Ein Portalkran aus der Restekiste - und wie es dazu kam
Auf der Rückfahrt von einer Dienstreise nach Stuttgart - natürlich mit dem ICE! - schaute ich zwischen Ulm und Augsburg aus dem Fenster, als mich bei der Durchfahrt durch Dinkelscherben der Blitz traf. Gab (und gibt) es dort unmittelbar hinter dem Bahnhofsgelände ein Werk für Bewehrungsstahl mit Gleisanschluss! Eigentlich ein wunderbares Thema für den Epoche-5/6-Bahner, denn wo gibt es an kleinen Bahnhöfen noch Anschließer mit hohem Bahnfracht-Aufkommen. Leider huschte das so schnell vorbei, dass es für Fotos nicht mehr gereicht hat - leider. Inzwischen ist dort eine Schallschutzwand aufgestellt, so dass man bei einer Bahnfahrt nur noch unvollständige Sicht hat.
Aber es gibt ja Google. Google Maps liefert einen prima Überblick über das Werksgelände (Suchbegriff: "Bayerische Bewehrungsstahl Dinkelscherben"), und das Stichwort "Bewehrungsstahl", in Google eingegeben, liefert in der Kategorie "Bilder" so viele Bilder, dass man ein relativ gutes Verständnis bekommt, was in Dinkelscherben abgeht (übrigens sind sogar Bilder von dort dabei!). Angeliefert werden dort per Bahn haufenweise Drahtcoils mit unterschiedlichen Drahtstärken, aus denen Bewehrungsstahl-Matten, -Stäbe sowie Kleinteile (z.B. Kraneisen) hergestellt werden. Die Drahtcoils sind auf dem ganzen Gelände in bis zu 6 Coils hohen Stapeln aufeinandergeschichtet. Die Endprodukte werden auf dem recht weitläufigen Gelände in Stapeln gelagert, das ist aus dem Satellitenfoto in Google-Maps recht gut ersichtlich. Die Stahlmatten sind einfach aufeinander gestapelt, die Stäbe werden von irgendwelchen Gestellen zusammengehalten. Die Kleinteile werden vermutlich von einem Drehkran, in Kisten verstaut, ebenfalls auf den Aussengelände gelagert. Zu vermuten ist, dass das Drahkörbe sind (da bin ich mir allerdings gar nicht sicher).
Es gibt auf dem Gelände drei Portalkran-Anlagen, die das schwere Material bewegen, ausserdem den schon genannten ortsfesten Drehkran. Abtransport erfolgt vermutlich größtenteils per LKW, aber es dürften wohl auch Waggonladungen mit der Bahn verfrachtet werden.
Ursprünglich hatte ich vor, dieses Epoche5-Thema ganz separat von meiner Anlage aufzubauen. Die entsprechenden Kräne findet man bei Kibri und Vollmer, und als Produktionshalle hätte ggf. ein Ellok-Schuppen herhalten müssen. Aber inzwischen habe ich mich entschlossen, das Thema ins Ende der 1920er Jahre zu transferieren, denn meinen Recherchen nach wurde zu der Zeit Stahlbeton in wachsendem Maße eingesetzt. Transport der ein- und ausgehenden Ware geht komplett per Bahn mit Rungen- bzw. Schwerlast-Wagen.
Die Produktionshallen werde ich aus dem Auhagen-Programm aufbauen, dort gibt es ja jetzt die wunderschönen Ziegel-Gebäude. Als erster Kran ist bereits der Portalkran von Piko montiert, der bekommt aber eine längere Kranbahn (Selbstbau). Da ich aber zwei Portalkräne einsetzen will, sollte es ein anderes Modell werden, sonst wird das von der Optik zu langweilig.
Die Suche nach "Portalkran" in Google hat jede Menge Bilder des Vorbildes zutage gefördert und dem Thema eine völlig andere Wendung gegeben ...
Das, was die folgenden Fotos zeigen, ist mehr oder weniger aus meiner Bausatz-Restekiste entstanden. Am Freitag Nachmittag nahm die Idee Gestalt an und duldete keinen Aufschub mehr. Das Zwischenergebnis Samstag-Morgens um Zwei war das hier:
Stahl-Fachwerk: Stako-System von Auhagen
H-Profile (2x2 und 4x4): Modellbau-Bedarf
Lauf-Bleche: Auhagen
Geländer als Absturzsicherung: Faller-Teile
Aufstiegsleiter: Kibri (übriggeblieben von der Feldschlösschen-Brauerei)
Hier ein detaillierterer Blick auf die "Haxn", die ich aus vier alten Fleischmann-Güterwagenachsen hergestellt habe. Die weißen H-Profile sind aus dem Modellbau-Fachhandel.
Es folgt der Bau der Verkleidung aus einer Bretterplatte von Vollmer. Man sieht aussen allerdings die glatte Rückseite. Vorteil: die Bretterfugen kann man hernehmen, um die Verkleidung an den H-Profilen sauber auszurichten.
Stand der Dinge heute morgen:
Heute abend geht es (hoffentlich!) weiter mit der Laufkatze und der Kranführer-Kabine, den Elektro-Anschlusskästen, weiteren Geländeteilen - und natürlich Lackier- und Patinier-Arbeiten.
Viel Spaß beim Anschauen!
Grüße, Randolf