Planung – endlich konkret!
Eine Beispiel-Planung
Anhand des Beispielraumes des letzten Kapitels möchte ich nun aufzeigen, wie eine konkrete Planung ablaufen könnte. Wichtig: es handelt sich dabei um eine Möglichkeit, jeder Modellbahner wird seinen eigenen Stil und Weg finden und der Plan ist als Vorschlag, nicht als fertige Anleitung gedacht.

Grösse und Form der Anlage sind bekannt und im Rahmen der Raumplanung habe ich mit verschiedenen Minimalradien überprüft, in welcher Form eine Streckenführung möglich wäre. Ich habe dabei den unerreichbaren (dunklen) Bereich bewusst nicht eingeplant. Die Aussenkurve im linken Schenkel ist optisch nicht optimal (Wagen-Übergänge werden gegen den Betrachter geöffnet), aber mit einem Mindestradius von 70 cm (blau) dürfte sich dieser Effekt nicht allzu störend auswirken.
In der Zwischenzeit habe ich mir Gedanken zu den Fragen der vorangehenden Seite gemacht. Auf meiner Anlage möchte ich eine fiktive Nebenbahn in den 70er Jahren (Epoche IV) darstellen. Der rechte Anlangenschenkel bietet sich förmlich für einen Endbahnhof an; alternativ wäre auch ein Zwischenbahnhof in Kopfform denkbar, so dass zwei Strecken zum Bahnhof führen. Da ich die Anlage für einen bis maximal zwei Spieler und mit einigen zusätzlichen Betriebsstellen planen möchte, entscheide ich mich für einen Endbahnhof. Die konkreten Masse für die Beispielanlage ergeben sich aus dem zur Verfügung stehenden Raum und der gewählten Eingriffgrenze von 80 cm.

Als Erinnerung: der dunkelgrüne Bereich ist nicht erreichbar. Es ist denkbar, in diesem Bereich einen Anlagenabschluss in Form einer Kulisse zu planen. Aufgrund der Masse erstelle ich nun eine Datei in einem Gleisplanungsprogramm; wer lieber von Hand zeichnet, wird sich die Grundform der Anlage im Massstab 1:10 aufzeichnen. Dort kann dann mit den gewünschten Mindestradien die mögliche Lage von Kurven ausprobiert werden. Die erste Skizze umfasst nur eine mögliche Streckenführung. Dabei sind die wichtigsten Punkte zu kontrollieren:
- Abstände der Strecke zur Anlagenkante (Gestaltung des Randes, Absturzgefahr)
- Gegenbögen vermeiden
- Keine zur Anlagenkante parallele Geraden
- Aussenbögen (optische Wirkung)

Fazit: Die Streckenführung muss noch korrigiert werden! Der Abstand der Bogen im linken Schenkel muss erhöht werden. Dazu kann ich im Einschnitt in der Mitte die Kante etwas schräg legen, weil die Einschränkung der Eingrifftiefe dort nicht stört. Nun folgt die detailierte Gleisplanung. Der fiktive Endbahnhof soll über drei durchgehende Gleise verfügen: ein Bahnsteiggleis am Hausbahnsteig, ein Aufstellgleis für Güterwagen (mit Hilfsbahnsteig) und ein Verkehrsgleis. Dazu sollen ein Rampengleis für eine kombinierte Kopf- und Seitenrampe, ein Güterschuppengleis und ein Lokschuppengleis kommen. Das ist meine „Minimalkonfiguration“, die ich umzusetzen versuche:

Die Lage des Bahnhofes scheint in Ordnung, aber die Nutzlänge der Gleise ist noch sehr knapp bemessen. Bis zu den Grenzzeichen belegte Gleise sind selten und sehen zu dicht gedrängt aus. Es wäre also wünschenswert, wenn die Gleislängen erhöht werden könnten. Die Strecke im mittleren Abschnitt der Anlage wirkt noch ziemlich steif. Hier müsste entweder mit einem Flexgleis ein sehr grosszügiger Bogen gebaut oder mit zusätzlichen Elementen eine optische Ablenkung ermöglicht werden. Doch versuchen wir erst, die Gleislängen zu erhöhen:

Für die optische Wirkung der Anlage sind die Bogenweichen ein Gewinn! Es gilt allerdings aufzu-passen: gerade „enge“ Bogenweichen der kleinen Radien sind häufig nicht durchgehend im Bogen gelegt, sondern aus einer Geraden und zwei versetzten, aber vom Radius identischen Bögen gebildet. Die hier verwendeten Bogenweichen stammen, wie alle Weichen und die DKW aus dem Gleisprogramm „RocoLine ohne Bettung“ von Roco. Der Winkel beträgt 15°, hier wähle ich die steileren Weichen um den Platz besser nützen zu können. Die Bogenweichen entsprechen den Radien R9/10 und R5/6.

Da ich persönlich ein grosser Freund des intensiven Rangierbetriebes bin, wünsche ich mir für diese kleine Anlage noch zusätzliche Betriebsstellen. Im mittleren Teil würde ein abzweigendes Gleis die etwas steife Geometrie kaschieren. Zum anderen wäre ein Anschlussgleis auf der Strecke ein betrieblich besonders Schmankerl: eine solche Weiche wäre mit einem Schloss gesichert. Der Schlüssel ist im Fahrdienstbüro des Endbahnhofes aufbewahrt. Die Strecke muss für die Sperrfahrt von den Fahrdienstleitern beider angrenzenden Bahnhöfe gesperrt werden (daher auch der Name Sperrfahrt). Nun fährt eine Sperrfahrt auf die Strecke und kann mit dem Schlüssel die Weiche freigeben, um so die Holzrampe zu erreichen. Der Schlüssel kann nur in Grundstellung der Weiche (Durchfahrt für die Strecke) abgezogen werden. Anschliessend schliesst der Rangierleiter die Sperrfahrt ein und meldet die Grundstellung der Weiche dem Fahrdienstleiter – oder die Sperrfahrt kehrt unmittelbar nach der Zustellung der Wagen wieder in den Bahnhof zurück. Diesmal wird der Fahrdienstleiter die Erlaubnis zur Einfahrt mit dem Einfahrsignal geben. Wenn die Sperrfahrt wieder im Bahnhof eingetroffen ist, wird der Fahrdienstleiter die Sperrfahrt wieder abmelden und die Strecke ist wieder befahrbar.

Nun ist die grundsätzliche Geometrie der Anlage geplant. Empfehlenswert ist nun ein provisorisches Auslegen der Gleise, besonders im Bereich des Bahnhofes. Alternativ kann auch ein Gleisplan 1:1 ausgedruckt und als Stellprobe die gewünschten Fahrzeuge bzw. Zugskompositionen darauf in Augenschein genommen werden. Je nach gewünschtem Realismus-Grad kann man sich nun einen Fahrplan erstellen, das geschätzte Güteraufkommen berechnen und auf dieser Grundlage auch für den Güterverkehr eine Planung (Anzahl empfangener/versandter Wagen) erstellen. Dies zu erläutern führte allerdings zu weit – ich möchte lieber noch einen Alternative zum Endbahnhof darstellen. Wenn der Bahnhof nicht End-, sondern Zwischenbahnhof in Kopfform ist, dann erhöht sich natürlich die Zahl der möglichen Fahrten rapide.

Es sind nun Zugskreuzungen und sogar Überholungen denkbar, die im Bahnhof stattfinden. Dazu kommt bei lokbespannten Zügen auch immer noch das Umstellen des Zugfahrzeuges – da kommt Leben auf die Anlage.