Hallo zusammen,
Das Thema ist vielschichtig und es gibt dazu sicherlich unterschiedliche Meinungen:
Würde ich eine "historische" Bahn betreiben, wäre einer der "Blech-Trafos" einnfach ein "muss", und es wäre zu überlegen,
welche Ersatz-Schutzmaßnahmen zur Eigensicherung notwendig sind, wie z.B. einer der pracktischen steckbaren 30mA-Fehlerstrom-
Schutzschalter.
In meinem Fall wurden kleine Märklin-Trafos beschafft und überprüft.
Das ist dem "Nichtfachmann" aber auf keinen Fall zu raten, aber wenn man jemanden kennt, der "vom Fach" ist...
Man darf aber nicht böse sein, wenn der freundlich sagt:
"Für so einen alten Kram halte ich nicht den Kopf hin"
Nun aber zum Trafo:
Zunächst wollte "man" mir die nicht vekaufen:
Denn diw haben keine Spielzeug-CE-Kennzeichnung, und das wäre bei den sich im Laufe der Jahrzehnte stetig ändenden
Vorschriften auch fast schon verwunderlich gewesen.
Aber er ist schon "auf Sicherheit getrimmt" und hat:
1) Ein Kennzeichen für "Spielzeug (vgl. https://www.schmidbauer.net/de/bildzeich...ransformatoren/)
2) -ganz wichtig !- das Kennzeichen für Schutzklasse II / Schutz durch doppelte oder verstärkte Isolierung
Oben rechts noch ein Zeichen, dass ich nicht finden konnte (muß ja exakt übereinstimmen)
Fehlt diesen Zeichen, ist es einfach:
Dann ist es nicht Schutzklasse II, muß also das Kennzeichen für Schutzklasse I besitzen (Schutzleiter).
Wenn das auch nicht vorhanden ist, wäre der Trafo Schutzklasse 0 und sein Betrieb nicht zugelassen.
Aber wie sieht es drinne aus? Wasserschaden oder "verkokelt" ? Aufgelöste Drahtisolierung usw.?
Hilft alles nichts, Nieten aufbohren und reinschauen.
Bei einem Trafo war tatsächlich die Sekundär-Wicklung stark verbrannt, der Spulenkörper schon etwas verformt.
Selbstverständlich wurde der Trafo entsorgt.
Offensichtlich waren durch starke Abnutzung durch den Schleifer einige Windungen gegeneinander kurzgeschlossen.
Und trotzdem war immer noch die räumliche Trennung von der darunter liegenden Primären Netzsspannungs-
Wicklung gegeben.
Das moderne Konzept der "Zweikammer-Wicklung", nur eben übereinander.
Vielleicht kaufe ich noch einen Blechtrafo aus den 1950ern, um die Unterschiede in der Konstruktion zu sehen.
Bilder im Netz zeigen aber eine ebenso "fürchterliche" Bauweise wie bei Röhrenradios aus dieser Zeit.
Man würde meinen, dass bei einem Trafo mit einer für 10VA-Leistung so erheblichen Kerngröße bei Windungsschluß
eine weitaus größere Hitzeentwicklung zu erwarten wäre.
Aber der Kern hat einen Luftspalt (wie ich meine), welcher den Trafo "spannungsweich" macht. (6)
https://de.wikipedia.org/wiki/Luftspalt_(Magnetismus)
Selbstverständlich wurde der Trafo entsorgt.
Die übrigen drei sahen aus wie der hier gezeigte, ganz wunderbar.
Deutlich ist die "verstärkte Isolation" zu sehen (3):
Zusätzlicher hitzebeständiger Isolierschlauch über die Basisisolierung der Leitungen geschoben, ein Isolierteil
über dem Bimetall-Temperaturschalter.
Und natürlich das PVC-Gehäuse, das keinerlei Brüchigkeit aufweist wie mein C-Gleis, um nur ein Beispiel zu nennen.
Das der Trafokern selbst bei der heutigen Überspannung (bezogen auf die angegebenen 220V) lediglich handwarm
wird, dürfte auch an dem Luftspalt des Eisenkernes liegen, der die Magnetisierungskurve des Kernbleches
linearisiert.
Denn es kann vorkommen, dass ein Trafo "auf Kante" genäht ist, das Blech in die Sättigung kommt bei Überspannung
und der aufgenommene strom überproportional ansteigt.
Apropos Überspannung:
7 bezeichnet den Kontakt, wo die berüchtigten 40 Volt anligen, der Draht wurde unterseitig abgelötet.
Mein Fazit:
Auch im Modellbahn-Bereich zeigt sich eine deutliche Steigerung im "Sicherheitsdenken" der Hersteller,
ein Trafo von 1970 / 1980 unterscheidet sich wenig von heutigen Konstruktionen, aber doch sehr von
solchen aus den Jahren 1960 und davor.
links:
Alte Märklin Trafos - Ein Fall für den Elektroschrott? (2)
RE: Verwendung der blauen Trafos 6631 und 6671
RE: Altenteilbeschäftigung für Blaue Trafos (2)
(ua. Messungen an verschiedenen Transformatoren)
Nachtrag 2024-11-14
Der Trafo wurde gewählt, weil er einen modernen Sicherheitsstand hat und auch die robusten Elemente des
280er Blechkameraden besitzt, welcher von der Grundkonstruktion her Vorkriegs-Standard hat.
Mal reingeschaut: 280A aus den frühen 1950ern, ein übler Genosse
Gruß
Jens