BR 086 130-2 ein Umbau aus Fleischmann und Märklinteilen

#1 von K.Wagner , 31.12.2024 15:35

Bau 86 130 aus Fleischmann und Märklin-Teilen

Nachdem es eine 86 mit genieteten Wasserkästen derzeit nur von Weinert gibt und diese weit jenseits meines Modellbahnbudgets liegt und auch eine Abneigung gegen meine Radien hat sah ich mich nach dem Studium des Neuheitenprospekt 2024 von Märklin gezwungen, diese Lok als „Lokbashing“ aufzubauen. Es mußte unbedingt die Coburger 86 130 sein – das hat eher sentimentale Gründe – meine erste Märklin 86 habe ich nach Fotos der 086 130-2 aus dem Märklin Magazin von Stuttgart nach Coburg umbeheimatet. Das war aber ca…..1970….Genausogut hätte es die 086 217 sein können.
Ich habe bereits 2 Märklin 3096 gesupert (davon ist eine o.g. 130, die andere die 217). Weiter gehören 4 Fleischmann 86-er zu meinem Bestand. Der sog. „Casus-Cnaxus“ ist, daß ich die Lok mit einer T4T-Kupplung incl. Decoder ausstatten möchte – und das ist bei den Märklin Loks leider nicht möglich. Sie haben nicht die zwingend erforderliche KK-Kulisse und auch nicht den Bauraum, daß die Kupplung weit genug ausschwenken kann…leider. Bei meiner 50-er habe ich es leidlich hinbekommen – aber die 86 hätte einfach „nedd gudd ausgschaaud“ – wie wir Franken sagen würden.
Gemäß dem Motto „Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ habe ich das Internet bemüht und bin tatsächlich auf einen Artikel im „H0-Modellbahnforum“ vom Mitglied „Wiltzschhaus“ gestoßen. Hier war der Umbau als machbar beschrieben – leider haben die Bilder inzwischen gefehlt – soll ja auch in manchen anderen Foren vorkommen….
Ich habe eine PN geschrieben und habe vom Autor die Bilderstrecke erhalten. Nochmals auch an dieser Stelle herzlichen Dank!
Die Fleischmann 86 habe ich als „Bastellok“ und das Gehäuse der 86 über Ebay Kleinanzeigen erhalten.
Als erstes muß die Fleischmann Lok fast komplett zerlegt werden. Steuerung demontiert, Bremsattrappen mit Radkontakten entfernen (Achtung – das Teil muß vorsichtig von der ersten Kuppelachse hochgehebelt werden und dann etwas nach hinten verschoben werden – die Haltenasen hinter den letzten Bremsen dürfen nicht an / abbrechen. Auch sämtliche Leitungen sind zu entfernen. Diese sind gesteckt und lassen sich von innen gute „andrücken“.
Kessel und Wasserkästen sind im vorderen Bereich verklebt – diese Klebung muß gelöst werden. Sollte das nicht ganz zerstörungsfrei für die Verbindungsbrücke der beiden Wasserkästen funktionieren ist das kein Problem – an der Stelle müssen die Teile eh wieder miteinander verklebt werden….


Bild 1

Bild 2

Beim Märklin-Gehäuse müssen der Tenderanbau und die Wasserkastenseitenteile abgetrennt werden. Das geht mit einer guten PUK Säge problemlos. Die Schnittkanten am Tenderanbau werden versäubert und müssen exakt senkrecht verlaufen.


Bild 3

Dann abgetrennten Seitenteile der Wasserkästen müssen von hinten plan gefeilt werden – Hieb 2 ist dafür passend. Auch hier ist der Anschluß am Führerhaus exakt winklig zu bearbeiten.


