RE: Abgebrochener Bohrer!?

#1 von floete100 , 24.12.2008 21:09

Frohe Weihnachten Euch allen!

Habe mir leider eine "schöne Bescherung" eingefangen ...

Bevor jetzt einer was von "typischem Anfängerfehler" murmelt: Ich habe sicherlich schon einige tausend Löcher gebohrt, von Ø 0,5 mm aufwärts, und in alle möglichen Materialien, einschließlich Glas und nichtrostender Stahl. Vor kurzem habe ich meine Märklin-E 10 (3039) mit Schlusslicht versehen (mit wunderschön zentrierten 2 mm-Bohrungen ). Und meine V 200 (3021) hat an beiden Stirnseiten je 5 Griffstangen aus 0,5 mm Federdraht bekommen - macht 20 Bohrungen Ø 0,6 mm allein an dieser Lok.

Aber genau diese V 200 schafft mich jetzt: Im Zuge des Umbaus auf ESU Lopi wollte ich ihr ebenfalls Schlusslichter verpassen. Ich bohre dazu üblicherweise zuerst mit 1, dann mit 1,5 mm Ø. Falls eine Bohrung danach nicht ganz zentrisch sitzt, korrigiere ich mit einer Nadelfeile, bevor ich dann mit 2 mm Ø fertigbohre.

Bei der ersten Bohrung an der V 200 bin ich mit dem 1 mm HSS-Bohrer fast durchgekommen (die Bohrerspitze hatte das Metall innen schon aufgeworfen, war aber noch nicht "durch"), als mir der Bohrer brach . Mit viel Mühe, einem Diamantfräser und einem angespitzten Stahlnagel habe ich den abgebrochenen Bohrer wieder rausbekommen (letzlich nach unten "durchgeschlagen"). Damit mir das nicht erneut passiert, habe ich mir einen 1,5 mm-Hartmetallbohrer beschafft. Mit dem habe ich das erste - verunglückte - Loch aufgebohrt, dann das 2. und 3. Loch (ohne meine übliche 1 mm-Vorstufe). Im 4. Loch dann "grand malheur": Nach gefühlten 2/3 der Tiefe ist mir der 1,5er Vollhartmetallbohrer ebenfalls abgebrochen - leider ist innen diesmal noch nichts zu sehen. Und der Bohrerrest sitzt in etwa 2 mm Tiefe.

Nun habe ich drei Fragen, eine davon ist besonders dringend ops: :

1. Wie kriege ich das Ding wieder raus?
2. Was habe ich falsch gemacht? Die 0,6er Löcher habe ich sämtlich mit einem einzigen Bohrer gemacht (nix Bruch!). Und als Unterschied zwischen E 10 und V 200 wüsste ich nur die größere Materialdicke (= Bohrtiefe) an den betreffenden Stellen der V 200 zu nennen.
3. Welche Art Bohrer ist für Zinkdruckguss besonders geeignet - gibt's da z. B. besondere Spitzenwinkel (habe den Vedacht, dass der VHM-Bohrer zwar hart, aber sonst nicht optimal war ...)?

Vielen Dank schon mal und hoffnungsvolle Grüße,
Rainer


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RE: Abgebrochener Bohrer!?

#2 von DB 143 ( gelöscht ) , 24.12.2008 21:23

Hallo Rainer,

Zitat
2. Was habe ich falsch gemacht? Die 0,6er Löcher habe ich sämtlich mit einem einzigen Bohrer gemacht (nix Bruch!). Und als Unterschied zwischen E 10 und V 200 wüsste ich nur die größere Materialdicke (= Bohrtiefe) an den betreffenden Stellen der V 200 zu nennen.
3. Welche Art Bohrer ist für Zinkdruckguss besonders geeignet - gibt's da z. B. besondere Spitzenwinkel (habe den Vedacht, dass der VHM-Bohrer zwar hart, aber sonst nicht optimal war ...)?



