine pauschale Empfehlung geben, wie ich ja in einem Beitrag bereits weiter oben beschrieben habe. Hier in dem Faden finden sich zwar auch Meinungen, die da absolute Werte propagieren, das sind aber eben die Erfahrungswerte der jeweiligen Autoren, die sich aus verschiedenen Faktoren zusammensetzen und nicht unbedingt auf andere Gegebenheiten übertragbar sind.
Zitat von Richrath im Beitrag #10
3. muss ich bei jedem Wechsel der Farbe die Pistole komplett reinigen, oder kann ich einfach einen Reiniger in den Zylinder füllen und das einmal durchsprühen?
Jein
Manchmal reicht das - wenn ich Wagen altere und von heller Grundierung zu lasierender dunklerer Schattierung gehe, dann wird ein paar mal "durchgepült" und gut ist. Je nach Farbe reicht da einfaches Wasser (Vallejo, Gunze, Revell Aqua), die schon leicht angetrockneten Farbreste aus dem Sprühbecher wische ich aus. Die Methode von Maurice mit dem Wassereimer finde ich interessant, werde ich mal testen.
Bei den Nitrolacken von Weinert bin ich da gründlicher, die kommen aber in der Regel auch nur zur Lackierung von Lokmodellen zum Einsatz. Aber auch da geht es häufiger, wenn man entweder Nitro oder den Revell Airbrushcleaner durchsprüht; das mache ich aber nur mit Atemschutzmaske und guter Belüftung, Nitrodämpfe haben recht ungute Auswirkungen auf die Gesundheit, das will man nicht fein zerstäubt einatmen. Auseinanderbauen und gründlich reinigen ist meist erst am Ende der Session nötig, es sei denn, die Pistole fängt zwischendrin an zu rotzen, Tröpfchen zu schießen oder Farbe nur noch bei weit aufgerissenem Hebel in überraschender Menge abzugeben. Dann auf jeden Fall die Düse gründlich reinigen.
Zitat von Richrath im Beitrag #10
4. guter preiswerter Kompressor zum Einstieg. Ich hab das teil von Revell und den Eindruck, damit kann ich es auch lassen.
Von Revell gibt es verschiedene Kompressoren, insofern ist das jetzt schwer einzuschätzen. Ich verwende seit über 20 Jahren einen Master-Class von Revell mit Drucktank, das Modell gibt es leider nicht mehr. Wie ich ja weiter oben schon mal sagte und wenn man nicht gerade solche Möglichkeiten wie Andree hat, den Kompressor in die Garage zu stellen und aus der Ferne einzuschalten, dann sollte das Teil:
- leise sein
- einen Drucktank haben (wie Maurice schon sagte - geht auch ohne, dann läuft der Kompressor eben durch)
- einen Druckregler und eine Druckanzeige haben; da sehe ich auch eine Schwäche in Andrees "Sprühumgebung", ich würde zur Feineinstellung oder nach Farbwechsel nicht zwischen Bastelraum und Garage hin- und herlaufen wollen.
Zitat von Richrath im Beitrag #10
5. vielleicht die Antworten unterschieden nach altern und vollflächigem einsprühen von Fahrzeugen.
Naja, dazu haben Leute ganze Bücher geschrieben. Insofern ist das vielleicht ein bisschen viel erwartet, ein paar Anhaltspunkte dazu findest Du aber auch in den Beiträgen hier.
Noch ein paar persönliche Anmerkungen: Wie bei vielen anderen Dingen im Modellbau auch gibt es hier mehr als eine allein seligmachende Methode. Insofern bin ich, ohne Kenntnis der jeweiligen Fähigkeiten und des benutzten Equipements der Fragestellenden, eher zurückhaltend mit absoluten Aussagen. Ich für mein Teil habe bspw. mit einer Double-Action angefangen und geübt. Aus meiner subjektiven Perspektive macht es auch keinen Sinn, mit dem Tretroller zu üben, damit ich anschließend - um mal im verwendeten Bild zu bleiben - Ferrari fahren kann. Ebenso wenig könnte ich bei den verschiedenen von mir verwendeten Farben mit Absolutheit sagen, wie viel Verdünnung ich da rein schütte - kommt eben drauf an, wie die Farbe aussieht. Zu dünne Farbe zu sprühen ist auch nicht gerade ein Spaß, weil die sehr lange flüssig bleiben kann und die Deckkraft irgendwann einfach nicht mehr gut ist.
Bis denn
Michael
Edit: Noch die Links zu den VGBahn-Publikationen:
https://www.vgbahn.shop/farbe-pinsel-airbrushhttps://www.vgbahn.shop/lackieren-altern-beschriften...und noch dieses Heft, das ich allerdings nicht perönlich kenne:
https://www.vgbahn.shop/fahrzeug-finish-...sel-und-pistoleDie darin zu findenden Techniken sind meiner Auffassung recht gut, um einen Einstieg zu finden und eine Orientierung zu haben.