RE: Maximale Steigung

#1 von Redundant , 15.08.2011 20:38

Moin,

da ich hier im Forum immer wieder von Steigungen möglichst unter 3 % lese, bin ich grade etwas irritiert. Vor 20 Jahren hatte ich bei meinen (Spiel-)Anlagen oft Steigungen um 5 – 7 % (oder stärker). Die Loks hatten damit eigentlich keine wirklichen Probleme. Sie wurden eventuell etwas langsamer bei Steigungen und etwas schneller beim Gefälle (aber nur kleine Loks mit schweren Wagen). Aber ein wirkliches Problem ist damit nie aufgetreten. Sind die Loks in den letzten 20 Jahren soviel empfindlicher geworden, dass das ein Problem wird?

Was ist denn eine Steigung, die für gängige Lokomotiven der Epoche IVa mit ca. 1,5 m langen Zügen verträglich ist?

Auch ist oft von Motorschäden durch Überhitzung zu lesen. Das ist eine Sache, die mir wirklich Gedanken macht. Denn letztendlich habe ich als Vorbild eine Strecke mit 5,7 % Steigung gewählt ... und diese Steigung würde ich auch gerne auf der Modellbahn nachbilden. Die Züge werden vorbildgerecht mit einer Handvoll dreiachsigen Umbauwagen oder 1 - 2 Güterwagen + Steilstreckenbegleitwagen gebildet.

Was kann ich gegen Motorüberhitzung tun – geänderte Übersetzung, Wärmeleitbleche am Motor, Motor mit dünnem Schrumpflack lackieren (Erhöhung der Oberfläche um ca. 40 %). Letztendlich sollen die Fahrzeuge eine ca. 10 m lange Steigung mit den erwähnten 5,7 % überwinden.

Viele Grüße,
Thorsten


Die vorangegangenen Zeilen sind als Denkanstoß zu verstehen – nicht als Belehrung, Provokation oder was auch immer bösartige Menschen da hineininterpretieren könnten.
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RE: Maximale Steigung

#2 von SAH , 15.08.2011 22:11

Guten Abend Thorsten,

Zitat von Redundant

da ich hier im Forum immer wieder von Steigungen möglichst unter 3 % lese, bin ich grade etwas irritiert. Vor 20 Jahren hatte ich bei meinen (Spiel-)Anlagen oft Steigungen um 5 – 7 % (oder stärker). Die Loks hatten damit eigentlich keine wirklichen Probleme. Sie wurden eventuell etwas langsamer bei Steigungen und etwas schneller beim Gefälle (aber nur kleine Loks mit schweren Wagen). Aber ein wirkliches Problem ist damit nie aufgetreten. Sind die Loks in den letzten 20 Jahren soviel empfindlicher geworden, dass das ein Problem wird?



In früheren Zeiten hat man nicht so sehr auf vorbildgerechte Situationen geachtet wie heute. Daraus resultiert eben eine entsprechende Überhöhung der Steigungen. Bei nicht wenigen der damaligen (Märklin)modelle konnten sogar Steigungen bis zu 30% bewältigt werden.
Gleichgültig jedoch welche Steigung, der Übergang von der Ebene auf eine Steigung sollte immer allmählich und nicht mit einem Knick versehen sein, sonst bleiben ausgerechnet die langen Modelle am Knick hängen (manchmal mit durchdrehenden Rädern).
Ein weitere Problem betrifft Modelle mit geringer Selbsthemmung im Getriebe, die entsprechend bei Halt in der Steigung rückwärts (bzw. vorwärts) rollen können. Einen kleinen Einblick bietet auch der Abschnitt Steigungen im Modellbahnbetrieb.

Zitat von Redundant

Was ist denn eine Steigung, die für gängige Lokomotiven der Epoche IVa mit ca. 1,5 m langen Zügen verträglich ist?



Um die Eignung von Modellen für eine Steigung mit Zug zu bestimmen, muß der Bezug auf das Vorbild außer Acht gelassen werden, da die Motorisierung und die Belastung eine völlig andere ist. Es gibt hier zwei Methoden: also a) Try-and-Error (Ausprobieren bis es geht) und b) technisch-mathematisch (viele sind leider von der Mathematik überfordert )
Ich persönlich bevorzuge Methode b). Wenn Du Interesse hast, kann ich es gerne versuchen zu erklären.