Ich habe ja wie du vielleicht in einer anderen Antwort bemerkt hast auch einmal eine 3021 mit Schlusslicht versehen. Nunja, Das war eine Rotwerk-Bohrmaschine, ein Flohmarkt-Bohrständer und Aldi-Bohrer ops:

Bohrmaschine (rattert schrecklich, das Ding ) auf höchste Umdrehung eingestellt, Lok mit Luftpolsterfolie in den Zentrierschraubstock eingespannt, Aldibohrer rein und Bohrmaschine an. In einem Zug langsam durch, ging in 20 Sekunden. Falls du also einen Bohrer suchst, bei Aldi gibt es öfters billige Sets von "Workzone" ops: ops: ops: , allerdings waren meine nach 20 Bohrungen stumpf und mussten nachgeschliffen werden


ops: ops: ops: ops: ops:


DB 143

RE: Abgebrochener Bohrer!?

#3 von Laenderbahner ( gelöscht ) , 24.12.2008 22:45

-gelöscht-


Laenderbahner

RE: Abgebrochener Bohrer!?

#4 von Cebu Pacific , 24.12.2008 23:07

Hallo Rainer

Den abgebrochenen VHM Bohrer heraus operieren dürfte nicht ganz einfach sein. Versuche einmal mit einer sehr spitzen Reissnadel ob du den Bohrer hin und her wiegen kannst. Möglicherweise lässt er sich so lockern da der Zinkdruckguss eher weich ist. Hartmetall lässt sich grundsätzlich mit Diamantschleifkörper auch abtragen, es dauert einfach länger als bei HSS. Als dritte Möglichkeit bleibt noch der Versuch mit einem Durchtreiber den VHM Bohrer zu zertrümmern. Das Gehäuse an dieser Stelle gut unterstützen, damit kein Schaden entsteht.

VHM ist sehr spröde und sollte nur dann verwendet werden wenn stabile Verhältnisse vorhanden sind, also eine gute Bohrmaschine und das Teil gut und stabil gespannt. VHM Werkzeuge ertragen kaum Biegung und Torsion, HSS ist da um einiges weniger heikel.

Es ist sehr typisch dass Bohrer beim durchbrechen durch das Material brechen. Beim Durchbruch entsteht beim Bohren von Hand ein grösserer Span der im Wendel einhakt und zum Bohrerbruch führen kann.

Welches die beste Bohrergeometrie für Zinkdruckguss ist weiss ich nicht auswendig. Der Spanwinkel sollte sicher nicht zu gross sein, die Schneide muss scharf sein. Es empfiehlt sich ein qualitativ guter Bohrer. Er sollte eine geschliffene Führungsfase haben, Titex oder Gühring bieten solche an. Billige rollgewalzte Bohrer würde ich nicht verwenden, diese neigen viel mehr zum schmieren.

Deine Vorgehensweise ist nicht gut. Wenn du ein Loch von 2mm brauchst, gleich mit dem 2mm Bohrer bohren, falls du alles freihändig machst nur etwa 0.2mm kleiner bohren und dann auf das Nennmass aufbohren.


Gruss Erwin


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RE: Abgebrochener Bohrer!?

#5 von Kurt , 25.12.2008 00:01

Anfängerfehler ist das nicht unbedingt. Aber der Zinkdruckguss ist relativ weich. Ähnlich Aluminium.
Da gibts mehrere Möglichkeiten. Nicht nur beim Austreten kann der Bohrer brechen, sondern weil die weichen Werkstoffe schmieren und dadurch der Bohrer klemmt.
Wenn möglich einen Bohrer für Alu verwenden. Falls das nicht möglich oder zu kostspielig, einen "normalen Bohrer verwenden, hohe Drehzahl (für Alu), mit Petroleum oder Spiritus schmieren. Öfters mal den Bohrer komplett aus dem Loch nehmen (besonders bei tiefen Löcher) und auf Aufbeischneiden oder Ablagerungen etc. kontrollieren und diese gegebenenfalls entfernen.
Zum rausbringen die Tipps vom Erwin probieren. Aber mit vorsicht, weil das umgebende Material doch relativ weich ist.
Ansonsten noch was. Bei so weichen Werkstoffen einfach gleich ein paar Zehntel kleiner auf einmal bohren. Nachmessen und dann den Rest. Bei so weichen Materalien kann es nämlich sein dass der Bohrlochdurchmesser etwas grösser wird, als der Bohrerdurchmesser.

