Hallo und zum zweiten Teil:
Ja Kleinkunst ist wirklich das richtige Wort. Ich muss sagen dass ich noch vor 1-2 Jahren eigentlich viel zu ungeduldig für solche Fizzeleien war. Aber nach den beiden Dioramen schreckt mich jetzt fast nix mehr:
Auf Kerstins Diorama sitzt ein Buntspecht auf der Eiche. Man kann sogar erkennen das es einer ist
Die Lampe auf meinem ist Eigenbau usw... Auch wenn einem am Anfang die Geduld und das Fingerspitzengefühlt fehlt. Das kommt mit der Zeit. Hat bei mir auch etwas gedauert… Nichts ist unmöglich
Wegen unserer Anlage: Die ruhte während des Dioramabaus. Wir haben ca. 4 Monate regelmässig an Wochenende an dem Dioramen gebaut.
Hier nun einige Baubilder:
Der erste Rohbau:
Die Grundplatte ist 4 cm Styrodur. Den Flusslauf und die Unebenheiten der Landschaft vorne (unter dem Bahndamm) hab ich mit einem Cutter geschnitten. Einfach langsam, Schicht für Schicht mit einem scharfen (!!!) Cutter abtragen.
Die Felsen sind aus Puren grob vorgeschnitten. Also die Form ganz grob mit einem Cutter zugeschnitten bzw. Einzelteile aufeinander geklebt. Die Felsen vorne sind bislang nur hingestellt, die hinter der Bahnlinie mit dem Untergrund verklebt.
Der Turm der Ruine steht auf 4 Schichten Styrodur (16 cm). Hier als Simulation der Höhe auf zwei Blöcken.
Wie die Ruine genau aussehen wird, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Einen großen Schritt weiter:
Alle Gipsteile sind bemalt und aufgebracht (aufgeklebt). Die Felsen modeliert und bemalt. Sowie der Untergrund mit Umbra (ich nenne es Nato-Oliv) bemalt. Ist einfach Umbra aus dem Baumarkt.
Die Schienen sind auf Form gebracht. Dazu einfach mit einer Trennscheibe auf unserem geliebten Pebaro Akku-Bohrer, die Gleise im passenden Winkel abgetrennt und genau auf Passung geschliffen (Schmiergelpapier).
Der Baum ist ein alter Versuch von Kerstin, der mal Probestehen durfte.
Die Landschaft bis zur Bahnlinie hatte ich im Kopf, sprich das war einfach. Aber das dahinter, vor allem die Ruine war wesentlich komplizierter. Das hat mich einige Abende gekostet bis ich da die zündende Idee hatte.
Nun einige Gips-Details:
Das ist das Spörle Pflaster und davor der Bohlenbahnsteig von Modellbau Joachim. Insgesamt sind die Spörleformen deutlich besser. Aber auf dem Diorama wurden einige Joachim-Formen verwendet. Der Bahnsteig wurde in aufgeklebter Form bemalt. Etwas umständlicher als wenn man ihn vorher bemalt.
Hier der Bahndamm mit dem Treppenaufgang:
Das ist alles durchweg Spörle. Der Rundbogen ist der obere Teil eines Tunnelprotals. Einfach die Seitenteile absägen, fertig ist die Laube
Die anderen Teile sind alle mit der Laubsäge aus Wandplatten heraus gesägt und dann die Schnittkante mit spitzen Gegenständen (Feilen, Messer, kleine Stemmeisen, oder ähnlichem) die Steine nachmodelliert.
ACHTUNG: Ihr könnt Spörle Formen mit verschiedenen Gipshärten giesen: Weicher Gips bricht schnell - harter Gips weniger schnell ABER weicher Gips lässt sich sehr gut modellieren - harter Gips logischerweise wesentlich schlechter. Hier sollte jeder einen guten Kompromiss finden. Teile die ich nicht bearbeite können aus hartem Gips sein. Teile die ich bearbeiten möchte, sei es Steine nachmodellieren oder "altern" (zerkratzen und altern der Steine) würde ich aus weicherem Gips machen.