Bild 4 mit markierten Bereichen, bei denen die Nieten abgeschliffen werden

Prinzipiell erfolgt dasselbe auch bei der Fleischmann Lok. Das Abtrennen des Tenderanbaus geht genauso einfach wie beim Märklingehäuse. Die Wasserkästen erfordern viel Geduld….denn hier muß die Oberkante möglichst unversehrt erhalten bleiben. Nur die Einfüllöffnungen fürs Wasser sind nicht zu retten….hier müssen später Weinert – Teile montiert werden.
Da ich keine Säge hatte, die Seitenteile der Fleischmann-Wasserkästen abzutrennen und mir das Freihand-Dremeln mit Säge / Trennscheibe zu riskant erschien, blieb nur noch das Heraustrennen der der freien Seitenteile mit Saitenschneider und Trennscheibe. Anschließend wir der Rest so weit abgefeilt, daß sich die Seitenteile der Märklin-Wasserkästen bei der exakten Gesamtbreite anbringen lassen. Die verbleibenden kleinen Spalten müssen verspachtelt werden. Pro Seite ergab das bei mir 1 ½ - 2 Stunden. Ein Punkt ist noch die saubere Kante zwischen Wasserkasten und Führerhaus. Ob man da die Deckleiste des Fleischmanngehäuses oder des Märklin Gehäuses stehen läßt, ist egal. Ich habe z.B. beide halb belassen.


Bild 5


Bild 6

Parallel zu diesen Arbeiten erfolgt die Bildrecherche am Vorbild. Hier Links, die ich benutzt habe:
https://www.drehscheibe-online.de/foren/...029#msg-9430029
https://www.drehscheibe-online.de/foren/...290#msg-4571290
https://www.drehscheibe-online.de/foren/...963#msg-4049963
Weitere gibt es bei U.Budde.
https://www.drehscheibe-online.de/foren/...282#msg-9475282
Die Bilder der ersten Links, die ich bei Drehscheibe-Online gefunden habe, konnte ich zum Glück speichern, bevor der Bilderdienst seine Aktivitäten eingestellt hatte....

Die 86 130 ist ebenso wie die 86 217 selbst in Epoche IVa gut dokumentiert. Hier geht es vor allem um die Ermittlung der noch vorhandenen genieteten Teile der Wasserkästen und der inzwischen eingeschweißten Teile. Die Nieten habe ich entsprechend der in Bild 6 markierten Bereiche der Wasserkästen mit Schleifpapier (feinste Körnung) abgeschliffen
Weiter: Welche Stirnlampenkonfiguration hatte die Lok. Die Eisenbahnstiftung liefert hier gutes Material, letzte Unsicherheiten beseitigte das Buch „Eisenbahnen im Coburger Land“ und obige Threads im DSO-Forum über (Dampf)loks in Coburg sowie Ulrich Buddes „Bundesbahnzeit“. Hier gab es auch noch Unterschiede zwischen der "alten Zeit" als 86 130 und der "neuen" Zeit als 086 130-2 im Bereich des vorderen Spitzenlichtes.
Ich habe mich nach langem Überlegen an der Frontseite für eine Ausrüstung mit Weinert Laternen entschlossen. Hintergrund: in Epoche IV (ab 1969) als 086 130-2 hatte die Lok auf der Pufferbohle eine große DB Laterne und eine DB-Reflexlaterne. Die Lampenbügel werden separat eingesetzt.
Die 86 130 hatte bis zu ihrer Z-Stellung hinten 3 große DB Laternen. Hier habe ich die angespritzten Märklin Laternen durch passende Weinert Laternen ersetzt. Die Löcher im Gehäuse wurden zugespachtelt und gemäß dem Fleischmann Lichtleiter neu gebohrt.


Bild 7


Bild 8

Die Beleuchtung des kompletten hinteren Stirnlichtes erfolgt mit einer warmweißen Zylinder-LED, die das Abstrahlverhalten einer Glühlampe hat (im Internet vor 2 Jahren gefunden – super Teil!). Bild 9
Vorne habe ich die Beleuchtung durch 0603 warmweiße LEDs direkt in den Lampen der Pufferbohle bzw. Durch eine lED in der Rauchkammer mit Lichtleiter für das obere Spitzenlicht ausgeführt. Durch letzteres erspare ich mir eine Drahtverbindung Fahrgestell - Gehäuse.

