Hallo Moba-Eltern.
Diesem Beitrag möchte ich vorausschicken, daß er nicht zur Unterhaltung geschrieben wurde, sondern es ist so eine Art Erlebnis- u. Frustbewältigung, die ich mir vom Leib schreiben muß. Die Papenbergs in diesem Forum sollten vielleicht erst gar nicht mitlesen, es könnte der Gesundheit abträglich sein.
Ich hatte gestern ein traumatisches Erlebnis in unserer Nachbarschaft, wo mein 4-jähriger Sohn zum Spielnachmittag weilte.
Im Zimmer des 3jährigen Sohnes der Gastgeberfamilie stand eine sehr schön gemachte "Spielanlage aus den '70ern" die von 4 Jungs im Alter von 2,5 bis 5 Jahren bespielt - bzw. beackert wurde.
(Zur sachlichen Ergänzung - Anlagengröße 2,5 *1,2m; Grasmatte, Pfeifenputzertannen u. Islandmoosbäumchen, beleuchtete Häuser v.Faller u. Kibri aus den '60ern u. '70ern, 3 M-Gleis Ovale und ein 5-gleisiger Rangier/Abstellbahnhof in der Mitte, Brücken, Straßen und Bahnhofsbeleuchtung inkl. Signalisierung mit gutem altem Märklin Standard, 8 Märklin Loks-alle ältere Semester-Schibu,DHG, Startpackungs-Dreikuppler,18 in bay.grün, 23er, V100, V160, V200 u. eine Anzahl Blech-Güter u. Personenwagen.)
Die Anlage funktionierte deswegen nicht mehr, weil der 3jährige Besitzer die unter der Platte einst sauber verlegten bunten Märklin Käbelchen mehrfach getrennt und zu einem bunten Spaghettiauflauf verwertet hatte.
Deswegen wurden Loks und Wagen natürlich über die Gleise geschoben und gerattert. Da speziell im - an der Anlagenvorderkante liegenden - Bahnhofsareal gehörige Rush Hour simuliert wurde, wurde das klassische Bahnhofsmodell aus den '70ern( ich meine Neustadt - kenn mich leider nicht so gut aus) mitsamt Innenbeleuchtung geschleift. Die Perron-Überdachung störte die noch nicht allzu groß gewachsenen Bahnfans bei der Zugänglichkeit und so wurde dasselbige einfach entfernt. Da die Kabel für die angebrachte Bahnsteigbeleuchtung Widerstand leisteten, wurde etwas heftiger gezogen und so war auch dieses Hindernis entfernt. Die Formsignalmasten waren bereits umgebogen, z.T fehlten schon die Antriebsgehäuse und die Weichenzungen waren durch heftiges Vorwärts-Rückwärtsrangieren auch schon deformiert. Wie durch ein Wunder waren noch alle Weichenlaternen vorhanden! Durch Hinaufsteigen und Lehnen auf der Anlagenplatte - irgendwie muß man ja auf die im Rangierbahnhof abgestellten Fahrzeuge rankommen - waren noch weitere Häuser und Beleuchtungsmasten umgeknickt o. plattgemacht worden.
Der 2,5jährige Gast hielt die V100 wie einen Faustkeil in der Hand und räumte ein kleines Tannenwäldchen an der Anlagenkante ab. Die ersten beiden Bäumchen wurden noch von einem Oh! begleitet, während die restlichen 5 mit einem Haaaaaa gefällt wurden. So'n 1:87 Kyrill läßt auch kein Auge trocken!
Da sich der 3-jährige Anlagenbesitzer nur schwer gegen die 4-und 5-jährigen Gäste (die zumindest schon Ansätze von Mobaspiel zeigten) durchsetzen konnte, wurde die V160 mitsamt 2 Blech D-Zugwagen auf den Boden geschmettert und heulend Mama's Schoß aufgesucht.
Ich war irgendwie gelähmt und fühlte mich im falschen Film. Auch fühlte ich mich nicht angehalten, dem Treiben Einhalt zu gebieten - ich war ja auch nur Gast und die betreffenden Eltern haben teils amüsiert, teils gleichgültig alles geschehen lassen. Die Mutter versicherte mir noch, daß sie abends immer alle Loks und Waggons sauber im Rangierbahnhof aufstellt, um sie dann am kommenden Tag wieder dem Rangierbetrieb auszusetzen.
Die Anlage ist nun seit 3 Wochen in den Händen dieses kleinen Bahnfreaks und seinen regelmäßig besuchenden Freunden....und sie sieht bereits aus, als wäre sie schon 5Mal von unkomplizierten Möbelpackern umgezogen worden. Sie wurde übrigens vom Großonkel dieses Kindes in den frühen 70ern erbaut und in Ermangelung interessierter Kinder o. Enkel an den kleinen Großneffen verschenkt.
Ich glaube aber nicht, daß er das getan hätte, wenn er sich der pädagogischen Maturität dieser Eltern bewußt gewesen wäre. Der Knüller kommt ja noch! Da ich mich außerstande und auch unwillens fühle, den nun bestehenden Kabelsalat wieder zu einem funktionierenden Ganzen zusammenzufügen -(um es anschließend wieder zerstören zu lassen!) will man nun den Großonkel bitten, daß er doch mal vorbeikäme und das Ganze wieder richten würde!!!!
Aus Respekt vor seiner einst akribischen und eifrigen Arbeit und vor allem aus Fürsorge um seine Gesundheit, müßte man ihn eigentlich vor diesem Besuch warnen.
Da ich selbst keinen Zugriff zu der Anlage habe, sie soll ja dem Kind zur Verwirklichung seiner Spielleidenschaft dienen, kann ich mich nur schwer überreden, dieses Kinderzimmer wieder zu betreten. Es war für mich jedenfalls augenscheinlich, daß man Kinder unter dem Alter von 4 o. 5 überhaupt nicht, oder nur in fachkundig betreuter Anleitung an eine elektrische Eisenbahn ranlassen sollte - und selbst dies nicht unbedingt in einer Gruppe.
Vielleicht habe ich Glück und es findet sich kein Reparateur, die Anlage wird folglich weiter verspielt, bis der Funfaktor auf Null sinkt. Dann nimmt die Platte Platz weg und wird daher dem Sperrmüll zum Fraß vorgeworfen. Wenn ich mich da nochmals kurz vorher in dem Hause einfinde....altes M-Material habe ich ja noch und die Fahrzeuge halten ja auch einiges aus.....
Für mich steht jedenfalls nach wie vor die 7 als frühester Einstieg für Märklin u. Co., vorher werden wir vielleicht noch mit Lego experimentieren.
Dies alles funktioniert aber auch nur, wenn man als Eltern diesem Spielzeug interessiert und vor allem wertbewußt gegenübersteht.
Mit immer noch erschütterten Grüßen
Johannes