Aus gegebenem Anlass habe ich einige Hinweise zur Zugänglichkeit der Modelleisenbahn und der genutzten Räumlichkeit zusammengestellt.
Der Aufstellort der Modellbahnanlage ist sehr unterschiedlich:
- Dachboden
- Kellerraum
- integriert in ein Wohnkonzept in einem Wohnraum
- usw.
In allen Fällen muss die Betriebssicherheit (der Eisenbahn und der Wohnung / des Hauses) gegeben sein.
- "Lebenswichtige" Schnittstellen im Haus / in der Wohnung wie
- Sicherungskasten,
- Absperrventile für Wasser, Heizung, etc. und vor allem
- Fluchtwege (Brandfall!)
dürfen nicht verstellt oder blockiert werden. Diese müssen sofort und jederzeit zugänglich sein! - Schnittstellen wie Fenster, Türen oder Lüftungsöffnungen sollten geöffnet und gewartet werden können. Ob man dazu erst einen Teil der Anlage abbauen muss, zur Seite schiebt oder wegklappt, spielt keine Rolle. Grundsätzlich müssen aber diese "Öffnungen" erreichbar sein.
- Die Stromversorgung sollte sicher sein, d.h. im Fall von Verlängerungskabeln sollten diese über ausreichende Durchleitung verfügen (abhängig von den angehängten Verbrauchern). Ich möchte hier nur daran erinnern, dass üblicherweise die Sicherungen im Haus / in der Wohnung mit 3500 W abgesichert sind.
Wer jetzt glaubt, die Betriebsicherheit der Eisenbahnanlage sei weniger wichtig, der wird sich spätestens nach dem ersten Unglück, das nach Murphy's Gesetz immer dort passiert, wo man eben nicht mehr dran kommt, in den Allerwertesten beißen wollen und stöhnen: "Warum habe ich nicht auf die Tipps gehört?"
- Ab einer Anlagentiefe von 80 cm ist die Erreichbarkeit nicht mehr gegeben
- Tunnelstrecken müssen so gestaltet werden, dass diese auf ihrer kompletten Länge per Hand erreichbar sind
- Anlagenebenen müssen einen ausreichenden Abstand (mindestens 25 cm) zueinander aufweisen.
Daher bitte darauf achten, dass (Unterscheidung nach Vorschlag von "wysiwyg79" Alex übernommen)
- Notfall-Zugriff für Havariebeseitigung
- Gestaltung und Wartung der Anlage
- Regelmäßiger Zugriff beim Betrieb der Anlage
Zu 1. gehört auch der Eingriff in den Schattenbahnhof. Hier kann man durchaus ans Limit gehen, z.B. indem man durch Verwendung eines Hockers / Trittbank die Stehhöhe vergrößert und so weiter hineinreichen kann. Im Schattenbahnhof können die vorderen Gleise geräumt werden, sollte in einem hinteren Gleis etwas schief gehen. Schmale Durchgreifschlitze zwischen den hinteren SB-Trassen sind nicht ideal, können aber im äußersten Notfall noch das Herausfischen eines entgleisten Wagens ermöglichen. Reparaturen sind hier aber kaum möglich.
2. Auch hier kann man die Stehhöhe vergrößern, es müssen aber alle Gleisanlangen und Landschaftselemente mit beiden Händen über einen längeren Zeitraum erreichbar sein. Das Ganze bequem und ohne Beschädigung von Gestaltungselementen im Vordergrund oder des eigenen Rückens.
3. Der regelmäßige Zugriff (z.B. auf Rangiergleise) muss jederzeit ohne die Verwendung von Hilfsmitteln zerstörungsfrei möglich sein. (Siehe mein Eingreiftiefenexperiment unten). Hier muss jeder für seine Anlage festlegen, was "regelmäßiger Zugriff" ist. Streckengleise oder Abstellgleise für fest gekuppelte Reisezuggarnituren könnten IMHO leicht außerhalb im "Notfallbereich" liegen.
Alex (wysiwyg79) hat freundlicherweise der Verwendung des "Eingreiftiefenexperimentes" zugestimmt.
Zitat
... Hier mal meine Version des Eingreifexperiments. Mir ging es da in erster Linie um die sichtbare Anlagenebene.
Bild 1: Gleishöhe Bahnhofsebene 115cm (so ungefähr)
Bild 2: Höhe der Aufbauten (z.B. Fahrleitung im Vordergrund oder Bahnhofsgebäude) plus Sicherheitsabstand = insgesamt 1,30m
Bild 3: Eingreifen, um den Hightech-Wagen-Simulator aufzugleisen oder zu entkuppeln
Bild 4: Messen des Abstands Anlagenvorderkante bis Gleismittellinie...
Was passiert, wenn der Abstand der Ebenen nicht ausreichend ist?
