Hallo zusammen,
keine Sorge, es wird hier nicht auf Brian-Johnson-Art "Highway to Hell" gekrächzt.
Vielmehr handelt es sich um meine Erfahrungen beim Umbau von H0 3-Leiter-Maschinen auf 2-Leiter; wobei die Bezeichnung mit "Wechselstrom" bzw. "Gleichstrom" heutzutage natürlich etwas irreführend ist, aber die entsprechenden Assoziationen sind nun einmal da. Gewiss sind in diesem Forum schon etliche Threads zu diesem Thema vorhanden, ich möchte aber dennoch hier meinen eigenen eröffnen, um etwas mehr generell formulierte Hilfestellung anzubieten und ggf. auch Aspekte anzusprechen, über die ich im Forum so noch nicht gestolpert bin.
Zunächst einmal ein kleiner Disclaimer: Die folgenden Ausführungen beruhen ausschließlich auf meinen eigenen Erfahrungen; falls jemand andere oder gar gegensätzliche Erfahrungen gemacht hat, so möge er/sie gern davon erzählen und es mir nachsehen, wenn ich diese vorerst nicht berücksichtigen konnte.
Außerdem handelt es sich hierbei ausschließlich um Umbauten von 3-Leiter-Modellen von 2-Leiter-Herstellern, also "Roco-für-Märklin" u.ä.
Nun also erst einmal ein wenig Vorgeplänkel:
Warum sollte man sich denn als 2-Leiter-Fahrer überhaupt 3-Leiter-Modelle kaufen und dann umbauen; warum die ganze Mühe?
Nun, als armer Student mit einem Faible für ein solch teures (und allem Anschein nach leider immer teurer werdendes) Hobby wie das unsere sieht man sich zunächst einmal größtenteils gezwungen, der Erfüllung seiner Wünsche auf dem Gebrauchtmarkt nachzugehen, sei es analog und persönlich auf Börsen oder digital in der Online-Bucht oder auf Kleinanzeigen.
Dort findet man denn auch Gottseidank meist das Objekt seiner Begierde, allerdings beinhaltet das nicht selten ebenfalls einige Tücken.
Ist man beispielsweise (wie ich kürzlich) hinter einer Maschine wie der S10.1 von Fleischmann her, die es erst zum Ende der Herstellung von H0-Modellen von FLM und damit nur in geringer Stückzahl oder in bestimmter Ausführung gar nur als Limited Edition gab, so kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass solche Modelle selbst im Gebrauchthandel gepfefferte Preise erzielen können; die von mir so sehnlich gewünschte KPEV-Variante der S10.1 ist nur sehr schwer zu finden und kostet dann auch noch gut und gerne 400-500€.
Allerdings (und jetzt kommt's) ist man deutlich besser bedient, wenn man auf die entsprechende 3-Leiter-Ausführung des gewünschten Modells stößt, sofern es denn eine gibt. Diese sind gebraucht meist merklich, wenn nicht erheblich günstiger zu bekommen, wohl weil die Zahl der 3-Leiter-Fahrer stetig abnimmt und kaum jemand mehr solche Modelle wirklich will (sofern meine Theorie).
So ergatterte ich denn meine FLM S10.1 bei Kleinanzeigen für nur 140€ (!!!) inklusive Versand.
Zwar in DRG Ausführung, aber das ist für mich als mittlerweile einigermaßen erfahrenen Hobby-Lackierer nun wirklich das kleinste Problem.
Nun hatte ich also meine S10.1, allerdings noch mit Schleifer und eingelötetem Fahrtrichtungsumschalter von Uhlenbrock. Also zum Umbau!
Erst einmal die Basics:
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Erfahrungen mit dem 3-Leiter auf 2-Leiter Umbau zweier Roco-Modelle; einer DB 23 und einer 50 mit Kabinentender. Der Umbau dieser beiden war wirklich einfach; er bestand an sich nur aus der Abnahme des Mittelschleifers und dem Umlöten der Stromabnahme. Bei der Fleischmann-Maschine war die Sache um einiges aufwendiger, wenn auch nicht unbedingt komplizierter.
Hier einmal eine Übersicht über die Eigenschaften der jeweiligen Modelle:
Roco:
- alle Radsätze isoliert
- höhere Spurkränze
- Stromabnahme muss umgelötet werden
FLM:
- Lauf- & Tenderradsätze nicht isoliert
- "normale" Spurkränze
- Stromabnahme muss z.T. nicht umgelötet werden
Die höheren Spurkränze bei Roco sind nur betriebseinschränkend, wenn man auf Gleisen mit unter 2,5mm Schienenprofil fährt, was bei mir nicht der Fall ist;
hier ein Foto der Radsätze meiner Roco 23:
Die nicht isolierten Radsätze bei Fleischmann sind allerdings natürlich ein Problem; hier hilft nur entweder austauschen oder selbst isolieren.
Ich entschied mich für letzteres, da zumindest die Treibradsätze ja Gottseidank bereits ab Werk isoliert waren und man außerdem für H0-Modelle von FLM heutzutage nur noch schwerlich an Ersatzteile kommt; wir alle wissen ja, warum.
Nun hätte ich mir natürlich Isolierhülsen von Fohrmann oder dergleichen bestellen können, but where's the fun in that? Erstens wollte ich nicht noch länger auf die Ankunft dieser Kleinteile warten und zweitens nicht unbedingt Geld dafür ausgeben, wenn ich es doch irgendwie selber machen könnte (Student, ihr erinnert euch).
Also begann ich, an ein paar Probestücken ein wenig zu experimentieren und kam schließlich zu folgender Lösung:
Ich erweiterte die Achsbohrung am jeweiligen Rad um höchstens 1mm, fütterte dann die Achse mit mindestens 2 Lagen Schrumpfschlauch auf (beim Versuch mit nur einer Lage riss der Schlauch) und presste das Rad wieder vorsichtig auf die Achse.
Wenn man hier genau hinschaut, sieht man noch den kleinen Rest Schrumpfschlauch, der sich nach dem Aufpressen nicht mehr Abschneiden ließ:
Wie lange das Ganze hält, wird sich zeigen; die Räder sitzen jedenfalls ordentlich fest, und wenn man sie korrekt aufpresst, eiern sie auch nicht. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Umbau, die S10 ist dadurch eine meiner betriebssichersten Lokomotiven geworden. Ich kann diese Umbaumethode also nur empfehlen, allerdings nur mit dem richtigen Werkzeug und viel Fingerspitzengefühl.
Einige werden sicher dennoch über diese Stümpereien die Hände über dem Kopf zusammenschlagen; trotzdem hoffe ich, meine Ausführungen helfen dem einen oder anderen weiter.
Ich bin jedenfalls gespannt auf eure Meinungen und Erfahrungen!
Cheerio
Euer Liam