RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#1 von jimknopf , 21.04.2008 03:52

Hallo Stummianer,

ich hatte am gestrigen Sonntag das Vergnügen, unter anderem auf der Moselstrecke zu fahren. Und um ein solches handelt es sich jedesmal, denn die Moselstrecke ist eine der schönsten Bahnstrecken Deutschlands.

Sie ist heute eine wichtige Güterverkehrsstrecke zwischen dem nördlichen und mittleren Deutschland und Frankreich sowie Luxemburg. Dazu kommt der Reiseverkehr in die touristisch interessanten Regionen entlang des Flusses.

Diese friedliche Nutzung stand jedoch keineswegs am Anfang der Geschichte dieser Strecke; vielmehr ist sie ein Teil der militärstrategischen Bahnlinie Berlin - Metz. Nach dem von deutscher Seite gewonnenen Krieg von 1870/71, dessen Erfolg erstmals auf der bis dahin unvorstellbar schnellen Truppenverlegung mit der Eisenbahn beruhte, sollte die im Volksmund "Kanonenbahn" genannte Strecke die Führung zukünftiger Kriege noch effizienter machen. Jene Berechnungen der Strategen traten jedoch nach Fertigstellung nicht ein.

Heute ist das kriegerische Denken dieser Zeit zum Glück Vergangenheit; manche Teile der "Kanonenbahn" existieren überhaupt nicht mehr, andere versanken in der Bedeutungslosigkeit; die "Kanonenbahn" erfährt nur noch historische Betrachtung in Form eines Wanderweges; und auf der Moselstrecke fahren Personen- und Güterzüge durch eine traumhaft schöne Bilderbuchlandschaft.

Der letzte Punkt gilt besonders für den Bereich der Mittel- und Untermosel, weil die Bahnstrecke dem Flußufer folgt. Die Windungen der oberen Mosel zwischen Trier und dem Wittlicher Raum werden durch eine Trassenführung Marke "querfeldein" abgeschnitten; die Strecke verläuft durch die Berge der südlichen Eifel und bietet zwar jede Menge "Gegend", jedoch wenig Aussicht.

Ich nutzte die Gunst der Stunde und des schönen Wetters und nahm meine Fotokamera mit. Meine Auswahl zeigt Motive vom Unterlauf der Mosel.



Es beginnt ganz dick - nämlich mit "dem Dicken", oder "Fünftausender":



An der Abzweigstelle Pünderich begegnet mir ein 5500 t schwerer Eisenerzzug für die Dillinger Hütte im Saarland, befördert von einer Doppeltraktion der Baureihe 151. Der Zug ist mit der automatischen Mittelpufferkupplung UIC69e ausgerüstet.





So sieht das Pündericher Viadukt von oben aus: die Perspektive des Chauffeurs. Eines der beliebtesten Fotomotive; bereits Altmeister Carl Bellingrodt fotografierte hier. Die seitliche Ansicht der Galerie dürfte jedem bekannt sein. Im Hintergrund das Portal des Prinzenkopftunnels.





Fahrt über die Doppelstockbrücke von Bullay. Oben Eisenbahn, unten Straßenverkehr - durch die Kurvenkrümmung ist links im Bild das seitliche Fachwerk der Brücke zu erkennen. Beachtenswert die Höhe der Fahrleitungsmasten - ihre Sockel sind am Untergurt der Brücke befestigt!





Südportal des Kaiser-Wilhelm-Tunnels bei Ediger-Eller. Die Berghänge dieses Einschnittes steigen nahezu senkrecht in die Höhe. Man fährt buchstäblich in ein dunkles Loch.

Der weiße Fleck in Tunnelmitte ist das andere Ende in Cochem - 4205 Meter entfernt. Damit ist der Kaiser-Wilhelm-Tunnel nach wie vor der längste deutsche Eisenbahntunnel des Altnetzes; die ICE-Neubautunnel bleiben ausgeklammert. Der Tunnel ist schnurgerade und kürzt den 18 Kilometer langen Moselkrampen ab.





Gegenverkehr vor dem Haltepunkt Klotten: ein Triebwagen der Baureihe 425 eilt nach dem Halt seinem Ziel Trier entgegen. Leichte Bewegungsunschärfe; kein Wunder, ich fahre volle Geschwindigkeit (= 120 km/h), er beschleunigt.





Schroffe Felsen, steile Abhänge, schwindelerregende Höhe, und überall Weinanbau - Mosellandschaft pur. Ein Paradebeispiel unmittelbar hinter Hatzenport, auf der Weiterfahrt nach Löf.

