Hallo zusammen,
vorab: dies ist ein größerer Vergleich und der Text sehr, sehr, lang. Bitte Chips und Bier holen.
Wer als Gleichstrom-Analog-Fahrer (AC hier nicht berücksichtigt) nicht zufrieden ist mit den heutigen Schaltnetzteil-Fahrgeräten oder diese als zu teuer ansieht, liebäugelt evtl. mit Fahrpulten bzw. Trafos von früher, die immer noch teils in neuwertigem Zustand relativ günstig zu finden sind.
Ich habe hier einmal mit Messwerten in einer großen Tabelle zusammen gestellt, wie die Eigenschaften im Vergleich zueinander einzuordnen sind. Nach dem Motto „schnell kann jeder“, habe ich Kriterien formuliert, die vor allem Einflüsse auf die Langsam-Fahreigenschaften der Loks haben (wobei Höchstspannungen natürlich trotzdem nicht fehlen). Alle Geräte wurden von mir damals im Geschäft neu gekauft (außer Roco und MRC, welches von Markus [Petz1] zur Verfügung gestellt wurde). Im Fall von schlechten Eigenschaften waren diese schon damals für mich genauso auffällig, auch mit den Messwerten, so dass ich Verschlechterungen von Bauteilen über die vielen Jahre als Ursache ausschließen kann.
Die angehängte Tabelle ist wenig Smartphone-tauglich und sollte besser auf einem großen Bildschirm angesehen werden (oder ausgedruckt).
Diskussionen über die Sicherheit solcher Geräte (bei Trafos) und die Gründe der Ablösung hin zu den Schaltnetzteilen ab 2010 sind bekannt, das möchte ich hier weglassen und lediglich auf den Punkt „Rücktransformation“ hinweisen. Also NIEMALS Zubehöranschlüsse (Wechselstrom) von 2 Geräten miteinander verbinden und Kinder hier nichts anschließen lassen.
Die Kriterien sind in der Tabelle in der 1. Spalte genannt und bedürfen im Folgenden einer Erklärung (mit Hinweisen auf Auffälligkeiten von einzelnen Fahrpulten). Negative Auffälligkeiten sind in der Tabelle im jeweiligen Fenster gelb markiert (ein mir gehörendes Fahrgerät ELV PHR 2 habe ich wegen zu nachteiliger Eigenschaften in der Tabelle gleich ganz weggelassen).
1.) Spannungswert ausgehend von freier Fahrt mit 3,0 V bei absolutem Blockadehindernis:
Es werden genau 3,0 V als mittlere Spannung bei solo laufender Lok einreguliert und dann mit Festhalten und auf das Gleis drücken (keine durchdrehenden Räder) geschaut, wie weit die Fahrpult-Spannung in die Knie geht. Als Referenzlok diente eine Piko BR 82. Der Tabelle entnehmen wir, dass ein Trix Master unter dieser erhöhten Stromaufnahme bis auf 2,0 V herunter fällt; ein Titan Impulsbreitenregler 826 bis auf 2,1 V. Diese beiden Flaggschiffe ihrer Zeit enttäuschen völlig. Ganz anders das MRC-Fahrpult, dass die Spannung mit 3,0 V konstant hält. Eine umgedrehte Auffälligkeit zeigt das Roco ASC 1000, bei welchem die Spannung aufgrund der Lastregelung auf 5,5 V hochgeht (immer die mittlere Spannung wohlgemerkt; Drehspulmeßgerät).
2.) Lokgeschwindigkeit nach Anfahren mit minimal möglicher Spannung (ohne Regler-Zurückdrehen; Referenzlok Lima alt V 80).
Das Fahrpult wird gaaanz langsam (Massensimulationen zudem abgeschaltet) hochgedreht, bis die Lok anfährt. Der Regler wird dann so stehen gelassen und die Geschwindigkeit ermittelt. Ich habe bewusst eine Lok mit schlechtem Anlaufverhalten genommen. Obwohl es davon viele gibt, fiel die Wahl aus Reproduzierbarkeitsgründen auf die Lima Lok mit Mittelmotor (alle Achsen angetrieben).
Es ist klar, dass eine nur schwache Spannungs-Konstanthaltung (aus Pkt. 1) diese Mindestgeschwindigkeit erhöht; andererseits eine stark pulsierende Spannung hilft.
Interessant ist das Ergebnis des MRC und des SB-Glockenanker-Gerätes: beide haben Spannungs-Konstanthaltung (die mittlere Spannung; ich betone es nochmals), aber durch ein fehlendes Pulsieren ist das Anlaufverhalten des SB-Gerätes nur sehr bescheiden (Ergebnis: 22 km/h). Im Gegensatz zum recht guten Wert des MRC (11 km/h).
Noch schlechter als SB sind Titan 826 und Trix-Master, obwohl beide sehr stark pulsieren (die Ursache ist mit der extrem schlechten Spannungs-Konstanthaltung nun also klar). Sieger im Kriterium ist das Roco-Gerät mit großem Abstand zum Zweitplatzierten MRC. Man könnte mit dem Roco die Lok so langsam permanent betreiben, dass das Raststellungs-Springen des 3-Pol-Motors störend zu sehen ist (2,5 km/h), aber auch die rund laufenden 5,5 km/h sind Spitze gegenüber den anderen Geräten (die Verlierer zeigen schlimme 26 und 24 km/h).
Alle Messungen wurden immer wieder wiederholt und zeigten - mit der genau deshalb ausgewählten Lok - eine absolut ausreichende Reproduzierbarkeit. Ich wollte auch die Werte für einen schlecht anlaufenden Trix VT 62 darstellen, habe das aber wegen an diesem Modell unzureichender Reproduzierbarkeit verworfen.
3.) Impulsspannungsspitze
Zur weiteren Erklärung der obigen Ergebnisse kann man die Höhe des Pulsierens betrachten. Hierzu wurden verschiedene mittlere Spannungen eingestellt (ohne Last), und mit Anlegen eines großen Kondensators (2200 uF, nur durch das Drehspulgerät „belastet“) die jeweilige Spitzenspannung ermittelt. Das Trix Master pulsiert stark (trotzdem das extrem bescheidene obige Ergebnis); das MRC zeigt ab 9,9 V eine Glättung der Spannung (macht ja nichts, da ein Anfahren aller Loks darunter erfolgt und bei erhöhter Spannung dann Laufruhe gegeben ist). Das völlig fehlende Pulsieren des SB-Reglers (für seinen Zweck Glockenankermotore so gemacht) wurde schon erwähnt.
Das nur leichte Pulsen des zum Vergleich herangezogenen Uralt-Trix 5599 (es gab ihn auch mit Kunststoffgehäuse) entspricht lediglich dem Faktor 1,41 des normalen Sinusverlaufs. Dies hat also nichts mit einer „Halbwellensteuerung“ zu tun.
4.) Geschwindigkeitsabfall aus 12 km/h nach Anhängen von 4 Blechwagen (Zapfenlager).
Da entsprechend lange, passende Steigungsstrecken nicht vorhanden sind, erfolgte eine Belastung durch Zuglast.
Als Referenzlok diente die Piko BR 82, die solo auf immer genau 12 km/h eingestellt wurde.
Unter unveränderter Reglerstellung wurde an die laufende Lok ein 4 Stück Blechwagenzug angehängt und die neue Geschwindigkeit auf der geraden Meßstrecke gemessen.
Unsere negativ auffälligen Flaggschiffe sind natürlich auch hier wieder auffällig; es kommt zum völligen Zug-Stillstand (mit Titan 826 und Trix Master). Aber auch der Fleischmann 6755 (der große Halbwellentrafo) zeigt hier seine sehr schlechte Seite: Abfall um 54 % auf nur noch 5,5 km/h (Ursache klar, eine schlechte Spannungs-Konstanthaltung aus dem 1. Kriterium).
Dem Titan 826 hilft auch seine einstellbare „Nachregelung“ nicht weiter. Man erhält zwar eine erhöhte Spannung beim Hochdrehen, die man an anderer Stelle wieder korrigiert (Vmax-Einstellung), aber der Spannungseinbruch bei Belastung bleibt auch bei hoher Nachregelungseinstellung viel zu hoch.
Gut sind MRC und SB (Ursache auch wieder klar); unvergleichlich positiv logischerweise die Lastregelung des Roco-Gerätes (ganze 2 % Abfall !!).
Natürlich könnte man sagen, dass bergauf unter Last eine Lok langsamer werden darf. Dieses Kriterium soll aber Aufschluss darüber geben, wie bei noch viel langsamerer Fahrt bei Hemmnissen wie Anlaufen des Spurkranzes an Radlenker oder ähnliches, eine Lok instabil verlangsamt. Oder das Thema Ungleichförmigkeiten bei einem Kuppelstangenantrieb (bis hin zum Stehenbleiben in bestimmten Rad-Positionen, trotz relativ hoch eingestellter Spannung). Gerade für Kuppelstangenantriebe ist das Roco-Gerät das Maß der Dinge.
5.) gemittelte Höchstspannung (bei ca. 150 mA)
Endlich etwas Einfaches. Es wurde lediglich die gemittelte Spannung am voll aufgedrehten Gerät ermittelt, als Hinweis auf eine zu erwartende Höchstgeschwindigkeit der Loks. Dies wurde mit einer Grundlast von ca. 150 mA (Glühbirnchen) gemacht. Lastlos sind die Spannungen etwas höher.
