Hallo zusammen,
heute ist's soweit, mein erster Beitrag in diesem Forum; ich hoffe, meine chaotischen Ausführungen gefallen euch!
Worum geht es denn erst einmal?
Nun, wer mein Profil hier aufmerksam liest, erfährt, dass meine Vorlieben im deutschen Modellbahnbereich in der Epoche 1-3 liegen. Und in diesem Beitrag beschäftige ich mich mit einem Modell aus der Epoche 1, also der Länderbahnzeit.
Kurze Vorgeschichte:
Ich wohne zwar seit ich denken kann in NRW und habe entsprechende Vorlieben, was deutschen Lokomotivmodellbau angeht; geboren bin ich allerdings im schönen Jever im Landkreis Friesland, und daher hege ich auch eine besondere Faszination zur alten Großherzoglich Oldenburgischen Eisenbahn (GOE). Die sympathisch-eigensinnige Art dieser Bahngesellschaft hat es mir einfach sehr angetan; dazu gehören beispielsweise die konsequente Anwendung der Lentz-Ventilsteuerung und der Fakt, dass die GOE meines Wissens die einzige Eisenbahngesellschaft auf deutschem Boden war, die wirklich jeder einzelnen ihrer Maschinen einen Namen verlieh (worüber ich nebenbei bemerkt zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Beitrags eine Hausarbeit schreibe).
Daher befasst sich ein Teil meines Lokmodellbaus in EP1 mit der Erstellung typisch oldenburgischer Maschinen.
Und in diesem Beitrag soll es nun, wie unschwer erkennbar, um die Oldenburgische G4.2 gehen.
Die G4.2 der GOE wurden zwischen 1895 und 1909 von ihrem Stammlieferanten Hanomag gebaut und basierten zum erheblich großen Teil auf der G4.2 der Preußischen Staatsbahn. Sie sind mit dieser somit fast baugleich; hier seht ihr die Referenzzeichnungen ihrer drei Varianten (Quelle: laenderbahn.info):
Nun gibt es ja seit geraumer Zeit keine Bausätze irgendwelcher drei-gekuppelten Länderbahn-Güterloks dieser Art mehr, und selbst wenn doch, könnte ich sie mir als Student sowieso nicht leisten. Fertigmodelle einer G4 oder gar G3 hat es meines Wissens noch nie gegeben, und von einer oldenburgischen Lok außer der S10 schon gar nicht. Also ist hier entweder kompletter Eigenbau oder Kitbashing angesagt. Es würde mich ehrlich gesagt nicht wundern, wenn ich überhaupt der Erste wäre, der ein Modell dieser Maschine auf H0-Gleise bringt...
Von einem Freund übernahm ich vor ein-zwei Jahren günstig eine Reihe Fc der Württembergischen Staatsbahn von Brawa. Mit Württembergern habe ich eigentlich recht wenig am Hut, aber ich dachte mir damals schon, dass aus dieser Maschine eventuell mal etwas anderes werden könnte...
Hier die Originallok von Brawa:
Und dieser Tage war es dann endlich soweit: Ich erstand auf Kleinanzeigen eine passende, ältere Fleischmann BR 53, die hervorragend als Spenderlok für Tender, Führerhaus und einige Kleinteile geeignet war. Ich entschied mich für meinen Umbau für Variante Nr.2 auf den obigen Referenzzeichnungen, weil sowohl Tender als auch Führerhaus der Spenderlok damit weitestgehend übereinstimmten und ich eine Variante ohne Dampfreglerdom darstellen wollte; eine typisch oldenburgische Eigenschaft.
Bevor ich die Spenderlok auseinandernahm, testete ich erst einmal mit einem aus Pappe gebastelten Führerhaus die Proportionen der Brawa-Maschine im Vergleich zum Fleischmann-Tender aus. Und siehe da: der Anfang war gemacht!
Nun konnte es also ans Sägen und Schleifen gehen; die beiden Dome mussten runter und die Belpaire-Feuerbüchse rundgeschliffen werden.
Eine im Vergleich zu anderen Modellen recht mühsame Arbeit, da der Kessel komplett aus Metall besteht und ich (oder eher mein Vater) nur eine recht schwächliche Handschleifmaschine besitze. Letzten Endes gelang es jedoch; das Ergebnis ist zwar nicht ganz perfekt, kann sich jedoch durchaus sehen lassen:
Dazu kürzte bzw. verschmälerte ich noch das Umlaufblech, welches in Brawas Originalzustand für eine G4.2 wesentlich zu breit und klobig war.
Das Ergebnis ist im Moment noch sehr grob und wird noch vorsichtig mit der Feile nachgeschliffen werden.
Das Führerhaus der Spenderlok war in seinem Ursprungszustand um gute 4mm zu hoch und musste unten gekürzt werden.
Dabei bleibt allerdings die Lücke über dem jetzt erheblich tiefer liegenden Kessel weiterhin mehr als sichtbar und muss noch geschlossen und verspachtelt werden. Im Moment habe ich leider kein passendes Polystyrol im Haus, also muss diese Entwicklung noch ein wenig warten.
Schließlich widmete ich mich dem Tender. Das Einzige, was an ihm auszusetzen war, war der Kohlenkastenaufsatz; der musste weg.
Mit dem guten alten Dremel und etwas Plastikplatte war das schnell erledigt. Das Ganze wird später noch mit echter Kohle beklebt.
Zu guter Letzt klebte ich dann noch die korrekten Kesselaufbauten auf. Der Sandkasten ist von Weinert, Glocke und Überdruckventil stammen von der Spenderlok; an letzteres habe ich noch etwas Hand angelegt, damit es dem oldenburgischen Vorbild etwas mehr entspricht. Der Sandkasten ist beim Vergleich mit den Vorbildzeichnungen und -fotos zwar etwas zu hoch, aber das stört mich nicht weiter.
Alles in allem macht die Kleine meiner Ansicht nach bislang schon eine recht gute Figur, auch wenn sie noch längst nicht fertig ist.
Schlussendlich wird sie selbstverständlich noch in oldenburgischer Manier umlackiert: RAL 6020 Chromoxidgrün für die Aufbauten und RAL 8012 Rotbraun für das Fahrwerk.
Außerdem bekommt sie eine DCC-Schnittstelle im Tender und eventuell einen Sounddecoder; dazu werde ich allerdings erst gewisse Geräuschprobleme mit dem Motor lösen müssen...
Ich hoffe, euch haben meine Ausführungen bis hierher gefallen und freue mich darauf, eure Meinungen zu diesem kleinen Projekt zu hören!
Weiter geht es dann im nächsten Beitrag!
Cheerio
Euer Liam