Hallo „erwa20“,
Kommt aus der Schweiz und verlinkt gleich auf die dlm-ag Roger Wallers – klingt nach "innerem Zusammenhang"...
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Nehmen wir mal an jemand würde sich an ein solches Projekt heran wagen, wie könnte das dann aussehen?
So wie meine „Gerda“. Nein, im Ernst: Eine „Gerda“ wäre etwas für eine sehr begrenzte anwendungstechnische Nische, z.B. für ein EVU, das in geothermal interessanter Region angesiedelt ist (Karte siehe z.B. unter http://www.volker-goebel.de/Geothermiekraftwerk_SN.html) und nicht nur mit dieser Lok Rangier- und Übergabefahrten erledigen möchte, sondern auch am Wochenende mal einen Touristikzug von A nach B bringen. Daher der Erhalt des historischen Gewandes. Im Übrigen meine ich, dass eine solche Maschine von den (Um-)Baukosten wie auch von den Betriebskosten her (alles immer unter der Prämisse, dass es überhaupt ginge!) unterhalb einer CO2-produzierenden Verbrennungsmotorlokomotive zu stehen kommen müsste.
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Zunächst mal müsste eine passende Dampfquelle gefunden werden, um das Wasser im Kessel auf 180°C zu erwärmen müsste diese Damfquelle eine wesentlich höhere Temperatur bringen, sagen wir mal 250°C. Und der notwendige Druck? Etwa 30 Bar müssten es sein, für Hochdrucklokomotiven wohl bis 45 Bar (geschätzt). Lässt sich das aus einer aus geothermalen Quelle rausholen?
Gute Frage. Entscheidende Frage. Auch von der Frage her, was dampftechnisch (Drücke, Überhitzung...) mit welchem Aufwand (Kosten?) heutzutage machbar ist. 238Grad werden z.B. unter Mecklenburg-Vorpommern erwartet (siehe obigen Link), zu den Drücken kann ich nichts sagen.
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Zum Fahrzeug: Ein GTW dessen Antriebsteil durch eine Dampfspeicherlok ersetzt wird erscheint mir unpraktisch.
Stimmt natürlich. Hatte ich ja schon geschrieben... – wäre aber sicherlich eine optisch interessante modellbahnerische Herausforderung..!
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Eher wäre es eine Einheit mit Antriebsteil an einem Ende. Anders als bei den erwähnten Rangierlokomotiven müsste ein solcher Zug vernünftiger Weise eine Höchstgeschwindigkeit erreichen welche es erlaubt mit aktuellen Fahrzeugen mitzuhalten. Die Reichweite (in Km) mit einer "Füllung" dürfte ein mehrfaches dessen betragen was eine Rangierlok erreichen muss.
Auch völlig richtig. Was ich nicht verstehe: Ich nehme eine bestimmte Menge Dampf eines Energieäquivalentes X. Wenn ich jetzt einen Parameter um einen Faktor – sagen wir mal zehn – reduziere müssten doch die anderen Faktoren, da das Energieäquivalent ja konstant bleibt, um eben diesen Faktor steigen. Heißt: Wenn X genügt um 6 – 8 Stunden lang 2000t-Garnituren und sei es nur mit Schrittgeschwindigkeit zu befördern – wie verschieben sich dann die Parameter Geschwindigkeit und Reichweite nach oben, wenn ich es mit nur noch 200t Zuglast zu tun habe?
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Das "Auftanken" müsste rasch erledigt werden können, sicher viel schneller als bei den Dampfspeicherlokomotiven.
Korrekt. Blöderweise weichen hierzu die Angaben in der Literatur erheblich voneinander ab, zwischen 25Minuten (siehe http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?17,1171684) und mehreren Stunden. Dazu muss ich sagen dass bei mir Thomas Ausführungen höchste Glaubwürdigkeit besitzen; was er schreibt klingt so, als sei er schonmal dort gewesen. Doch auch dieses Problem halte ich für lösbar.
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Und der Unterhalt? Die Feuerung fällt weg, damit auch viel Unterhaltsarbeiten. Das Triebwerk der Dampflok bleibt aber. Man würde es mit Rollenlager ausrüsten, trotzdem bleibt ein gewisser Aufwand an Unterhalt. Auch der Kessel benötigt regelmässigen Unterhalt und Kontrolle (Druckbehälter).
Völlige Übereinstimmung, auch wenn ich mir erlaube in diesem Kontext wieder auf das Beispiel Mannheim zu verweisen, wo man von der Umstellung auf Dieselloks abgesehen hat, weil diese schlicht - von einigen weiteren Nachteilen abgesehen - zu teuer wären (http://home.arcor.de/steffenhartwich/gkmma.htm). Eine „Gerda“, die in einem Radius von x km rund um eine Thermaltankstelle Rangier- und Übergabedienste versieht oder ökologisch korrekten Tourismusverkehr auf einer Bahnstrecke zwischen zwei mit Dampftankstellen versehenen Endbahnhöfen verrichtet ist eine Sache. Viel spannender ist doch die Frage ob man Motoren wie diesen hier http://www.iav.com/_downloads/de/techn_v.../Dampfmotor.pdf (natürlich triebfahrzeuggerecht dimensioniert) geothermal speisen und damit zeitgemäße Schienenfahrzeuge wie unseren gedachten GTW ausstatten könnte.
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Bleibt noch der nicht überragende Wirkungsgrad der Dampfmaschine.
Ebenfalls völlig ACK. Und doch gibt es da wiederum etwas, was ich nicht verstehe: Irgendwann zu seligen Gymnasialzeiten haben wir gelernt, dass jede Umwandlung einer Energieform in eine andere mit einem Energieverlust einher geht. Wenn ich einen Dampfmotor welcher Art auch immer mit geothermalem Dampf antreiben kann, habe ich diesen Transferverlust nur einmal, nämlich bei der Umwandlung der Wärmeenergie des Dampfes in die Bewegungsenergie des Kolbens (ich simplifiziere).
Speise ich aber den gleichen Dampf erst in eine Turbine ein, die einen Generator antreibt der Strom erzeugt, dessen Strom wiederum (mit Leitungsverlusten) in ein Bahnnetz eingespeist wird, aus dem wiederum strombetriebene Fahrzeuge ihre Energie beziehen, die diese dann in ihren Elektromotoren erst wieder in Bewegungsenergie umwandeln bekomme ich IMHO eine regelrecht Kette an Energieübertragungsverlusten zusammen (abgesehen davon, dass ich in dieser Technik nur elektrifizierte Strecken bedienen kann und eine komplette Bahnstrominfrastruktur benötige). Wenn ich also die Energie, die in einer bestimmten Menge Dampf steckt mit 100% gleichsetze – wieviel % davon kommen in ersterem Fall effektiv am Rad an, und wieviel in letzterem?
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Ich denke deshalb das es eher kein solches Fahrzeug geben wir, auch wenn ich die Idee an sich gut finde....
Das ist schön! Man müsste mal Roger Waller und irgendeinen Geothermie-Papst zur Klausur in einen Raum einsperren, bis weißer Rauch aufsteigt – äh, Dampf...!
Grüße!
Christian