Zitat von Redundant

Auch ist oft von Motorschäden durch Überhitzung zu lesen. Das ist eine Sache, die mir wirklich Gedanken macht. Denn letztendlich habe ich als Vorbild eine Strecke mit 5,7 % Steigung gewählt ... und diese Steigung würde ich auch gerne auf der Modellbahn nachbilden. Die Züge werden vorbildgerecht mit einer Handvoll dreiachsigen Umbauwagen oder 1 - 2 Güterwagen + Steilstreckenbegleitwagen gebildet.
Was kann ich gegen Motorüberhitzung tun – geänderte Übersetzung, Wärmeleitbleche am Motor, Motor mit dünnem Schrumpflack lackieren (Erhöhung der Oberfläche um ca. 40 %). Letztendlich sollen die Fahrzeuge eine ca. 10 m lange Steigung mit den erwähnten 5,7 % überwinden.



Sofern ein Motor wegen Überlastung überhitzt, ist er ungeachtet der Untersetzung usw. nicht für den Zweck geeignet. Durch meine intensiven Tests, deren Ergebnisse in den Erfahrungsberichten zusammengefaßt sind, habe ich einen kleinen Ein- bzw. Überblick über die verschiedenen, zumeist Märklinmodelle. Und um Dich zu beruhigen: kein Modell und/oder Motor ist bislang den Hitzetod gestorben.
Dein gewähltes Beispiel fordert allerdings die technisch-mathematische Behandlung heraus, welche ich nun doch anwenden muß:
Gewählter Zug: 5 Umbauwagen (Dreiachser), 2 Güterwagen (zweiachsig) und ein Steilstreckenbegleitwagen (Pwi oder so?). Steigung 5,7%
Dreiachser von Märklin: Katalognummer 4079 = 65g Masse, Fahrwiderstand ca. 3%
Güterwagen (z.B. zweiachsige Kesselwagen Gattung Zs), z.B. Katalognummer 4440; 60g Masse, Fahrwiderstand 2% (Kunststofflager)
Begleitwagen (angenommene Type) Katalogartikel 4600; 75g Masse, Fahrwiderstand 3% (Gußboden)
Nun zählen wir zusammen:
Gesamtmasse= 3*65g + 2*60g + 75g = 390g (das ist wenig).
Zugmasse (daraus wird die Eignung der Loktype bestimmt):
3% von 65g = 1,95g (Dreiachser)
2% von 60g = 1,2g (Güterwagen)
3% von 75g = 2,25g (Begleitwagen)
Zugmasse in der Ebene = 3*1,95g + 2*1,2g + 2,25g = 10,5g
Zugmasse nur Steigung = 5,7% von 390g (Gesamtmasse) = 22,23g
Zugmasse gesamt = 22,23g + 10,5g = ca. 33g. Das heißt, die Lok muß in der Lage sein 33g ohne Schleudern zu ziehen. Um dies zu erreichen, ist eine Zugmasse von mindestens 66g (das Doppelte) notwendig.
Nun kommt die Lokauswahl, sofern dies Märklinmodelle sein sollen, die Erfahrungsberichte aufrufen und die Tabelle nach der Zugmasse (mittlere Spalte) sortieren. Alles was dann über 66g ist, ist geeignet. In unserem Fall also mit Ausnahme der Triebwagen (Zugmasse 0), der E63, der Santa Fe , einer 89'er, dem Glaskasten (BR 98.3) und der BR 38 DRG alle Modelle in dieser Tabelle.

mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


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RE: Maximale Steigung

#3 von Redundant , 15.08.2011 22:35

Moin,

danke für die Infos. Im Moment habe ich zwar noch Märklin, aber ich werde auf Zweileiter-Gleichstrom umsatteln. mein Märklin-Material ist noch analog und zum Teil noch M-Gleise. Bei über 100 Metern benötigter Gleise ist mir Märklin-Material zu teuer!

Viele Grüße,
Thorsten


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RE: Maximale Steigung

#4 von h0bahner , 15.08.2011 23:15

Eine Strecke der echten Bahn mit 5,7% Steigung? Das will ich sehn
Sicher, dass du nicht 5,7 ProMille meinst?
kommt mir bissl viel vor...


mit freundlichem Gruße
J-P


 
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RE: Maximale Steigung

#5 von Redundant , 15.08.2011 23:28

Nein nein, ich meine 57 Promille = 5,7 % (siehe -> KLICK). Es ist eine der steilsten Strecken in Deutschland (ca. 300 Höhenmeter auf ca. 9 km Länge). Die maximale Steigung ist 1:17,5 ...

Markante Streckenpunkte sehen so aus, dass man sie auf einer Modellbahnanlage kaum jemandem abnehmen würde. Deshalb will ich eine Anlage bauen, die sich an die Kasbachtalbahn anlehnt ...

Viele Grüße,
Thorsten

PS: Die 8 Euro für Hin- und Rückfahrt sind ein absolutes Erlebnis für Bahnfans!


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RE: Maximale Steigung

#6 von Ferenc , 15.08.2011 23:35

Hallo
Stephan-Alexander Heyn,
wie kommst du auf die % Werte für den Fahrwiederstand ?

