Hallo,
ein interessantes Thema. Da ich recht viele Experimente mit Nicht-Märklin-Fahrzeugen gemacht habe und darunter prominent an vorderster Stelle auch mit Roco, kann ich da auch einiges zu sagen. Allerdings haben gerade bei den Dampfloks bei mir immer folgende Regeln gegolten: Loks, die für einen R2-Mindestradius spezifiziert sind, kaufe ich nicht, da ich zwingend R1 fahren muss. Ich baue auch keine Roco-Dampfer von DC auf AC um, da nach bisherigen Erfahrungen die Anpassung der Radsätze eine äußerst diffizile Angelegenheit war bzw. ein völliger Austausch für einen Betrieb auf M-Gleis erforderlich gewesen wäre. Dadurch fehlen mir die größeren Roco-Dampfer, die diese Bedingungen nicht erfüllen.
Zu ein paar Maschinen kann ich aus eigener Erfahrung etwas zu sagen: Mit der alten 23 habe ich sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Es gab reproduzierbare Entgleiser auf K-Bogenweichen, die ich nicht in den Griff bekommen habe und für die m.E. die "Wackelkonstruktion" dieser Lok verantwortlich war. Die Lok wurde inzwischen ausgemustert. Das Fazit für mich daraus war, dass Roco sich mit dem nicht leicht zu konstruierenden puren Tenderantrieb schwer getan hat.
Desweiteren habe ich eine 18 201, die für mich erstaunlicherweise hier noch gar nicht erwähnt wurde. Diese Lok läuft trotz ihrer Größe auf allen Gleiskombinationen und auch dem R1 100%ig. Bevor man mir das auf's Butterbrot schmiert - ich weiß, dass es nicht gut aussieht, so eine große Lok durch so enge Radien laufen zu lassen. Es ist aber kein Problem, da es sich hierbei vornehmlich um Tunnelstrecken handelt, wo es mich nicht juckt.
Die oft geschmähte 93er habe ich auch - und zwar auch mit dem bekannten Produktionsfehler, wo erst Teile des Kardans gewechselt werden mussten, bis sie brauchbar wurde. Ansonsten ist die Lok aber bei mir höchsten durch ihre Fragilität aufgefallen. Die Laufeigenschaften waren bisher ok. Sie steht seit mehreren Jahren in der Vitrine - schauen wir mal, wie es aussieht, wenn sie wieder fahren muss.
Mit der 64 war ich zufrieden - allerdings erst, als der Mistdekoder, der darin werkelte, getauscht wurde. Für einen Austausch gegen die Märklin-Lok sehe ich keinen Grund.
Mit meiner P 4.2 war ich wegen schlechter Laufeigenschaften nicht zufrieden. Ich habe einen SB-Fauli mit doppelter Schwungmasse einbauen lassen, der die Laufeigenschaften zwar verbessert, aber immer noch nicht top macht. Ich weiß inzwischen, dass das vordere Getriebe (das in der Lok) anscheinend einen hohen Rollwiderstand hat, der das Auslaufverhalten des Motors stark negativ beeinflusst. Das wäre eigentlich ein substanzieller Reklamationsfall gewesen...
Die Mehrheit meiner Roco-Loks sind keine Dampfer - bei den Dampfern bevorzuge ich Fleischmann, aber dazu weiter unten mehr. Wo ich das so schreibe, fällt mir auf, dass ich mit den E- und Dieselloks von Roco wesentlich weniger Probleme hatte als mit den Dampfloks - die meisten waren einfach out-of-the-box vorzüglich.