Bild 9


Bild 10-12

Nach langem Überlegen habe ich mich auch dazu entschieden, die Tenderleitern nicht von der Fleischmann Lok zu übernehmen – was prinzipiell gegangen wäre. Auf der Suche bin ich bei Wagenwerk auf die Leitern für Einheitsloks von H0Fine gestoßen. Da ich schon einige Zurüstsätze für Güterwagen (Schiebedachwagen) mit derartigen Leitern ausgerüstet habe, habe ich mich dafür und gegen die Weinert Leitern entschieden. Die Leitern sind aus den geätzten Seitenwangen und den Streben aus 0,3 mm Ms-Draht zusammenzulöten und dann sauber zu feilen. Das geht ganz gut, wenn man einen Lötkolben mit SMD Spitze und SMD Lot verwendet.
Die überstehenden Drahtenden werden mit einem Elektronik-.Saitenschneider abgeschnitten und die Reste der Verlötung mit der Proxxon mit Schleifstift plangeschliffen. Ich habe das Glück, aufgrund von guten Beziehungen zu meinem Zahnarzt entsprechende „abgenutzte“ Teile aus seinem „Sortiment“ zu bekommen. Für den Modellbau sind die „Bohrer, Schleif- und Polierstifte“ immer noch super zu gebrauchen – Zahnschmelz ist härter!
Nach diesen vorbereitenden Arbeiten geht es an den ersten Zusammenbau. Eine große Hilfe sind die separaten Armaturenteile mit den Führerstandsauftritten – sie sorgen dafür, daß man die Wasserkastenseitenteile von Märklin und den Tenderanbau gerade verkleben kann.


Bild 14

Die Montage der T4T-Kupplungen und die Kabelverlegung übergehe ich – das ist aufgrund der Nichtverfügbarkeit sicherlich nicht interessant. Ich habe Bilder in der Strecke – sollte jemand ein Krois-Kupplung oder andere fernsteuerbare Kupplung nachrüsten wollen, hat er hier zumindest eine Anregung.


Bild 15

Wichtig ist das Anbringen der Nietimitationen am Führerhaus und an den Wasserkastenfronten, da die GFN 86 ja eine „geschweißte“ Bauart darstellt – die 86 130 aber zu den ersten Serien zählt. Aufgrund der dargestellten Epoche ist das Anbringen der Nieten auf der Oberseite der Wasserkästen nicht erforderlich – hier wurde bei Ausbesserungen schon viel eingeschweißt…(Anmerkung: Die 86 129 – ebenfalls in Coburg beheimatet – hatte exakt die Wasserkästen der Fleischmann Lok….aber eben auch die großen Ausschnitte über der Steuerung).
Hier ein Bild von der Ausrüstung mit den Weinert Teilen – Griffstangen und Wasserkastendeckel


