Guten Abend Thorsten,
Zitat von Redundant
da ich hier im Forum immer wieder von Steigungen möglichst unter 3 % lese, bin ich grade etwas irritiert. Vor 20 Jahren hatte ich bei meinen (Spiel-)Anlagen oft Steigungen um 5 – 7 % (oder stärker). Die Loks hatten damit eigentlich keine wirklichen Probleme. Sie wurden eventuell etwas langsamer bei Steigungen und etwas schneller beim Gefälle (aber nur kleine Loks mit schweren Wagen). Aber ein wirkliches Problem ist damit nie aufgetreten. Sind die Loks in den letzten 20 Jahren soviel empfindlicher geworden, dass das ein Problem wird?
In früheren Zeiten hat man nicht so sehr auf vorbildgerechte Situationen geachtet wie heute. Daraus resultiert eben eine entsprechende Überhöhung der Steigungen. Bei nicht wenigen der damaligen (Märklin)modelle konnten sogar Steigungen bis zu 30%
bewältigt werden.
Gleichgültig jedoch welche Steigung, der Übergang von der Ebene auf eine Steigung sollte immer allmählich und nicht mit einem Knick versehen sein, sonst bleiben ausgerechnet die langen Modelle am Knick hängen (manchmal mit durchdrehenden Rädern).
Ein weitere Problem betrifft Modelle mit geringer Selbsthemmung im Getriebe, die entsprechend bei Halt in der Steigung rückwärts (bzw. vorwärts) rollen können. Einen kleinen Einblick bietet auch der Abschnitt Steigungen im Modellbahnbetrieb.
Zitat von Redundant
Was ist denn eine Steigung, die für gängige Lokomotiven der Epoche IVa mit ca. 1,5 m langen Zügen verträglich ist?
Um die Eignung von Modellen für eine Steigung mit Zug zu bestimmen, muß der Bezug auf das Vorbild außer Acht gelassen werden, da die Motorisierung und die Belastung eine völlig andere ist. Es gibt hier zwei Methoden: also a) Try-and-Error (Ausprobieren bis es geht) und b) technisch-mathematisch (viele sind leider von der Mathematik überfordert
)
Ich persönlich bevorzuge Methode b). Wenn Du Interesse hast, kann ich es gerne versuchen zu erklären.
Zitat von Redundant
Auch ist oft von Motorschäden durch Überhitzung zu lesen. Das ist eine Sache, die mir wirklich Gedanken macht. Denn letztendlich habe ich als Vorbild eine Strecke mit 5,7 % Steigung gewählt ... und diese Steigung würde ich auch gerne auf der Modellbahn nachbilden. Die Züge werden vorbildgerecht mit einer Handvoll dreiachsigen Umbauwagen oder 1 - 2 Güterwagen + Steilstreckenbegleitwagen gebildet.
Was kann ich gegen Motorüberhitzung tun – geänderte Übersetzung, Wärmeleitbleche am Motor, Motor mit dünnem Schrumpflack lackieren (Erhöhung der Oberfläche um ca. 40 %). Letztendlich sollen die Fahrzeuge eine ca. 10 m lange Steigung mit den erwähnten 5,7 % überwinden.
Sofern ein Motor wegen Überlastung überhitzt, ist er ungeachtet der Untersetzung usw. nicht für den Zweck geeignet. Durch meine intensiven Tests, deren Ergebnisse in den Erfahrungsberichten zusammengefaßt sind, habe ich einen kleinen Ein- bzw. Überblick über die verschiedenen, zumeist Märklinmodelle. Und um Dich zu beruhigen: kein Modell und/oder Motor ist bislang den Hitzetod gestorben.
Dein gewähltes Beispiel fordert allerdings die technisch-mathematische Behandlung heraus, welche ich nun doch anwenden muß:
Gewählter Zug: 5 Umbauwagen (Dreiachser), 2 Güterwagen (zweiachsig) und ein Steilstreckenbegleitwagen (Pwi oder so?). Steigung 5,7%
Dreiachser von Märklin: Katalognummer 4079 = 65g Masse, Fahrwiderstand ca. 3%
Güterwagen (z.B. zweiachsige Kesselwagen Gattung Zs), z.B. Katalognummer 4440; 60g Masse, Fahrwiderstand 2% (Kunststofflager)
Begleitwagen (angenommene Type) Katalogartikel 4600; 75g Masse, Fahrwiderstand 3% (Gußboden)
Nun zählen wir zusammen:
Gesamtmasse= 3*65g + 2*60g + 75g = 390g (das ist wenig).
Zugmasse (daraus wird die Eignung der Loktype bestimmt):
3% von 65g = 1,95g (Dreiachser)
2% von 60g = 1,2g (Güterwagen)
3% von 75g = 2,25g (Begleitwagen)
Zugmasse in der Ebene = 3*1,95g + 2*1,2g + 2,25g = 10,5g
Zugmasse nur Steigung = 5,7% von 390g (Gesamtmasse) = 22,23g
Zugmasse gesamt = 22,23g + 10,5g = ca. 33g. Das heißt, die Lok muß in der Lage sein 33g ohne Schleudern zu ziehen. Um dies zu erreichen, ist eine Zugmasse von mindestens 66g (das Doppelte) notwendig.
Nun kommt die Lokauswahl, sofern dies Märklinmodelle sein sollen, die Erfahrungsberichte aufrufen und die Tabelle nach der Zugmasse (mittlere Spalte) sortieren. Alles was dann über 66g ist, ist geeignet. In unserem Fall also mit Ausnahme der Triebwagen (Zugmasse 0), der E63, der Santa Fe
, einer 89'er, dem Glaskasten (BR 98.3) und der BR 38 DRG alle Modelle in dieser Tabelle.
mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn