RE: Zeitgemäßes Begrünen Spur N

#1 von Richard2 ( gelöscht ) , 09.01.2011 20:37

Verehrte Modellbahncommunity,

bisher habe ich nur Erfahrung im Verlegen von Grasmatten, dem Setzen von Flaschenputzer-Stecktannen und dem Anpflanzen von Islandmoosbüschen.

Jetzt will ich aber auch eine schönere Landschaft mit den neuen Werkstoffen, elektrischer Begrasung, Verarbeitung von Foliagen, und den kleinen, feinen Geländeteppichen wie etwa Buschs Waldrand zum Setzen von Akzenten usw herstellen. Aus zahlreichen Landschaftsbauratgebern und Interviews von Modellbahnfachhändlern habe ich mir folgende grundsätzliche Vorgehensweise zusammengereimt:
Das komplette Modellbahngelände, außer den (Kork) Felsen - ich weiß, nicht state of the art aber ich bin ein Fan von Korkfelsen - und den Ansiedlungen und Straßen habe ich mit 2 Lagen Heki Geländekrepp überzogen. Da wo Wald oder auch nur einzelne Bäume gepflanzt werden, habe ich drei Lagen Geländekrepp aufgeklebt, damit die Bäume besser "wurzeln". Damit bin ich fast fertig. Jetzt stelle ich mir vor, dass es so weitergeht:
Als nächstes bestreiche ich flächendeckend mit einem uneingefärbten Ponal-Classic Wassergemisch (etwa 1:1) die komplette Krepppapieroberfläche, so dass sie hart und nicht mehr saugfähig wird (nur von oben). Danach will ich eine erdfarben eingefärbte Landschaftsbauspachtelmasse so verdünnt anrühren, dass man sie mit dem Pinsel aufstreichen kann und eine maximal 1mm dicke "Erdschicht" entsteht, so dass die Überlappungen der Krepppapierstücke darunter verschwinden. (Hat mir mein Modellbahnhändler geraten, der auf streichfähigen, eingefärbten Moltofill schwört.)
Beim elektrischen Begrasen habe ich zwei grundsätzlich verschiedene Verfahrensweisen in Erfahrung gebracht. Methode 1 verwendet keinen Leim (habe ich im Eisenbahn Journal gelesen) sondern man soll unverdünnte dunkle Abtönfarbe (umbra) satt auftragen und da die Grashalme reinschießen. Nach Methode 2 soll man unverdünnten uneingefärbten Weißleim auftragen und da die Halme reinschießen, der dann transparent auftrocknet. In einem Faller-Ratgeger "Profi" - die alte Koryphäe Stein glaube ich war´s - wird empfohlen, zur Unterstützung der Einbettung während des offenen Leimbetts von unten gegen den Rahmen der Anlage mit der Flachseite eines Hammers zu schlagen, um durch die Erschütterungen die Einbettung der Fasern zu unterstützen. Das kann ich beim kleinen Probediorama natürlich nicht ausprobieren. Auf keinen Fall darf im Gegensatz zum Einschottern von Gleisen das Bindemittel mit Spüli entspannt werden, da sonst die Halme vor dem Austrockenen umfallen, habe ich gelesen. Lohnt sich die Verwendung der (teuren) speziellen Grasfaserklebstoffe für Elektrostateinsatz?
Ich bevorzuge für meine Kiefernwälder allerdings hellere Sandfarbentöne - ocker oder so - für den Boden zu verwenden, oder spricht da was dagegen? Ich will so etwas ähnliches wie den "Nürnberger Steckeleswald" anpflanzen. Die Kiefern habe ich vor zu stecken und von der Anlagenunterseite her mit einem Tropfen aus einer Heißkleberpistole, die ich mir noch kaufen muss, zu fixieren. Das habe ich auch gelesen, dass man das machen soll. Hält das? Reichen 3 Lagen Krepppapier oder soll ich bei den Bäumen eher noch eine 4. Lage Krepppapier aufbringen? Jetzt geht das noch. Ich bin mir auch nicht im Klaren, ob ich die Korkfelsen leicht farblich nachbehandeln soll und wenn ja wie. In der Literatur gibt’s es dazu gar keine Hinweise. Mir gefallen sie zwar auch unbehandelt ganz gut und ich habe schon eine Vorauswahl beim Einbau vorgenommen, aber das Bessere ist bekanntlich der Feind des Guten.
Wie bringt man Premiumbäume, die nicht gesteckt werden, sondern die einen Wurzelfuß zum Aufkleben auf die Landschaft haben in Hanglage dazu, dass sie senkrecht stehen? Habe dazu nichts gefunden in der Literatur.
Natürlich übe ich zuerst an einem Probediorama, aber ich wäre froh, wenn ich grobe Fehler von Anfang an vermeiden könnte, da die Premium Materialien ja auch nicht ganz billig sind. Gibt’s spezielles, was man für Spur N Maßstab berücksichtigen muss? Z.B. die Länge der Grashalme? Fallen lange Halme beim Trocknen leichter um als kurze? Die Landschaftsbauratgeber behandeln alle nur Spur H0-Landschaften und mein Modellbahnhändler baut auch ausschließlich im Maßstab 1:87.

