Lange Jahre haben wir Modellbahn gekauft, gesammelt, optimiert, gebaut, repariert und (hoffentlich) auch damit gespielt.
Irgendwann kommt der Tag und wir wollen oder müssen uns von einzelnen Sachen oder der gesamten Sammlung trennen. Dann stellt man plötzlich fest: gar nicht so einfach, die Sachen sinnvoll weiterzugeben.
In den letzten Jahren habe ich so einiges aus meiner riesigen Sammlung verkauft und so meine Erfahrungen gemacht, die ich gerne weitergebe.
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, von denen ich hier einige mal zur Diskussion stellen möchte:
1. Einfach vererben oder verschenken
Idealerweise findet sich jemand in der Familie oder im Freundes- und Bekanntenkreis dem man die Sachen einfach vermacht. Dann hat man selber keine Arbeit mit dem Verkauf, muss sich keine Sorgen machen und kann mit der Modellbahn spielen solange man lustig ist. Im schlimmsten Fall muss der Erbe Erbschaftsteuer zahlen. Das gilt aber nur für sehr große Sammlungen mit hohem Wert und interessiert den Erblasser herzlich wenig.
2. Verkauf an einen Händler
Kann man machen, ist aber finanziell wenig lukrativ. Der Händler verkauft die Sachen weiter und möchte natürlich Gewinn erzielen. Er trägt das Risiko von defekten Modellen, des Weiterverkaufs, die gesamte Arbeit des Beschreibens und Verkaufens, Kosten für Retouren, Ladenlokal usw. Daher kann er nur 10%-30% des zu erwartenden Verkaufspreises zahlen.
Klingt nach wenig, in Anbetracht des Risikos und der Arbeit aber angemessen. Der Vorteil für Euch: Ihr habt 0 Aufwand und das Geld liegt sofort auf dem Tisch. Akzeptabel für Leute, die keine Zeit haben und überhaupt nicht wissen, was Modellbahn ist.
3. Verkauf mit Hilfe eines renommierten Auktionshauses
Ein Auktionshaus, dass sich auf den Verkauf von Modellbahn spezialisiert hat, bietet Euch beim Verkauf viele Vorteile: Eine große Anzahl an potentiellen Kunden, das nötige Fachwissen um die Ware korrekt zu beschreiben und eine sorgfältige Abrechnung.
Man liefert die Ware nach Absprache ein, das Auktionshaus erstellt Bilder, fachlich gute Beschreibung und versteigert die Sachen innerhalb weniger Monate. Durch die Präsentation bei Lot-tissimo erreicht man Bieter weltweit. Da das Auktionshaus von der Provision lebt, ist der Auktionator genau wie Ihr als Einlieferer, an möglichst hohen Preisen interessiert. Das Risiko, das irgendetwas nicht verkauft wird, kann man durch niedrige Ausrufpreise minimieren. Daher kommt der Auktionator mit einer Provision von rund 40% gut über die Runden. Da sowohl Einlieferer als auch Käufer nur einen Teil der Provision zahlen, können eigentlich alle zufrieden sein.
Nachteil: es dauert in der Regel einige Monate zwischen Einlieferung und Auszahlung. Ideal für Leute die verkaufen wollen und wenig Zeit für den Verkauf haben. Noch besser, wenn Ihr teure Sammlerstücke verkaufen wollt. Billige Massenware wird oft zu grösseren Posten zusammengefasst, damit sich der Aufwand für das Auktionshaus lohnt.
4. Selbst verkaufen
Wer das Maximum an Geld aus seiner Modellbahn machen will, muss selbst den Verkauf in die Hand nehmen. Dazu braucht Ihr viel Zeit und das nötige Fachwissen um die Sachen gut zu präsentieren. Mit der Beschreibung „ Hey Leute, verkaufe meine Modellbahn“ wird das nichts.
Doch der Reihe nach.
Über die Portale Ebay, Ricardo, Kleinanzeigen usw. kann man die Sachen gut anbieten und verkaufen. Trotz aller Unkenrufe von wegen fehlendem Nachwuchs und Überangebot gibt es immer noch genügend Käufer für gebrauchte Modellbahnartikel.