Auffällig ist das MRC. Der integrierte Trafo ist hier nicht original, aber auch der am Gerät für original genannte Nennwert 23 V ist natürlich eigentlich bei Weitem zu hoch (da wohl für Großbahnen gedacht). Wer sich für ein MRC interessiert, sollte Varianten des Tech 4 beachten, die verschiedene Einstellmöglichkeiten haben und mit Nennwert 18 V für H0 geeignet sind (MRC Tech 4 Railpower 250 oder Railpower 350). Ein Spannungswandler 230 V > 110…115 V ist für diese USA-Geräte erforderlich.
6.) gemittelte Minimalspannung
Die Werte beziehen sich auf die kleinste einstellbare Spannung. Der Fleischmann 6755 und der Trix Uralt-Trafo zeigen mit 2,4 V und 2,3 V die höchsten Werte (bei einer aufgeschalteten Grundlast von ca. 35….40 mA). Glockenanker-Antriebe sind bei diesen Werten bereits recht flott unterwegs.
7.) Beschleunigung 0 > 80 km/h bei Regler Sprung von Null auf 50 % bzw. 80 %
Es wurde die Zeit gemessen, bis bei 2 unterschiedlichen Reglersprüngen aus Null die Geschwindigkeit 80 km/h erreicht ist. Relevant natürlich nur bei Fahrpulten mit Massensimulation (voll eingestellt, falls einstellbar). Es geht vorrangig darum, ob das Beschleunigen abhängig davon ist, wie weit der Regler sprunghaft hoch gestellt wird, oder ob unabhängig von der Sprungweite immer mit der gleichen Beschleunigung bis auf die 80 km/h oder der jeweiligen Höchstgeschwindigkeit hochgefahren wird. Um das überhaupt praktikabel messen zu können, wurde zuvor die notwendige Spannung für 80 km/h (Piko BR 82) ermittelt und diese dann mit beschleunigender Lok als Schwellwert heran gezogen.
Es zeigt sich, dass bei ALLEN Geräten mit Massensimulation die Beschleunigung abhängig ist von der Sprunghöhe am Regler. Zurück als Verzögerung gilt das Gleiche. Man kann pauschal sagen, dass bei einem Sprung auf 80 % der Voll-Skalierung die Beschleunigung etwa doppelt so hoch ist wie bei 50 %. Als Absolutwerte erkennt man in der Tabelle die sehr große Massensimulation des MRC, mit 15 sec bis 80 km/h (80 % Stellgröße) zu 29 sec (bei 50 % Stellgröße).
8.) Ausrollstrecke aus 100 km/h (Piko BR 82)
Es wurden jeweils genau 100 km/h eingestellt und im Vergleich der Geräte die jeweilige Ausrollstrecke nach Spannungswegnahme an einer Piko BR 82 ermittelt (falls Massensimulation vorhanden, voll eingestellt). Auch hier zeigt das MRC eine im Vergleich zu den anderen Geräten mit 5,4 m sehr, sehr hohe Massensimulation bzw. Ausrollstrecke (abschaltbar, allerdings am Tech 4 [260] nicht einstellbar). Zur „Bändigung“ hat das Gerät einen Bremstaster, der den Bremsweg massiv verkürzt und damit durch kurzes Antippen ein sehr interessantes Fahren ermöglicht. Dieses unvergleichliche Fahren hat ansonsten kein anderes Gerät (dieses Vergleichs).
9.) Ausrollstrecke mit gedrücktem Bremsschalter
Wie zuvor, jedoch Bremsschalter permanent gedrückt (nur relevant am MRC). Der Ausrollweg verkürzt sich aus den 100 km/h auf ca. ein Zehntel ( 0,5 m).
10.) Anfahren: ab welcher Reglerstellung in % ist Lokbewegung zu sehen
Jeder kennt das Thema, dass eine mit niedriger Spannung anlaufende Lok schon mit niedriger Reglerzustellung zu bewegen ist, umgekehrt muss an anderen Loks weit aufgedreht werden, bis es losgeht.
In diesem Vergleich habe ich für eine niedrig anlaufende Lok eine Liliput BR 91 genommen, für eine hoch anlaufende eine Roco V 60. Das Kriterium ist also die Differenz der nötigen Reglerstellungen, die möglichst gering sein sollte.
