Weniger ist mehr
Das beliebte Modellbahnmantra.
Wo hat es seine Berechtigung?
Da wo der zur Verfügung stehende Raum einfach nicht zu den Darstellungs- und Betriebswünschen passt - zu ihnen in keinen annehmbaren Verhältnissen steht.
Da wo notwendige Kompromisse anfangen faul zu werden.
Wieviel Platz hat man und wieviel soll dargestellt werden?
Wieviel mangelnde Authentizität ist man bereit in Kauf zu nehmen?
Wenn man sich diese Fragen beantwortet hat, indem man die "Unbekannten" Platz, Themen, gewünschter Grad an Authentizität, bestimmt hat, dann wird man in der Regel kürzen müssen, am Thema oder an der Authentizität. Weil weniger Themen dann in der Regel mehr ist - mehr Authentizität.
Wenns auch weniger Authentizität sein darf, dann sollte man sich das andere Extrem anschauen, wo "weniger ist mehr" auch hinführen kann.:
Orientiert man sich an den geäußerten Ansprüchen der "ernsthaften Modellbahner", dann ist nach deren "Weniger ist mehr Interpretation" in einem sehr großen Modellbahnzimmer letztlich nur das Thema "Nebenbahn" darstellbar.
Schon ein normaler mittelgroßer Kleinstadtbahnhof mit abzweigender Nebenbahn benötigt eine ganze Wohnung.
Wer also ihnen folgen möchte, dem kann ich nur Module empfehlen, die er irgendwo im Regal an der Wand stapelt und zum Spielen (oh Verzeihung "Betrieb machen") aufbaut.
Der Rest wird mehr oder weniger große (Edit von nur "große")Kompromisse machen müssen
Als mir persönlich klar wurde, das mein Lieblingsthema "Großes Dampflok BW" in HO (Platzbedarf mindestens 4 Meter) für mich unrealisierbar bleiben würde, bin ich auf N umgestiegen. Leider ist der reduzierte Platz aber immer noch nicht vorhanden
Wenns dann mal gebaut wird, wird das eine ziemliche Gleissteppe
aber die gibts in der Realität ja auch. Soll dann aber eine Augenweide für mich und andere Pufferküsser sein.
Als Schauanlage würde ich so etwas aber niemals einer nicht eisenbahnverliebten Öffentlichkeit präsentieren.
Hier bei erfolgsorientierten Schauanlagen gilt das Mantra "Weniger ist mehr" meiner Meinung nach, nur in zwei Beziehungen:
1. Die gesamte Anlage darf von ihren landschaftlichen Bestandteilen nicht überladen sein und 2. die "Szenen im Kleinen" müssen sehr authentisch wirken.
Der Amerikateil des Wunderlandes z.b. wirkt in seinen szenischen Bestandteilen sehr gelungen, die Fülle der landschaftlichen Bestandteile - Las Vegas neben Everglades und "Cape Canaveral" auf 50 qm ist eine völlige Überfrachtung.
Wenn die Landschaft stimmt und die Feindetails, dann sollte eine gelungene Schauanlage, die die Mechanismen des Showgewschäfts rezipiert, ausreichend die Regeln des "Weniger ist mehr" befolgt haben.
Die Grundregeln des Showgeschäftes lauten: Mehr Reize, mehr Spannung, mehr Aktion, mehr Dramatik, mehr Betrieb, mehr Spektakuläres, mehr Besonderes als Alltägliches.
Und wer nach 90 Minuten dramatischem, animierten Wimmelbild dringend das Bedürfnis nach "weniger ist mehr" und "Ruhe" empfindet, sich also im Zustande der Überreizung befindet, dem ist eine Pause dringend zu empfehlen. (Beim Hamburger Beispiel empfehle ich dann die Fahrt mit der Hafenfähre nach Finkenwerder und zurück.)
Wenn ihr also zu Hause was baut, dann baut was euch gefällt.
Wenn ihr eine Schauanlage bauen sollt, wollt, dann baut ein Spektakel was allen gefällt und baut um Himmels und um eures geschäftlichen Erfolgs Willen nicht auf zig Metern Anlagenkante vorbildgerechte Bahndämme, die jeden normalen Menschen(außer den Modellbahner ) aus dem Fenster zum Yachthafen schauen lassen.
Weniger Bahndamm im Vordergrund dürfte in diesem Fall mehr Erfolg bedeuten.
Gruß Achim