Also Konto bei z.B. Ebay eröffnen, gute! Bilder machen und hochladen und eine gute Beschreibung dazu, dann kann es schon losgehen. Jetzt muss man sich auch Gedanken um Versandkosten machen. Wie groß ist das Paket und wie hoch ist das Porto?
Bilder locken Kunden! Gut ausgeleucht, neutraler Hintergrund und scharf sind die Mindestanforderungen. Dunkle Lok vor hellem Fenster oder die halbe Wohnung im Hintergrund oder unscharfes Handybild verlockt niemanden zum Kauf.
Wer viel anzubieten hat, sollte regelmässig jede Woche etwas einstellen, damit das Angebot gut sichtbar ist und viele Interessenten anzieht.
Festpreis ist bei sehr billigen Artikeln, wie neuere Wiking Autos oder einzelnen Wagen sinnvoll, hochwertige Lokomotiven von Märklin oder Lemaco oder MicroMetakit erzielen bei Auktionen immer den Marktpreis. Wenn dann die Artikel verkauft oder versteigert sind, muss man sich noch um den Versand kümmern. Verpackung sollte gut gepolstert sein, damit nichts unterwegs kaputt geht. Ein Konto bei Hermes und DHL sind sinnvoll, da man am Computer Adresse usw. eingeben kann. E-Mail mit QR Code in der Filiale vorzeigen und Aufkleber werden dort gedruckt.
Ihr merkt schon, wer erfolgreich verkaufen will, braucht Zeit und Fachwissen. Pro Artikel muss man mindestens 10 bis 15 Minuten. ansetzen für Bilder, Beschreibung, Verpackung und Versand.
Dazu kommt noch das leidige Thema Reklamationen. Es gibt leider immer noch Menschen, die den Privatverkäufer mit Amazon gleichsetzen. Da werden Dinge reklamiert, auf die man also Normalbürger nicht kommt. Die Verkaufsportale stehen natürlich auf Seiten des Käufers.
Im Zweifel Ware zurück, Geld zurück, Ärger runterschlucken, weitermachen.
Also: wer sich mit den Sachen gut auskennt, ordentliche Bilder macht, gute Beschreibung verfasst und regelmässig auf einer der einschlägigen Plattformen präsent ist, kann beim Verkauf gute Preise erzielen. Eine gewisse Toleranz gegenüber notorischen Meckerern ist hilfreich, genauso wie das Sperren von einigen wenigen Bietern.
5. Tauschbörse
Die Tauschbörse ist meines Erachtens nach ein wenig aus der Zeit gefallen. Als Verkäufer schleppt man reichlich Ware durch die Gegend und geht nach einem Samstag oder Sonntag mit etwas weniger Kartons nach Hause. Wenn man Fahrtkosten und Tischgebühr abzieht bleibt finanziell nicht viel übrig. Ich war in den 80 er Jahren viel auf Tauschbörsen unterwegs. Die Umsätze sind mit den Jahren leider immer weiter zurückgegangen. Durch Ebay, Kleinanzeigen und Co kann man heute viel zielgerichteter und bequemer von zu Hause aus Suchen und Finden.
6. Finanzamt
Solange Ihr nur Artikel aus dem eigenen Bestand verkauft, habt Ihr nichts zu befürchten. Ich verkaufe seit Jahren über Ebay überzählige, gebrauchte Modelle aus den 80 er und 90 er Jahren aus meiner Sammlung und habe noch nie etwas vom Finanzamt gehört.
Fazit: Verkaufen ist kein Hexenwerk. Wer keine Zeit und oder sich nicht gut auskennt, sollte seine Sachen zu einem renommiertem Auktionshaus für altes Spielzeug geben. Der Auktionator kann Euch auch gleich sagen, ob die Sachen marktfähig sind, oder besser entsorgt werden.
Wer die Zeit und die Sachkenntnis hat, kann seine überzähligen Artikel immer noch zu einem annehmbaren Preis selbst verkaufen.
Grüße Michael