Dank im voraus
Ferenc


Immer eine Handbreit Schotter unter der Schwelle


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RE: Maximale Steigung

#7 von SAH , 15.08.2011 23:46

Guten Abend Ferenc,

Zitat von Ferenc
Hallo
Stephan-Alexander Heyn,
wie kommst du auf die % Werte für den Fahrwiederstand ?



Für noch nicht gemessene Wagen theoretisch nach dem Online Rechner Zugmasse
Praktisch durch Ausrollmessungen an den Wagen: Theorie und Praxis.

mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


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RE: Maximale Steigung

#8 von Helko ( gelöscht ) , 16.08.2011 08:01

Zitat von h0bahner
Eine Strecke der echten Bahn mit 5,7% Steigung?

z.B.: Höllentalbahn zwischen Himmelreich und Hinterzarten, Steigungen 57,14 ‰ (Wikipedia), andere schreiben 55‰ !!!

Dateianlage:
Sie haben nicht die nötigen Rechte, um die angehängten Dateien zu sehen

Helko

RE: Maximale Steigung

#9 von Redundant , 16.08.2011 09:49

Moin,

wie beim Vorbild werde ich auf der Strecke wohl fünffach gekoppelte Loks der Baureihen 94 und/oder 82 einsetzen. Die sollten mit kurzen Zügen auf der Strecke keine Probleme haben. Bei der V100 (West) und dem 798er Schienenbus stelle ich mir aber grade die Frage, ob es Modelle gibt, die auf allen Achsen angetrieben sind (oder sonstwie "steilstreckentauglich" sind). Kann mir da jemand Tipps geben?

Viele Grüße,
Thorsten


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RE: Maximale Steigung

#10 von SAH , 16.08.2011 19:21

Guten Abend Thorsten,

Zitat von Redundant
Bei der V100 (West) und dem 798er Schienenbus stelle ich mir aber grade die Frage, ob es Modelle gibt, die auf allen Achsen angetrieben sind (oder sonstwie "steilstreckentauglich" sind). Kann mir da jemand Tipps geben?



Zur V100/212 kenne ich zwar keine allachsangetriebenen Modelle, doch zumindest das Märklinmodell habe ich solo bis auf 35% die Rampe hochfahren können (analog!).

mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


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RE: Maximale Steigung

#11 von h0bahner , 16.08.2011 19:52

Die V100 von Roco ist auf allen vier Achsen angetrieben (aber nur Gleichstrom!)


mit freundlichem Gruße
J-P


 
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RE: Maximale Steigung

#12 von nico224 , 16.08.2011 20:06

Ist zwar eine andere Lok, aber: Meine 50er (3084 !?) von Märklin ist auf allen Achsen angetrieben. Ausgenommen Tender + Vorlaufachse.


Beste Grüße,
Nico

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RE: Maximale Steigung

#13 von Redundant , 16.08.2011 20:34

Moin,

die 3084 hab ich auch - die hat sich auch mit langen Zügen nie eine Steigung anmerken lassen. Aber die ist noch analog und ich möchte digital fahren. Da ich sowieso alles neu anschaffen muss, werde ich auf Zweileiter-Gleichstrom umsatteln (der Meter Gleis ist einfach merklich billiger) ...

Viele Grüße,
Thorsten


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RE: Maximale Steigung

#14 von Ferenc , 16.08.2011 20:41

Hallo,
jetzt kommen aber noch Masseradschleifer und Pukoschleifer evtl. ins Spiel und dann kommen nochmals andere Werte ans Tageslicht. Hat einer schon mal Messungen mit einer Federzugwaage durchgeführt und hier Erfahrungen sammeln können ?

Gruß
Ferenc


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RE: Maximale Steigung

#15 von SAH , 16.08.2011 21:14

Guten Abend Ferenc,

Zitat von Ferenc
Hallo,
jetzt kommen aber noch Masseradschleifer und Pukoschleifer evtl. ins Spiel und dann kommen nochmals andere Werte ans Tageslicht. Hat einer schon mal Messungen mit einer Federzugwaage durchgeführt und hier Erfahrungen sammeln können ?




In meinen Auswahltabellen sind auch andere Modelle enthalten, die in den Zeitschriften getestet wurden und für mich verwertbar sind. Hangle Dich einfach mal durch.
;)

mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


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RE: Maximale Steigung

#16 von nico224 , 17.08.2011 19:53

Zitat von Redundant
Moin,

die 3084 hab ich auch - die hat sich auch mit langen Zügen nie eine Steigung anmerken lassen. Aber die ist noch analog und ich möchte digital fahren. Da ich sowieso alles neu anschaffen muss, werde ich auf Zweileiter-Gleichstrom umsatteln (der Meter Gleis ist einfach merklich billiger) ...

Viele Grüße,
Thorsten



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Nico

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