- Die Hand, die ein Fahrzeug umschließt, kann nicht über die davor stehenden Fahrzeug gehoben werden, weil der Platz fehlt.
- Die Hand mit dem Fahrzeug wird von oben herabhängenden Unterflurantrieben, Schrauben, etc. aufgerissen.
- Die Hand mit dem Fahrzeug kann von oben herabhängende Kabelverbindungen abreißen.
Frank hat seinen Schattenbahnhof fotografiert und Genehmigung für die Veröffentlichung des Bildes erteilt.

So sollte es mindestens aussehen. Oberhalb der Gleise mit den Zügen ist genügend Platz zur darüber liegenden Platte, was auch immer sich darauf befindet.
Eine Beleuchtung im Schattenbahnhof kann durchaus hilfreich sein, vor allem wenn dieser größere Ausmaße annimmt. Zur (einschaltbaren) Beleuchtung können eingesetzt werden:
- Leuchtschlauch
- LED-Lichterkette (auf Grund der Lichtausbeute und des geringeren Energieverbrauchs zu bevorzugen)
Weil auch immer wieder die Frage nach dem mindestens notwendigen Abstand zwischen zwei Trassen kommt, hier ein kleines Rechenbeispiel, welcher Abstand auf keinen Fall unterschritten werden sollte:
Der Abstand (z.B. beim Gleisplanungsprogramm Wintrack) ist der Abstand zwischen Schienenoberkante zu Schienenoberkante (oder auch Lage der Trassenhöhe zu Lage der Trassenhöhe). Dieser Abstand berechnet sich aus:
- Trassenbrettdicke (Annahme: 10 mm)
- Dämmung (Annahme: 6 mm)
- Gleishöhe (Annahme: 5 mm)
- Freiraum nach Lichtraumprofil (nach NEM 102 ohne Fahrleitung: 59 mm / mit Fahrleitung 65 mm)
Eingriffsluken mögen eine tolle Idee sein, aber:
- wohin mit dem Brett, das man rausgenommen hast? (Ja klar, unter die Decke hängen - und drauf loskrümeln und einstauben. Das gibt sich übrigens mit zunehmendem Betrieb und zunehmender Häufigkeit, diese Einstiegluke zu benutzen)
- wie groß ist die Einstiegsluke? Ich habe da schon mal den Vergleich mit dem Einstieg eines Kanalschachtes gemacht. Guck dir mal auf Abschnitt 5.1 die Größe der Zugangsöffnungen an. Zitat:"Geeignete Maße für Zugangsöffnungen sind beispielhaft in Anhang 7 dargestellt."
Damit nicht jeder danach suchen muss: Rechtseckige Öffnungsfläche mindestens 0,4 m² (z.B. 0,4 m x 1,0 m; 0,6 m x 0,6 m sind nur 0,36 m² und damit zu klein) oder bei Einstieg von oben/unten ein Loch mit mindestens 0,5 m Durchmesser. Bevor jetzt jemand nachrechnet: 0,5 m Durchmesser haben eine Fläche von 0,2 m² - da muss wohl nochmal nachgeschärft werden...
- Ach ja, hast du schon mal den Wasserhahn in der Einbauküche gewechselt?
- Wobei: Josef Birkl zeigt eine geniale Lösung zu herausnehmbaren Anlagenteilen.
Gruß, Heinz
PS: Sollte ich etwas vergessen haben, lasst es mich bitte wissen. Ich werde die Punkte dann ergänzen.
Vielleicht kann der Post ja in die Liste aufgenommen werden oder auch oben angepinnt werden. - Vielen Dank dafür!
Edit: Dreckfuhlertuefel verjagt + Titel überarbeitet
Edit2: Hinweis auf SBH-Beleuchtung eingefügt (Dank an Frank und Walter)
Edit3: LED-Lichterkette präzisiert (Dank an Giselher)
Edit4: Nach das alte Bild von Frank nicht mehr verfügbar ist, habe ich seine Aufnahme aus einem Post weiter unten hier oben eingefügt (Dank an Frank) und den Abschnitt mit dem mindestens erforderlichen Abstand der Trassen eingefügt.
Edit5: Einstiegsluken ergänzt (28.03.2014)
Edit6: Eingriffstiefenexperiment von Alex ergänzt (31.10.2014)
Edit7: Videolink zu Josef Birkl YouTube-Video ergänzt (02.07.2015)
Edit8: Link auf Größe der Zugangsöffnung geändert (18.11.2016)
Edit9: Videolink nach Forensoftwarewechsel korrigiert (31.05.2021)
Edit10: Zitat von Alex korrigiert (22.03.2022)
Edit11: Mindestmaße für Zugangsöffnungen den neuen Regelungen der DGUV angepasst mit Dank an Martin für den Hinweis (11.01.2023)