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RE: Abgebrochener Bohrer!?

#6 von floete100 , 25.12.2008 10:29

Guten Morgen,

vielen Dank schon mal für Eure Tipps.

@ Thomas: Bohrständer ist selbstverständlich, allerdings ist das lange Gehäuse der V 200 nicht gerade einfach zu spannen. Das Schmieren mit Wasser und Spiritus werd ich probieren (beim nächsten Mal ).

@ Erwin: Du hast recht - möglicherweise habe ich zu sehr auf die Härte gesetzt und die zwangsläufig stark reduzierte Flexibilität unterschätzt (zumal - s. o. - ein wirklich festes Spannen dieses Bauteils fast unmöglich ist). Wo liegen nach Deiner Einschätzung die Vorteile von VHM-Bohrern (die ich hier zum ersten Mal einsetze)?
Bezüglich der Vorgehensweise "klein vorbohren": Selbst bei sorgfältigem Körnen wird man kaum jemals exakt "die Mitte" treffen; und selbst wenn, kann der Bohrer immer noch minimal verlaufen (@ Robin: Das Risiko dafür dürfte bei Aldi-Bohrern noch größer sein ). Ich habe bisher bei fast allen dieser Präzisionsbohrungen nachkorrigiert - das wäre bei der von Dir vorgeschlagenen Arbeitsweise nicht gegangen. Zumal ich, wenn ich das Feilen als letzten Arbeitsgang anwende, sicher keine runde Bohrung erhalte - daher das Bohren mit Nenndurchmesser als letztes. Einen Vorteil hat Dein Verfahren unbestritten: Je größer der Bohrer, desto geringer die Gefahr des Abbrechens ...

@ Kurt: Wie sehen Alu-Bohrer aus? Das ist mir jetzt kein Begriff. Ich habe zwar schon reichlich Alu gebohrt, aber immer mit meinen normalen HSS-Bohrern. Und welche Drehzahl würdest Du empfehlen (vielleicht war ich hier "zu langsam")? Absetzen und Bohrer reinigen habe ich angewendet (bei allen Bohrungen mit dem VHM-Bohrer - war jedesmal was angesetzt. Das hat mich zu dem Gedanken gebracht, dass die Bohrergeometrie nicht ideal sein könnte).

Gruß,
Rainer


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RE: Abgebrochener Bohrer!?

#7 von Cebu Pacific , 25.12.2008 10:57

Hallo Rainer

VHM Werkzeuge bieten den Vorteil von höheren Schnittgeschwindigkeiten und längeren Standzeiten, das ist primär ein Kriterium im professionellen Anwendungsbereich. Bei kleinen Durchmessern erreicht man meistens gar nicht die notwendigen Drehzahlen.

Als Grundsatz, wenn kein Kreuztisch vorhanden ist, den Schraubstock mit dem Teil nicht auf der Maschine festspannen sondern nur von Hand halten. Wenn du in eine Ankörnung bohrst ist es am besten das Teil mit einer Zentrierspitze in den Körner auszurichten, danach ohne den Schraubstock zu verschieben den Bohrer einspannen und ein einem Zug bis zum Nenndurchmesser anbohren, danach von Auge kontrollieren ob der Bohrer schön zentrisch in die Bohrung läuft, wenn nicht mit leichtem klopfen am Schraubstock korrigieren, danach ganz durchbohren.