Freundliche Grüße

Richard


Richard2

RE: Zeitgemäßes Begrünen Spur N

#2 von rmayergfx , 10.01.2011 13:17

Hallo,

habe mich von einem Buchtipp inspirieren lassen und statt Spezialkleber für den Elektrostaten Buchbinderleim benutzt !
Bin damit sehr zufrieden.

Den Elektrostaten hab ich mir selber aus einer Fliegenklatsche gebaut.. Anleitung gibts hier:http://bbutz.de/index.php?id=Gras-Master

mfg

Ralf


Der Computer soll die Arbeit des Menschen erleichtern und nicht umgekehrt!
Neue Kupplungen für Faller OHU Selbstentladewagen: viewtopic.php?f=27&t=82863
Kein Support per PN !


 
rmayergfx
ICE-Sprinter
Beiträge: 5.391
Registriert am: 07.07.2008
Gleise C-K-Flex-M-Gleis
Spurweite H0, Z, 1
Steuerung MS2, 6021, 60213
Stromart AC, Digital, Analog


RE: Zeitgemäßes Begrünen Spur N

#3 von Richard2 ( gelöscht ) , 11.01.2011 17:54

Hallo,

das mit der Fliegenklatsche probiere ich auch. Habe mir schon eine besorgt. Und 2 Teesiebe zur Auswahl wovon ich mich für eins entscheiden muss. Das grobe hat eine geschätzte Maschenweite von etwa 2 mm, das feine etwa 1,5 mm. Ich habe mal ein paar Schüttelversuche mit dem reinen Sieb ohne Hochspannung gemacht und Heki Sommerwiese Nr. 3360 verwendet, das eine Faserlänge von ca. 5mm hat. Bei beiden Sieben musste ich etwa 30-45 Sekunden über einer Stelle schütteln, bis sich so etwas wie eine Flächendeckung einstellt. Ist das normal oder zu lang? Ich denke dass man die Maschenweite auf keinen Fall >= Faserlänge nehmen soll, denn schließlich sollen die Halme ja mechanisch vorausgerichtet werden und nicht quer durchs Sieb passen. Da ich N-Spur baue und wahrscheinlich eine kürzere Halmlänge verwenden werde, werde ich mich für das feinmaschigere Teesieb entscheiden. Es gibt ja auch Fasern, die nur um die 2 mm Länge haben sollen. Soll man die Halme trocken verarbeiten? Ich denke ja, wg. der statischen Aufladbarkeit. Ich habe schon mal den Tipp bekommen, die Fasern vor der Verarbeitung mit einem kurzen Sprühnebel aus Wasser ganz leicht anzufeuchten.

