Zum Thema "Jeder ist seines Glückes Schmied"
Zitat
Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden. Und wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolutionärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm
Auch die soziale Marktwirtschaft bis 1989 war keine reine Marktwirtschaft und wurde von Kennern als staatsmonopolistischer Kapitalismus mit Sozialstaat beschrieben.
Dem folgte ab 1989 ein stufenweiser Sozialstaatsabbau und aus dem dadurch eingesparten Einkommen der Reichen (durch Steuererleichterungen allein in der BRD ca. 1 Billion Euro) wurde die Spekulationsblase genährt, da die Steuererleichterungen nicht wie angeblich vorgesehen in die Produktion, sondern gespart und in die Spekulation mit diesen tollen neuen "Finanzprodukten" gesteckt wurden und natürlich in die Privatisierung von ehemaligen Staatsaufgaben.
Dieser Neoliberalismus ist gescheitert und droht durch Krisen Chaos und Anarchie große Teile des (unseres) Produktionsapparates zu vernichten.
Vorgestern Märklin, gestern Opel, heute Kampa und morgen der nächste Name, das geht aller Wahrscheinlichkeit nach jetzt täglich so weiter.
Warum "unseres" Produktionsapparates?
Nun es sind unsere gesellschaftlichen Produktionsinstrumente, die sich in privater Hand befinden.
In dem was sich in Form der DDR als "Sozialismus" präsentierte, war die Produktionsinstrumente zwar formal gesellschaftlich, in Wirklichkeit waren sie aber herrenlos. Da sowohl die Menschen darüber nicht mitbestimmen konnten und die Investitionsentscheidungen von einem Generalsekretär ohne Bezug zur Produktionswirklichkeit gefällt wurden.
Diese Art zielloser Planwirtschaft musste scheitern, genau wie der Neoliberalismus gescheitert ist.
Wie die gesellschaftliche Marktwirtschaft der Zukunft aussehen wird, das hängt von uns allen ab. Siehe oben.
Offensichtlich erfordert die Krise eine Staatsintervention, eine stärkere gesellschaftliche und weniger private Wirtschaftssteuerung.
Da man nicht nur die Verluste verstaatlichen kann, wird man die Staatsintervention so anlegen müssen, das auch die Gewinne zur Refinanzierung der Verluste staatlich - gesellschaftlich sein müssen.
Um die Betriebe wieder als erfolgreiche Akteure an den Markt zu bekommen, muss einerseits die Finanzierungsumgebung gewährleistet sein, anderseits muss das "Humankapital" - die Mitarbeiter, so aktiviert und einbezogen, die Innovationskraft und Kompetenz dieser Menschen sinnvoll so zusammengefasst werden, das diese Betriebe wirtschaftlich erfolgreich werden.
Ob das nun reine Mitarbeitergesellschaften, Mitarbeitergesellschaften mit kommunalem, regionalem, staatlichem Mitbesitz sind, ob private Investoren mitmachen, das ist eigentlich egal, wenn sie nur wirtschaftlich erfolgreich agieren. Hier sind doch zig verschiedene Mischformen denkbar. Nur ohne Staat (Kommune, Land, Bund) und die Mitarbeiter wirds in vielen Firmen nicht mehr gehen.
Wie man dann nach der Krise weiter verfährt ist in unserer Demokratie eine Entscheidung, die man dann fällen kann, wenn sie ansteht.
Wenn ihr wollt, kann man die Betriebe dann auch wieder privatisieren und die reine Lehre des Neoliberalismus mag dann vielleicht sogar wieder fröhliche Urständ feiern
Die Alternative - Gar nichts tun, an die Selbstheilungskräfte der Wirtschaft glauben - bringt uns einer wirtschaftlichen und sozialen Destabilisierung näher, die mit der Situation von 1929 durchaus vergleichbar sein könnte.
Gar nichts tun - an die Selbstheilungskräfte der Wirtschaft glauben - , das war damals falsch und hat zu dem bekannten Ergebnis geführt und es ist auch heute falsch.
Gruß Achim