Unangefochtener Sieger ist das Roco-Gerät, welches durch die Lastregelung (warum heißt das eigentlich nicht Drehzahlregelung; das ist es doch tatsächlich) die nötige Anfahr-Stellgröße sogar „automatisiert“ (das ist ein Lernen bei unterschiedlichen Loks; es wird jedesmal bei extremer Langsamfahrt innerhalb von wenigen sec die nötige Zustellgröße gelernt/adaptiert). Nach dem jeweiligen Lernen verbleibt ein Stellgrößen-Unterschied zum jeweiligen Anfahren der beiden Loks von gerade einmal 1 %. Sagenhaft! Nimmt man das Gerät vom 230 V-Netz, bleibt der letzte Lernwert erhalten. Drückt man die Notaus-Taste (oder hatte Kurzschluss), muss neu gelernt werden. Aber das geht dann also schnell.
Am Titan 826 ist die Anfahrspannung einstellbar.
Auch das MRC zeigt keinen allzu großen Unterschied zwischen den nötigen Stellgrößen bei den beiden Loks, die Spannungskennlinie abhängig von der Stellgröße ist im untersten Bereich etwas steiler als weiter oben. Daran liegt das also.
Verlierer sind Fleischmann 6755, Trix 5503 und das SB-Fahrpult. Da man hier rund ein Drittel des Stellweges für die V 60 benötigt, bevor es überhaupt losgeht, ist das einfach unangenehm. Übrigens wurde in den Prozentangaben immer der Bezug zum ermittelten elektrischen Nullpunkt gesetzt, nicht auf die Skalierung Null. Beim MRC als Beispiel muss man immer erst einmal auf 8 Skalenteile von 100 gehen, bis elektrisch Spannung kommt. Wenn man das erst einmal weiß, überbrückt man es instinktiv und fühlt sich hierdurch nicht mehr gestört. Das gibt es so ähnlich aber auch bei den anderen Geräten, außer dem Roco.
11.) Geräusch beim Rangieren
Die Beurteilung wird bezogen auf den Einfluss des Pulsierens der Spannung. Also ist tendenziell zu erwarten: hohes Geräusch bei Impulsspannungsreglern, niedriges Geräusch bei geglättetem Gleichstrom.
Ich habe zur Beurteilung eine Liliput BR 91 und Liliput BR 95 genommen. Beide Loks sind haftreifenlos und zeigen Geräuschunterschiede zwischen den Fahrgeräten hauptsächlich durch solche Vibrationen, bei denen offenbar die Radsätze die Vibrationen auf das Gleis übertragen. Aber auch das allgemeine Motor-Brummen wird herangezogen und ist unterschiedlich.
Verlierer ist hier das Roco-Gerät und Titan 826 (nicht zu verwechseln mit dem Trafo 816).
Die hohen Spitzen dieser beiden Geräte führen bei Rangier-Geschwindigkeiten zu einem omnipräsenten Knurren, Klirren oder Brummen der Loks. Bei manchen sonstigen Loks stört es weniger, bei anderen mehr. Auch das Trix Master ist kein Leisetreter. Sieger sind SB (Spannung geglättet) und das Trix-Uralt-Gerät 5599 (kein Halbwellen-Trafo).
12.) Gängigkeit des Drehreglers (Rubbeln etc.)
Es wird die evtl. Schwergängigkeit zusammen mit einem evtl. Rubbeln des Drehstellers beurteilt. Für mich nicht akzeptabel ist hier der Fleischmann 6755. Sowohl schwer als auch rubbelig ist der Steller zu bewegen. Der Titan 816 etwas besser, aber auch nicht wirklich gut. Es macht einfach keinen Spaß, an diesen beiden Trafos zu drehen.
13.) Spannungs-Hysterese Drehregler in Volt.
Es mag eigentlich selbstverständlich sein, dass ein Drehregler, der hochgestellt wurde, bei leichtem wieder zurück Drehen auch wieder einen entsprechenden Spannungsabfall zeigt.
Nicht so am Trix Master. Fährt man hier z. B. die Skalierungs-Fahrstufe 6 (von 12) von unten her an, und wartet die Massensimulations-Verzögerung endgültig ab, dann hat man eine Spannung von 7,4 V. Fährt man die gleiche Fahrstufe von oben kommend an, sind es nach Abwarten der Verzögerung 10,7 V (also 3,3 V Unterschied auf gleicher Fahrstufe). Anders gesagt: man stellt eine Geschwindigkeit von unten her konstant ein, dreht dann später ein Stück weit zurück, ändert sich an der Geschwindigkeit gar nichts (auch nicht nach längerer Zeit). Man muss erst ein entsprechend größeres Stück > 1 Skalierungs-Fahrstufe zurück drehen.
So etwas ist keine Regelbarkeit, und zusammen mit der (fest voreingestellten) Massensimulation weiß man nie, wo man eigentlich landet. Furchtbar! (der Handregler zum Gerät ist wohl aufgrund der Walzen-Bedienmethode viel eher brauchbar, da fällt dieser Effekt nicht so auf).
Nun wisst Ihr Bescheid.
Macht was draus.
Viele Grüße
Uwe