Hallo Michael,
ich pflege die Sache aus meiner Perspektive als Käufer anzusehen, und da haben die Rollmaterialhersteller einzig das (zugegeben grosse) Verdienst, den Digitalbetrieb eingeführt und salonfähig gemacht zu haben.
Was danach kam, war ein Trauerspiel.
Wir können die Liste durchgehen: Trix (stand alone, also vor der Übernahme durch Märklin):
-Zentrale I,
-Zentrale II,
-Zentrale "2000",
-dazu immer wieder andere Regler, Austausch von Häkchen-Modulen gegen andere.
-Kompatibilität zwar grossenteils gegeben - aber mit irgendwelchen Übersetzermodulen für die Zentralen.
-Mageres Multiprotokoll mit rudimentär implementiertem 14-Fahrstufen DCC ab Zentrale "2000"
Trix (by Märklin):
-MS,
-CS I angekündigt, nie geliefert,
-CS 2, wohl dasselbe,
-MS 2
Fleischmann:
-FMZ, dümpelte viele Jahre als Torso im Programm,
-Twin-Center (Uhlenbrock IB mit DCC, FMZ und undokumentiertem SX),
-mit irgendwelchen Modulen konnten wenigstens die FMZ-Handschieberegler übernommen werden.
-Jetzt fliegt das alles zugunsten von Rocos Multiratten raus (inkl. Profi-LokBoss mit den guten Besprechungen).
Roco:
-Wollte mal Hornby Zero unter eigenem Namen vermarkten. Kam nie.
-Roco GBS: Gleisbildstellpult mit Digitaldecodern für Weichen und Signale (proprietär, keine irgendwelchen Übersetzermodule für das später eingeführte DCC, keine Loksteuerung).
-lange Sendepause,
-"Roco Digital is cool", aka Lokmaus 1,
-Lokmaus 2,
-Lokmaus 3 (identisch bis auf einige Design-Gags); Lokmaus 1 und 2/3 nur teilweise kompatibel,
-Hin und her (Insolvenz! Insolvenz!) mit Rocomotion-Software.
-Multimaus (Auslesen nur mit Lenz),
-Multimaus (Auslesen auch mit Roco-Zentrale),
-Multimaus Funk - jetzt ist man erstmals bei der Musik.
Märklin:
-6020 (haben viele schon vergessen), musste durch 6021 ersetzt werden, wenn Mot* 2-Funktionen angesprochen werden sollten.
-6027 (?) - Ur/Vor-DCC-Zentrale, musste ersetzt werden durch 6021, wenn man Märklin Spur Ier war.
-6021 und dann beinahe jahrzehntelanger Stillstand,
-60212 Ex-und-Hopp (mit ESU als Rettungsschirm, "CS 1 reloaded").
-60213 (Insolvenz! Insolvenz!) ?????????????????????
Jetzt hat man bei Märklin/Trix: Mot*1, Mot*2, DCC, DCC "Rumpf" mit Pulskettensteuerung (LGB), mfx und SX (Selectrix).
Bachmann, Bachmann Spectrum, Bachmann Large Scale, Bachmann Liliput, Bachmann Branchline (UK, 1:76), Bachmann China:
-eine frugale Lenz-basierte Zentrale, besser Zenträlchen,
-Bachmann Dynamis (by ESU), mit dem Ding oben in keinster Weise kompatibel, dafür mit den ESU-Gerätschaften.
Atlas (USA):
-Lenz Compact als "Atlas Commander"; wurde schon lange vor Lenz` Compact ersatzlos gestrichen.
Hornby:
-Elite, usw. Soll überhaupt nichts taugen, da die DCC-Normen gröblich verletzt werden sollen.
Piko:
-Ähnlich Fleischmann, aber ohne Vorgeschichte und derzeit kein Übernahmekandidat für weitere Experimente.
Brawa, Gützold, alle die Kleinen haben keine eigenen Digitalsortimente, ebensowenig wie die US-Hersteller mit Ausnahme von MTH und Lionel
(weiss nicht, ob Lionel immer noch unter "chapter 11", Schutz vor Gläubigern, wurstelt).
Mit Ausnahme von Piko, MTH und Hornby, haben alle Digitalsortimenter unter den Rollmaterialherstellern, die mehr als nur werksseitig mit Decodern ausgerüstete Loks oder Frugalzentralen zukauften (Atlas, Bachmann) und liefern, mindestens einen Kladderadatsch erlebt - bei Hornby waren es die Vorgängermarken, die von Arnold mit Digitalitis infiziert worden waren.
Wenn sich das überhaupt lohnen sollte, dann allenfalls als Teil eines Kundenbindungsprogramms, nehme ich mal ganz frech an.
Das Gegenbeispiel - zugegeben das extremste - ist Lenz:
Was bei der Einführung an Schlüsselkomponenten auf den Markt kam ist heute noch da und wird gepflegt.
Darüberhinaus: keine prellenden Drehgeber, keine ausgelatschten Knöpfe und dergleichen.
Lenz konnte am Anfang 99 Lokadressen und 14 Fahrstufen und 256 Weichen. Die gleichen Gerätschaften können heute RailCom, 14/28/128
Fahrstufen, 28 statt 4 Funktionen, alle Funktionen können sowohl als Dauer als auch als Momentfunktionen geschaltet werden, und 1024 oder 2048 Zubehörartikel.
Das ist ein *Upgrade*-Pfad, der die initiale Investition von vor rund 20 Jahren schützt!
Was die Rollmaterialhersteller betreiben ist Beutelschneiderei als Markenbindungsprogramm.
Die Ausgangsfrage sollte damit mehr als deutlich beantwortet worden sein.
Gruss,
Manfred