Hallo Paul,
wie Du weißt schätze ich Deine Arbeit an der Parkettbahn sehr, aber dennoch muss ich widersprechen, wenn es um das Im-Kreis-Fahren geht.
Es ist, und bitte fühle Dich nicht negativ inbegriffen, unter Modellbahnern gebetsmühlenartig üblich, das Kreisfahren zu verdammen.
Es hat aber doch seine Vorteile.
1. Züge können lange in einer Richtung verkehren - ohne zigmeterlange Strecken bauen zu müssen.
2. Interessante Situationen - etwa das Rattern über eine spezifische nette Weichenverbindung, was man gerne hört - repetieren sich ständig, ohne dass man "zurückspulen" muss - äh, sorry , zurückrangieren muss.
3. Mit einiger Phantasie - es ist dazu wirklich nicht viel vonnöten - kann jedesmal, wenn der Zug den einen "kargen" Bahnhof im Kreis durchfährt, oder dort hält, die nächste Betriebssituation dargestellt werden - sei es Betriebshalt, sei es Lokwechsel, sei es Kurswagenwechsel - wer hat schon die Möglichkeit, nicht nur in Spur 1, zig Bahnhöfe darzustellen, die so ein Zug während seiner Fahrt bedient? Warum soll nicht eine Station im Kreis die Funktion der Vielen erfüllen können und, beflügelt durch unsere Phantasie, die lange Strecke mit ihren vielen Halten verkörpern?
4. und endlich - warum soll man nicht einfach dasitzen und das Rattern der Züge im Kreis genießen dürfen? Warum soll immer und nur alles auf das Rangieren und Zugbilden reduziert werden? Und warum, zur Hölle nochmal (man verzeihe mir den Kraftausdruck), muss man sich dem angeblich vorbildgemäß geringem "Knick" der Wagenabstände annähern? Wenn Du mich fragst - to hell mit vorbildgemäßem Wagen- und radienbedingten "Knick"abstand. Das macht das Hobby nur kaputt. Wir bekommen das, indoor sowieso, NIE!!! hin. Es ist, ****nochmal, eine Modellbahn, HALLO!!! Spielzeug für meinetwegen Erwachsene, NICHT das Vorbild. Was bedeutet: Soweit man vorbildgemäß sein will - soll man's. Und sonst: ****egal. Sorry, ich verwende solche Sternchenausdrücke sonst ungern, aber heute hatte ich einen schlechten Tag und jetzt lass ich es mal raus.
Ich gebe zu, ich bin, auch und wegen meiner Mehrspurigkeit in N und 1, und in 1 wegen der ca. 45metrigen Erweiterung in den Garten und einer N-Bahn mit zehn Metern Länge und mehreren ziggleisigen Bahnhöfen auf der N-Bahn, nach 40 Jahren Aktivität und Modellbau, "gesegnet". Ich kann schulterzuckend quittieren, dass ich alles, was irgendwie vorbildgemäß stattfinden kann, nachbilden kann. Und zeitgleich kann ich dennoch im Kreis fahren wie ich will. Das würde ich, verglichen mit dem, was andere 1-Bahner realisieren können, als Luxus bezeichnen. Ich kann verstehen, dass manche sich auf zwei Meter mit Hin-und-Her beschränken müssen, weil es nicht anders geht.
Nun habe ich, wie gesagt, jahrzehntelang auf das Ergebnis hingearbeitet, das ich jetzt genießen kann (noch lange nicht fertig, by the way).
Aber im Ergebnis meiner Erfahrung, die natürlich mit Deiner gar nichts zu tun hat, weswegen ich Deine Position nicht negieren, nur komplementär ergänzen möchte, kann ich nur sagen: JA! Kreis realisieren! Mit dem richtigen Konzept dahinter macht das lebenslang Freude. Stupides Kreiseln ohne dass man weiß ob man sowas mag - klar, das ist Stuss.
Aber im Bewusstsein eines schlüssigen Konzeptes - auch wenn andere über "Knicke" zwischen Wagen, Radien oder sonstwas die Nase rümpfen - die schönen Züge endlos kreisen zu lassen - das kann ein Genuss sein, der die Mühe ebenso wert ist wie die schönste kleine realistisch gestaltete Rangierszene...
So meine, einigermaßen empathisch für den Anlagenplaner und zugegebenermaßen emotional vorgebrachte Meinung, nichts für ungut.
Viele Grüße,
Guido