Das Moseltal bietet ständige Abwechslung in seinem landschaftlichen Erscheinungsbild. Manchmal ist es auch sanft geweitet. Die brachialeren Stellen sind trotzdem schöner .





Zwischen dem Haltepunkt Lehmen und dem Bahnhof Kobern-Gondorf befindet sich das "Schloß von der Leyen".



Es ist ein Haus, dem die Autos auf der B49 "durch den Bauch" fahren. Heute bekäme jeder Denkmalschützer größtes Bauchgrimmen, aber 1971 sah man derartige Dinge halt noch viel lockerer...





Ein Panoramablick der besonderen Art bietet sich dem Betrachter kurz vor Winningen. Die Autobahnbrücke der Hunsrückautobahn A61 spannt sich in 136 Metern Höhe über das Flußtal.



Von weitem wirkt die 1972 in Betrieb genommene Winninger Autobahnbrücke noch recht filigran. Befindet man sich jedoch darunter, offenbart sich die imposante Wucht des Bauwerks.



Direkt nach der Brückenunterquerung eine weitere Begegnung: die nächste Regionalbahn Richtung Trier.





Auf der Moselbrücke zwischen Koblenz-Güls und Koblenz-Moselweiß. Es ist eine gemauerte Brücke mit Rundbögen.





Einfahrt in den ehemaligen Güterbahnhof Koblenz-Mosel. Von der Betriebsamkeit der alten Tage ist schon lange nichts mehr zu sehen; übrig blieb eine einsame Ansammlung von Gleisen, die zur Überholung und als Abstellplatz von Zuggarnituren über Nacht dienen.


Von hier wechselte ich auf die linke Rheinstrecke.





Reiterstellwerk "Km" in Koblenz-Lützel. Im Hintergrund einige Exponate der Außenstelle Lützel des Nürnberger DB-Museums - schutzlos der Witterung ausgesetzt .


Inzwischen wurde es zu dunkel zum Fotografieren; ich packte die Kamera weg. Mein Weg geht linksrheinisch nach Norden; von der rechten Rheinseite kommt Gegenverkehr in Gestalt des nächsten Erzzuges. Er überquerte Minuten zuvor den Rhein über die Kronprinzenbrücke zwischen Neuwied und Urmitz/Rhein und wird auf die Moselstrecke fahren - in die Richtung, aus der ich gerade komme.

Ein letztes Bild zeigt das 151er-Pärchen im Gegenlicht der untergehenden Sonne.




Gute Nacht !


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Edit Januar 2016: Bildlinks erneuert


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RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#2 von Werdenfels , 21.04.2008 05:59

Hallo Reiner!

Vielen Dank für diese wunderbaren Einblicke! Bitte mehr davon!


Gruß
Michael

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RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#3 von SkodaH0 ( gelöscht ) , 21.04.2008 07:50

Hallo!

Supertolle Bilder, ich freu mich jedesmal wieder über solch fantastische Fotos!


SkodaH0

RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#4 von Arno , 21.04.2008 09:35

Hallo Reiner,

ganz tolle Bilder !! Bitte mehr davon.

Ich kenne die Strecke noch von meiner Bundeswehrzeit. Ich war bei Cochem stationiert und die Heimfahrten erfolgten meist mit der Bahn.

Viele Grüße

Wilhelm


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RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#5 von Gast , 21.04.2008 13:10

Hallo Rainer,

sei froh, dass du den Jumbo nicht fahren musstest. Der hat nämlich eine Besonderheit. Die Strecke vor dem Tunnel darf der nur befahren, wenn die grüne Welle geschaltet ist. Solte der da nämlich liegenbleiben, dann kann der nicht mehr angefahren werden. Auf der Steigung reichen nämlich die beiden Loks nicht aus, den Zug anzufahren.

Wolfgang



RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#6 von jimknopf , 21.04.2008 13:29

Hallo Wolfgang,

ich habe den Jumbo schon gefahren - während meiner Zeit bei DB Cargo in Lützel. Das ist der schönste Zug: er hat überall grüne Welle, und die Rückleistung ist ebenfalls plan . (Dank MORA C schon 6 Jahre her.)

Der letzte vernünftig mögliche Halt ist Cochem. In Bullay könnte man theoretisch noch, weil der Bahnhof eben ist, aber nach dem Prinzenkopftunnel kommt ja schon das Pündericher Viadukt. Das gäbe eine schöne Schleichfahrt. Der "Bengeler Berg" endet dann in Ürzig; dort ist der Scheitelpunkt, nach Wittlich zu fällt die Strecke wieder etwas.

Gesamtlänge dieses Abschnittes: Cochem km 47,7 / Ürzig km 71,3 = fast 25 Kilometer!


