Hallo "Stefan7" und Michael,
@Stefan7: wandelndes Lexikon? Eher nicht Da wird der Kopf so schwer Ich weiß halt, wo ich nachschlagen muss. Wir haben über die Firma Zugriff auf die technische Bibliothek der TU Braunschweig. Und da die Jungs dort eine umfangreiche Eisenbahnabteilung haben, findet man auch manches historische Dokument. Ausleihen, kopieren, fertig!
Mit dem Wissen ist das so eine Sache: je mehr man in so eine Materie eindringt, umso mehr stellt man fest, was man alles NICHT weiß über das Thema. Und deshalb sollte man nie den Mund zu voll nehmen, es könnte jemand da sein, der es besser weiß. Mir macht es Spaß, das Thema aufzubereiten, dass nachvollziehbar wird, wie es geht. Hier freue ich mich besonders darüber, wenn sich ganz unerwartet zusätzliche Info auftut, mit der das Thema weiter vervollständigt werden kann. Aber fertig ist man hier wohl nie - dazu ist das alles zu komplex.
Was übrigens nicht geht, ist, solche Telegraphenmasten entlang einer Oberleitung aufzustellen. Das ist aus Gründen der elektrischen sowie der Stösicherheit bei der Bahn nicht erlaubt. Bereits bei der DRG verschwanden dann die Fernmeldekabel in der Erde. Was Du aber auf alle Fälle machen kannst, das sind 4-polige Masten zur Stromversorgung von Häusern. In unserer Gemeinde gibt es noch etliche Häuser, die den Starkstrom per Luftleitung erhalten. Und da gibt es nach wie vor Holzmasten und Porzellan-Isolatoren.
@m-stieber: ganz schön was los hier Ich bin auch froh, dass es zur Zeit munter voran geht. Stillstand vorerst nicht in Sicht ...
Leitungen spannen: bei 64 Leitungen landest Du mit tödlicher Sicherheit in der Klapsmühle. Es dürfte Dir wohl nie gelingen, alle 64 Leitungen gleichzeitig schön straff und mit definiertem Durchhang hinzubekommen. Und alles andere sieht einfach Sch ... eußlich aus. Im EJ stand vor ein paar Jahren ein Bericht, wie man derlei Telegrafendrähte in geordneter Weise "straff" zieht. Gezeigt war das aber für eine Nebenbahn mit - glaube ich - vier Leitungen! Und schon da war das ein fürchterliches Geduldsspiel. Außerdem müssen die Teile zwecks Arbeiten auf der Anlage abnehmbar sein. Und das geht mit Verspannung gar nicht zusammen.
Ich habe sehr viele Fotos zum Thema studiert. Das hat mir gezeigt, dass man die Drähte aus einer gewissen Entfernung auch beim Vorbild nicht wahrnimmt: sie sind so dünn, dass sie optisch "verschwinden". Daher habe ich dieses Thema ad acta gelegt.
@DeMorpheus: Bereits dieser eine Mast macht "Reichsbahn"-Atmosphäre schier handgreiflich. Ich hätte nie gedacht, dass das SO EINE durchschlagende Wirkung hat. Ich bin total ungeduldig, hier weiterzubauen, denn das wird optisch der Hammer!
Warum sind die Zangen bei mir waagerecht eingebaut? Antwort gibt hier die vollständige Stelle, die das Bild des Dokuments nicht mehr vollständig wiedergibt: "Die Festigkeit langer Streben (länger als 5,00 m) wird erhöht durch Anordnen einer Zange oder Querverbindung, die mit der Strebe einen rechten Winkel bildet und die freie Strebenlänge halbiert. […] Liegt jedoch der Angriffspunkt des Drahtzuges in größerer Höhe über dem oberen Strebenende und besteht somit die Gefahr einer zu starken Durchbiegung der Stange selbst, so ist die Zange bzw. Querverbindung waagerecht anzubringen". Der Endmast, den ich als ersten dargestellt hatte, hat eine Höhe von umgerechnet 11 Metern. Und bei dem ist genau die beschriebene Gefahr gegeben. Genau das finde ich so spannend: wenn man die Verordnung liest und das gleichzeitig im Modell baut, wird nachvollziehbar, wie die einzelnen Punkte dieser Bau-Verordnung gedacht waren. Und das macht aus physikalisch-technischer Sicht sehr viel Sinn. Und mir einen Mords-Spaß!
@Rückblock: ja, das Singen der Drähte *seufz*! Als Junge habe ich mit dem Ohr am Masten gehangen und mich in die Ferne geträumt, wenn besonders im Winter der Wind in den straff gespannten Drähten Harfe spielte.
Was die Zahl der Leitungen angeht: Mühlfeld liegt an einer eingleisigen Hauptbahn, von denen es zu Zeiten der DRG etliche gab. Heute gibt es die auch noch, z.B. die Strecke München - Garmisch - Innsbruck. Voll ausgebaute Hauptstrecke incl. ICE. Auf solchen Strecken gab es auch umfangreiche Telegraphenleitungen. Außerdem liest man in der DRG-Bauvorschrift, dass eine Teilung in Bahn-Leitungen und Post-Fernmeldeleitungen vorgesehen und üblich war. Wenn man das in die Überlegungen mit einbezieht, geht das wohl in Ordnung.
Grüße, Randolf