Zitat von Cougarman
Dinge wie Maßstäblichkeit spielten eine untergeordnete Rolle.
Besonders Wiking-Autos war nichts für Sammler, sondern diente als Beipack für die nicht mehr detaillierte Märklin-Spielzeugbahn.
Wiking erhielt praktisch keine Unterstützung von den Fahrzeugherstellern.
Der Formenbau war bei weitem noch nicht so fortgeschritten.
Um Konkurenz musste man sich keine Sorgen machen.
Und vor allem, die Plastikautos sollten billig sein.
Naja.
Zu ihrer Zeit waren Wiking-Modelle (ja, ich nenne sie bewußt so) sicher nicht "billig" und auch nicht schlecht. Die Märklin-Modellbahn ebensowenig -- verglichen mit dem heutigen Stand ist beides eher klobig, aber dieser Vergleich ist ja auch unfair. Man vergleiche nur mal alte Wiking-Autos mit z.B. Eko aus Spanien oder auch den Ladegutmodellen der Märklin-Autotransporter -- DAS war billig. Wiking hingegen hat damals durchaus Aufwand betrieben.
Nur zwei Beispiele: der Kühlergrill des Hanomag Kurier mit dem gravierten (!) geschwungenen "Kurier"-Schriftzug, und die Tatsache, daß sie beim Käfer im Rahmen einer Modellpflege sogar den Türgriff vorbildentsprechend umgebaut haben. Spielzeug? Nicht wirklich!
Daß u.a. VW Werbemodelle bei Wiking bestellt hat -- wenn auch (meist?) die eigens dafür gefertigten, m.W. nicht im Handel erhältlich gewesenen 1:40-Modelle -- und somit der Schnack von der fehlenden Unterstützung der Autoindustrie widerlegt ist, wurde ja schon gesagt. Klar haben die keine CAD-Daten geliefert ...
Und zum Thema Maßstäblichkeit: klar waren die Modelle damals 1:90, aber das wurde auch in den Prospekten klar kommuniziert. Damals war 1:87 als H0-Maßstab noch nicht so eindeutig festgelegt -- Fleischmann war gerade dabei, von 1:82 auf 1:85 umzustellen ... Und Wiking legte durchaus schon Wert auf Maßstäblichkeit, wie auch dem Slogan auf der ersten Seite des 1968er Kataloges zu entnehmen ist:
"Die Miniatur-Modelle maßstäblicher Wirklichkeit und richtiger, gegenseitiger, Größen-Verhältnisse"
Man vergleiche etwa die Spielzeuge von Siku oder Matchbox, bei denen sich der Maßstab nach allem Möglichen richtet -- Mondphase, Reispreis in China oder danach, daß das Modell noch in die genormte Standardverpackung paßt, man weiß es nicht so genau.
Nein, Wiking ist nicht nur Spielzeug gewesen. Die Standards und die Anforderungen waren andere als heute, aber sie waren hoch. Und die Modelle wurden ihnen gerecht -- der Kult kommt nicht von irgendwoher. Aus dem Hause Peltzer kam solide Qualität, auf die man sich verlassen konnte -- mit ganz ganz wenigen Ausnahmen. Gefühlt würde ich sagen, daß heutzutage von allen Herstellern -- ja, auch Herpa, auch Brekina, auch Wiking selber -- prozentual sehr viel mehr Gurken herausgebracht werden als damals von Wiking. Natürlich bezogen auf die damaligen bzw. heutigen Ansprüche. So verhunzte Modelle wie den Herpa-Opel Manta B, die Brekina-Kastenente oder die Herpa-Borgward Isabella gab es von Wiking (zur verglasten Epoche) nicht. Und wenn man nur die Oldtimer-Modelle betrachtet -- also die, zu denen es auch heute keine CAD-Daten gibt --, dann wird es noch viel finsterer.
Und mit ein wenig Farbe und ein paar Zurüstteilen können die alten Wikinger z.T. auch heute noch mithalten. Das waren schon Künstler damals da bei Wiking im Formenbau.
Liebe Grüße, Ermel.