Servus,
als Erstes möchte ich einen Überblick über die Lokalbahn und ihre Geschichte geben:
1. Wo befindet sie sich?
2. Wann und warum wurde sie erbaut?
3. Weitere Entwicklung
4. Modellbahn
5. Sonstiges
1. Wo befindet sie sich?
Das Siegenburger Bockerl verbindet das namensgebende Siegenburg mit Abensberg. Beide Orte liegen in der nördlichen Hallertau. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hallertau / https://www.hopfenland-hallertau.de/ ) Dies ist das größte Hopfenanbaugebiet weltweit.
2. Wann und warum wurde sie erbaut?
Zuerst einmal ein kleiner Exkurs zu den anderen Strecken in der Hallertau. 1895 wurde Mainburg ans Streckennetz angebunden. In Wolnzach zweigte die Lokalbahn von der Hauptbahn München - Ingolstadt ab. Im Jahre 1900 wurde die Lokalbahn Landshut - Rottenburg (Laaber) eröffnet. 1906 bekam Geisenfeld seinen Anschluss wobei wieder Wolnzach der Ausgangspunkt war. Im Laufe der Zeit wünschten sich die Gemeinden südlich von Mainburg ebenfalls den Anschluss an "die Welt" und bekamen auch "ihre Eisenbahn". 1907 wurde die Strecke Langenbach - Mainburg eröffnet. Diese traf in Enzlhausen auf die Strecke nach Wolnzach. Somit hatte Mainburg auch eine Verbindung zur Hauptstrecke München - Landshut.
Das Siegenburger Bockerl war als Verbindung, besser Lückenschluss, vorgesehen. Demzufolge sollte von Mainburg aus weiter gebaut werden um in Abensberg (Hauptstrecke Ingolstadt - Regensburg) das "Hallertauer Streckennetz" zu vollenden. Dieses Bauvorhaben startete 1914 von Abensberg aus und Siegenburg konnte noch im Laufe desselben Jahres die Eröffnung feiern. Die einzige Zwischenstation auf der bis dahin ca. 10 km langen Lokalbahn war Biburg. Der Weiterbau stoppte jäh als der, damals noch so bezeichnete, große Krieg begann. Die einzigen Arbeiten die noch ausgeführt wurden waren solche die Siegenburg befähigten als vorläufige Endstation zu dienen. In erster Linie war das das Einrichten einer Lokstation damit die Zuglok übernachten konnte. Der Weiterbau nach Mainburg wurde verschoben in die Zeit nach dem Krieg, der, so dachte man, siegreich enden würde.
Allerdings endete der Krieg in einer Niederlage und der Staat und seine Menschen mussten sich unmittelbar danach in erster Linie um ihr Überleben sorgen. An Dinge wie den Weiter- oder Neubau von Eisenbahnen dachte da natürlich niemand. So blieb Siegenburg Endpunkt des, ab diesem Zeitpunkt sich einbürgernden Namen, Siegenburger Bockerl`s. Genau wie die anderen Bahnen in der Hallertau war sie geprägt vom Transport landwirtschaftlicher Güter, vor allem natürlich von Hopfen. Aber auch andere Feldfrüchte, Holz und der tägliche Bedarf wie z.B. Kohle, Baumaterialien, etc. wurden spediert wie es im damaligen Jargon hieß. Dazu kam in der Erntezeit ein stärkerer Personenverkehr wenn es galt die Erntehelfer für den Hopfen heranzufahren. Damals war das noch eine Arbeit die sehr personalintensiv war.
Der Weiterbau nach Mainburg wurde im Lauf der 20er Jahre dann endgültig ad Acta gelegt und lediglich nur ein Ladegleis zu einem Steinbruch in der Nähe von Offenstetten erbaut. Dies ließ man von Biburg aus innerhalb des Bahnhofs in Richtung Abensberg abzweigen. Dieses Ladegleis hatte eine Länge von ca. einem Kilometer bis zum Steinbruch allerdings musste bis dorthin ein nicht zu verachtender Höhenunterschied bewältigt werden. Diese Gelegenheit nutzte noch ein Sägewerk um einen eigenen Gleisanschluss zu erhalten, der dringend nötig war da es einen leichten Wirtschaftsaufschwung gab. Dieser wurde am neuen Ladegleis gleich mit verlegt.
3. Weitere Entwicklung
Bis zum Ende der 20er Jahre blieb alles unverändert. Am Anfang des neuen Jahrzehnts erlebten beide Orte der nur ca. 10 Km langen Lokalbahn einen wirtschaftlichen Aufschwung der sich auch auf die Eisenbahn auswirkte.
In Siegenburg erblühte wieder die Hopfenverarbeitung nachdem sich der englische Mitbegründer der hiesigen Hopfenpräparier- und Handelsgesellschaft aufgrund des Krieges aus dem Geschäft zurückzog. Die Bauern der Gemeinde Siegenburg selbst gründeten eine Gesellschaft um eben dieses Geschäft wieder eigenständig führen zu können. Anfänglich wurden die Produkte noch an der Ladestraße des Bahnhofes verladen und von dort Kohle für die Präparieranstalt abgeholt. Allerdings reichte der Platz bald nicht mehr dafür aus. Die Lösung war ein eigenes Ladegleis. Da man die Kosten niedrig halten wollte behalf man sich dadurch das Siegenburg als Endpunkt keine Kreuzungsmöglichkeit für Personenzüge mehr benötigte und gleichzeitig der Güterschuppen an einem Stumpfgleis nicht mehr ausreichte. Dieser hölzerne Güterschuppen wurde abgerissen und an seiner statt ein neuer aus Ziegeln am Gleis 1 neben dem Empfangsgebäude erbaut. Dieser wurde gleich größer als der alte erbaut da das örtliche Kleingewerbe ebenso vom Wirtschaftaufschwung profitierte. An der Stelle des alten Güterschuppens wurde eine große Lagerhalle für den fertigen Hopfen errichtet. Gleichzeitig wurde auch der Gleisstummel leicht verlängert um dort auch die anderen Güter für die Hopfenanstalt (Kohle) entladen zu können.
Die BayWa errichte in Siegenburg ein Lagerhaus. Dazu wurde für den Gleisanschluss die Einfahrweiche von Siegenburg zu einer DKW umgebaut. Dieses Ladegleis erhielt auch noch eine Kopframpe.
Ansonsten gab es in Siegenburg eine Ladestraße mit einem Bockkran und ein Gleis mit einer Seitenrampe.
In den 30er Jahren entstand in Siegenburg auch noch eine Schuhmanufaktur deren Produktion sich in den nächsten Jahre immer mehr steigerte. Anfangs waren es alltägliche Schuhwaren, später Stiefel für die Armee. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Produktion in Richtung ziviler Einsatzkräfte ausgedehnt. Sie erhielt und verlud ihre Güter ausschließlich immer über die Ladestraße.
Der Personenverkehr blieb weitgehend konstant ohne besonderen Verkehrsbedürfnisse.
In Biburg sah das allerdings ein wenig anders aus. Dort wurde das Kloster immer mehr zum Ausflugsziel. Noch dazu da es dort, zusätzlich zur privaten, eine Klosterbrauerei gab. Es wurden an den Wochenenden und Feiertagen zunehmend mehr Ausflügler befördert sodass sogar im Laufe der Zeit extra Züge eingelegt wurden die direkt aus Ingolstadt bzw. Regensburg nach Biburg fuhren. Dies führte dazu in Biburg ein drittes durchgehendes Gleis zu bauen.
Was den Güterverkehr in Biburg betrifft änderte sich wenig. Es gab immer noch das Ladegleis für den Steinbruch und des Sägewerks. Dazu die obligatorische Ladestraße und den Güterschuppen an einem separatem Gleis. Die größere örtliche Brauerei hatte einen eigenen Gleisanschluss. Etwas später wurde das Gleis der Ladestraße verlängert und ein Lagerhaus der BayWa siedelte sich dort an.
4. Modellbahn
Dargestellt werden die Bahnhöfe Siegenburg und Biburg ebenso kurze Streckenstücke zwischen ihnen und nach Abensberg welche von Wäldern und Hopfengärten flankiert werden. Der Verkehr ist entsprechend der gegebenen Verhältnisse geprägt und hat wie sein Vorbild den Character einer Lokal- bzw. Nebenbahn. Fahrzeugtechnisch gilt das gleiche nur das je nach Epoche beispielsweise eine 98er Dampflok durch eine V 100 ersetzt wird. In verkehrsschwachen Tageszeiten des Personenverkehrs kommen Triebwagen zum Einsatz. Sogar schon in der Epoche 2.
5. Sonstiges
Wie eingangs erwähnt möchte ich zum Anfang die Geschichte "meiner" Lokalbahn voranstellen. Zu gegebener Zeit möchte ich das Thema dann hier mit Beiträgen und natürlich Fotos ergänzen.
Ach ja, was noch erwähnt werden sollte, die Geschichte um und das Siegenburger Bockerl selbst ist frei erfunden!
Das was ich mir ausdachte nennt sich "prototype freelance". Man nimmt eine Strecke, die zwar geplant worden ist (wie in meinem Fall) oder so geplant hätte werden können, und passt sie an seine eigenen Verhältnisse (Platz, Vorlieben, etc.) an. Im Gegensatz zu einem Nachbau einer real existierenden Eisenbahn hat man die Freiheit für eigene Entscheidungen. Das fängt bei der Auswahl an Gebäuden an wo man ruhig gängige Modelle nutzen kann. Genauso kann man Güterkunden frei wählen und den Verkehr generell nach seinem Gusto gestalten. Denn beim Nachbau einer Vorbildsituation sollte immer alles exakt wie beim Vorbild gebaut werden denn ansonsten verliert es seine Glaubwürdigkeit. Das gleiche gilt für Gleispläne und die dargestellten Warenströme. Wenn nur eins davon vom Original abweicht ist es eben nicht mehr das Original. Selbst ein einziger zusätzlicher Gleisanschluss zerstört das Gesamtbild. Meiner Meinung nach gibt es nur eine Einschränkung beim "prototype freelance": es muss glaubhaft sein und die Identität passen. Bei mir sind es typisch bayerische Bahnhöfe verbunden mit identitätsstiftenden landschaftlichen Merkmalen. In dem Fall Hopfengärten und Wälder. Ein Kohlebergwerk neben einem bayerischen Agenturgebäude ist dann ebenso unpassend wie ein Hopfengarten im Harz. Oder ein Gleisplan eines weitläufigen Kleinbahnbahnhofs der den Namen Freyung trägt. Genau aus dem Grund habe ich mein altes Anlagenkonzept (Nachbau einer realen Strecke) verworfen und eben "prototype freelance" betrieben.
Und so ganz nebenbei meinem Heimatort endlich seinen eigenen Bahnhof spendiert.
Gruß
Matthias