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RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#7 von Re 465 , 21.04.2008 19:18

Hallo Reiner
super Bilder die du da gemacht hast. Will mehr davon.

Gruß Andreas


Gruß Andreas

https://www.youtube.com/channel/UCBKk1uoQ0zSRAcTmWTgfEFw Hier gehts zu meinem YouTube Kanal 8)
viewtopic.php?f=168&t=139081 Teppichbahn und was kommt danach?


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RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#8 von maput ( gelöscht ) , 21.04.2008 20:25

Hallo Reiner,
wirklich klasse Bilder von dir.
Mit was warst du eigentlich unterwegs?


maput

RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#9 von 216 , 22.04.2008 22:27

Zitat von jimknopf


ich habe den Jumbo schon gefahren - während meiner Zeit bei DB Cargo in Lützel. Das ist der schönste Zug: er hat überall grüne Welle, und die Rückleistung ist ebenfalls plan . (Dank MORA C schon 6 Jahre her.)



Wenn Du damals in KKOL warst müssten wir uns ja kennen, da ja FL und KKOL seit knapp zehn Jahren eine Dienststelle war und wir die Erzzüge auch mal gefahren habe.

Gruß Martin


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RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#10 von jimknopf , 23.04.2008 11:07

@ Martin "1":

Ich überführte einen Regioshuttle-Triebwagen.


@ Martin "2":

Haben die Limburger auf der Mosel abgelöst? Soweit ich mich erinnere, waren die Erzzüge Lützeler Leistungen. Ich war im Sonderdienst und fuhr in KKOL und KOL.

Es könnte sein, daß wir uns um Ostern 2000 in Limburg begegnet sind. Damals kam unsere Gruppe wegen der V-Lok-Ausbildung einige Male an die Lahn.


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RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#11 von 216 , 23.04.2008 12:35

Zitat von jimknopf


@ Martin "2":

Haben die Limburger auf der Mosel abgelöst? Soweit ich mich erinnere, waren die Erzzüge Lützeler Leistungen. Ich war im Sonderdienst und fuhr in KKOL und KOL.

Es könnte sein, daß wir uns um Ostern 2000 in Limburg begegnet sind. Damals kam unsere Gruppe wegen der V-Lok-Ausbildung einige Male an die Lahn.



Planmässig waren wir bis 2002 auf der Mosel unterwegs. Zu dieser Zeit war ja noch unser Werner "Chef" in KKOL. Nach MoraC haben wir nur noch vereinzelt Sonderleistungen auf der Mosel gefahren und teilweise Aushilfe für KKOL. Auch heute lösen wir teilweise noch Sonderleistungen auf der Mosel ab. Die schönsten Leistungen waren aber die Tonzüge nach Appach mit 216 DT entlang der Mosel, wo im Kaiser-Wilhelmtunnel die Rauchschwaden der Loks den Zug überholten

Gruß Martin


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RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#12 von jimknopf , 23.04.2008 12:47

Das war sogar planmäßig? Na ja, ich fuhr zwar oft Planleistungen, aber halt vertretungsweise - durch Urlaub etc. Ansonsten viel wild, und auch viel KOL. Da war die Mosel eine willkommene Abwechslung zum Rheintal-Einerlei. Manche Kollegen traf man erst nach Wochen mal wieder, bei Cargo fährt man oft nur aneinander vorbei.

An Ober-Haupt-Chef-Lokleiter Werner erinnere ich mich gut. Als MORA C losging, nahm er mich auf die Seite und meinte: "Mir misse ma deitsch redde." Aber ich hatte keine Lust auf V90 . Und auch dieser Wechsel nutzte den Leuten am Ende nichts mehr .


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RE: Fahrt auf der Moselstrecke

#13 von 216 , 23.04.2008 12:55

Zitat von jimknopf

An Ober-Haupt-Chef-Lokleiter Werner erinnere ich mich gut. Als MORA C losging, nahm er mich auf die Seite und meinte: "Mir misse ma deitsch redde." Aber ich hatte keine Lust auf V90 . Und auch dieser Wechsel nutzte den Leuten am Ende nichts mehr .



Das war auch ein Grund, warum Werner die Sch..ze voll hatte und auch die Dienststelle verließ. Er wollte seine eigenen Kollegen nicht wegjagen... und ist deshalb zu Regio Limbg. abgewandert und wurde dort pensioniert. Auch bei uns gab es ein Personaleinbruch von 70% und die Dienststelle stand fast vor dem aus, dank MoraC! Heute haben wir uns wieder bisschen erholt und können doch wieder hoffen.

Gruß Martin


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