Gestern hatte ich ja schon unter Resteverwertung und pimp-up - Sammelthema für Kleinbasteleien, Abschnitt #81 einen neuen BB angedroht. Jetzt ist er da!
57t-Kranzug (DB) von Krupp-Ardelt / Essen
Mancher wird sich fragen: Einen 90t-Kranzug hat er gebaut, warum jetzt noch ein 57t-Kranzug?
Das sind manigfache Gründe:
a) ich liebe "Themenzüge"!
b) Güter- und Personenwagen finden einen anderen Einsatz, als nur in "einheitlichen" Zügen durch die Gegend gezogen zu werden;
c) "Lagerschläfer" werden erweckt zu neuen Aufgaben;
d) der 57t-Kranzug unterscheidet sich in der Zusammenstellung schon vom 90t-er;
Viele Kleinbasteleien ergeben am Ende ein Großes, nämlich den Kranzug.
Auch diesmal werde ich keine Schritt-für-Schritt-Bauanleitung geben. Das hat seine Gründe. Modellbau soll zum Nachdenken anregen, die Phantasie beflügeln und natürlich Spaß machen. Wer sein Hobby zur Religion macht, sollte sich ernsthaft fragen: Warum mache ich das nicht beruflich? Wer beim Hobby die Leistungskriterien: höher, weiter, größer ... zur Pflichtmacht, ist selber Schuld. Für mich ist das Hobby Modellbau eine nette, aber unbedeutende Nebensache im Leben.
Die Deutsche Bundesbahn verfügte über vier 57t-Krane bzw Züge:
- Essen 6660, Beheimatung Hamm
- Mainz 6600, Beheimatung Ludwigshafen
- München 6664, Beheimatung München Ost
- Wuppertal 6602, Beheimatung Hagen-Eckesey
(Alle Krane wurden 1978/79 ausgemustert)
Ein einheitliches Erscheinungsbild gab es nicht. Jeder Zug war unterschiedlich in der Bauart der Fahrzeuge.
Welche Wagen brauche ich zur Darstellung des 57t-Kranzuges?
- natürlich einen 57t-Kran-Wagen (der Markt bietet einen "Mischling" aus 90t und 57t, dieser muss entsprechend umgebaut bzw. angepasst werden),
- einen Kranschutzwagen (ein Niederbordwagen mit neuem Auflager für den Kranarm),
- einen Wasserwagen (z.B. einen umgebauten Wannentender oder so was),
- einen Versorgungswagen (für Unterleg-Schwellen)
- einen Gerätewagen (aus einem G-Wagen),
- einen Werkstattwagen (ein umgebauter Post- oder Packwagen) und
- einen Aufenthalts- bzw Schlafwagen (ein alter Eilzugwagen ist zum Umbau geeignet).
Auffällig ist, der 57t-Kran hat nur einen Schutzwagen, der gleichzeitig zur Ablage des Kranarms dient und keinen gesonderten Gegengewichtswagen. Das liegt zum einen daran, dass der 57t-Kranausleger deutlich kürzer ist wie der beim 90t-Kran (Haupthub 57 Tonnen bei 7,5 Metern und Hilfshub 15 Tonnen bei 15 Metern); zum andern ist der Kran so konstruiert, dass das Gegengewicht beim Transport auf dem Unterwagen abgelegt wird. Damit waren bei einem sechsachsigen Kran gerade noch 57 Tonnen Tragfähigkeit machbar (Mittels der beiden Haspelräder werden beim 57 t Kran die unteren Teile des Gegengewichtes in den "Bauchladen" zwischen Pufferbohle und Stützarmscharnieren verstaut). Ein Gegengewichtswagen war somit überflüssig.
57t-Kranwagen
Es ist nun an der Zeit sich um das Kernstück des Kranzuges zu kümmern, den 57t-Kran oder "Kranwagen 058, Ardelt, 57t" wie er offiziell genannt wurde. Unter der BA 058 sind die Dampfkranwagen mit der Tragfähigkeit von 50 bis 75 t zusammengefasst.
Den Konstrukteuren von Fa. Liliput (Wien) scheint die Phantasie etwas durchgegangen zu sein, als sie das Modell des Krans zu Papier brachten ... oder haben sie die Unterschiede zwischen dem 90t-kran und dem 57t-Kran nicht realisiert? Sei´s drum. Der Liliput-Kran ist eine Mischung aus beiden Krantypen.
Beginnen will ich mit dem Umbau des Modells, das den Kran darstellt. Die ersten Umbauten am Untergestell sind getan. Die Holzbeplankung, über der Pufferbohle, und die Auf- bzw Ablagen für das Gegengewicht sind vervollständigt ...
Im zweiten Schritt wurde die Gehäuserückwand gemäß vorliegenden Bildern verändert (endlich hatte die Säge mal wieder etwas zu tun ... Grinsen ). Das Gegengewicht wurde modifiziert und montiert.
(hier fehlt noch das "abgelegte" unteres Teil des Gegengewichtes)
Auf dem Bild (oben) erkennt man deutlich, daß Fa. Liliput (Wien) Ketten als Zug- und Tragmittel gewählt hat. Warum nur? Vielleicht um auf dem US-Markt punkten zu können. Die Ketten wurden entfernt (die passen aber ideal bei den Drehschemelwagen zum Verzurren von Holzstämmen) und durch "Drahtseile" ersetzt. Die Flaschenzüge habe ich jedoch in der Anzahl der Züge etwas vereinfacht dargestellt. Der Auslegerarm wird im Original durch zwei 4-fach Flaschen gehalten, der Hauptzug hat eine 4-fach und der Hilfszug durch eine 2-fach Flasche. Zudem sind den Liliput-Konstrukteuren beide Kranhaken etwas zu "zierlich" geraten. Diese wurden ebenfalls ausgetauscht.
Im Modell habe ich für den Ausleger einen 2-fach und für den Hauptzug ebenfalls einen 2-fach Flaschenzug eingebaut. Bei mehr "Seilen" wäre die innere Friktion zu hoch geworden. Ich denke der Kompromiss ist deutlich besser wie die ehemaligen Kettenzüge ...
Die kleinen Decals aufzubringen ist schon eine pfriemelige Arbeit ...
Trotz der Pfriemelarbeit ... entlohnt dann doch das Endergebnis.
Der fast fertige 57t-Kran aus dem Hause Krupp-Ardelt ....
Am Haken der 215 912 geht es - solo - ab zur nächsten Baustelle .... (für die über 200%-igen: "... per Sondergenehmigung des EBA ohne Kranschutzwagen ...").