Generell gilt, dass ich die Roco-Antriebe insbesondere dem Märklin-HLA gegenüber deutlich bevorzuge. Ich weiß, dass der HLA Kraft wie ein Bär hat, aber das zählt für mich weniger. Was für mich zählt, ist der sehr rauhe und latent unruhige Lauf dieses Antriebs (keine Schwungmasse; die Schwungmassenwirkung des selbsthemmungslosen Konzeptes wird durch die starken Magnete und das Verhalten des Gleichstrommotors aufgezehrt), der gerade in diesen Punkten keinerlei Chance gegen das Roco-Standardkonzept hat. Wenn ich die Wahl zwischen Märklin-HLA und Roco Standard habe, gewinnt deshalb Roco bei mir immer. Ich habe noch eine alte Märklin E40 mit traditionellem Antrieb und Eisengehäuse . Die werde ich in absehbarer Zeit verkaufen und durch einen Roco-Plastebomber ersetzen. Übrigens halte ich selbst Märklins SDS, was den weichen Lauf angeht, jenseits von allem Werbegetöse nicht für so "soft" wie den durchschnittlichen Roco-Antrieb. Nur die Faulis übertreffen ihn in dieser Disziplin.
Bevor es brauchbare Lastregelungen gab, fielen die Roco-Loks insbesondere in der Zugkraft sehr stark gegenüber den Märklin-Antrieben ab. Sehr auffällig war das bei der oben erwähnten 18 201, bei der man bei Berg- und Talfahrt ständig nachregeln musste. Mit der Lastregelung halte ich die Zugkraft der Rocoloks zumindest für ausreichend - ein Thema ist das für mich nicht mehr.
Mit Rocos Konzept des Kardanantriebes zur Lok habe ich im allgemeinen kein Problem - dieses Konzept funktioniert und sorgt auch für ausreichend Zugkraft. Bei extremen Langsamfahrten sieht man allerdings durch leichtes Ruckeln das Spiel im Getriebe. Außerdem sollte Roco die Kardane selbst rund und nicht eckig fertigen. Bezeichnend fand ich hier einen Eisenbahn-Romantik Bericht über die Driburger Modellbahnshow, bei der man im Film die Kardane bei den 44ern immer schön blinken sah . Wären sie rund, fiel das nur halb so sehr auf.
Aus Märklinisten-Sicht halte ich i.a. die Fleischmann-Dampfer für die bessere Option gegenüber den Roco-Loks, und zwar trotz des reinen Tenderantriebs. Fleischmann hat/hatte das immer sehr gut im Griff - sowohl Zugkraft als auch Laufsicherheit der Loks mit angetriebenem Tender waren nach meiner Erfahrung ok. GFN Loks lassen sich wegen kompatibler Radsätze leicht umbauen, kommen gut mit R1 zurecht, haben einen qualitativ soliden Kunststoff und lassen optisch keine Wünsche offen. Inwiefern das in Zeiten reduzierter Spurkränze noch gilt, weiß ich nicht. Der Rundmotor ist technisch überholt - wo Blockmotore verwendet wurden, ist eine Schwungmasse Pflicht. Das Fehlen davon ist m.E. der größe Mangel bei der BR 56 und der P8 Wanne von GFN. Von der Optik definierte GFN nach meiner Meinung bisher die Meßlatte, an der sich alle anderen vergleichen lassen mussten. Es sieht wohl so aus, dass das nach der Übernahme vorbei ist - sehr schade .
Zitat von Meise
ich erhielt nämlich einfach eine PN mit der Auflistung seiner Roco AC Dampfer und auch gleich ein paar Fleischmänner dazu mit der Aussage, er würde mir gerne ein paar seiner loks einfach kurz ausleihen bzw. zuschicken und ich könnte dann selbst in ruhe auf meiner anlage testen.
RESPEKT und HUT AB - geniales Angebot - verdammt nobel und unglaublich.... klasse[/color]
ich freue mich schon auf das testen und hoffe, ich kann mich irgendwann einmal für diesen riesendienst auch revanchieren.
Glückwunsch, Guido, das ist eine hervorragende Situation, bei der Du unter Deinen Gegebenheiten optimal testen kannst. Ich fände es interessant, wenn Du uns die Ergebnisse wissen lassen würdest.
Viele Grüße
Ulrich