Grüß Gott zusammen!
Es ist wohl der Traum eines jeden aktiven Modellbahners, irgendwann einmal ein eigenes Zimmer nur für die Modellbahn zu besitzen. Für mich ging dieser Traum vor rund zwanzig Jahren in Erfüllung, als wir nach meiner Pensionierung in Oberbayern ein eigenes Haus beziehen konnten, in dessen Kellergeschoß ein knapp vierzehn Quadratmeter großer Raum für meine geplante Anlage hergerichtet war. Zuvor hatte ich schon mehrere Skizzenblöcke mit unterschiedlichsten und abenteuerlichsten Anlagenentwürfen verschlissen, und so fieberte ich dem Einzug mit großen Erwartungen entgegen. Endlich ein eigener Raum und nun auch noch viel Zeit!
Schon beim ersten Rundgang musste ich feststellen, dass meine bisherigen Planungen aufgrund veränderter räumlicher Bedingungen allesamt für den Papierkorb waren. Unser örtlicher Bauführer – wir selbst lebten bis zum Einzug in gut 450 km Entfernung zu unserem neuen Wohnort – hatte es nämlich besonders gut gemeint und dem Kellerraum nicht nur eine besondere Wand- und Bodenisolierung spendiert, sondern auch noch normal große Wohnraumfenster mit darunter angebrachten Heizkörpern eingebaut. Damit war der Plan einer Rund-um-Anlage schon gestorben, denn der Zugang zu Fenster und Heizung musste auf jeden Fall frei bleiben. Eine weitere Einschränkung ergab sich dadurch, dass wegen geänderter Bauvorschriften ein zweiter Kaminzug eingebaut war, dessen Reinigungsöffnung nur vom Anlagenraum her zugänglich und der Zugang demzufolge frei zu halten war
Als der zuständige Kaminkehrermeister bei der Hausabnahme auf meine Frage eine Mindestbreite von achtzig Zentimetern für den Zugang nannte und darauf hin meine Bestürzung bemerkte, fragte er nun seinerseits nach der vorgesehenen Nutzung des Raumes. Als ich ihm dann von der geplanten Modellbahnanlage berichtete, kam die spontane Antwort: „ 45 cm reichen auch aus!“. Ich habe ihm später auf meiner Anlage ein Denkmal gesetzt.
Damit begann die konkrete Planungsphase. So wie Ihr nun auf den leeren Zimmerplan schaut, sah ich in mein mit einer roten Kordel eingegrenztes Anlagenzimmer und wartete wie weiland die Bayerische Landesregierung auf die himmlische Eingebung.
Während die Regierung dem Vernehmen nach noch immer darauf wartet, weil der mit der Überbringung beauftragte Engel Aloysius im Hofbräuhaus hängen geblieben ist, hatte sie mich eines Tages doch erreicht.
Zuvor hatte ich mich für weitere Anregungen schon auf die in Teil I beschriebene Kombination Bahnhof Weilheim mit Pfaffenwinkelbahn und Endstation Schongau entschieden. Dabei ging es mir jedoch mehr um die betrieblichen Aspekte als um eine Adaption der – wie leicht zu ersehen – ohnehin viel zu umfangreichen Bahnhofspläne, wobei der Schongauer Bahnhof unter Modellbahnaspekten sicherlich der interessantere ist.
Bahnhof Weilheim 1972 (entnommen bei Andreas Janikowski, Die Ammerseebahn, Stuttgart, 1996)
Bahnhof Schongau 1962 (entnommen bei Peter Rasch, Die Eisenbahnen durch den Landkreis Landsberg am Lech, Sankt Ottilien, 2006)
Aber noch waren die Systemfragen zu klären: 3-Leiter-Wechsel- oder 2-Leiter-Gleichstromsystem? Eigentlich ergebnisoffen habe ich mich aus pragmatischen Gründen für das Märklin-System entschieden. Metall- oder Kunststoffgleise? Nach erfolgreichen Versuchen, die Metallgleise durch farbliche Nachbehandlung und Einschotterung etwas ansehnlicher zu gestalten, habe ich mich für sie entschieden, zumal ich die optischen Vorteile schlanker Weichen (die seinerzeit ohnehin erst angekündigt waren) und flexibler Gleisstücke aus Platzgründen sowieso nicht ausnutzen konnte. Analoge Steuerung samt Märklin-Stellpulten entsprachen damals noch dem Üblichen.
Nach weiteren Überlegungen und Festlegungen für den Anlagenentwurf – ausführliche Darstellung in Teil 3 – konnte ich nun endlich mit der zeichnerischen Ausarbeitung meiner Anlagenpläne beginnen, was zu der Zeit zwangsläufig noch per Hand geschehen musste. Das „Werkzeug“ habe ich schon mal bereit gelegt.
Fortsetzung folgt.
Schöne Grüße
Reinhard