Bild 16

Für den Schleifer habe ich mich diesmal für Märklin entschieden. Zum Einen, weil er flach einfedert und zum zweiten, weil er einfach um Größenordnungen billiger ist als der Brawa Silencio. Meine ersten beiden 86-er waren / sind mit Fleischmann-Schleifern ausgestattet – aber den gibt es ja nicht mehr. Lok 2+3 haben somit die Brawa Schleifer erhalten.
Bei allen Montagen müssen die Verstärkungen der Bremsen auf der Unterseite abgeschliffen werden. Der Schleifer ist in der Breite zu reduzieren – geht mit Elektronik – Saitenschneider und einer guten Feile problemlos. Ich bevorzuge eine Verschraubung des Schleifers und eine Kontaktplatte – natürlich geht auch kleben. Der Anschlußdraht vom Kontaktblech / Schleifer wird durch die Bohrung des (entfernten) Pilzkontaktes in die Lok geführt.
Zum guten Massekontakt müssen die beiden Radschleiferseiten verbunden werden. Ich nehme dazu die Reste der Anschlüsse von z.B bedrahteten LEDs, diese haben einen rechteckigen Querschnitt und lassen sich gut unter die Kontaktbleche schieben. Dort werden sie dann auch verlötet. Ob man den von Fleischmann vorgesehenen Kontaktübergang verwendet oder ein zusätzliches Kabel zieht ist Geschmackssache. Ich habe beides gemacht und kann keinen Unterscheid im Fahrverhalten erkennen….auch nach einigen Jahren.
Das Fahrgestell wird vor der Montage der Kupplungen und Verdrahtung gealtert. Ich demontiere dazu die Steuerung – muß aber nicht sein. Nach dem Säubern der Radreifen und Kontakte wird die Lok verdrahtet und ein erster Test noch ohne Getriebe unternommen. Funktioniert alles, wird das Getriebe wieder montiert und ein erster Fahrtest unternommen. Fällt auch der zur Zufriedenheit aus, wird das Gehäuse provisorisch montiert und geschaut, ob auch alles schön passend sitzt. Ich mußte noch etwas an der Kabelverlegung nacharbeiten und auch im Bereich des Führerhauses noch etwas nachschleifen, bis das Gehäuse waagrecht und satt aufsaß.
Soweit gekommen geht es ans Finish….
Ich habe die Lok mit Revell-Grundierung aus der Spraydose dünn grundiert. Der Grundlack ist Revell (Aquacolor) Schwarz Seidenmatt und Revell Lederbraun im Verhältnis von ca. 4:1.


Bild 17

Bild 18

Dann kam das „Weathering“ nach den wenigen Farbbildern, die es von der 86 130 in ihren letzten beiden Einsatzjahren in Coburg gibt. Das geschah mit diversen Vallejo Farben im Bereich Rost und Braun – von dunkel bis hell. Leichte Kalkspuren wurden auch angebracht.

Hier jetzt die Bilder der fertigen Lok


Bild 19-23

Und auf der Anlage


Bild 24, 25


Stückliste:
Fleischmann 86 z.B. 4086
Gehäuse Märklin 3096 o. Variante
Weinert Teile
• Tritte Wasserkasten 8707
• Deckel Wasserkästen 8660
• Lampen DB groß (4 Stück) beleuchtbar 90270
• DB Lampen groß – Spitzenlicht 90058
• Lampen DB klein (1 Stück) 9010
• Griffstangenhalter 8460

Tenderleitern für Einheitsloks H0Fine 87-175 / Weinert 8706
0,3 mm Ms Draht
Beschriftung Tender (Daten) und Elektropfeile Modellbahn Decals A.Nothaft
Kuswa: DB-Keks BD Nürnberg / Bw Coburg Schilder
Loknummer Laserdrucker
Nietbänder (Decals) Hartmann Original

Fazit: Der Umbau war für meine "Werkstattausrüstung" schon an der Obergrenze des technisch machbaren. Und ob sich der Aufwand lohnt, das muß jeder selber entscheiden - für mich wars die Sache jedenfalls wert. Die "Dauer" war von Februar 24 bis Ende November 24 und die Kosten lagen bei 100-130 € - das "Ausgangsmaterial" war ja "Bastelmaterial". Am Aufwändigsten war die Beschaffung der Ersatzteile von Fleischmann, da die 86 gerade bei den Führerhausauftritten massive Abbrüche aufwies. Hätte das nicht geklappt, hätte ich Weinert Teile nehmen müssen, was die Kosten noch etwas angehoben hätte.....
Jedefalls habe ich jetzt "meine" 086 130-2!


Gruß Klaus


 
K.Wagner
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