Mit dieser Methode erreicht man bei sauberer Arbeitsweise problemlos Genauigkeiten von +-0.1mm. Früher war das eine Standard Arbeitsweise im Maschinenbau.

Ein Alubohrer hat einen grösseren Drallwinkel als ein Bohrer für Stahl. Ich würde es mit einem Bohrer für Messing versuchen. Diese haben einen sehr kleinen Drallwinkel und dadurch viel weniger die Tendenz in das Material hineingezogen zu werden.

Die Bohrer unterscheidet man grob nach Typ N, W, und H. Der Typ N ist der gängigste Bohrer und allgemein einsetzbar, der Typ W ist für weiche Werkstoffe wie Alu oder Kupfer, der Typ H für spröde Werkstoffe wie Messing oder Grauguss.

Als Schmiermittel kannst du etwas Öl verwenden oder ganz einfach Seifenwasser, Spiritus hat keinen Schmiereffekt, wenn dann besser Petrol mit einem Schuss Öl verwenden.


Gruss Erwin


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RE: Abgebrochener Bohrer!?

#8 von Laenderbahner ( gelöscht ) , 25.12.2008 11:22

-gelöscht-


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RE: Abgebrochener Bohrer!?

#9 von floete100 , 25.12.2008 13:47

Hallo Jungs,

meine Frau hat mich schon für bekloppt erklärt, an Weihnachten solche Fragen zu stellen - liest doch eh keiner, hat sie gesagt

Ich habe ausgesprochen erfreuliche Nachrichten: Erwins Reißnadeltrick war super - habe ein deutliches Stück des Bohrers herausbekommen. Ich dachte zuerst, das Loch wäre nun "leer" (konnte nichts mehr sehen). Habe dann einen neuen HSS-Bohrer 1,5 Ø probiert. Resultat: Der Bohrer hat jetzt eine wunderschöne Spitzenform - nennen wir es "gotischer Spitzbogen" ops: . Also muss doch noch etwas Hartmetall übrig sein. Werde mir also nach den Feiertagen einen kleinen Diamant-Kugelfräser besorgen - damit sollte es dann gehen (oder welche Form würdet Ihr nehmen?). Wird'n teures Schlusslicht . Aber - und das könnt Ihr bestimmt nachvollziehen: Löcher wieder zuspachteln und Lok ohne Schlusslicht lassen (habe ich durchaus überlegt) kommt nicht in Frage!

Vielen Dank auch an Erwin und Thomas für die ergänzenden Erklärungen. Ihr erinnert mich wieder an die Zwickmühle, in der ich schon einige Male gesteckt habe: Bisher hat immer die "Vernunft" gesiegt, und ich habe mir weder Drehbank noch Fräsmaschine gekauft. Realistisch betrachtet, würde ich beide zuwenig nutzen. Konsequenterweise habe ich manches nicht machen können, anderes gekauft - und einfache Teile aus Plexi oder Ms auch schon mal an der Bohrmaschine gedreht.

Gruß,
Rainer


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RE: Abgebrochener Bohrer!?

#10 von fuesssteller , 25.12.2008 18:12

eine Möglickeit wäre erodieren um den Bohrer rauszubekommen
aber dazu musst du eben jemand kennen der so eine Maschine hat
hier wird mit elektrischem Strom bzw einem Lichtbogen und einer Kupferelktrode Material abgetragen bzw abgebrannt

alles weitere wurde bereits gesagt
wobei ich bei einem 2mm Bohrer (HSS) nicht schneller gehen würde wie 2000 1/min vorallem ohne Schmierung denn durch die hohe Reibung
verkleben sich die Späne in der Wendelnut vom Bohrer und schmiert zu (frisst), natürlich auch bei trocken bohren öftere Spanetleerungen

HM kommt mir sowas nicht ans Gehäuse dafür ist das viel zu spröde
wir hatten schon Fälle da war bei jedem durchbohren danach der Bohrer kaputt, der hatte dann keine Kanten mehr


Gruß Ralf

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