Die gebogene Wand
Die Ruine besteht hauptsächlich aus der Joachim Mauerform H0 einzeln gelegt. Diese Form ist (verglichen mit den Spörle Formen) extrem dick. Trotzdem lässt sie sich aber ziemlich biegen. Gips in die Form geben, etwas warten bis der Gips nicht mehr fliest. Wenn der Gips beim biegen bricht ist es zu spät Also der Gips soll weder fliessen noch brechen. Etwa 5 Minuten ist ideal (je nach Gipskonsistenz). Die Form über einen Runden oder irgendwie gebogenen Gegenstand legen (vorsichtig und langsam) und die Seiten (diese stehen gerne mal nach oben) etwas andrücken, z.B. durch einen schweren Gegenstand, so dass die Form an der runden Unterlage komplett und sauber aufliegt. Klappt nicht beim ersten Mal. Deswegen nicht aufgeben!!! Man kann sogar S-Kurven machen, wenn man eine passende Unterlage findet/baut. Mit den Spörleformen ist es etwas einfacher als mit dieser Form hier. Hier würde ich immer etwas härteren Gips nehmen.
Die Ruinenwand:
Diese war einfach nur ein Rest der übrig geblieben ist. Diese Wand war nie geplant. Ich habe einfach angefangen mit einem spitzen Gegenstand rumzuspielen. Die Wand ist aus sehr weichem Gips, deswegen war es extrem einfach die Rückseite (die glatt war) so zu modellieren wie ihr sie hier seht.
Das Fenster ist wieder mit dem Pebaro reingebohrt/reingefräst. Die Steine und Risse sind alle mit einem Stahhacken (Ein Griff mit einem Stahlstab, der vorne um 30 Grad abgewinkelt ist und spitz ist -> ähnlich einem Zahnarzt.. Ding/Hacken/wie auch immer das heißt).
Die glatte Wand (Putz) habe ich einfach mit der Spitze aufgraut, Scharten reingemacht, Risse usw. Hauptsache nicht unnatürlich glatt.
Wie gesagt im weichem Gips ist das supereinfach. Gelingt mal eine Stelle nicht, ein paar mal mit dem Finger drüberreiben (dann ist es wieder glatt) und nächster Versuch. Auch hier: Man nehme einen Rest, denke nicht viel, sondern fange einfach mal an…
Zu guter letzt der Turm:
Wieder die Joachim Mauern und die Spörle Stützen an den Ecken. Die Treppe ist Spörle, die Aussichtsplattform ganz oben, irgendein Rest der rumlag
Die Grundhöhe, bis dort wo der Preiser steht, ist die Höhe der Mauerplatten. Darauf aufgesetzt sind ausgeschnittenen Mauerteile. Das Innenleben ist aus Styrodur, wo die 4 Mauern aufgeklebt sind. Die Ecken waren nicht abgeschrägt. Einfach Kante auf Kante angesetzt.
Die Plattform auf der der Preiser steht (nicht sichtbar) ist eine Spörle Mauer, die ich mit Schmirgelpapier so lange abgeschliffen habe, bis sie glatt war (damit ein Preiser drauf laufen kann) aber die Ritzen der Steine noch sichtbar sind. Damit kann man wunderbar einen Natursteinboden erzeugen.
Die Kanten des Turmes wurde mit Schmirgelpapier abgeschliffen. Bis die Spörle Stützen passten. Diese wurden aufgeklebt und mit Gips bzw. Spachtelmasse versäubert. Links seht ihr, dass ich es gar nicht sogenau genommen habe. In Realität sieht das oft auch sehr "ausgebessert" aus. Wo Steinstruktur fehlte, wieder eingeritzt. Treppe und zweite Aussichtplattform aufgeklebt und fertig war die Laube.
Klingt so einfach, hat aber schon etwas gedauert bis es so war.
Zum Schluss wieder den Eingang und die Fenster ein-ge-"pebarot".
Zwei Kritikpunkte an dem Turm:
Die Treppe ist zu steil. Da kommen nur die ganz harten rauf
Der Turm wirkt irgendwie unrealistisch. Dachte ich… zum einen stellt der Turm einen klassichen Turmstumpf dar, der oft zu finden ist und vor Jahrzehnten oft für Touristen wieder aufgebaut wurde. Oft wurde hier der vorhanden Stumpf bis zu einer ersten Ebene wieder aufgebaut und ev. weitere Mauern darüber erhalten. Heute würde man das nicht mehr machen.
Vor einigen Wochen haben wir dann das gesehen:
Den Barbarossaturm am Kyffhäuser: (Link auf mein eigenes Bild geändert)
Ich habe den Turm vorher bewusst nie gesehen. Aber ich schätze dass ich ihn in meinem Unterbewusstsein hatte. Deswegen wohl auch die Ähnlichkeit.
So das waren die ersten Baubilder mit einigen Beschreibungen. Wenn ihr Fragen zu den Erklärungen habt, meldet euch, dann kann ich es gerne noch ausführlicher beschreiben.
Im nächsten Teil gibt es Bilder des fertigen Dioramas.