Zitat von Baureihe 232
Auch ob die 012 100 der REF jemals wieder laufen wird, das wir alle hoffen, ist fraglich. Ich finde das eine Frechheit, das so ein großer Konzern wie die DB, seine Macht einem kleinen Verein aufspielen muss, der eigentlich die Dampflokpflege als Ziel hat. Ich finde das toll, wie die Mitglieder der REF, sich gegen die Übermacht des DB Konzern stämmen.
Hallo Kilian,
im Streit um die 012 100 ist es ein bisschen wie bei Asterix und den Römern: David gegen Goliath, norddeutsche gegen süddeutsche Mentalität, Wessis gegen Ossis, Franken gegen Hessen, gewerkschaftlich organisierte Lokführer gegen Bahnmanager, leidenschaftlich betriebenes Ehrenamt gegen nüchterne Gewinnmaximierung, Schützen und Bewahren gegen ständigen Wechsel, Kompetenz und Erfahrung gegen Unkenntnis und Ignoranz.
Ich versuche mal, die fast schon unendliche Geschichte so sachlich und richtig wie hier möglich darzustellen:
- Seit 1991 wurden mit der vereinseigenen 042 271 viele Fahrten im Rahmen des DB-Nostalgieprogramms durchgeführt.
- 1998 lief die Kesselfrist der 042 ab. Der Verein einigte sich mit der DB AG auf eine Beteiligung in Höhe von 180.000,- DM durch die REF, um im Dampflokwerk Meiningen eine Kessel- und Fahrwerksuntersuchung durchführen zu lassen.
- Während der Überführungsfahrt der 042 271 von Neumünster nach Meiningen am 03.06.1998 geschah jedoch in Eschede das schreckliche ICE-Unglück mit 101 Toten und 105 Verletzten. Verständlicherweise wurden zunächst alle Nostalgiefahrten abgesagt und der Auftrag für die Untersuchung der 042 beim DLW Meiningen storniert.
- 1999 bot die DB AG den REF als Ersatz für die vereinseigene 042 die Schnellzuglok 012 100 an, und so wurde ein Vertrag zur Nutzung dieser Maschine des DB-Museums geschlossen. Auch sie musste zunächst untersucht werden, dafür sollten die REF die ursprünglich für die 042 271 vorgesehenen 180.000,- DM beisteuern.
- Trotz des Vertrages mit den REF stornierte die DB AG den Auftrag beim DLW wieder, so dass sich die REF im Jahr 2000 gezwungen sahen, rechtliche Schritte einzuleiten, wonach die DB AG behauptete, es gäbe keinen Vertrag. 2001 wurde ein neuer Vertrag unterzeichnet und eine bei 012 100 für 2002 fällige Fahrwerksuntersuchung wurde vorgezogen, weshalb die REF ein weiteres Darlehen für eine Beteiligung aufnahmen.
- Am 20. Mai 2001 konnte die erste öffentliche Fahrt mit der 012 stattfinden.
- Die Zusammenarbeit mit dem DB Museum schien einvernehmlich zu laufen, denn am 18.08.2002 wurde das Bw Neumünster offiziell zum Standort des DB Museums erklärt.
- Bis Anfang 2005 konnte die 012 100 eingesetzt werden. Eine Kesseluntersuchung im DLW Meiningen ergab kritische Werte, so dass beschlossen wurde, unter neuerlicher, erheblicher finanzieller Beteiligung der REF einen Kessel neu bauen zu lassen.
- Im August 2005 - die 012 befand sich noch in Meiningen - wurde dem Direktor des DB Museums ein kaufmännischer Leiter zur Seite gestellt. Daraufhin wurde der Mietvertrag für das Bw Neumünster gekündigt und den REF jede öffentliche Darstellung im Zusammenhang mit dem Kesselneubau untersagt, auch ein bereits genehmigtes baubegleitendes Filmprojekt musste abgebrochen werden. Eine von den REF gewünschte Feier anlässlich des Aufsatteln des neuen Kessels wurde nicht erlaubt. Die abschließende Übergabe der neubekesselten Lok erfolgte entgegen den bisherigen Gewohnheiten ohne jeden feierlichen Rahmen.
- Ab 30. September 2005 wurden wieder geplante Sonderfahrten absolviert.
- Am 17.10.2005 brannte der Lokschuppen des DB Museums in Nürnberg-Gostenhof ab. Die REF boten an, Benefiz-Sonderzüge nach Nürnberg zu organisieren, deren Einnahmen dem Wiederaufbau der Fahrzeugsammlung zugute kommen sollte; dies lehnte die DB AG jedoch ab.