Freundliche Grüße

Richard


Richard2

RE: Zeitgemäßes Begrünen Spur N

#4 von Richard2 ( gelöscht ) , 19.01.2011 19:18

Hallo,
mein Begrasungsgerät ist inzwischen fertig und ich wollte es natürlich so schnell wie möglich - an meinem Übungsdiorama - ausprobieren. Ich habe mich jetzt doch für das Sieb mit der gröberen Maschenweite (etwa 2 mm) entschieden.
Meine Vorgehensweise war die folgende: Die Geländespanten habe ich mit 2-3 Lagen Heki Geländekrepp 3111 überzogen. Das Geländekrepp habe ich trocken verarbeitet und nur die oberste Schicht mit unverdünntem Ponal classic eingestrichen und trocknen lassen.
Da ich ausgedehnte Kiefernwälder anlegen will, habe ich zur Probe noch eine Heki Kiefer aus dem Bausatz 1534 gepflanzt. Den beiliegenden Wurzelfuß habe ich mit einer Schmelzklebepistole auf die getrocknete Ponaloberfläche geklebt. Anschließend habe ich den Wurzelfuß für die Aufnahme des Baumstamms auf 3,5mm so aufgebohrt, dass der Baum senkrecht steht. Da ich in Spur N baue, habe ich die 160 mm hohen Kiefern um ein paar cm gekürzt und den Stamm so zugefeilt, dass er stramm in den aufgebohrten Wurzelfuß passt. Ich habe mich entschieden, die Bäume nicht in die aufgebohrten Wurzelfüße zu kleben, sondern lediglich zu stecken was ausreichend hält. Auf diese Weise kann ich den Waldboden auch später noch "supern", indem ich einfach alle Bäume herausziehe und trotzdem schon meinen Zug bald durch einen Wald fahren sehen, was mir als Spaßbahner wichtig ist. Zugeständnisse an die Optik muss man bei den nur gesteckten Bäumen nicht machen. Würde ich die Bäume einkleben könnte ich später am Waldboden keine Änderungen mehr vornehmen (z.B. Farne einkleben oder Rehe aussetzen). Die gesteckten Kiefern haben noch einen Vorteil. Bei meinen abnehmbaren Bergkuppen kann ich die Bäume jetzt nahe an die Trennstelle pflanzen und die Bergkuppen trotzdem abnehmen, ohne mich in den Bäumen zu verheddern und diese eventuell zu beschädigen. Vor dem Abnehmen der Bergkuppen ziehe ich die Bäume an kritischen Lagen einfach heraus. Noch ein Wort zu den Heki Kiefern. In der Bauanleitung steht nichts davon, dass man das Nadel-Vlies mit den Ästen der Baumrohlinge verkleben soll und ich habe das auch nicht gemacht. Das Vlies verstrüppt sich tatsächlich in den Verästelungen der Baumkrone und hält die Lage auch ohne einen Tropfen Kleber. Ich habe es lediglich so zerzupft dass eine lichte Krone entsteht durch die man etwas auf den Waldboden durchschauen kann. Theoretisch könnte ich nach einigen Jahren auch das Vlies der Baumkronen auswechseln, wenn es zu sehr verstaubt ist. Anfangs wollte ich die Kiefern ziemlich dicht aneinander stellen. Das hat dann aber so ausgesehen, als ob man wie ein Buschflieger über den tropischen Regenwald fliegt und mir gar nicht gefallen. Eine eher lockere Baumdichte mit Blick auf den Waldboden gefällt mir zumindest bei den Kiefern besser.
Nach der Kiefernpflanzung habe ich das Gelände mit Moltofill eingestrichen. Den Moltofill habe ich so eingestellt, dass er streichfähig ist und der Pinselstrich gerade noch verläuft. Außerdem habe ich den Moltofill mit Abtönfarbe eingefärbt. Einmal mit "ocker", das andere mal mit "dunkelbraun". Das Ganze ergibt eine ausreichend harte Oberfläche. Die Schnittkanten des Geländekrepppapiers sind nun nicht mehr erkennbar.