- Im Dezember 2005 traf sich der Vorstand der REF mit Vertretern der DB AG in Frankfurt/M., wo Möglichkeiten der künftigen Vermarktung der 012 100 erörtert wurden; ein konkretes Angebot seitens der DB AG wurde in Aussicht gestellt.
- 3 Tage vor Weihnachten 2005 gingen bei den REF jedoch Kündigungen sämtlicher die 012 betreffender Verträge ein. Angeblich wollte das DB Museum den "historischen Dampfbetrieb mit eigenen Fahrzeugen generell einstellen". Tatsächlich stellte das DB Museum für 2006 erstmals nach 20 Jahren kein eigenes Nostalgiefahrtenprogramm mehr auf.
- Anfang 2006 kündigte das DB Museum an, die betriebsfähige 012 100 nach Nürnberg abtransportieren zu wollen, um sie dort kalt auszustellen - als Ersatz für die beim Brand in Nürnberg-Gostenhof schwer beschädigte, angeblich "baugleiche" 01 150.
- 2006 wurde hauptsächlich verhandelt und gestritten, so dass die 012 nur einen Auftritt beim Bahnhofsfest in Bebra hatte, wo sie früher einmal beheimatet gewesen war.
Die Dampffahrten-lose Zeit nutzen die REF zur äußerlichen Wiederaufarbeitung von 2 Dampfloks des DB Museums: Die ehemalige Lingener Denkmallok 82 008 und insbesondere die 94 1692, die bei einem früheren Brand des Eisenbahnmuseums in Hamburg-Wilhelmsburg schwer beschädigt worden war. - Für die traditionelle Nikolausfahrt 2006 richteten die REF eine Charteranfrage an DB Nostalgiereisen. Die Anfrage wurde mit einem Angebot beantwortet, allerdings lag dieses um 60% über dem Vorjahrespreis.
- 2007 wollten die REF eine Sonderfahrt zum "Dampf-Rundum" organisieren. Den dafür benötigten Wagenpark gab das DB Museum nicht zu vertretbaren Bedingungen heraus. Die DB-AG-Tochter Regionalbahn Schleswig-Holstein GmbH wollte Nahverkehrswagen zur Verfügung stellen, schließlich war aber nur noch das bloße Ausstellen der 012 auf den Flensburger Hafenbahngleisen möglich. Siehe auch das Bild auf der Wikipedia-Seite über die BR 01.10:[list] http://de.wikipedia.org/wiki/Baureihe_01.10
Für die beiden Vereinsmitglieder, die die Dampflok nach Flensburg und zurück nach Neumünster gefahren hatten, erhielt der Verein später eine Rechnung über den Einsatz von Tf-Personal der DB AG in Höhe von 800,- EUR...
[*]Nachdem die REF die 012 wie zu jedem Jahreswechsel winterfest konserviert hatten, entkonservierten sie die Dampflok im Frühjahr 2008. Dies veranlasste die DB AG erneut zu einer Vertragskündigung. Nachdem die DB AG es nun schon verboten hatte, die 012 zu bewegen, ja sogar, sie überhaupt anzufassen, wurde im November 2008 ein Besucherverbot für das Bw Neumünster verhängt.
[*]2009 entschied das Landgericht Frankfurt/M., dass die Kündigung der DB AG rechtens sei, weil die REF sie durch öffentliche Darstellungen in ihrer Vereinszeitung und im Internet angeblich verunglimpft hätten. Der DB AG als Wirtschaftsunternehmen könne es nicht zugemutet werden, öffentlich negativ dargestellt zu werden.
[*]Gegen diese gerichtliche Entscheidung legten die REF Berufung vor dem OLG Frankfurt/Main ein.
[*]Letzter Stand: Der neue Bahnchef Grube hat den Generalbevollmächtigten für Marketing und Kommunikation Ralf Klein-Bölting, dem auch das DB Museum unterstand, entlassen. Hintergrund: Die DB AG hatte im Jahr 2007 für knapp 1,3 Millionen Euro vorproduzierte Medienbeiträge, Leserbriefe, Meinungsumfragen und Äußerungen in Internetforen ausgegeben, bei denen die Bahn nicht als Urheber erkennbar war. Auch die REF waren davon betroffen gewesen:
http://www.rendsburger-eisenbahnfreunde....ent/view/141/1/[/list]Denke ich an die Freunde aus Neumünster, wünsche ich mir "einfach nur" einen Mega-Jackpot-Gewinn im Lotto. Die REF haben Darlehen über mehrere Hunderttausend Euro aufgenommen, die DB AG lässt sie die Kostenbeteiligungen für den Erhalt der 012 100 jedoch nicht wieder hereinfahren...
Freundliche Grüße
K-P