Nachdem ich so meine Probekiefer eingepasst hatte gings mit Spannung - im wahrsten Sinne des Wortes - ans Begrasen. Als Wiese verwendete ich Heki Grasfaser 2-3 mm static grass Sommerwiese 3360. Im vorhergehenden Beitrag habe ich geschrieben, dass die 3360 Wiese 5-6 mm Faserlänge hat, was nicht richtig ist. Um keinen Golfrasen zu erzeugen, hielt ich zusätzlich Faller Streumaterial sandbraun 170705 bereit.
Ich habe für den ersten Begrasungsversuch eine Fläche von etwa 20 x 20 cm mit unverdünntem Ponal classic - so wie er ausgeliefert wird - satt eingestrichen, aber nicht so stark, dass sich an Hanglagen Tropfen bildeten. Dann habe ich die Gegenelektrode am Rand dieser Fläche in den feuchten Untergrund gerammt. Ich benutze als Gegenelektrode übrigens nur eine Stecknadel mit Metallkopf an der ich die Litze zur Fliegenklatsche angelötet habe. Dann streute ich ohne Elektrostaten mit einem normalen Teesieb zuerst unregelmäßig etwas Faller Streumaterial 170705 auf um einen Waldbodenflair zu erhalten. Dann habe ich die Heki-Sommerwiese, so trocken wie sie aus der Verpackung kommt in das Sieb des Elektrostaten geschüttet und den Elektrostat eingeschaltet. Mit geringstmöglichen Abstand ging ich über die zu begrasende Fläche und schnippte mit dem Finger gegen das Teesieb oder schüttelte es auch leicht bis alles mit Gras bedeckt war. Als ich in der Nähe der eingesteckten Stecknadel war, berührte ich versehentlich mit dem Teesieb die Gegenelektrode. Ein bläulicher Hochspannungsfunke sprang über, es krachte und ich dachte schon jetzt ist der Elektrostat kaputt, was aber nicht der Fall war. Ich habe dann schleunigst die Gegenelektrode umgesteckt und werde vor dem nächsten Versuch den Stecknadelkopf mit etwas Schrumpfschlauch isolieren.
Das Ergebnis war auf Anhieb überzeugend. Ich hielt zum Vergleich eine Heki Grasmatte nach dem Trocknen und Absaugen neben meine Wiese und konnte keinen Unterschied feststellen. Das Ergebnis war genau so gut wie bei einer industriell gefertigten Grasmatte. Ich habe die Grasfasern weder einen Tag mit einem feuchten Tuch überdeckt noch einem Wassersprühnebel ausgesetzt und weiß auch nicht wozu das gut sein soll. Die Farbe des Untergrunds spielt auch keine Rolle wenn man eine Wiese im vollen Saft erzeugen will, sondern nur, wenn man eine ausgedünnte Vegetation darstellen will, wie z.B eine kahl gefressene Wiese auf einer Weide. Auch an Hanglagen mit 45 Grad Neigung kam es zu keinen Problemen. Weder lief der Ponal weg, noch gab es Probleme mit nicht stehenden Halmen.
Ich habe leider nur eine billige Kamera und kann keine Makroaufnahmen machen. Auch die Kiefer sieht auf dem Bild schlechter aus als in Wirklichkeit.

Erste Versuche mit selbstgebautem Elektrostaten


Als nächstes habe ich mir einen Fichtenbausatz und einen Laubbaumbausatz von Heki bestellt. Bei den Kiefern erhält man dank dieser modernen Vliese wunderschöne Bäume ohne großen Zeitaufwand. Allerdings werde ich die Baumstämme noch mit Abtönfarbe bestreichen, damit sie nicht so nach Plastik aussehen. Die Ansprüche steigen eben…
Freundliche Grüße
Richard


Richard2

   


  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz